Ja, kann also garnicht so Konfus gewesen sein
Ich habe ja auch ein paar Minuten geknobelt.
Also erstmal ist dein Beitrag ein Plädoyer für einen SL als ein "Gewähltes Oberhaupt", das mit paternalistischen Vorrechten über den Rest der Gruppe versehen ist, zu sein. Dein Argument ist, dass einen Konsens zu finden nicht praktikabel ist und deshalb dieser (vorgeblich irgendwie gewählte) Repräsentant oberste Entscheidungsgewalt haben sollte.
Anschließend sagst du, dass eine paternalistische Entscheidungsfindung einer Konsensentscheidungsfindung vorzuziehen sei, weil bei der einen eher eine Bedürfnisdeckung der Betroffenen zu erzielen sei.
1. Überhöhst du den Stellenwert den der Spielleiter im Spiel hat maßlos. Der Spielleiter ist auch nur ein Spieler und sein Spaß ist nicht mehr wert als der von anderen. Er hat überhaupt kein Recht anderen Spielern etwas aufzuzwingen. Er kann höchstends von den anderen eine gewisse Achtung gegenüber seiner investierten Arbeit einfordern, aber ein Zepter ist das nicht.
2. Überhaupt ist die Vorstellung der Spielleiter wisse besser, was der Gruppe spaß macht albern. Jeder kennt seine Bedürfnisse selbst am besten und hat die Aufgabe herauszufinden was sie sind (und sie von den Dingen zu trennen die ihnen von Außen aufgezwungen werden) und sie zu Artikulieren. Dabei kann man ihnen höchstends helfen, aber es nicht für sie tun. Das hat jetzt nicht mal primär was mit Rollenspiel zu tun
Eine funktionale Weise zu einem Resultat zu kommen das für alle Spaß macht ist es eben einen Konsens zu finden. Also miteinander auf gleichberechtigter Basis reden und zu nem Entschluss kommen der für alle tragfähig ist. Lieber eine Gruppe die garnicht zustande kommt als ein eingebildeter SL der nach dem Gießkannenprinzip Spaß verschüttet wo vielleicht garkeiner entsteht!
3. Tatsächlich *kann* der Spielleiter den Spielern auch nichts aufzwingen, wie Vermi schon feststellte, ein gewisser Konsens ist nötig damit überhaupt ein Spiel stattfindet. Aber die Frage ist, wie er sich aufstellt. Eine Hierachie in der Gruppe (Wer ist am längsten dabei, wer hat am meisten Bücher gelesen, wer ist der Freund der Spielleiterin. Oder einfach, wer ist der Spielleiter und hat deshalb pauschal Recht) wirkt einem gleichberechtigten Spiel entgegen und sorgt dafür, dass irgendjemand zu kurz kommt. Das ist dysfunktional und auch was menschliche Beziehungen angeht nicht wünschenswert. Deshalb ist es Aufgabe der Gruppe dem entgegenzuwirken. Der Mystizismus der den gepriesenen Spielleiter, der Einblick in das heilige Geheimis des Spielspaßes hat, umgibt erlaubt ihm in der Rollenspielkultur die man hierzulande vorfindet oftmals die Definitionsmacht von "Spielspaß" zu bilden und dadurch seine Mitspieler zu bevormunden. Das geht teilweise sogar soweit, dass er Leuten die unter ihm stehen einreden kann dass ihr spaß ein falscher spaß sei. (Und an diesem Punkt hat er tatsächlich sowas wie Macht, Gruppendynamische Kacke.) Das funktioniert unter anderem auch, weil der Mystizismus des SL, wie jedes "Geheime Wissen" auch anziehend wirkt und Leute die ihm nahe stehen erhöht. Im Grunde erinnern mich viele Rollenspielgruppen in der Beziehung ein wenig an kleine Sekten. Schon oft erlebt, vorallem bei Teenagern (Hah, da bin ich ja raus aus der Kategorie!) aber vorallem bei Leuten die sich ganz über Rollenspiel definieren und für die das eine ganz wesentliche soziale komponente ist. Wie mich früher.
Das brauchst du jetzt nicht unbedingt auf dich Münzen, ich hab ja keine Ahnung wie der Umgang in deiner Gruppe so ist, und eine funktionale Reglung wie "Wenn halt schnell entschieden werden muss dann entscheidet schnell der SL, ausdiskutieren kann man es später" hat damit im Grunde nichts zu tun, vorausgesetzt die Regel erwächst nicht den eben geschilderten Verhältnissen. Das was ich schilderte habe ich auch im Rahmen des Grofafo relativ selten oder nur in Ansätzen erlebt, um so häufiger aber auf Cons oder in meinen diversen ehemaligen Rollenspielcliquen.
Davor stellst du klar, dass ich als Spieler immer die Möglichkeit habe die Gruppe zu verlassen wenn das Spiel nicht meinen Bedürfnissen entspricht bzw. der Spielleiter ja theoretisch auf meine Bedüfnisse eingehen kann. Desweiteren sagst du, dass man auch in anderen Situationen keine Dinge mit anderen tut an denen man keinen Spaß hat.
Und inwiefern stützt das dein Argument? Natürlicht kann ich eine Beziehung immer auflösen, wenn ich das Gefühl habe, davon nichts zu haben. Das ist die Grundlage der freien Übereinkunft und hat eigentlich nix mit dem von dir propagierten Paternalismus zu tun. Außerdem übersiehst du, dass die Dinge nicht immer so einfach sind wie in deinen Beispielen und Lösungen für Konflikte sind fast nie entweder/oder Geschichten sind. Eben weil das so ist, ist es sinnvoll in einer Gruppe zu lernen seine Bedürfnisse zu artikulieren und somit zu einem Kompromiss zu kommen.