Autor Thema: Typische Zusammensetzung eines mittelalterlichen Großdorfes  (Gelesen 4308 mal)

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Offline Tourist

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Hallo,

ich grüble etwas über ein Abenteuer das ich (irgendwann) mal machen will.

Das ganze soll in einem mittelalterlichen großen Dorf, ca. 500 Einwohner, spielen.

Kann mir jemand erzählen wie die Zusammensetzung in so einem Dorf ist. (Also wieviele Bauern, gibts dort ne Mühle, hat sowas ein Gasthaus oder sogar mehr...)

Natürlich, ist der Audruck "mittelalterlich" sehr wage, aber ich bin auch mit generellen Informationen zufrieden.

Danke schonmal

Markus

ach ja, wenn das ganze wo anders besser reinpasst, bitte verschieben, danke.

Offline Timo

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Offline Tourist

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Das ist sehr cool! Dankeschön!

Markus

Offline Timo

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http://www.brandenburg1260.de/alltagsleben_im_maerkischen_dorf.html

Hier nochmal Fliesstext schnell gegoogelt, ich hab nur wenig Internetseiten zum Thema, da ich zig Bücher dazu habe.
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Daheon

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Eine verbindliche Antwort zu geben, ist schwer, da sich das Wesen von Dörfern im Laufe des Mittelalters doch sehr verändert hat. Im frühen Mittelalter z.B. gab es fast nur Bauern in den Dörfern und keine Spezialisten wie Schmied oder Müller. Das Gastwesen lag meist in der Hand von Klöstern u.s.w. Kommt also sehr darauf an, wie "realistisch" Du spielen möchtest.

Eine super Quelle für "Mittelalter von unten" ist auch http://www222.pair.com/sjohn/fief.htm

Gruß, Daheon

Huch, hab gerade gesehen, dass die Seite auch von Medieval Demographics aus verlinkt ist. Aber doppelt genäht hält besser ;D
« Letzte Änderung: 30.07.2007 | 22:28 von Daheon »

Wolf Sturmklinge

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Danke an die drei Link-Poster vor mir! Subba Material  :d

Offline Vanis

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Ich würd auch sagen, dass das ganz von der Lage des Dorfes abhängt. Liegt es an einer Handelsstraße, an einem befahrbaren Fluss, in der Nähe eines Fürstensitzes, an einer Küste, in ner Wüste...? Hat man die Sachen geklärt, kann man sich die Frage stellen, was so ein Dorf braucht und was es liefern kann und wer daran ein Interesse haben könnte. Grundsätzlich kann man aber denke ich schon sagen, dass 90 Prozent der Einwohner wohl Bauern sein werden, die alle die ein oder andere Nebenbeschäftigung haben werden (Brot backen, Körbe flechten, Nähen, Jagen...).
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Offline Timo

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da kann man Dorf oder Town auf wikipedia suchen und bekommt dann einige Dorftypen ausgespuckt
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Offline Bad Horse

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... oder man kann sich erst überlegen, was man gerne im Abenteuer hätte, und das dann einfach in das Dorf verfrachten.  ;)

Okay, es sollte natürlich halbwegs plausibel sein... das italienische Handelskontor ist vielleicht übertrieben. Der Kreuzfahrerclub auch...  ;)

Aber eine Schenke dürfte es geben, wenn das arme Dörfli nicht total im Wald liegt und nur aller fünf Jahre ein Fremder vorbeikommt.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Boba Fett

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500 Leute, das macht 25 - 50 Bauernhäuser (Samt Mägde, Knechte, Kinder und Alten)
Schenke, Hufschmied, Mühle und jede Menge Bauernhäuser, Ställe und Scheunen.
Dachdecker / Holzfäller und dergleichen wird es kaum geben, da damals die Bauern eigentlich nach bedarf alles selbst gemacht haben.

Mühle mit Wind oder Wasser, dann der obligatorische Mühlbach (samt aufgestautem Mühlteich).
Ein Gasthaus oder einen Kaufmannsladen wird es wohl weniger geben.
Der reichste Bauer dürfte auch der "Meier" sein, also sowas wie eine Art Bürgermeister.

Wenn das Dorf in gefährdetem Gebiet liegt, hat man vielleicht eine Palisade um den Dorfkern gebaut,
und lagert dort auch die Ernte. Ansonsten dürften die Bauernhäuser verstreut liegen.

Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Eismann

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Moin

Mühlen liegen selten in Dörfern sondern meist verkehrstechnisch gelegen in der Reichweite mehrerer Dörfer, die sie dann "bedienen". Und ich wüsste zumindest von keiner Palisade innerhalb von Dörfern. Wehrkirchen und Fluchtburgen außerhalb eines Dorfes oder als Herrschaftssitz ja, aber sowas wäre mir neu.

Offline Timo

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@Boba
Zu generell gefasst, es gab mehrere Arten von Dörfern und das je nach Kultur und Ort völlig unterschiedlich.
Größere Dörfer könnten auch ein Marktrecht haben, was sie vermutlich ziemlich schnell zu Städten macht.

Ein Dorf könnte auch an einer Burg entstehen oder in der Nähe eines Klosters. Auch die Gründe warum ein Dorf entsteht sind wichtig, es könnte ja auch ein Plandorf sein...
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Offline Eismann

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Moin

Zu Formen von Dörfern könnte das hier vielleicht helfen:
http://www.klett.de/sixcms/media.php/76/dorfformen2.jpg
http://www.feudalismus.de/dorftyp.JPG
Zum Verständnis: Eine Hufe ist eine Ackerfläche zur Versorgung einer Hofstelle. Ein Waldhufendorf ist ein Dorf, das üblicherweise mit Siedlern "angesetzt" wurde, und diese Siedler haben von ihrer Hofstelle auf die Hufe, also die Ackerfläche, von Straße und Hof weg in den Wald hinein gerodet. Daraus ergibt sich dann das typische Linienmuster der Felder.

Wers nochmal wissenschaftlich aufgearbeitet haben möchte, kann sein Glück auch hier versuchen: http://cgi-host.uni-marburg.de/~hlgl/atlas/inhalt.cgi?page=8
Wüstungen sind dabei Ortschaften, die aus unterschiedlichen Gründen (Hunger, Krankheiten, Krieg, mangelnde Wirtschaftlichkeit (was auf Hunger und Krankheit hinaus läuft)) aufgegeben wurden. Übrigens auch ein hübsches Element fürs Rollenspiel.

Ciao,

 Eismann
« Letzte Änderung: 3.08.2007 | 13:55 von Eismann »

Offline Timo

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@Eismann
wird auch in der Wikipedia abgedeckt, aber schön nochmal einen anderen Link zu haben
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Offline Grimnir

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Wenn das Dorf in gefährdetem Gebiet liegt, hat man vielleicht eine Palisade um den Dorfkern gebaut,

Teilweise wurden Dörfer auch mit Hecken=Hag umfriedet. Manche Ortsnamen leiten sich etymologisch von Hag her (Den Haag). Siehe dazu auch Hagenhufendörfer (Straßendörfer, deren einzelne Hufen in den Wald hineingerodet wurden).
Selber Regelwerke schreiben zeugt IMHO von einer reaktionär-defaitistischen Haltung [...]

Vergibt Mitleidspunkte...
... und hetzt seine Mutter auf unschuldige Tanelornis (hier der Beweis)

Offline Jazznow

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AUßerdem sind Windmühlen erst für das Spätmittelalter vermerkt und da vorerst nur sporadisch. Wahrscheinlicher wäre wohl eine Wassermühle, die - wenn du sie unbedingt direkt im Dorf haben möchtest - halt etwas kleiner ausfallen sollte.
Forum zu Savage Atlantropa und anderem SW-Stuff: http://www.kobiwelten.de/phpBB3

Offline Eismann

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Möglich wäre auch eine Fluchtburg außerhalb des Dorfes, vielleicht eine Motte oder einfach eine befestigte Ringanlage. Auch drin wäre noch ein Rittergut in der Nähe, das die lokale Fronverwaltung übernimmt.

Offline Rohaja

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@Tourist:

Mich würde vor allem interessieren, wie weit du bei deinen Überlegungen für die Inhalte des Abenteuers bist. Was hast du dir denn so vorgestellt? Spielt das AB leidglich in dem einem Dorf oder begeben sich die Cahrs auch in andere Gebiete? Hat das Dorf eine mythische Bedeutung? Gibt es vielleicht gegrabene Geheimgänge die von einem Haus zum anderen reichen? Soll es einen großen Marktplatz geben oder sollen die Häsuer eher sehr verteilt sein? Gibt es eine Art Herrscher, der in der Nähe wohnt und den Einwohner oft über den Weg läuft oder ist das Dorf eher eigenständig? Wer regiert? Gibt es Ansätze einer industriellen Revolution?
Ich denke, DAS typsiche mittelalterliche Dorf gibt es nicht. Es kommt ganz darauf an, was Du willst, damit das Dorf so aufgebaut ist, dass es gut zum Abenteuer passt.


(ich hieße bis vor kurzem noch Orientarzt)

Offline Tourist

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Hi, ähm im Moment mache ich gar nichts dran weil ich im Prüfungsstress bin.

Aber ab und zu darüber nachzugrübeln hält mich davon ab wegen besagtem Stress auszuflippen ;)

Bei der Gelegenheiten: Vielen vielen Dank für alle Posts.

Was will ich also machen:

Ich hätte gerne ein Dorf in dem die Helden landen, sie sind schlicht auf einer nicht-stressigen Reise von Punkt A nach Punkt B. Abends kommen sie in dem Dorf an.

Dort soll es wie tendentiell eher aus Computer-Rollenspielen verschiedene Quests für die Charaktere geben.
z.B.: - Arme Person X ist in reiche Person Y verliebt, die Charaktere kriegen es mit und auch das X von einem versteckten Schatz in der Gegend gehört hat.
Nun können die Charaktere die Schultern zucken und nichts machen, oder aus X herausprügeln wo der Schatz ist und alles selber behalten, oder X unterstützen.
- Vor einer Woche ist eine Zweiköpfige Kuh geboren worden und alle wissen die Hexe ist daran Schuld. Bauer Z ist gerade dabei einen Lynchmob zusammenzustellen, die Helden können diesen anführen oder als Schlichter autreten, oder es ist Ihnen einfach egal.
- Hirtenjunge A ist nicht zurückgekommen, die Eltern reden auf offener Straße was sie machen sollen... wieder können die Charaktere etwas machen oder auch nicht

Sprich die Idee ist es viele Abenteuer anzubieten, aber nicht zu nichts zu zwingen und die "Abenteuer" sollten auch sehr klein sein und oftmals auch selbstauflösend, sprich es geht auch "gut" (ja endlich hat die böse Hexe vom Lynchmob bekommen was sie verdient hat) aus ohne die Helden.


Joah, das ist so grob die Idee,

und durch die Informationen weiß ich jetzt zum Beispiel das "reiche Person Y" doch besser nicht die Tochter des Müllers ist, weil: Mühlen sind nicht im Dorf.

Ok, ich hoffe das war nicht zu verplant

Markus

Offline Jazznow

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Re: Typische Zusammensetzung eines mittelalterlichen Großdorfes
« Antwort #19 am: 10.08.2007 | 09:13 »
unbd außerdem war der müller im mittelalter eine Unehrliche Person. Fast so schlimm wie der Totengräber^^
Nein im Ernst: Heute weiss niemand mehr, wie diese Betitelungen zustande kamen, aber es galten Leute als "unehrlich" wo mans echt nicht denken würde. Müller war wohl unehrlich, weil er tedenziell unter dem Verdacht stand zu betrügen und vom erarbeiteten Mehl immer n bissel mehr zu behalten. Hirten waren in manchen Landstrichen auch unehrlich, wohl weil sie mit Tieren zusammen genächtigt haben. Es gibt noch viele Beispiele mehr :)

Grüße
Jazz
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