Ein gut gesetzter Schnitt hat nichts mit Railroading zu tun, solange der SL nicht aktiv in die Entscheidungsfreiheit der Spieler eingreift. Natürlich ist der Übergang fließend. Man vergleiche.
Szene 1
SL: „Schnitt. Bei Morgengrauen verlasst ihr mit vollgepackten Satteltaschen die Stadt.“
Spieler: „Warte mal, ich wollte noch zum Tempel.“
SL: „Ja okay, du warst beim Tempel, möchtest du das ausspielen oder willst du einfach kurz sagen, was du dort gemacht hast?“
Spieler: „Passt schon, ich hab halt gebetet und den Priester informiert. Hab ich vielleicht noch irgendwas bekommen?“
SL: „Hm, okay, schreib dir zwei Heiltränke auf. Also dann, mittags macht ihr an einem kleinen Fluss Rast, als plötzlich...“
Kein Railroading in Sicht. Insbesondere nicht der letzte Satz: Es ist völlig egal, wann und wo die Charaktere rasten, entscheidend ist, was dann passiert. Ob daher der SL oder die Spieler den Ort und die Zeit wählen, ist unerheblich, solange die Spieler in der sich anschließenden Begegnung frei handeln können.
Szene 2
SL: „Schnitt. Bei Morgengrauen verlasst ihr mit vollgepackten Satteltaschen die Stadt.“
Spieler: „Warte mal, ich wollte noch zum Tempel.“
SL: „Muss das sein? Ich würde gerne vorankommen.“
Spieler: „Na okay, dann lass.“
SL: „Gut! Mittags macht ihr an einem kleinen Fluss Rast, als plötzlich...“
Weniger elegant gelöst, aber wiederum kein Railroading.
Szene 3
SL: „Schnitt. Bei Morgengrauen verlasst ihr mit vollgepackten Satteltaschen die Stadt.“
Spieler: „Warte mal, ich wollte noch zum Tempel.“
SL: „Nein, da warst du nicht mehr, du warst zu müde.“
Spieler: „Na gut.“
SL: „Mittags macht ihr an einem kleinen Fluss Rast, als plötzlich...“
Hier nähern wir uns dem Railroading, wobei es auch kein Beinbruch ist, solange der Spieler nichts wirklich Wichtiges beim Tempel vorhatte. Trotzdem halte ich den SL in Szene 1 für den Souveränsten.