So, ich habe die Serie verfolgt und muss sagen, dass hier offensichtlich ein völliger Laie schreibt; dass dieser Mann ein freier Journalist mit Tätigkeitsfeld in der IT sein soll, ist ziemlich erschreckend.
Eine Installation per Doppelklick, so wie man das von Windows gewöhnt ist, gibt es hier offenbar nicht. Stattdessen steht in der mitgelieferten "Liesmich"-Datei: "Rufen Sie nach dem Auspacken der Treiberarchivdatei im neu entstandenen Verzeichnis 'fritz/src' den Befehl 'make' auf." [...]
Rätsel über Rätsel. Wie führe ich denn einen Befehl aus, ohne auf irgendetwas zu klicken? Als des Rätsels Lösung entpuppt sich nach kurzer Suche das Terminal, ein Programm, in dessen Fenster man Befehle per Hand eintippen muss.
Doch einfach in das Verzeichnis zu wechseln und "make" einzugeben, gefällt dem Terminal nicht. In der Liesmich-Datei steht, ich solle mich als "Root" anmelden und damit "Administrator-Rechte" erhalten. Wie bitte?
Was gemeint ist, erfahre ich nach einer halbstündigen Websuche in einem Internet-Forum: [...]
Oh, Schmerz. Wie kann ich Bratkartoffeln braten, wenn ich keine hygienisch verpackten, vorgeschnittenen Kartoffelscheiben habe? Derartige DAUigkeit zieht sich durch alle Teile der Serie bis hin zum gemischten Fazit (immerhin ist der Autor nicht völlig abgeschreckt).
Naivität ohnegleichen zeigt sich auch in dem Vergleich zwischen der De-Installation in Ubuntu und Windows:
Ubuntu fordert stattdessen, einen gewissen Paketmanager zu öffnen und dort einzelne Programmteile, genannt Pakete, zu entfernen. Linux baut auf dieses mächtige und eigentlich sinnvolle Tool auf, mit der die Deinstallation oft sauberer funktioniert als bei Windows. Anwenderfreundlicher sind aber ganz klar die Uninstaller bei Windows, die mit einem einzelnen Klick die gewünschte Software von der Platte schmeißen.
Hat schon mal jemand erlebt, dass Windows wirklich eine Software völlig löscht? Für den Anwender, der das nur am Verschwinden des Eintrags aus der Liste der Anwendungen messen kann, sieht es vielleicht so aus, aber wer in die Registry schaut (oder oft auch nur in die Startliste), merkt schnell, wieviele Reste übrig bleiben. Abgesehen davon, dass der Unterschied zwischen 'Im Paketmanager abwählen' und 'in der Softwareliste abwählen' sich mir nicht wirklich erschließt.
Auch sehr schön ist die völlige Konsternation des Autors bezüglich der Einstellungsfenster, in denen man nicht auf 'OK' sondern auf 'Schließen' drücken muss. Oh Horror!
Der Autor dieser Serie ist ein gutes Beispiel für die breite Masse der heutigen Computerbenutzer, die im Grunde gerne einen Computer hätte, der genau so viel Lernaufwand zur Benutzung erfordert wie ein Fernseher. Dabei wird regelmäßig übsersehen, dass Computer die komplexesten Werkzeuge sind, derer wir uns bedienen. Aber ich wäre durchaus dafür, dieen Leuten ihren Wunsch zu erfüllen, wenn sie entsprechend die Reduzierung der Komplexität auch in Kauf nehmen. Die Lösung sieht so aus:
Computer für die Masse sollten der X-Box ähneln. Sie sollten ein Betriebssystem auf auswechselbaren ROM-Medien haben. Updates gibt es nur auf neuen ROM-Medien. Die Systeme bringen eine vollständige Ausstattung an Software mit. Weitere Programme, die nicht jeder braucht, können vorinstalliert für das jeweilige System auf weiteren ROM-Medien erworben werden, eine Festplatte mit Flashspeicher-Technik dient zum Speichern eigener Einstellungen und Dateien, aber nicht für Programme. Ein solches System wäre das Ende der Virenbedrohung und jegliche Konfiguration entfällt völlig.
Natürlich entfällt auch die freie Applikationswahl, die Erweiterbarkeit, die Individualisierbarkeit, man wird z.B. auf bestimmte Peripherie beschränkt (z.B. nur aus der Box unterstützte Drucker) aber man kann nicht alles haben. Wer keinen Führerschein hat, muss eben mit den anderen im Bus fahren.
Auf Linuxbasis wäre ein solcher Computer längst realisierbar. Aber für die meisten Computerbenutzer ist nun mal Windows sozusagen die (meist auch nicht wirklich beherrschte, weil m.E. nicht wirklich beherrschbare) Muttersprache, und eine Zweitsprache will man nicht lernen. Deshalb ist es an Microsoft, das X-Box-Konzept auf den Computer im allgemeinen zu übertragen und den Leuten zur Abwechslung auf diese Weise mal das zu geben, was sie anscheinend wirklich brauchen.
Robin