Was das kreative Spiel angeht ist meine Erfahrung dass dies in erster Linie eine kommunikative Hürde ist. Sagt man den Spielern dass sie mehr tun können, und zeigt es ihnen auch bei den Monstern, dann nutzen sie dies auch.
Das Wort "Kreativität" ist hier, glaube ich, irreführend. Man kann ja auch innerhalb des taktischen Regelwerks kreativ agieren.
Wenn man das Geschehen am Spieltisch als Gespräch auffasst, so ist der Gegenstand des Gesprächs in einem System, das derart viele taktische Optionen bereitstellt, ganz natürlicherweise das jeweilige taktische Vorgehen. Man spielt gemeinsam die Möglichkeiten des nächsten Zugs durch, schaut, welche Synergieeffekte vorliegen und wie nützlich sie in der jeweiligen Situation sein könnten. Dabei kann man auch ungewöhnliche Ideen einbringen, ohne dabei die Grenzen des Regelwerks zu überschreiten.
Wenn man sich über Taktik unterhält, kann man aber nicht gleichzeitig ein Gespräch führen, dass etwas anderes zum Thema hat. Stimmungsspiel oder erzählorientiertes Spiel richtet sein Augenmerk meiner Erfahrung nach eher auf eine gemeinsam erstellte Fiktion, und weniger aufs Spielbrett.
Wenn die Aufmerksamkeit und der Fokus des Gesprächs bereits auf den taktischen Aspekt des Spiels gerichtet ist, bedarf es einer zusätzlichen Investition und einer stillschweigenden, je nach Gruppe unbewusst getroffenen Entscheidung, da noch ein gleichrangig wirksames Erzählspiel aufzumachen.
Ich persönlich habe Schwierigkeiten, Skill Challenges organisch in die Erzählhandlung einzufügen, und fühle mich mit einem weicheren Mechanismus wohler, wenn ich ein Rollenspiel leiten möchte, das eher in Richtung Stimmung und Narration geht, weil ich dann flexibler mit dem arbeiten kann, was die Spieler mir anbieten.
Umgekehrt hat das, was Wellentänzer als Formalisierung bezeichnet hat, eben Vorzüge im herausforderungsorientierten Spiel. Ich kann als Spielleiter wie als Spieler in einem Encounter alles geben und muss mich weder meiner Gruppe noch dem Abenteuer gegenüber zurückhalten.
Das ist in meinen Augen etwa so, als würde man mit einem Bugatti Veyron ausschließlich in verkehrsberuhigten Zonen in der Innenstadt fahren.
Netter Vergleich.