Autor Thema: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting  (Gelesen 9679 mal)

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Offline postman

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[Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« am: 27.05.2007 | 00:42 »
Hallo zusammen!

Ich möchte hier mal die Gelegenheit nutzen, und einige Ideen für ein Fantasy-Setting vorstellen, an dem ich seit geraumer Zeit zusammen mit einem Freund arbeite.
Ziel ist das langfristige Spielen in einer stimmigen, ernsten und authentisch ausgearbeiteten Welt. Vielleicht veröffentlichen wir das Ergebnis dann ja mal als PDF im Internet oder es wird gar ein gedrucktes Buch daraus. Wer weiß, was die Zukunft bringt?! Man wird ja wohl zumindest noch träumen dürfen! ;-)
Ich würde gerne eure persönlich Meinung dazu hören. Würde euch das Setting reizen? Denkt ihr, dass das Ganze stimmig ist? Was würdet ihr anders machen? Gefallen euch eventuell gewisse Einzelheiten? Vorschläge, Anregungen, Kritik und Ideen sind natürlich immer willkommen!



Die Welt

Selbige ist düster, dreckig und verdorben. Intrigen, Armut, Angst, Hoffnungslosigkeit, Selbstsucht, Hungersnöte, Rassismus, eine große Kluft zwischen Arm und Reich, Krankheiten und der ewige Kampf um das eigene Überleben und den Erhalt der eigenen Macht prägen das Bild. Gut und Böse ist nicht deutlich zu trennen und bleibt eine subjektive Sache.
Elfen, Halblinge, Zwerge und Orks wird man hier vergebens suchen, stattdessen findet man eine Vielzahl an Völkern und Kulturen der Menschen. Darunter raue Nordmänner, mit Fischerdörfern an den Küsten und Seen im eisigen und kargen Norden, dunkelhäutige Menschen aus dem Süden, Reitervölkern in den weiten der Steppe des Ostens, und natürlich das obligatorische, europäisch mittelalterlich orientierte Volk mit Burgen, Fachwerkhäusern, Dörfern und Bauernhöfen, aber auch auch großen Prunkbauten im Stil der Renaissance, Barock oder Gotik.
Dazu kommen zahlreiche Organisationen, die um die Macht auf dieser Welt buhlen. Es finden sich unter anderem zwielichtige Geheimbünde, fanatische Religiongemeinschaften und Sekten oder politische Vereinigungen.
Dabei reicht der technische Entwicklungsstand von einfachsten Völkern, ähnlich den Wikingern, bis hin zu Völkern, die über Buchdruck, Uhrwerke und ähnlich entwickelte Techniken verfügen. Vielleicht sogar über Luftschiffe?!
Allerdings wimmelt es hier nicht von Helden in strahlenden Rüstungen, auch die Spieler sollten dabei keine Ausnahme bilden.
Neben altbackenen Tieren, wie Wölfen, Wildschweinen oder Bären, beherbergt die Fauna auch einige furchteinflößende und nicht zivilisierte Monster. Nicht selten sind diese schwerfällig und klobig, ähnlich der Trolle oder Oger. Aber auch Warge sind denkbar.


Politik

Politik ist eine Schmutzige Sache, ebenso wie in unserer Realität. Politisch motivierte Morde, Korruption, Intrigen und Machtkämpfe gehören zum Standart. Warum sollten die Spieler also nicht auch aktiv darauf Einfluss nehmen können?!
Wie das aussehen soll und kann, steht noch nicht fest.


Religion und Magie

Die Religion spielt für viele Menschen eine wichtige Rolle, sie spendet Trost, gibt Hoffnung und dient als Erklärung für so manches, das sonst unerklärlich bliebe. Dabei sind noch nie Götter offen zu Tage getreten, ihre Existenz ist folglich unbewiesen. Dennoch wir der Religion teilweise ein hoher Einfluss auf die Politik eingeräumt.
Manche Menschen, vor allem in den ländliche Regionen, klammern sich auch an so manchen Aberglauben. Man erzählt sich hier etwa von Hausgeistern, und pflegt Rituale und Bräuche. Häufig verschmelzen auch Religion und Aberglaube.

Magie ist relativ selten und in etwa vergleichbar mit der von Gandalf oder der der anderen Istari. Man wird also lange und vergebens nach Feuerbällen oder Blitzen suchen, die irgendwelche Magier während eines Kampfes durch die Gegend schleudern. Dabei ist die Magie auch nicht immer vom gesprochenen Wort abhängig.
Dazu geben sich Scharlatane und Quacksalber als Zauberer aus. Sie arbeiten mit Karten- und Spiegeltricks oder verkaufen bunte Wundertränke. Scheinmagie ist für den Laien kaum von tatsächlicher Magie zu unterscheiden.
Das Magiesystem sollte weitgehend frei sein und dem Spieler zahlreiche Möglichkeiten geben, aber hier sind wir noch nach wie vor auf der Suche nach kreativen Ideen.


Die Regeln

Die Regeln sollen nicht zu abstrakt, aber gut spielbar sein. Dabei ist eine solide Grundstruktur geplant, die aber durch eine Fülle optionaler Regeln verfeinert werden kann. Statt das Rad neu zu erfinden, soll hier auf alt bewährtes gesetzt werden.
Basieren soll all das dann auf Würfen (W6, W10, W20, W100) oder Karten. Die Charakterentwicklung ist Stufenlos geplant.
« Letzte Änderung: 11.09.2007 | 22:33 von postman »

Offline [tob]ias

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #1 am: 27.05.2007 | 14:22 »
Ohne das irgendwie böse zu meinen, finde ich keine neuen Ideen in deinem Setting.

Warum spielst du z.B. nicht einfach mit der Warhammer-Welt?
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Offline postman

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #2 am: 27.05.2007 | 14:48 »
Ohne das irgendwie böse zu meinen, finde ich keine neuen Ideen in deinem Setting.

Warum spielst du z.B. nicht einfach mit der Warhammer-Welt?

Du hast ja leider Recht. Wirklich neu ist da nichts.
Zu einem gewissen Teil sind es aber auch einfach nur der Spaß und der Ehrgeiz, die mich beim Weltenbau treiben. Vielleicht finden sich in meinem Hinterstübchen ja doch noch einige innovative Ideen?! ;-)
In der Welt von Warhammer habe ich auch schon gespielt, aber sie war dann doch nicht ganz das, wonach ich gesucht habe.

Offline Vanis

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #3 am: 27.05.2007 | 15:02 »
Hört sich nach einer etwas "finstereren" Version des Mittelalters an. Wenn man sich die Welt selbst zusammenbasteln will, ist das natürlich wunderbar. Das Rad muss auch nicht immer neu erfunden werden. Neben den ganzen Details solltest du dir vor allem überlegen, welchen Spielstil zu anstrebst. Also was die Gruppe will. Dann hast du schonmal ein Grobraster vor Augen, nach dem du an den Hintergrund rangehen kannst. Sonst hat man so einen riesen Berg vor sich und weiß nicht recht,wo man eigentlich anfangen soll (würde mir so gehe).
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Offline Gabriel

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #4 am: 27.05.2007 | 15:05 »
Hi Postman

Klingt im großen und ganzen stimmig. Und als eingefleischter Everway-Spieler verzichte ich gerne auf Fremdrassen zugunsten von interessanten Völkern. Aber die Beschreibung ist noch etwas zu kurz und high-level, um wirklich etwas dazu sagen zu können.

Ich spiele normalerweise nicht in Fremder Leute kompletten Welten, verwende aber gerne einzelne Städte, Reiche, Personen et cetera.

Zitat
Die Regeln
Solltest du dir sparen. Regeln und Welt bauen haben erstmal nichts miteinander zu tun, trenn das mal. Gute Regeln schreiben ist sehr schwer und du verhunzt dir damit nur das Setting.

Gabriel

Offline postman

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #5 am: 27.05.2007 | 15:13 »
Regeln und Welt bauen haben erstmal nichts miteinander zu tun, trenn das mal.

Denke du hast Recht. Ich lasse die Regeln wohl besser erst mal außen vor.
Danke!

Offline Feuersänger

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #6 am: 27.05.2007 | 15:33 »
Da hat er ein wahres Wort gelassen ausgesprochen...

So'n bissl Steampunk also. Dabei mein Ratschlag: wenn du stark unterschiedliche Techlevel einbauen willst -- also Fäntelalter, auf deutsch gesagt -- solltest du dir noch vorher überlegen, wie plausibel das dann ist. Kurz gesagt, sollten diese Techlevel-Unterschiede räumlich getrennt sein, etwa nach Kontinenten. Es macht einfach keinen Sinn, wenn aus England schon gepanzerte Dampfschiffe mit musketentragenen Marines losgeschickt werden, und eins weiter östlich in Norwegen noch Drachenschiffe mit axtschwingenden Wikingern bemannt werden. Verstehnsemich?
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Offline postman

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #7 am: 27.05.2007 | 15:50 »
Da hat er ein wahres Wort gelassen ausgesprochen...

So'n bissl Steampunk also. Dabei mein Ratschlag: wenn du stark unterschiedliche Techlevel einbauen willst -- also Fäntelalter, auf deutsch gesagt -- solltest du dir noch vorher überlegen, wie plausibel das dann ist. Kurz gesagt, sollten diese Techlevel-Unterschiede räumlich getrennt sein, etwa nach Kontinenten. Es macht einfach keinen Sinn, wenn aus England schon gepanzerte Dampfschiffe mit musketentragenen Marines losgeschickt werden, und eins weiter östlich in Norwegen noch Drachenschiffe mit axtschwingenden Wikingern bemannt werden. Verstehnsemich?

Die Argumentation ist absolut schlüssig. Ich will mich bemühen, die regionalen Unterschiede beim Technologiestandard nicht zu drastisch ausfallen zu lassen. Ansonsten lässt sich ja, wie von dir geraten, mit geografischen Abgrenzungen arbeiten.

Offline Yvo

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #8 am: 28.05.2007 | 13:02 »
Solltest du dir sparen. Regeln und Welt bauen haben erstmal nichts miteinander zu tun, trenn das mal. Gute Regeln schreiben ist sehr schwer und du verhunzt dir damit nur das Setting.

Das ist so ganz einfach mal FALSCH und scheint ein ewiger Irrglaube auf diesem Forum zu sein.
Regeln und Welt haben sehr wohl was miteinander zu tun... ...bei Shadowrun braucht man beispielsweise Cyberwareregeln für die ganzen Gimmicks, die es in der Welt gibt und Regeln für die Astralreise... ...da müsste man ein Universalsystem erst mühsam anpassen.
Wenn es in dem Fantasysystem hauptsächlich um Stadtabenteuer mit Intrigen und Verrat geht, braucht man mehr Diebesfertigkeiten. Soll es eher auf Dungeoncrawl hinauslaufen, braucht man ein schnelles Kampfsystem... ...wenn man strahllende Helden spielt, ist das Kampfsystem für sie weniger tödlich... ...will man es mehr "gutter" und low-level, dass die Charaktere eher normale Menschen sind, macht man das Kampfsystem tödlicher.

Zudem ist ein faszinierendes Setting schreiben mindestens ebensoschwierig wie gute Regeln, wahrscheinlich sogar noch mehr aufwand, wenn man es nicht nur grob und ohne Klischees machen will.

---------------------------------------------------------

Zum eigentlichen Spiel:
Unterschiedliche Techlevel sind nicht das Problem... ...auf dieser Welt gab es 1820 Eisenbahnen, während andere mit Pfeil und Bogen unterwegs waren oder Schamanen um Zauber gebeten haben. Die Diskussion gabe es hier auch: http://www.dasfera.de/viewtopic.php?t=1833
Da stehen mehrere Gründe drin, warum sowas möglich sein kann.

Bye,
Yvo
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Offline Feuersänger

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #9 am: 28.05.2007 | 13:37 »
Regeln und Welt: er hat ja geschrieben, "haben _erstmal_ nichts miteinander zu tun". Dass man dann für bestimmte Eigenheiten dieses Settings spezielle Regeln braucht, ist klar, wenn man nicht alles Nullachtfuffzehn halten will. Aber man sollte halt - da stimme ich zu - sich erstmal umfassende Gedanken zum Setting machen, und dann hinterher überlegen, wie man das alles regeltechnisch umsetzt.

Was die Trennung unterschiedlicher Techlevel angeht, ist die Geographie halt einfach das Mittel der Wahl. Abgesehen davon, mag es ja auch heute noch in diversen Ecken und Enden unserer Welt steinzeitliche Ureinwohner geben, aber das sind halt sehr wenige, sie haben weltgeschichtlich nichts zu melden, und können ihren Lebensstil nur pflegen, solange sie sich isolieren. Wenn sie mit der Zivilisation in Kontakt treten, passen sie sich an, Punkt fertig.

Faustregel: ein Volk mit höherem Techlevel macht mit niedrigeren Techleveln, was es will. Das kann aktive Ausbeutung, Unterwerfung oder Kolonisation sein, oder Abschottung gegen sie durch militärische, technische oder magische Mittel.
(Techlevel nicht gleich Kulturlevel... die Mongolen hatten sicher weniger Kultur als die Chinesen, als sie China überrannten und eroberten... der Techlevel war halt ungefähr gleich.)
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Offline Yerho

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #10 am: 28.05.2007 | 20:18 »
(Techlevel nicht gleich Kulturlevel... die Mongolen hatten sicher weniger Kultur als die Chinesen, als sie China überrannten und eroberten... der Techlevel war halt ungefähr gleich.)

Die Mongolen waren Nomaden, die in Zelten hausten und deren technische Obergrenze durch den Bau eines funktionsfähigen Reiterbogens markiert wurde, während China imposante (Festungs-) Bauten, Hochseeschifffahrt, Schießpulver, ausgetüftelte Be- und Entwässerungsanlagen, mechanische Hilfsmittel wie den Flaschenzug und umfassende Naturwissenschaften aufzuweisen hatte.

Trotzdem hatten die Mongolen trotz ihres eklatant geringeren Techlevels und ihrer geringeren Bevölkerungszahl China überrennen.
Warum?
China war politisch nicht homogen und konnte seien Kraft nicht bündeln. E konnte auch in der jeweils betroffenen Region nicht seine komplette männliche Bevölkerung für den Kriegsdienst einsetzen, die Berufssoldaten waren weniger motiviert und es gab kaum Reiterei. Daneben gibt es noch unzählige andere Gründe, aber keiner hat etwas mit dem Techlevel zu tun.

Um genau zu sein, hat der Techlevel erst etwas mit militärischer Überlegenheit zu tun, wenn das Kriegshandwerk an sich hinreichend technisiert ist. Ansonsten sind es eher demographische und soziale Aspekte, die den Ausschlag geben. Einer der Hauptfehler in diesem Forum ist es also eher, dass historische (oder richtiger: historisierende) Settings nach den Maßstäben unserer Zeit betrachtet werden. ;)
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Offline Feuersänger

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #11 am: 28.05.2007 | 21:21 »
Äh-äh. Das ist genau der Unterschied, den ich meinte, zwischen Tech- und Kulturlevel. Bewässerung, Archtitektur, etc. sindm.E. eher in den Bereich der Kultur zu schieben. Mag ja sein, daß die Chinesen Schießpulver kannten, aber für sie war es nur Spielzeug für Feuerwerke. IIRC sind erst die Mongolen auf den Trichter gekommen, dass man damit auch Raketenwerfer basteln könnte.

Du hast freilich Recht mit deinen Ausführungen, was mangelhafte Mobilmachung usw angeht, und erst recht mit dem Passus zur implementierung technischer Entwicklungen in die Kriegskunst. Da ist das mit den Raketen ja ein passendes Beispiel.
Aber im Großen und Ganzen kannst du sowohl die Mongolen als auch China mit dem Techlevel "Mittelalter" zusammenfassen. Massive Verbreitung von Feuerwaffen ist dann ein Zeichen für Techlevel "Neuzeit", und wenn die Kumpels nichtmal Stahl herstellen können, ist der Techlevel freilich noch eins drunter, Bronze- oder gar Steinzeit.

Problematisch wird's halt im Fäntelalter, wenn auf die Zusammenhänge keine Rücksicht genommen wird. Wenn z.B. in einer Gegend die Leute noch mit Vollplatte ins Feld ziehen, und im Nachbarland Rüstungen passé und Degen total in sind, obwohl der eigentliche Knackpunkt dieser Entwicklung, nämlich Feuerwaffen, in der bewussten Welt überhaupt nicht existieren. Im Kriegsfalle würden die Vollgerüsteten hier die Degenfechter einfach ungespitzt in den Boden rammen, wohingegen es bei Vorhandensein von Feuerwaffen genau umgekehrt aussähe (also wie bei uns).

P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?
« Letzte Änderung: 28.05.2007 | 21:26 von Feuersänger »
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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #12 am: 28.05.2007 | 23:09 »
Neben den ganzen Details solltest du dir vor allem überlegen, welchen Spielstil zu anstrebst. Also was die Gruppe will. Dann hast du schonmal ein Grobraster vor Augen, nach dem du an den Hintergrund rangehen kannst.

Sicher ein guter Ansatz. Ich werde mir auf jeden Fall mal ein paar Gedanken dazu machen.



P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?

Vielleicht sehen viele Spieleschmieden eine größere Vielfalt an Möglichkeiten, wenn sie sich Richtung Renaissance orientieren. Wahrscheinlich sieht man das Früh- oder Hochmittelalter unter diesem Aspekt schlicht als eine Einschränkung.
Oder das "primitive" Mittelalter hat den Reiz für die Mainstream-Kundschaft
verloren. Wer weiß das schon?

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #13 am: 28.05.2007 | 23:38 »
Faustregel: ein Volk mit höherem Techlevel macht mit niedrigeren Techleveln, was es will. Das kann aktive Ausbeutung, Unterwerfung oder Kolonisation sein, oder Abschottung gegen sie durch militärische, technische oder magische Mittel.
(Techlevel nicht gleich Kulturlevel... die Mongolen hatten sicher weniger Kultur als die Chinesen, als sie China überrannten und eroberten... der Techlevel war halt ungefähr gleich.)

Sorry fürs abgleiten ins Off-topic, aber wenn ich so nen Scheiß lese kräuseln sich meine Fußnägel. Und um das ganze von vorneherein noch schlimmer zu machen, pack ich mal die Wissenschafts-Keule aus. Auch bekannt als: ich hab mehr Recht als Du, weil ich das studier. Ätsch.

Völker (und davon kann man wirklich nur noch in Fantasy Settings sprechen. Heute spricht man als Politologe eher von Territorialstaaten) mit hohem Techlevel machen nicht zwangsläufig was sie wollen mit schwächeren Nachbarn. In den Internationalen Beziehung gibt es wesentlich mehr Nuancen. Und wenn man mit der Realismus Keule kommt (die hier zwar nicht explizit geschwungen wird, aber auf die alles hinausläuft. Man schaue sich nur Feuersängers Argumentation an) dann sollte man nicht mit zwei Maß messen, sondern bedenken, dass sich auch heute die "Starken" nicht alles mit den Schwachen erlauben können. Es kommt vielmehr auf Interessenlagen an, welche Absprachen getroffen wurden und welche ethischen und moralischen Vorstellungen sich in einem System der internationalen Beziehungen herausgebildet haben.
Die weitere Argumentation (ob Starke die Schwachen unterdrücken bzw. alles mit ihnen machen) hängt dann wirklich von den verschiedenen "Schulen" oder Sichtweisen ab. Hier mal auf die schnelle zwei Extreme: Es gibt eine Richtung die behauptet es gäbe Anarchie in den IB und eine andere spricht von Herrschaftsverhältnissen durch einen Hegemon. Dazwischen stecken, dann irgendwie die Instituionalisten, welche glauben, es gäbe Absprachen die internationale Beziehungen regeln.
Nebenbei finde ich die Kultur-Wertung daneben. Wie will man denn bitte Kultur bewerten udn da ne eindeutige Aussage treffen. Gut, dass soll jetzt nicht mehr weiter thematisiert werden.

Nun möchte ich mal wieder zum Topic kommen: Ich finde es nicht im geringsten problematisch Völker mit hohem Techlevel neben Völker mit niedrigem Techlevel zu setzen. Man kann fast alles glaubhaft begründen. Außerdem sind wir hier in der Phantasie! Dakann man allesmachen was einem Spassmacht.
Wie im China-Beispiel kann man fast alles mit sozio-kulturellen und politischen Begründungen glaubwürdig rüberbringen. Man findet genug Beispiele in Geschichtsbüchern. Sollen zwei extreme Staaten/Vöker/Territorien nebeneinander liegen die vom Techlevel her weit auseinanderklaffen konstruiert man gute Gründe: Das kleine Land ist nicht attraktiv für das Große, weil zu wenig Rohstoffe. Unwirtliche Gegend, die schwer zu besiedeln ist etc. Man kann auch - wie im kalten Krieg - schwache Länder zwischen starken positionieren: als Puffer.

Es muss nicht immer so geradlinig sein. Und der beste Tipp den du hier schon bekommen hast ist der, dir zu überlegen welche Art von Spielweise du unterstützen willst und welche Stimmung transportiert werden soll. Dementsprechend solltest du die Regeln designen. Eine gute Idee ist es auch sich hier mal die Challenge Beiträge anzuschauen. Auch die von der letzten challenge und dir genau anzuschauen wie die Gewinner versucht haben Stimmungen bzw. Spielweisen mit Regeln zu unterstützen.

Und zu guter letzt sind die Power 19 ganz hilfreich, wenn du was designen willst. Ist zwar mehr auf den Regelteil fokusiert, aber der Designprozess sollte nicht in zwei separaten Schritten ablaufen (erst Welt, dann regeln - ist überholt und mehr als nur konservativ. Wir leben im neuen Jahrtausen, Baby!). Mach es lieber in einem Guss...

Naja soweit zu meinen Mäkeleien und eventuell ein paar hilfreichen tipps.
Toast
« Letzte Änderung: 28.05.2007 | 23:51 von Toastbrot »
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

Brot kann schimmeln, was kannst du?

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #14 am: 28.05.2007 | 23:43 »
Einer der Hauptfehler in diesem Forum ist es also eher, dass historische (oder richtiger: historisierende) Settings nach den Maßstäben unserer Zeit betrachtet werden. ;)
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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #15 am: 29.05.2007 | 00:00 »
Eine gute Idee ist es auch sich hier mal die Challenge Beiträge anzuschauen. Auch die von der letzten challenge und dir genau anzuschauen wie die Gewinner versucht haben Stimmungen bzw. Spielweisen mit Regeln zu unterstützen.

Und zu guter letzt sind die Power 19 ganz hilfreich, wenn du was designen willst.

Die Power 19 finde ich besonders hilfreich. Danke dafür! Wenn ich in ein paar Wochen erst mal mit meinen Abschlussprüfungen durch bin, werde ich mich wohl auch ein wenig näher mit den Challenge Beiträgen auseinandersetzen.

Offline Blizzard

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #16 am: 29.05.2007 | 00:54 »
Dein Setting@postman hat einen Vorteil: Es liest sich äusserst vertraut. Das grosse aber kommt sofort hinterher: Das ist eben auch genau sein Nachteil. Es liest sich stimmig, wenn auch noch etwas unchronologisch, keine Frage. Ähnlich wie Tobias D. vermisse ich in deinem Setting jedoch etwas, das es von anderen vergleichbaren Fantasysettings unterscheidet bzw. abhebt.

Der Anfang erinnert schon zuweilen an die Alte Welt aus Warhammer, und bei den restlichen 2/3 musste ich z.B. unweigerlich an Kreijor aus AC denken.

Den einzigen Unterschied, den ich bislang ausmachen konnte, ist der Verzicht auf gängige, clichéehafte Fantasyrassen (Elfen,Zwerge,Orks). Aber ob durch den Verzicht von o.g. Rassen, und das Ersetzen derselben durch einige "menschliche" Völker ein wirklich derart gravierender (im positiven Sinne!) Unterschied zu anderen vergleichbaren Fantasysettings entsteht, bleibt dennoch abzuwarten.

Aber um nicht nur rumzunörgeln: Ich bastel selbst seit geraumer Zeit an nem Fantasysetting und weiss, wie schwer das ist. Zudem bist du ja noch am Anfang mit der Bastelei, insofern könntest du da durchaus noch einige Lücken mit Überraschungen füllen.
Darauf bin ich gespannt. ;)


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Offline Yvo

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #17 am: 29.05.2007 | 01:21 »
Erstmal sollte man sich überhaupt die Frage stellen, ob man ein Rollenspiel oder nur ein Setting entwerfen will.

Die Frage ist: Gibt es ein (Universal-)System, mit dem ich das Setting, dass ich plane, vernünftig umsetzen kann?

Mit "Fate" lassen sich zum Beispiel alle Settings ganz gut spielen, aber wenn man taktische, gamistische Kämpfe haben will ist das eindeutig nichts...

Dann ist die Frage, ob man das nur für sich und/oder für seine Spielgruppe macht, oder ob man den Anspruch hat, dass man es ins Internet stellt und andere sich dafür begeistern und darüber reden.

Letzteres ist sehr schwer und bisher wäre auch dieses Setting als "zu gewöhnlich" nur fürs erstere geeignet. "Zu gewöhnlich" heißt nicht unbedingt schlecht und kann in der eigenen Spielgruppe als quasi "maßgeschneidertes" System sogar großartig sein.

Aber niemand würde morgen zu seinen Kumpels gehen und sagen "Hey, da plant jemand ein Fantasy-Setting, aber ohne Elfen und Orks, nur mit Menschen!!!"
Das ist noch nicht die große Innovation, der große Knall, den man bräuchte, um Fremde dafür zu interessieren.

Aber ist wie gesagt, eine Frage des Anspruchs...

Zufriedenheit = Ereichtes / Erwartungen ;)

Bye,
Yvo
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Offline Feuersänger

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #18 am: 29.05.2007 | 01:52 »
Und dann soll es ja schon vorgekommen sein, daß der hoffnungsvolle Demiurg mit stolzgeschwellter Brust seine Kreation vorstellt, und das Publikum dann sagt "Na, ist ja das gleiche wie XYZ" -- und nennt einen Namen, von dem der Autor noch nie im Leben gehört hat. ;)

Aber was man da machen kann, um "Pfiff" in die Sache zu bringen, das muss glaub ich wirklich dem eigentlichen Erfinder selbst einfallen. =)
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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #19 am: 29.05.2007 | 11:00 »
Kleiner Nachtrag der vielleicht noch brauchbarer für dich sein kann: What is Setting 1Und hier ist der zweite Teil, der dritte, und nun der letzte Part. Ich hab das nur kurz überflogen, aber da werden ein paar hilfreiche Überlegungen angestellt. Es ist außerdem ganz interessant sich ein paar der anderen Artikel auf der Seite anzuschauen. Schaden kanns nicht ;)

Toast

edit: Ganz besonders hilfreich werden Artikel 2 und 3 sein. Der zweite geht darauf ein, welche Aspekte in einem Setting wichtig sind und erklärt , welche Gedanken mansich dazu machen sollte. Im dritten wird dann ein Jumpstart gegeben, also eine Art Fragekatalog was an den Aspekten wichtig ist. Wenn man das ausfüllen kann konkretisiert sich das Setting schonmal enorm. Man bekommt eine sehr gute Arbeitsgrundlage (es bleibt nicht so allgemein, wie deine Vorstellung des Settings im Eingangspost).

P.S. ich bin gespannt, wie du dein setting weiter aufbaust :D Und es wäre cool, wenn du deine Überlegungen (vorausgesetzt du nutzt die Power 19 bzw. die anderen Überlegungen) hier posten könntest. So eine Art Design-Tagebuch. Fänd ich spannend und der ein oder andere aus dem Board kann dir sicherlich hilfreiche Tipps geben.
« Letzte Änderung: 29.05.2007 | 15:35 von Toastbrot »
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

Brot kann schimmeln, was kannst du?

Offline Yerho

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #20 am: 29.05.2007 | 17:52 »
Äh-äh. Das ist genau der Unterschied, den ich meinte, zwischen Tech- und Kulturlevel. Bewässerung, Archtitektur, etc. sindm.E. eher in den Bereich der Kultur zu schieben.

Da hatten wir dann einfach ein Definitionsproblem. :)
Ich sehe es so, dass der Tech-Level eine Unterkategorie des Kultur-Levels, welcher die Summe aller geistes- und naturwissenschaftlichen, schöngeistigen und praktischen Errungenschaften einer Kultur markiert.

Bewässerungsanlagen sind das Ergebnis knallharter technischer Entwicklung, ganz im Gegenteil zur Seidenmalerei - aber selbst dort gibt es eine technische Komponente, denn Seide produziert man nicht nur deshalb, weil es ein schönes Material ist, sondern weil man irgendwann herausgefunden hat, wie man sie überhaupt produzieren kann.

Der Knackpunkt ist aber: Bewässerungsanlagen und Seidenmalerei haben China nicht gegen die Mongolen geholfen - aber sie haben den Mongolen auch nicht gegen China geholfen. Das waren eher altherkömmliche Faktoren: Eine von Kindesbeinen mit Kampf vertraute, zähe Kultur konnte durch Reiterei mit Wurfschlingen, Speeren und Bögen einen Gegner überrennen, der zwar technisch überlegen, aber auf diese Art der Kriegführung überhaupt nicht vorbereitet war. Hinzu kommt die psychologische Komponente, dass die Chinesen die Steppenvölker verachteten und niemals geglaubt hätten, dass diese überhaupt zur Gefahr werden könnten: Sonst hätten sie sich vermutlich (erfolgreich) Gedanken gemacht, wie man Kavallerie begegnet.

Der Mongolen-Sturm kam übrigens zum Halten, als sie auf die ersten Festungen stießen. Die konnte man nicht einfach niederreiten, und man konnte auch nicht immer darauf hoffen, dass Verrat einem die Tore öffnete - wie es anfänglich tatsächlich geschehen ist. Dschingis Khan war kein dummer, aber seine anschließende Lösung, die Städte auszuhungern oder abzufackeln, ist zwar effizient, aber auch nicht gerade technisch ausgefeilt.

Die wesentliche Etappe kam erst später, als sich der ungestillte Eroberungsdrang der Mongolen mit dem technischen Wissen der bereits eroberten Gebiete mischte. Dann verschafften sie sich Katapulte, primitive Feldschlangen und anderen Höhepunkte der damaligen Militärtechnik. Sie erhöhten ihren Tech-Level also erst, als sie es 1.) nötig hatten und 2.) die Möglichkeit dafür besaßen. Nebenbei erhöhten sie auch ihren Kultur-Level, denn wie der Khan ganz richtig erkannte, kann man zwar ein Land vom Pferd aus erobern, aber nicht von Pferd aus regieren.

Zitat
Aber im Großen und Ganzen kannst du sowohl die Mongolen als auch China mit dem Techlevel "Mittelalter" zusammenfassen.

Aber eben nur im Militärbereich, der ja nun nicht signifikant für den ganzen Tech-Level ist. Oder würdest Du einer Kultur, die zwar Computer und meinetwegen Raumstationen baut den Tech-Level herabsetzen, nur weil sie mit den Computern keine Schlachten plant und die Raumstationen nicht bewaffnet?
Oder anders: Ist der Tech-Level der Bundesrepublik Deutschland geringer als der Tech-Level der - sagen wir mal - Vereinigten Staaten von Amerika? Die sind uns militärisch knallhart überlegen, während unsere Militärtechnik gleichwertig ist. Und wenn man einzelne Kategorien betrachtet, ist unser militärischer Tech-Level höher und vice versa.

So klappt das also nicht. Man könnte sogar proklamieren, dass es noch heute einem Hunderttausende zählendes Reiterheer mit Schwertern, Bögen und Wurfschlingen durchaus gelingen würde, ein kleines, aber hochtechnisiertes Land zu überrennen, dessen Militärapparat nur ein paar tausend Köpfe zählt.
Besonders dann, wenn diese nur geringe Affekte hätten, die sich in wirksame militärische Gewalt ummünzen lassen. Extrem ausgedrückt: Was nützt das "Plasmagewehr mit 40er Reichweite", wenn der Träger vor Schreck über die animalische Gewalt des auf ihn anstürmenden Keulenschwingers im Lendenschurz das Zielen oder sogar das Abdrücken vergisst?

Zitat
Problematisch wird's halt im Fäntelalter, wenn auf die Zusammenhänge keine Rücksicht genommen wird. Wenn z.B. in einer Gegend die Leute noch mit Vollplatte ins Feld ziehen, und im Nachbarland Rüstungen passé und Degen total in sind, obwohl der eigentliche Knackpunkt dieser Entwicklung, nämlich Feuerwaffen, in der bewussten Welt überhaupt nicht existieren. Im Kriegsfalle würden die Vollgerüsteten hier die Degenfechter einfach ungespitzt in den Boden rammen, wohingegen es bei Vorhandensein von Feuerwaffen genau umgekehrt aussähe (also wie bei uns).

Sicher. Wobei man nicht außer acht lassen darf, wie das konkrete Konfliktszenario aussieht: <fabuliermodus> Wenn die leicht oder gar nicht gerüsteten Degenfechter in einem Land mit unüberschaubaren Urwäldern lebt oder einfach nur genug Platz zum Ausweichen hat, kann es die schwer gerüsteten Aggressoren ins Leere laufen lassen oder in einem Partisanenkrieg zermürben. Oder sie wäre ihrerseits als Aggressoren in der Lage, strategische Schläge vorzunehmen, deren Schnelligkeit die Panzerreiter nichts entgegenzusetzen haben. Kurz, wenn es der Gegner nicht darauf ankommen lässt, sich schwerer Kavallerie in einer offenen Feldschlacht zu stellen, ist das Fehlen von Feuerwaffen nicht das Entscheidende. Wenn sie ein Inselreich bewohnen und überlegene Seefahrt haben, müssen sie die gepanzerten Gegner nicht einmal ihren Boden betreten lassen, sondern schicken sie bereits vorher auf den Meeresgrund. </fabuliermodus>

Es geht also auch, wenn man unsere historischen Abläufe ignoriert, was ja der Wesenszug der meisten Fantasy-Szenarien ist. Der Knackpunkt ist, dass man simple Kausalitäten nicht ignorieren sollte, was leider nur allzu oft der Fall ist. Fantasy bedeutet für mich nicht, hanebüchene Settings zu kreieren, sondern die abgewandelten (Natur-) Gesetze des Settings sinnvoll auszubalancieren.
Wenn zum Beispiel die Degenfechter noch Magie einsetzen und damit der rohen Gewalt des schwer gerüsteten Gegners trotzen oder ihre Degen aus "Sternenmetall" bestehen, welches auch schwere Rüstungen durchbohrt, ist das okay. Es ist auch okay, wenn die Degenfechter matrix-artige Agilität an den Tag legen, weil sie keine Menschen sind oder dreieinhalb Zeitalter vorher Dämonenblut in ihre Abstammungslinie bekommen haben. Es nur dann nicht okay, wenn sie einfach nur da sind und nicht ersichtlich wird, warum sie dem Gegner widerstehen - oder warum dieser davon absieht, sie zu überrennen, obwohl er es könnte.

Zitat
P.S.: nebenbei fällt mir auf, daß sehr viele (Mainstream) Fantasy-Settings sich ausgerechnet immer mehr in Richtung Renaissance orientieren. Die Illustrationen bei den FR-Splatbooks sind z.B. eindeutig, noch deutlicher wird es bei DSA4. Ich versteh das nicht so ganz -- woher kommt dieses Streben nach Modernität im FRPG? Warum nicht mal ein Bekenntnis zum Früh- oder Hochmittelalter?

Ich denke, dass ist (wie auch Urban-, Steam- und Dark-Fantasy etc.) eine Gegenbewegung zum romantisierten (!) Mittelalter traditioneller High-Fantasy. Also der einzige Ausweg, wenn man nicht zur Heroic-Fantasy à la "Conan" greifen will - wobei ich das mittlerweile recht reizvoll finde und zufällig gerade an einem Roman in dieser Richtung schreibe.
I never wanted to know / Never wanted to see
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Gardinenstange

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #21 am: 29.05.2007 | 19:19 »
Hallo, ich arbeite mit postman zusammen am Setting, das ihr oben seht und danke euch schon mal für die Kritik. Ich muss gestehen, dass wir wirklich nicht dabei sind, das Rad neu zu erfinden, aber uns war einfach nach etwas Eigenem, uns haben die 08/15 P&P Rollenspiele und dessen Abgedrehtheit nicht mehr gefallen. Mit Abgedrehtheit meine ich, dass uns bei den meisten Rollenspielen schlicht und ergreifend die Möglichkeiten und der Realismus fehlen. Warum sollen Frauen in allen Punkten die selben Eigenschaften wie Männer haben, warum muss man für jedenn Depp Aufgaben erledigen und bekommt eine eingeschränkte Handlungsfreiheit? Wir hielten ein flexibles Regelwerk und größere Freiheiten für den Meister hier für angebracht: Wenn die Gruppe mehr auf Kämpfe steht und diese auch gerne komplex und lang kämpfen will, dann wählt man das komplexere Kampfsystem, will die Gruppe mehr in die Politik einsteigen, nimmt man komplexere Regeln für soziale Fertigkeiten und Konversertionen und bekommt ein komplexes Beziehungsnetz vorgelgt.  Ich denke, dass die Besonderheiten bei uns mehr in der Ausarbeitung der einzelnen Völker liegen werden. Wir hatten vor, den speziellen Kulturen nicht nur 4 Zeilen zu widmen, sondern auf alle Besonderheiten, Gebräuche und kulturellen Eigenschaften einzugehen und der Spielgruppe verschiedene Orte in dem jeweiligen Land als Ort ihres Spieles anzubieten. Dabei werden wir - wie schon im Konzept erwähnt - auf Kulturenvielfalt setzen und den Spielern die Möglichkeit geben, sich genau in die Lage und die Geschichte des Volkes und der Kultur hineinzuversetzen. Zudem sollen am Anfang spezielle Fragen bezüglich des Hintergrundes der Spielfigur geklärt werden - man soll mehr als nur ein namenloser Held sein, nämlich ein Charakter mit individueller Geschichte. Ich hoffe, dass ich euch unsere Ideen ein noch wenig näher bringen konnte und bin auf weitere Kritik und Anregungen gespannt.

Offline postman

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #22 am: 29.05.2007 | 19:47 »
Mit Abgedrehtheit meine ich, dass uns bei den meisten Rollenspielen schlicht und ergreifend die Möglichkeiten und der Realismus fehlen.

Naja, das ist vielleicht etwas drastisch formuliert. Aber manche Rollenspiele spielen eben in einer ziemlich utopischen Welt. ;-)



Warum sollen Frauen in allen Punkten die selben Eigenschaften wie Männer haben, warum muss man für jedenn Depp Aufgaben erledigen und bekommt eine eingeschränkte Handlungsfreiheit?

Zumindest müssen Frauen doch nicht immer zwanghaft gleichberechtigt werden, oder? Ich persönlich sehen in einem weiblichen Charakter, der in einer Welt lebt, in der Frauen zum Beispiel nicht mit Männern gleichgesetzt sind, einen großen Reiz.



Zudem bist du ja noch am Anfang mit der Bastelei, insofern könntest du da durchaus noch einige Lücken mit Überraschungen füllen.

Okay, dann wollen wir mal: ;-)
Wir hatten uns überlegt, dass ein Teil des Landes von einem seltsamen "Wahnsinn" heimgesucht werden könnte.
Wenn man unbedingt will, kann man das mit dem Chaos in der Welt von Warhammer vergleichen. Aber eigentlich sollte das Ganze viel weniger greifbar sein. Man kennt weder die Ursache, noch weiß man, was man dagegen tun kann.

Die Leute in den betroffenen Regionen beginnen jedenfalls seltsame Schreie zu hören, zudem wird die Gegend von einem grauenhaften Gestank penetriert. Der Boden ist verbrant und unfruchtbar. Die Menschen werden von grauenerregenden Albträumen und Visionen heimgesucht, die sie noch nach Wochen verfolgen. Sie sehen grausam verzerrte Grimassen, wenn sie in den Himmel blicken, und beginnen an Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu leiden.

Offline postman

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #23 am: 29.05.2007 | 21:15 »
Erstmal sollte man sich überhaupt die Frage stellen, ob man ein Rollenspiel oder nur ein Setting entwerfen will.

Eigentlich ein Rollenspiel, aber zur Zeit in erster Linie das Setting dafür.



Nochmal zum Techlevel:
Ich bin neulich auf das Computerspiel The Witcher gestoßen. Dabei sind mir vor allem einige Bilder ins Auge gefallen, auf denen mechanische Uhren zu sehen sind (siehe Anhänge). Dabei scheint der Rest der Welt ziemlich Mittelalterlich gehalten. Ich persönlich finde das ziemlich nett, und könnte mir das in unserer Welt ähnlich vorstellen. Weiß von euch vielleicht jemand etwas mehr über die Welt von The Witcher? Und wie findet ihr das Konglomerat?

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Offline Yvo

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Re: [Settingidee] Und wieder ein Fantasy-Setting
« Antwort #24 am: 29.05.2007 | 22:15 »
Zumindest müssen Frauen doch nicht immer zwanghaft gleichberechtigt werden, oder?

Genau, wo kämen wir denn da hin? Ich fand ja schon das mit dem Wahlrecht ein Schritt in die völlig falsche Richtung...  >;D

Würde mich aber mal interessieren, wie Gardinenstange die Werte einer Dame gegenüber denen eines Herren verändern will...

Das heißt, ihr wollt also ein Rollenspiel, aber hauptsächlich eher das Setting. Dann wäre erstmal zu überlegen, ob es nicht irgendwo Regeln oder Universalregeln gibt, die man (angepasst) verwenden könnte. Was soll euer Regelsystem denn können, was DSA, DnD, SR, Fate, Prost, Gurps u.s.w. nicht können?

Bye,
Yvo
Butt-Kicker  100%, Storyteller 83%, Method Actor 75%, Specialist 75%, Tactician 67%, Power Gamer 50%, Casual Gamer 33%...