Um mal auf die Eingangsfrage zurück und von Traveller wegzukommen.
These I: Hat es vielleicht auch damit zu tun, dass man in Amerika eine andere Art der Sozialisation durchlebt hat und noch immer lebt? Ich meine, hier im Land der Burgen (schau ins Netz, fahr ne Stunde, und Du findest irgendwo eine, in Amerika ist das schon schwerer
), Ritter und Mittelalter(metal)bands liegt der Fokus eben nicht so sehr auf der ersten Mondlandung und der NASA. Klar, Star Wars war für alle ein sehr geiles Erlebnis (ich meine die Teile 4-6, nicht der neue Kram). Und sicher sind Serien wie Enterprise I-X und viele andere Sachen spannend anzusehen, aber die Dinger sind eben auch primär für das amerikanische Publikum gemacht, oder?
These II: Schaut man sich des Weiteren mal Spiele wie Traveller oder meinethalben auch Lodland (ist ja auch irgendwie SciFi) genauer an, findet man seitenweise pseudowissenschaftliches Gebrabbel, was für alle Fachfremden völlig überflüssig und dröge ist. Schlimmer noch, hat man einen Physiker oder Mathematiker in der Gruppe (soll ja vorkommen), kann man sich noch auf Realismusdiskussionen freuen. Sprich - einfach Buch lesen und losspielen reicht nicht, man muss sich schon ein wenig mit der Materie befassen, wenn es nicht gerade Buck Rogers werden soll.
These III: Da ich unlängst einen neuen Begriff kennen gelernt habe, nämlich Core Story (was es alles so gibt *g), liegt hier auch ein Problem, gerade wenn ein solcher vorhanden ist. Core Stories stehen, wenn ich das richtig verstanden habe, für den Seriencharakter eines Rollenspiels - und für eine Alleinstellung. Für mich total dröge, wenn ich immer dasselbe haben will, schaue ich Fernsehen. House bekommt einen tödlich kranken Patienten, House erkennt auf den ersten Blick die Lösung, House lässt sein Team mal machen, der Patient stirbt fast, doch House rettet ihn in aller letzter Minute. Und wer sich die (SciFi-)Serien mal genauer ansieht, entdeckt, dass es am Anfang noch um innovative Rätsel und Probleme geht, später aber grundsätzlich die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere in den Mittelpunkt rücken. Entsprechend ist es sau schwer, einen Serienhintergrund ins ERS (EchteRollenSpiel - fiel mir gerade so ein) zu portieren. Es gibt natürlich auch die andere Variante - einen Metaplot, der so groß ist, dass Degenesis eine Vier aus dem Kreuz brechen würde, Marke Andromeda oder Star Wars. Wie? Ich kann dem Imperium nicht zum Sieg verhelfen? Wieso denn nicht? Ich bin doch viel besser als Ich-bin-eine-Memme-Luke.
These IV: Es gibt keine wirklich coolen SciFi-Rollenspiele.
Grisnir (der gerade Langeweile hatte)
PS: 30 € für ein 300 Seiten Buch aus einer 1.000er Auflage bedeuten 30.000 € Umsatz. Davon gehen gleich erstmal 50% als Marge an die Händler (Einzelhändler weniger, Großhändler etwas mehr). Bleiben 15.000 € abzüglich nochmal 1.000 für Verpackung und Versandkosten. Von diesen 14.000 € wird der Druck bezahlt (vielleicht 5.000 in Osteuropa, wenn es schick ist). Sind wir bei 9.000,- €. Ach ja, im Falle von Lizenzen kommen nochmal 5-8% vom Retailpreis runter, im besten Fall 1.500 €, bleiben 7.500 €. Davon bezahlst Du die Übersetzer (auf dem freien Markt ungefähr 1,10 € für eine Zeile mit 55 Zeichen, im RPG-Bereich wird das aber wohl deutlich gedrückt, sonst wäre es unmachbar), das Layout, die Steuern, den Vertrieb, Promotion, Messearbeit, Lager, Marketing und die ganze Projektmanagementzeit, die in so einem Ding drin steckt. Ach ja, und Du verkaufst im Regelfall keine 1.000 Bücher auf einen Schlag, so dass man erstmal in Vorleistung gehen muss. Also so viel bleibt da hinterher nicht mehr über, von daher wäre ich zurückhaltender mit solchen Aussagen wie - zu teuer, Täuschung, etc.
[Edit: Wenn natürlich auf dem Buchrücken steht, dass Hintergrund drin ist, und er nicht mal ansatzweise drin ist, dann ist es natürlich Täuschung. Steinigt sie!]