Autor Thema: Herrschaftsformen am Spieltisch  (Gelesen 7011 mal)

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Offline Tourist

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Herrschaftsformen am Spieltisch
« am: 22.09.2007 | 13:13 »
Hallo,

worüber ich gerade grüble ist:

"Wer bestimmt am Spieltisch"

z.B.
- darüber welche Abenteuer gespielt werden
- was ausspielenswürdig ist und was nicht
- welche Zusatzbücher benutzt werden dürfen
- in welche Richtung sich die Kampagne entwickeln soll
etc.

Möglichkeiten die ich sehe:
- Der Spielleiter, schließlich macht er die 'Arbeit'
- Demokratie => die Mehrheit siegt
- Einstimmigkeitsgedanke, schließlich soll niemand zu schaden kommen und ein Kompromis kann bestimmt gefunden werden
- 2/3 Mehrheit, siehe Einstimmigkeitsgedanke aber Blockierer werden so ausgeschaltet


Natürlich ist klar, das sowas am besten vor Spielbeginn jede Gruppe für sich regelt, dennoch würden mich eure Erfahrungen und Meinungen dazu interessieren :)

Kurz zu mir,
bei unseren Spielrunden ist es schon ziemlich klassisch, das heißt die SL 'serviert' das Abenteuer bzw. die Kampagne und nachher darf man dann Kritik äußern, die entweder angenommen wird oder auch nicht.
Natürlich versuche ich als SL es allen recht zu machen und im kleinen gibt es auch diese Demokratieversuche, aber im Großen mache ich das schon sehr absolutistisch.


Markus

Offline Thalamus Grondak

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #1 am: 22.09.2007 | 13:22 »
Ist ja nicht wirklic neu das Thema, aber trotzdem meine 5 Cent:

Bei mir bestimmt der Spielleiter.
Wenn der SL Spaß am Spiel haben will, und am nächsten Wochenende noch Spieler haben will, muss er natürlich auf die Wünsche der Spieler eingehen, und letztendlich formen alle das Spiel, aber der Spielleiter ist die letzte Instanz.

Jetzt gerade beim schreiben fällt mir mal was ganz seltsames auf.
Ist nicht das sogar die art von Demokratie die überall ind erWestlichen Welt herrscht?
Das Volk(Spieler) gibt seinen Willen durch Wahl bekannt, und der gewählte(Spielleiter) hat dann eine Wahlperiode(Spielsitzung) Zeit, das relativ selbstbestimmt durchzusetzen.
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Offline Crimson King

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #2 am: 22.09.2007 | 13:48 »
"Wer bestimmt am Spieltisch"

- darüber welche Abenteuer gespielt werden
Der SL. Er denkt sie sich schließlich aus.

- was ausspielenswürdig ist und was nicht
Die Spieler, in Einzelfällen der SL. Wenn die Spieler etwas ausspielen wollen, dann muss man sie dies meines Erachtens auch tun lassen. Man kann dezent drauf hinweisen, dass hier inhaltlich nix zu holen ist, aber mehr auch nicht. Ausnahme: Teile der Gruppe langweilen sich.
Manchmal will der SL auch eine Szene ausspielen, die für die Spieler bereits abgeschlossen ist. Hier kann der SL auf dem Ausspielen bestehen, weil er weiß, dass noch etwas passieren soll.

- welche Zusatzbücher benutzt werden dürfen
Der SL bestimmt.

- in welche Richtung sich die Kampagne entwickeln soll
Alle zusammen. Die Spieler sind genauso teil der Kampagne.

Meines Erachtens tut der SL aber gut daran, die Spieler in vielen Fällen um ihre Meinung zu fragen. Zu viel dürfen die Spieler aber auch nicht wissen, sie wollen schließlich in den meisten Fällen überrascht werden.

Stormbringer
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J.W. von Goethe

Offline Minne

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #3 am: 22.09.2007 | 13:50 »
Demokratie ist doch kacke! *provokante these in den raum werf*

Also damit meine ich jetzt die "Herrschaft der Mehrheit" oder die "Herrschaft eines Repräsentanten", ich bin der Meinung zumindest in einem so kleinen Rahmen wie der Rollenspielgruppe sollte man in der Lage sein einen Konsens zu finden. Was soll ich am Tisch, wenn ich keinen Spaß dabei habe?

Gerade in Rollenspielgruppen von jüngeren Leuten hat man häufig eine ausgeprägte Hackordnung bei denen der Spielleiter an der Spitze steht. Dabei ist er umgeben von einem komischen tranzendenten Nimbus mit Mythen wie "Der Spielleiter hat immer recht" oder abstrusen Vorstellungen vom "Guten Rollenspiel" über das er und vielleicht noch ein oder zwei Alphatierchen Urteilen. Dem gegenüber steht ein Unvermögen vieler Spieler über ihre Erwartungen und Bedürfnisse an das Spiel zu sprechen, welches zumeist auch durch eine "Rollenspielsozialisation" in diesem mystifizierenden Ambiente verschuldet ist. So nach dem Motto "Was? Du hast keinen Spaß? Ich habe meine Jugend und mein Geschlechtsleben für diesen Posten geopfert und jetzt willst du andeuten ich wäre Inkompetent? Lern erstmal richtig rollenspielen du wurm!". Natürlich läuft das selten so explizit ab sondern ist mehr so ne Gruppendynamiksache. Ätzend ist es trotzdem und auch ein Grund warum ich keinen Bock auf Rollenspieler mehr habe. Viele sind nämlich zu doof um über sowas nachzudenken oder verfallen in blödsinnige Rechtfertigungsmechanismen um ihr hierachisches System zu rechtfertigen.

Offline Stefan G.

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #4 am: 22.09.2007 | 13:51 »
Jetzt gerade beim schreiben fällt mir mal was ganz seltsames auf.
Ist nicht das sogar die art von Demokratie die überall ind erWestlichen Welt herrscht?
Das Volk(Spieler) gibt seinen Willen durch Wahl bekannt, und der gewählte(Spielleiter) hat dann eine Wahlperiode(Spielsitzung) Zeit, das relativ selbstbestimmt durchzusetzen.

Sehr oft nicht wirklich, dafür müssten schon wirklich immer mehrere Kandidaten bereit stehen die leiten würden, wenn sie nur gewählt werden.

Ansonsten sind wir in einer Scheindemokratie, das Volk kann zwar wählen, es steht aber effektiv nur eine Partei zur Wahl und die macht alles mehr oder weniger nach eingenem Geschmack. Halt gerade so, dass das Volk sich nicht erhebt ;).


Ich für meinen Teil bin da barbarischer, ich treff mich immer zum Thing wo fast jede Kleinigkeit durch Mehrheitsbeschluß entschieden wird.
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Offline Roland

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #5 am: 22.09.2007 | 13:59 »
Ich spiele in zwei Typen von Runden.

1. Runde mit dauerhaft gleicher Besetzung

Wir regeln alle Fragen im Konsens. Meist schlägt ein Spieler eine neues Spiel vor, die Sache wird angenommen oder nicht und dann ausgestaltet.
Auch bei Regelauslegungen, Kamapgnenausrichtung usw. wird im Konsens entschieden.

2. Rollenspielstammtisch mit meist 6 Spielrunden

Hier wird über Spielrunden durch Abstimmung mit den Füßen entschieden. Alle paar Monate werden Angebote für neue Runden gesammelt, bis zu einem festgesetzten Termin suchen sich die Spieler Runden aus, am Stichtag werden die Runden so fair wie möglich verteilt.
Im Spiel verschliessen sich die meisten Spielleiter den Vorschlägen der anderen Spieler nicht. Falls doch, haben sie beim nächsten Mal eben weniger potentielle Spieler.
« Letzte Änderung: 22.09.2007 | 14:01 von Roland »
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Offline Joerg.D

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #6 am: 22.09.2007 | 14:00 »
Zitat
- darüber welche Abenteuer gespielt werden

Die Gruppe entscheidet und dikutiert das aus. Es gibt bei uns zwei Sls und die geben ihre geplante Abenteuerstruktur zum Bessten.

Zitat
- was ausspielenswürdig ist und was nicht

Das entscheidet die Gruppe, wobei der SL ein Vetorecht hat, da wir einen relativ engen Zeitramen haben.

Zitat
- welche Zusatzbücher benutzt werden dürfen

Der SL entscheidet. Er soll ja schließlich auch leiten

Zitat
- in welche Richtung sich die Kampagne entwickeln soll
etc.

Darüber machen sich meine Mitspieler keine Gedanken (glaube ich)

Unsere Gruppe ist sehr demokratisch. So darf Ludovico bei uns mitspielen, obwohl ich da als SL keinen Bock drauf habe. Aber wenn der Großteil der Gruppe es möchte steht es mir nicht an mich quer zu stellen und ihn aufgrund irgenwelcher Allmachts-Gelüsste nicht in die Kampange auf zu nehmen.
« Letzte Änderung: 22.09.2007 | 14:28 von Jörg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Offline Falcon

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #7 am: 22.09.2007 | 14:02 »
mmh. Die Trägheit der Gruppe insgesamt. Ganz unpersönlich. Einzelinitivativen oder gar Gruppenabsprache werden sich selten durchsetzen weil alles in eine unkontrollierte Richtung driftet.
Daraus entwickelt sich dann ein Spieltrott, den man i.d.R. auch nie wieder los wird, wenn nicht jeder seine eigenen Aktionen stetig hinterfragt. Das hängt von 1Mio. Dingen ab - wie motiviert die Leute sind. Schreibt jemand Charstories? Oder  ob sich jemand viel mit Regeln beschäftigt. Vielleicht werden Protokolle geschrieben. Dann wie pünktlich? Wie zuverlässig sind die einzelnen Spieler? Was sagen sie im Spiel. Wie sagen sie es? Wird OT gequatscht usw. - also der kleinste Gemeinsame Nenner, denn jeder einzelne Bereit ist beizutragen oder zu ertragen.

Selbst wenn jemand gar nicht mitspielt und nur rumsitzt bestimmt er was und wie gemacht wird, weil das auch Einfluss auf Moral und vieles mehr hat.

Das ist ihmo der Grund warum eine unreflektierte RPG Gruppe (mMn der Standad) sehr schwerfällig und quasi nicht zu etwas zu bewegen ist weil es keinen Angriffspunkt gibt. Niemand und jeder bestimmt das Spiel.
« Letzte Änderung: 22.09.2007 | 14:10 von Falcon »
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Offline Kardinal

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #8 am: 22.09.2007 | 14:06 »
Ich , d.h. der Spielleiter bestimme "was passiert/gespielt wird/etc." - und ich möcht den Spielern dabei möglichst Spaß bereiten, bzw. ihren Wünschen entgegenkommen - wir können es "wohlwollende Diktatur" oder "Father knows best" System nennen.

Wenn die Spieler *bestimmen* wollen was, wo, wie, etc. gespielt wird: kein Problem! Dann stehen meine Dienstleistungen als SL auch gerne gegen Bezahlung zur Verfügung!
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #9 am: 22.09.2007 | 14:13 »
Also damit meine ich jetzt die "Herrschaft der Mehrheit" oder die "Herrschaft eines Repräsentanten", ich bin der Meinung zumindest in einem so kleinen Rahmen wie der Rollenspielgruppe sollte man in der Lage sein einen Konsens zu finden. Was soll ich am Tisch, wenn ich keinen Spaß dabei habe?
Und was wirst du dann tun? Das bekanntgeben!
Dann kann der SL darauf eingehen oder nicht, und du kannst deine Konsequenzen daraus ziehen.
Einen Konsens finden hört sich ja immer ganz gut an, aber einen Ad-Hoc Konsens zu finden klappt äusserst selten, deshalb bedarf es IMHO eines Repräsentanten. Und woanders ist es doch auch nicht anders. Wenn mir jemand zu nervig ist, wenn er betrunken ist, dann gehe ich mit dem nicht in die Disco, wenn mir jemand zuviel redet, dann gucke ich mit dem keine Kinofilme, und wenn jemand mir beim Rollenspiel den Spaß verdirbt, dann spiele ich nicht mit ihm.
Und wenn es tatsächlich der einzige SL weit und breit ist, dann muss ich abwägen, ob ich lieber ganz drauf verzichte, oder so weiterspiele, so wie der SL abwägen muss, ob er auf bestimmte Spieler verzichtet, oder seinen Stil anpasst.

NACHTRAG: Konsens ist nämlich auch Scheiße. Ich habe lieber zeitlich begrenzte 100% für jeden Geschmack, als eien gequirlten Einheitsbrei von Gegensetzlichen Vorlieben.
« Letzte Änderung: 22.09.2007 | 14:15 von Thalamus Grondak »
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Offline reinecke

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #10 am: 22.09.2007 | 14:17 »
Also inzwischen sind wir soweit gekommen, dass der SL entweder vorstellt, was er meistern möchte und die Spieler können sagen, jo mach ich mit, oder eben nicht oder aber es wird gleich zusammen entschieden, auf was wir denn Lust hätten.

Dazu gekommen sind wir, nach einem ausgiebigen GEspräch über gemeinsamen Fokus und ähnliche Forge-Begriffe.
Vorher war es das bekannte "sudo SL".

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Offline Roland

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #11 am: 22.09.2007 | 14:28 »
Einen Konsens finden hört sich ja immer ganz gut an, aber einen Ad-Hoc Konsens zu finden klappt äusserst selten,

Bei uns klappt das sehr gut. Vielleicht liegt das einfach an einer unterschiedlichen Gruppenkultur. Wenn ich weis, dass meine Stimme genau so viel zählt, wie der anderen, bin ich im Zweifelsfall eher bereit etwas nachzugeben, da ich auch von den anderen Spielern Zugeständnisse erwarten kann.
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Offline Crimson King

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #12 am: 22.09.2007 | 14:36 »
NACHTRAG: Konsens ist nämlich auch Scheiße. Ich habe lieber zeitlich begrenzte 100% für jeden Geschmack, als eien gequirlten Einheitsbrei von Gegensetzlichen Vorlieben.

Das heißt dann, bei 5 Spielern langweile ich mich 80% der Zeit und habe 20% den maximalen Spaß. Um ehrlich zu sein, suche ich mir dann lieber Spieler, die in etwa das Gleiche wollen, oder lasse es ganz bleiben.

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Offline Minne

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #13 am: 22.09.2007 | 14:44 »
Hm, Thalamus, bevor ich dir jetzt antworte musst du mir erstmal helfen aus deinem Post Argumente zu destillieren. Ich find den jetzt nämlich etwas konfus.

Also erstmal ist dein Beitrag ein Plädoyer für einen SL als ein "Gewähltes Oberhaupt", das mit paternalistischen Vorrechten über den Rest der Gruppe versehen ist, zu sein. Dein Argument ist, dass einen Konsens zu finden nicht praktikabel ist und deshalb dieser (vorgeblich irgendwie gewählte) Repräsentant oberste Entscheidungsgewalt haben sollte.

Davor stellst du klar, dass ich als Spieler immer die Möglichkeit habe die Gruppe zu verlassen wenn das Spiel nicht meinen Bedürfnissen entspricht bzw. der Spielleiter ja theoretisch auf meine Bedüfnisse eingehen kann. Desweiteren sagst du, dass man auch in anderen Situationen keine Dinge mit anderen tut an denen man keinen Spaß hat.

Anschließend sagst du, dass eine paternalistische Entscheidungsfindung einer Konsensentscheidungsfindung vorzuziehen sei, weil bei der einen eher eine Bedürfnisdeckung der Betroffenen zu erzielen sei.

Würdest du das so unterschreiben?

Zitat
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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #14 am: 22.09.2007 | 15:03 »
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Offline Minne

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #15 am: 22.09.2007 | 15:09 »
Moi aussi. Und nu?   :)

Offline Roland

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #16 am: 22.09.2007 | 15:27 »
Gut, SdÄ ist der Haushalt, und Du bist Australier. Können wir wieder zum Thema zurückkommen?
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Offline Joerg.D

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #17 am: 22.09.2007 | 15:38 »
Zitat
Konsens ist nämlich auch Scheiße. Ich habe lieber zeitlich begrenzte 100% für jeden Geschmack, als eien gequirlten Einheitsbrei von Gegensetzlichen Vorlieben.

Warum stellst du dir nicht einfach Gruppen zusammen, wo die Geschmäcker ahnlich sind? Ich persönlich sehe es als zu aufwendig an, mit zu vielen verschiedenen Stilelementen arbeiten zu müssen, weil die Gruppe ganz unterschiedliche Ziele hat.

Es ist schon schwierig genug genügend Spotlights für die Spieler in einem Zeitplan unter zu bringen. Wenn ich dann noch anfangen sollte die Vorlieben zusätzlich um zu setzen, dann besteht das Abeneteuer bald nur noch aus einzel Szenen und nicht auf einem Guss.
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #18 am: 22.09.2007 | 15:42 »
Würdest du das so unterschreiben?
Ja, kann also garnicht so Konfus gewesen sein  ;)

Warum stellst du dir nicht einfach Gruppen zusammen, wo die Geschmäcker ahnlich sind? Ich persönlich sehe es als zu aufwendig an, mit zu vielen verschiedenen Stilelementen arbeiten zu müssen, weil die Gruppe ganz unterschiedliche Ziele hat.
Weil mich das eigentlich nicht stört. Mal hat die eine Fraktion 80% Spaß, und die andere nur 60%, mal ist es anders herum.
Ich denke auch, das die meisten Spieler auch an anderen Spielformen Spaß haben, solange sie wissen, daß;
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Offline Lord Verminaard

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #19 am: 22.09.2007 | 15:49 »
Na ja, Konsens muss ja in jedem Fall sein, nicht? Solange einer die Arme verschränkt und sagt: „Nö, Shadowrun spiel ich nicht“, kommt man ja nicht weiter. Die Frage ist also nur, wie der Konsens zustande kommt. Dabei macht es durchaus Sinn, wenn die anderen Spieler sich den Wünschen des SL zu einem gewissen Grad beugen, bzw. jedenfalls nach angeregter Debatte das Machtwort des SL akzeptieren. Denn der SL hat doch in den meisten Runden den größten Aufwand, und wenn er etwas machen soll, auf das er keine Lust hat, dann schadet das der Runde.

Ich habe z.B. den Fehler gemacht, in meiner „Traditionsrunde“, hier im Forum besser bekannt als „meine Mädels“, einfach einen Stapel Rollenspielbücher hinzulegen und zu sagen: „Sucht euch was aus.“ Die haben sich Unknown Armies ausgesucht, und ich muss leider feststellen, dass mir als SL für UA absolut nichts einfällt. Deswegen kümmere ich mich nicht drum und wir spielen nicht.

In einer anderen Runde mit meiner Freundin und ein paar von ihren Freunden habe ich einfach gesagt: „Ich leite The Shadow of Yesterday.“ Die fragten: „Was ist das?“ Ich sagte: „Fantasy mit Gefühl“, und sie sagten: „Okay, cool.“ Da ich alle Regionen auf Nah mag, habe ich ihnen die Wahl überlassen, in welcher Region sie spielen wollen, und auch bei der Charaktererschaffung keine Vorgaben gemacht. Aus den Charakterkonzepten habe ich dann das erste Abenteuer abgeleitet und von da aus weiter gesehen. Die Richtung der Kampagne bestimmen also alle gemeinsam. Diese Runde läuft gut, und hat noch viel Steigerungspotential.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #20 am: 22.09.2007 | 15:50 »
Spaß ist ansteckend.

Da hat er recht, der Thalamus.
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Offline Tourist

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #21 am: 22.09.2007 | 16:00 »
Schonmal Danke für die Antworten

folgende Frage: Hat jemand schonmal so in die Art geleitet.

Plotfragment: Überlandreise zu Stadt X um sich mit Person Y zu treffen.

Ihr wacht auf und wollt ja dann losreisen nehme ich an,
-"Bitte um Meldung ob ihr Frühstück und Pferde fertig machen ausspielen wollte ? "
-"Ah 2 dafür 3 dagegen, also skippen wir dass"
-"So, jetzt seid ihr ja auf dem Weg, ihr reitet durch einen Mischwald, wollt ihr euch unterhalten und soll ich die Umgebung etwas beschreiben oder sagen wir einfach ihr reitet durch diesen Wald ?"
- "Mhm... 4 dafür 1 dagegen, okay"
"Es ist ein ziemlich urwaldiger dichter Wald, gerade läuft ein Eichhörnchen mit buschigen Schwanz über die mit Laub übersähten Weg....."
(Plotelement)
"Ihr begegnet der alten Frau die mit Holz auf den Schultern mühsam ihres Weges geht, was macht ihr?"
(Die Spieler interagieren und helfen dem armen Mütterchen)
"Okay, so jetzt geht es ja weiter, wollt ihr weiter Charakterspiel + Wald oder sollen wir mal weitermachen?"
"Ok, alle für weitermachen"
"Also ihr kommt bei der Stadt an, das mit den WAchen ist eigentlich kein Problem aber wir können gerne spielen wie ihr das Stadttor passiert"
"Okay.. alle dafür"
"Es ist ein mächtiges Stadttor und die zwei mit Hellebarden bewaffneten Gardisten beobachten euch genau..."
(Plotelement)
"Schließlich kommt ihr am Haus von X an"


Etwas überspitzt vermutlich, trotzdem interessant ob es sowas gibt

Markus

Offline Gawain

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #22 am: 22.09.2007 | 16:11 »
So überspitzt wie du es formulierst nicht.

Aber durchaus üblich die Frage inwieweit die Spieler gerade Lust haben eine Reise breiter auszuspielen, ob sie etwas untereinander ausspielen möchten oder ob sie am Ort von dem sie aufbrechen noch etwas zu erledigen haben. Daran würde sich dann die Frage anschließen, ob es ausgespielt werden soll oder ob sie sich nur noch den Köcher wieder mit Pfeilen fühlen möchten o.ä.

Generell bin ich auch dafür möglichst viel im Konsens zu erledigen. Ich gehe jetzt nicht soweit, dass jedes Abenteuer im Vorfeld abgesprochen wird, aber zumindest die grobe Richtung/Thema durchaus. Und wenn es sich um eine längere Kampagne handelt und mittendrin keine Lust mehr auf das gebotene besteht, dann wird halt besprochen, was nicht so gut passt und was den Spielern besser gefallen würde.
Immer unter der Prämisse, dass alle, auch der SL, Spaß damit haben können.

Nachtrag: Welche Zusatzbücher Beachtung finden wird auch im einvernehmen entschieden.
« Letzte Änderung: 22.09.2007 | 16:14 von Gawain »

Offline Lord Verminaard

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #23 am: 22.09.2007 | 16:14 »
Na ja oft schneide ich halt einfach, und die Spieler widersprechen, wenn sie noch was ausspielen wollen. Dass man das Frühstück nicht ausspielen muss (es sei denn die Charaktere haben sich was wichtiges zu berichten), ist in allen meinen Runden selbstverständlich. Gelegentlich frage ich aber schon mal in die Runde, ob etwas ausgespielt werden soll oder nicht. Das ist dann aber weniger eine Abstimmung als ein sich gegenseitig Angucken, Schulterzucken und Kopfschütteln. Oder einer sagt: "Och, lass das doch ruhig ausspielen", und dann wird das auch gemacht.
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Offline Stefan G.

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Re: Herrschaftsformen am Spieltisch
« Antwort #24 am: 22.09.2007 | 16:24 »
So überspitzt spiele ich das auch nicht. Aber im Grunde schon so.

Und bei uns kann eigentlich jeder neue Elemente anbieten, nicht nur der Spielleiter. Wenn irgendwem irgendwas nicht passt dann sagt er was und dann wird kurz drüber geredet. Ansonsten wird viel über stille Zustimmung oder ein kurzes "Tolle Idee" geregelt.

Spieler 1: "Och nö, ich hab jetzt keine Lust die Befragung auszuspielen, können wir nicht einfach würfeln?"
Spieler 2: "Jo, geht mir genauso."
Spieler 3: "Mhm ok, wenn ihr keine Lust drauf habt lass ichs bleiben" zum SL "27 auf Verhören gewürfelt"

Sl: "Du hast Erfolg, der Gefangene erzählt euch von..."
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