"Ist keiner da, der zu dir hält, tut's ein Spion für wenig Geld."
Gestern habe ich durch Zufall die beiden ersten Folgen (Pilotfolge? Doppelfolge?) von Burn Notice gesehen, einer für mich immerhin ungewöhnlichen Agenten- und Detektivserie. Ein hochdekorierter und erfahrener Geheimagent verliert plötzlich auf mysteriöse Weise seinen Posten und seine, wie soll man sagen, "Akkreditierung", so dass ihm kein Kollege mehr hilft. Er hat auf einmal die so genannte "Burn Notice" bekommen. Seine Akte wurde geschlossen, seine Daten gelöscht, sein Name ist nirgendwo mehr eingetragen, seine Kreditkarten und Bankkonten wurden gesperrt und niemand aus dem Geheimdienst darf ihm helfen oder Kontakt zu ihm aufnehmen. Seine Vergangenheit wurde praktisch ausgelöscht. Aber dennoch wollte ihn der Geheimdienst nicht einfach töten.
In der ersten Folge gelangt der Agent bewusstlos in einem Flugzeug von Nigeria nach Miami. Dort wacht er in der Wohnung seiner Exfreundin auf, die früher Bombenlegerin bei der IRA war und ihm ein paar Infos und Hinweise gibt. Später besucht er auch seine Mutter (genial gespielt von Sharon Gless, der Blonden aus der 80er-Serie "Cagney und Lacey"), die als hypochondrische und besserwisserische Rentnerin ebenfalls in Miami lebt. Da unser Held weder Geld, noch eine Bleibe, noch einen verfügbaren Lebenslauf hat, verschafft er sich erst mal über ein paar schräge Ex-Weggefährten und Unterwelttypen das, was er gerade braucht und beginnt aus Mangel an Alternativen in Miami als Privatdetektiv zu jobben. Er nimmt die Aufträge an, die er gerade kriegen kann, lässt sich nur in Bargeld bezahlen und arbeitet eben auf seine Art, mit "deep cover" und James-Bond-Tricks. Auf mich wirkt das Ganze bisher wie eine lustige Version von Das Palm Beach Duo kombiniert mit ein bisschen Colt Seavers und MacGuyver, mit der Technik und den Erzählmitteln der 2000er Jahre.
Was mir besonders gefallen hat, so dass ich mir gestern mitten in der Nacht noch die ganze Doppelfolge gegönnt habe, war, dass der Held in der Serie gleichzeitig der Erzähler ist, der in Ich-Form aus dem Leben eines Geheimagenten plaudert, mit Klischees aufräumt und alle seine Erlebnisse und Missgeschicke stets mit ironischem Unterton kommentiert.
Ähnlich wie in manchen Anime und japanischen Realfilmen werden hier neue Figuren normalerweise bei ihrem ersten Auftauchen in der Serie durch Texteinblendungen vorgestellt... zum Beispiel: "die Ex", "die Mutter", "der Waffenhändler", "der Alkoholiker" und so weiter. Das fand ich sehr modern und lustig. Ich kannte es eben zufällig aus alten Anime.
Burn Notice ist eine Serie von USA Network von 2007-2008.
Sie läuft seit dieser Woche immer montags um 22.00 Uhr auf VOX.