Autor Thema: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.  (Gelesen 6131 mal)

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Offline Joerg.D

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Auch wenn die Überschrift vielleicht ein bisschen irreführend ist. Wenn man an die ganzen IMHO überflüssigen Regeln in Rollenspielen denkt, so hat es mit dem Strippen schon so seinen Grund.

Aber was meine ich mit Strippen?

Egal ob bei den Autoschraubern, die Stoßstangen, Zierleisten und Griffe  abschrauben, oder bei Frauen und Männern die sich ihrer Kleidung entledigen. Strippen steht für das Ablegen vom Unnützen, von Ballast der im Sinne des Zuschauers nicht gewollt ist.

Der gestrippte Körper wird auf das Wesentliche reduziert und so in einen  Zustand versetzt, der nur die gewünschten Komponenten enthält.

Wie lässt sich diese Theorie aber auf das Rollenspiel übertragen?

Ich fange einfach mal an, mir so meine Gedanken zu machen und hoffe das ihr mir helft Licht ins Dunkle zu bekommen. Denn fast jede Runde die ich kenne lässt beim System ihrer Wahl bestimmte Regeln oder Mechaniken weg, weil sie ihren Spielspaß bremsen.

Bei vielen Indie Spielen ist das Ziel der Entwicklung ein Rollenspiel, welches sich auf die für den Spielzweck oder das Ziel benötigten Mechaniken und Regeln beschränkt. Die meisten Main Stream Rollenspiele sind aber eierlegende Wollmilchsäue, welche eine Unmenge von Regeln und Mechaniken enthalten, um eine möglichst große Anzahl von Spielern an zu sprechen.

Ich möchte mir also in diesem Tread mit euch Gedanken darüber machen, wie man das Rollenspiel seines Vertrauens der unnötigen Komponenten entledigt um so mehr Zeit für die gewünschten Dinge im Spiel zu haben und warum das in meinen Augen so wichtig ist.

Bevor man also mit dem Strippen anfängt muss erst mal eine Bestandsaufnahme gemacht werden, was die Gruppe genau vom Spiel erwartet.

Hierzu weißt man den einzelnen Komponenten oft Prioritäten zu und diskutiert diese mit der Gruppe. Wenn man die ungewünschten oder nicht benötigten Komponenten identifiziert hat schmeißt man sie aus dem Regelwerk und spielt ohne sie.

Ein klassisches Beispiel fürs Strippen haben viele SR Runden früher gemacht. Der Decker der nach den Regeln nicht mit der Gruppe spielbar war, wurde aus dem Spiel gedrängt um ein flüssiges Spiel zu garantieren.

Ein anderes Beispiel ist in vielen AD&D Gruppen die Gesinnung gewesen, welche zur Vereinfachung des Spieles weggelassen wurde.

Andere Gruppen haben die Initiative Regel weggelassen oder so modifiziert, das nur einmal gewürfelt wurde.

Ich kenne eine D&D Gruppe die die kompletten sozialen Fertigleiten und die Magie aus ihrem Spiel entfernt hat und nur noch Tabel Top artig Bier trinkt und die Würfel schwingt. Auch diese Herren haben ihr Regelwerk zur Erhöhung des Spielspaßes "gestrippt".

Ich strippe in letzter Zeit eigentlich jedes Rollenspiel so, das es einen Lebensstandard gibt und das Kaufen von Ausrüstung und Lebensmitteln nicht ausgespielt oder Geld und Goldlisten geführt werden müssen. Andere Komponenten werden je nach Gruppe modifiziert und so den Wünschen der Gruppe angepasst.

Eine andere Art, Regelwerke zu strippen benutzen anscheinend viele der sogenannten ARS Spieler. Sie reduzieren das Spiel auf die für sie gewünschten Herausforderungen und Kämpfe und fahren damit anscheinend auch ganz gut (wenn ich hier etwas falsches sage, dann klärt mich bitte auf).

Warum machen wir das?

Ich denke, das die unnützen Sachen weggelassen werden sollten um mehr Zeit und Raum fürs Wesentliche zu schaffen. Auf diese Art und Weise schaffe ich Komponenten ab, welche für Frust bei den Spielern gesorgt haben und kann meine Zeit besser einteilen. Das Spiel erhält mehr persönliche Struktur und der Spielspaß wird gesteigert.

Anmerkungen und Wiederworte?
« Letzte Änderung: 20.09.2007 | 00:02 von Jörg.D »
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oliof

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #1 am: 20.09.2007 | 00:00 »
Geht es Dir um reines strippen, oder auch um kitbashing, also die Kombination genehmer Regelbereiche aus verschiedenen Systemen? Auch ist der Austausch einzelner Systeme (Geld und Ausrüstung gegen abstrakteres System) ja nur die halbe Miete. Wieso sagst Du nicht gleich "Geld und Ausrüstung spielen keine Rolle, also weg mit dem Scheiß"?

Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #2 am: 20.09.2007 | 00:05 »
Es geht mir hier in erster Linie ums Strippen, also das Wegwerfen von Regeln. Das Kitbashing ist oft der zweite Schritt um gewisse Regeln, die nicht ganz weggelassen werden können zu vereinfachen.
« Letzte Änderung: 20.09.2007 | 00:07 von Jörg.D »
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oliof

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #3 am: 20.09.2007 | 00:27 »
Und willst Du hier Sammlungen á la "Wie ich <das Spiel X>  strippen würde", oder willst Du nur  wissen, was andere von der Idee halten?

Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #4 am: 20.09.2007 | 00:29 »
Ich will wissen was die Anderen(TM) von meiner Idee halten, das man den Spielspaß durch das weglassen von Regeln erhöhen kann.
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Offline Stefan G.

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #5 am: 20.09.2007 | 00:33 »
Ich will wissen was die Anderen(TM) von meiner Idee halten, das man den Spielspaß durch das weglassen von Regeln erhöhen kann.


Also so formuliert bekommst du aus einer ganz bestimmten Ecke von fast allen recht.

Ich glaube du hast das Wörtchen "gezielt" oben vergessen ;)


Ansonsten: Klar bringt das was, wobei ich eher auf Spiele stehe die von vorneherein Fokus haben und nicht erst durch meine Gruppe und mich einen bekommen müssen.
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Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #6 am: 20.09.2007 | 00:46 »
Ich denke keiner wird wahllos irgendwelche Regeln weglassen. Und ein Focus den ich setze sind die sogenannten Main Stream Rollenspiele, die der Großteil der Gruppen nun einmal verlangt.
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alexandro

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #7 am: 20.09.2007 | 01:51 »
Zitat
Eine andere Art, Regelwerke zu strippen benutzen anscheinend viele der sogenannten ARS Spieler. Sie reduzieren das Spiel auf die für sie gewünschten Herausforderungen und Kämpfe und fahren damit anscheinend auch ganz gut
Ich würde eher "pimpen" sagen. Sie schmeißen zwar viel raus (da wo die Regeln komische Ergebnisse produzieren und der SL per GMV nachbessern muss), aber bauen mindestens das doppelte an Regeln wieder dran (um Situationen abzudecken, welche das Regelwerk nicht vorsieht).
Und da geht es nicht nur um Kämpfe (sollte eigentlich klar sein, nachdem Sky das schon so oft gepredigt hat  ~;D)

Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #8 am: 20.09.2007 | 08:13 »
Trotzdem wird das Regelwerk erst einmal gestrippt um die in den Augen des jeweiligen SL nicht benötigten Regeln los zu werden.
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Dammi

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #9 am: 20.09.2007 | 08:38 »
Huhu!

Ich will wissen was die Anderen(TM) von meiner Idee halten, das man den Spielspaß durch das weglassen von Regeln erhöhen kann.
Denn fast jede Runde die ich kenne lässt beim System ihrer Wahl bestimmte Regeln oder Mechaniken weg, weil sie ihren Spielspaß bremsen.

Hast Du Dir die Frage damit nicht schon selbst beantwortet? Bei den Runden die ich kenne ist es nicht anders. Ich folgere daraus, das die LeuteTM es für eine gute Idee halten. ;) Das jede Runde nur die Regeln verwendet die sie braucht ist klar, genauso klar ist aber auch das jede Runde andere Regeln braucht. Das man die "grossen" RPGs dafür "strippt", scheint mir die logische Schlussfolgerung zu sein.

Ich weiss aber nicht, ob strippen der richtige Ausdruck ist, weil es was aktives impliziert--in den meisten Fällen werden die Regeln nur ignoriert, aber nicht entfernt wie bei einem PKW (zumindest hab ich noch niemanden mit Schere und Edding an seinem GRW rumfuhrwerken sehen ^^). Okay, aber im Ernst--strippen würde für mich eher bedeuten, den Text des Regelwerkes zu kürzen. Naja, egal, ... semantics. ;D

Wie auch immer, der Vergleich mit PKW-Schraubern passt schon. Aber ich würde nie darauf kommen, die zu fragen ob sie ihr Hobby für ne gute Idee halten--denn das ist ja offensichtlich der Fall.


Gruß,

Dammi
« Letzte Änderung: 20.09.2007 | 11:50 von Dammi »

Offline Skyrock

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #10 am: 20.09.2007 | 16:54 »
Eine andere Art, Regelwerke zu strippen benutzen anscheinend viele der sogenannten ARS Spieler. Sie reduzieren das Spiel auf die für sie gewünschten Herausforderungen und Kämpfe und fahren damit anscheinend auch ganz gut (wenn ich hier etwas falsches sage, dann klärt mich bitte auf).
Kann ich pauschal nicht sagen. In DSA3 haben wir etwa weitestgehend by the book gespielt (mit ein paar ungeschriebenen Ehrenregeln wie "kein Hartholzharnisch" oder "keine extremes PA-Pimpen"). Bei SR3 wüsste ich gar nicht wo ich anfangen soll  mit weggelassenen und umgebauten Regeln (siehe auch das aus dem Ruder gelaufene "SR3 stripped", das bald so viele Seiten und Erklärungen erfordert hat dass daraus inzwischen ein ganz eigenes Spiel geworden ist, da es sich als einfacher erwiesen alles von ganz vorne frisch aufzusetzen ;) ). Und dann gibt es Mittelfälle wie TRoS Quickstart wo ich lediglich das Magiesystem umgebaut habe (inkl. Formeln um sofort mechanische Sprucheffekte ablesen zu können) und ansonsten nur die Spitzfindigkeiten zu den SAs ignoriere wie "Jeder nur ein Drive".

Außer du meinst die Goldene Regel und jede Passage die "nach Wunsch des SLs und für die tollere Story" enthält, aber das rauszuwerfen hat nichts mit ARS zu tun, sondern mit GMV ;D
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Mann ohne Zähne

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #11 am: 20.09.2007 | 17:12 »
Ja, wir sind auch bekennende Stripper (leiser Einspieler "Moulin Rouge") :D

Als wir damals mit der ersten Auflage von DSA angefangen haben, haben wir tatsächlich noch bei se buck gespielt. Bei der zweiten kamen dann ja schon die achtzehn phantastilliarden Talente dazu, die haben wir weggestripped. Ausdauer? Wech damit. Magieresistenz? Ne, nich für uns. Und so weiter.

Als wir dann irgendwann Anfang der 90er würfellos geworden sind (Amber DRPG), haben wir sogar da Regeln weggestrichen, etwa die zwar eleganten, aber für uns immer noch zu komplizierten Artifact/World/Creature Creation Rules. Weg damit. Und wir hatten dafür sogar die Lizenz (nicht, dass wir sie brauchten): Wujick schrieb damals ein eigenes Kapitel über "dropping the rules", und, etwas später, "dropping the GM".

Neben Amber gehört Theatrix natürlich zu meinen absoluten Lieblingen. Auch da haben wir einiges gestrippt, etwa Attribut- oder Skillwerte.

Bleibt also festzuhalten, dass wir in unseren fast zweieinhalb Jahrzehnten Rollenspiel eigentlich immer schon gestrippt haben. Ist wohl was typisch Menschliches: Wenn man was zum Spielen hat, dann probiert man einfach Sachen aus.

Durag

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #12 am: 20.09.2007 | 17:18 »
Ich hatte dank mehrerer recht kurzlebiger Runden das Glück, viele Neulinge mit den allseits so beliebten DSA-Regeln bekannt zu machen. Dort ist mir ein Ereignis aufgefallen, dass dem Strippen recht nahe kommt. In der Einführungsrunde erklärt der SL, der als einziger (wichtig) die Regeln gelesen hat und ihre Komplexität kennt, den Spielern das Spiel. Aber er benutzt nicht etwa alle, sondern eine übersichtliche Handvoll von Regeln, die für die geplanten Situationen ausreicht, teilweise auch in vereinfachter Form.

Der Plan war immer, den Spielern nach und nach die Regeln nachzureichen, die am Anfang weggelassen wurden, aber siehe da: "Wir sind mit den Regeln, so wie sie sind, zufrieden. Warum sollte man das unnötig verkomplizieren?" - ein Satz, den man von eingefleischten DSA-Hardcorefans in leicht abgewandelter Form auch hört. Ist es die Faulheit der Spieler, sich nicht mit neuen Regeln auseinander setzen zu wollen oder hat sie die vom SL getroffene Auswahl in Kombination mit (eigentlich zwangsweise) mehr erzählerischer Freiheit derartig überzeugt, dass sie dabei bleiben wollten?

Ich weiß es bis heute nicht - allerdings ist mir das bisher mehrmals aufgefallen (meine Stammgruppe, als wir DSA4 eingeführt haben und DSA3 mehr oder minder hinter uns gelassen haben sowie zwei Anfängertruppen). Bei einer Gruppe wurden dann sogar nach und nach die Regeln bis hin zu würfellos gestrippt, während ich sogar zweimal seehr gute Erfahrungen ganz ohne Würfel (von vornherein) hatte. Alles sehr nützliche Erfahrungen, die mich große Regelwerke in einem anderen Licht sehen lassen.

Mann ohne Zähne

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #13 am: 20.09.2007 | 17:22 »
Bei einer Gruppe wurden dann sogar nach und nach die Regeln bis hin zu würfellos gestrippt, während ich sogar zweimal seehr gute Erfahrungen ganz ohne Würfel (von vornherein) hatte. Alles sehr nützliche Erfahrungen, die mich große Regelwerke in einem anderen Licht sehen lassen.

Word, brother!
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Durag

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #14 am: 20.09.2007 | 17:31 »
Gehört eigentlich nicht ganz hierher, aber: Ich hätte eigentlich mal richtig Lust auf eine DSA4-Runde (aber wenn, dann bitte trotzdem nur eine einzige Runde), bei der konsequent alle vorhandenen Regeln der 3 1/2 Grundregelwerke eingehalten werden - in einer Gruppe, die auch tatsächlich alle 3 1/2 Grundregelwerke benötigt (also mindestens Kämpfer, Zauberer und Götterdiener). Außerdem muss auch für den Spielleiter gelten, dass er die Regeln einhalten muss. Spätestens, wenn sein Dämonenbeschwörer-Endgegner den Spruch schafft, die Beschwörungsprobe klappt, aber den Dämon nicht beherrschen kann, weil die Werte absurd hoch sind, bekomme ich vor Lachen hoffentlich Nasenbluten.

Offline Crimson King

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #15 am: 20.09.2007 | 17:58 »
Systeme von für den eigenen Spielstil irrelevanter Mechanik zu befreien ist in jedem Fall sinnvoll, so lange das Endergebnis nicht unausgewogener ist als das Original-Regelwerk.

Generell sehe ich da immer den Color-vs.-Crunch-Konflikt. Spieler, die möglichst alles über Beschreibungen abhandeln wollen, wollen nicht durch ein "Kannst du nicht, du hast den entsprechenden Skill/Feat/whatever nicht" blockiert werden. Taktische Möglichkeiten interessieren sie weniger. Dementsprechend brauchen solche Spieler keine großen Auswahloptionen beim Generieren/Aufstufen. Auch innerhalb des Kampfsystems ist für die Spieler weniger mehr. Ein Kampfwert reicht, vieleicht noch ein Waffenskillsystem. Spezielle Kampfmanöver, die man erst mal lernen muss, werden gestripped, im Spiel über reines Beschreiben abgehandelt und bringen dementsprechend keine Vorteile, die sich auf Würfelebene auswirken.

Andere Gruppen werden Regeln für soziale Interaktion ignorieren oder stutzen, weil sie derlei Szenen ausspielen und das Gespielte bewerten, maximal mit dem Charisma-Wert im Hinterkopf.

Stormbringer
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Durag

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #16 am: 20.09.2007 | 18:12 »
Spezielle Kampfmanöver, die man erst mal lernen muss, werden gestripped, im Spiel über reines Beschreiben abgehandelt und bringen dementsprechend keine Vorteile, die sich auf Würfelebene auswirken.

Aber der SL kann dann doch einfach freihand Boni und Mali verteilen, um gelungene Beschreibungen zu belohnen - wobei man dann wohl wieder beim "pimpen" des Spiels wäre.

Zitat
Andere Gruppen werden Regeln für soziale Interaktion ignorieren oder stutzen, weil sie derlei Szenen ausspielen und das Gespielte bewerten, maximal mit dem Charisma-Wert im Hinterkopf.

Gabs da nicht mal einen Witz über eine D&D-Gruppe, deren Barde einen so hohen Diplomatie-Wert hatte, dass sie praktisch nie kämpfen musste?

Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #17 am: 20.09.2007 | 18:12 »
Ich sehe das "Strippen" als Untergruppe der Hauptgruppe "Hausregeln".
Und ich denke, das wird bei vielen Systemen und in vielen Runden gemacht.
Wobei "Frischlinge" wohl eher mehr regeltreu spielen, und mit der Erfahrung (auch anderer Systeme) irgendwann die Idee kommt, was man anders machen kann oder auch, was man weglassen kann.
Ich sehe darin nichts besonderes.
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Durag

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #18 am: 20.09.2007 | 18:14 »
Wenn man die Methoden, nach denen Spielgruppen sinnvolle/nicht sinnvolle Regeln auswählen, herausfinden, beschreiben und objektiv anwenden könnte, hätte man ein Grundgerüst für eine Bewertung von Regelqualität. Oder?

Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #19 am: 20.09.2007 | 18:21 »
Wenn man die Methoden, nach denen Spielgruppen sinnvolle/nicht sinnvolle Regeln auswählen, herausfinden, beschreiben und objektiv anwenden könnte, hätte man ein Grundgerüst für eine Bewertung von Regelqualität. Oder?
Ja, aber ich denke, das kann man nicht.
Die Wahl der weggestrippten Regeln ist ja immer unterschiedlich, nach individuellen Vorlieben.
Die eine Runde läßt Regeln für Geld und Ausrüstung flöten, die nächste fährt auf das MicroManagen voll ab.
Eine Runde schwört auf diceless, die andere kann das Würfel nicht sein lassen.
Bei einer Runde wird die Ini gestripped, was bei einer anderen einen Aufschrei (und in katatonische Starre verfallen) bedeuten würde.
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Offline Joerg.D

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #20 am: 20.09.2007 | 18:34 »
Hausregeln sind kein Strippen.

Die Motivation beim Strippen ist in den Augen der Gruppe unwichtiges weg zu lassen. Würfeln, Ini, Kampfmanöver...

Hausregeln wie ich sie sehe sind meist Erweiterungen oder Vereinfachungen des Systems. Sie vereinfachen vielleicht vieles, aber etwas ganz weg zu nehmen ist etwas anderes als es zu modifizieren.
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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #21 am: 20.09.2007 | 18:57 »
Hausregeln sind kein Strippen, aber Strippen ist eine Hausregel.

Im großen und ganzen sag ich mal, dass ich in meinen Runden auch nie 100% des Regelkanos benutze.

Wobei ich eine DSA4 Runde hab, die alle Expertenregeln nutzt, bis zum kleinsten Mist Zeiteinheiten verteilt und wo es wichtig ist das Talent Feinmechanik zu haben um sich von Eisenfesseln zu befreien...
Manchmal denke ich da aber, es ist zu viel des Guten ;)
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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #22 am: 20.09.2007 | 19:41 »
Warum machen wir das?

Beim WoD-Zocken kam das in meinen Runden meistens vor, weil keiner Bock hatte sich mit gewissen Regelbereichen (z.B. Kampfmanöver) zu beschäftigen. Die wurden also gar nicht bewusst gestrippt, sondern weiträumig ignoriert.

Auch Fälle im Stile, "Dafür gibts ne Regel?!!", kamen vor.

Offline Falcon

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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #23 am: 20.09.2007 | 22:08 »
[nicht alles gelesen]
wäre ich auch ein Begriffs-Korinthenkacker würde ich sagen, du hast immer Regeln am Tisch, also kannst du dich ihnen nicht entledigen. ::)
aber ich weiss ja was du meinst, also werden wir eine "Regel-Definition" wohl nicht brauchen.
Und gehen wird davon aus, daß eine Runde überhaupt grundsätzlich alles Wichtige geregelt haben möchte, sonst machts ja keinen Sinn.

Grundsätzlich ist das eine gute Idee... und nicht neu, schliesslich gibt es schon zig "stripped" Threads. Und das Wesentliche hast du doch schon gesagt:
- bewusst spielen, was will ich?
- Alles weglassen, was nicht damit zu tun hat.

vielmehr kann man das Konzept doch nicht vereinfachen und damit auch nicht verbessern.

Bei einem Modularen System ist es natürlich viel einfacher etwas wegzunehmen, bei manchen Systemen kann man nicht so ohne weiteres etwas Abschneiden, ohne daß es viel Aufwand wird (und dann stellt sich natürlich die Frage ob man überhaupt noch das System spielt).

ironischerweise läuft es bei mir im Moment umgekehrt ;) . Ich weiss, was ich will und nehme Regelteile hinzu für Dinge, die nicht geregelt sind. Grundsätzlich bevorzuge ich immer eine geregelte Sache im RPG und meissten sind die Dinge, die ich nicht mag, glücklicherweise auch nicht geregelt. Also fällt auch kaum etwas weg.
« Letzte Änderung: 20.09.2007 | 22:10 von Falcon »
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Re: Rollenspiele "Strippen" oder mehr Zeit fürs wesentliche.
« Antwort #24 am: 21.09.2007 | 10:27 »
Wir haben bei DSA3 immer die Waffenvergleichswerte weggelassen und ich habe auch auf Cons keine Runde erlebt, die dieses benutzt hat. :)
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