Hi,
die Diskussion hier nimmt ja klingonische Ausmaße an ("Du hast meine Ehre verletzt!" *krach, bumm, klirr*
).
Okay ernsthaft:
Ich war vorgestern nochmal in Star Trek (XI) - und beide Seiten haben immer noch recht. Der Film ist scheiße
TM und der Film ist super.
Negativ:
- es kommen dort Logiklöcher in einer Größe vor, dass man eine ganze Borg-Armada durchschleusen könnte (gut, das kennt man auch aus anderen ST-Filmen, selbst "The Voyage Home" bildet da keine Ausnahme)
- Product-Placement
- der Plot an sich ist eigentlich so unplausibel, dass die Frage aufkam, ob irgendjemand nochmal korrekturgelesen hat
- ein imo für Star Trek zentraler Aspekt wird in den Allerwertesten getreten
Seit wann erschießen Sternenflottenmitglieder ungefährliche Gegner? Ich hab gehört Archer hätte in der Serie schon einmal ähnliches Verhalten gezeigt, aber die Leichtigkeit mit der zum Schluss auf das romulanische Schiff geschossen wurde hat mich schon geärgert
- einige Charaktere/Szenen waren fast nur Klamauk
Positiv:
- die Charaktere waren stellenweise ganz anders als die Originale, lassen aber Spielraum für Entwicklung; als Einstieg für die Figuren fand ich das Gesehene auch nicht zu "flach"
- viele witzige bis intelligent eingebrachte Anspielungen (nicht nur auf Star Trek)
- gute darstellerische Leistungen (naja, Eric Bana hatte keine Möglichkeit auch nur ansatzweise etwas von seinem Können zu zeigen --> Drehbuch auch hier schlecht)
- gute Unterhaltung (beim zweiten Mal, hab ich stärker auf Fehler geachtet, und trotzdem hat der Film noch Spaß gemacht)
- einige wunderbare Inszenierungen von Charakteren
- die Effekte waren gut und selten mal Alleindarsteller
Einige Fragen bleiben aber auch diesmal:
- Was ist mit Neros rechtem Ohr? Das macht im Laufe des Films mehr Wandlungen durch, als Dax Wirte hat.
- Wieso ist eine Super-Supernova gefährlicher als ein Schwarzes Loch? Das scheint ja im Film mehr den Charakter eines Wurmlochs mit Gravitation gehabt zu haben.
- Wer zum Geier hat diese Enterprise gebaut? Die war ja wüst zusammengeschustert. Der alte Scotty hätte bei diesem Anblick die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, während der neue
ja schon eine Tauchexpedition durch den Maschinenraum genossen
hat.
Interessant fand ich die Konsequenzen aus den Ereignissen um Vulkan. Und klasse war der Umgang mit Technobabbel: Statt
Induktiver MolekularinhibitionsmaterieTM (wahlweise durch eine andere Verkettung wichtig-technischer Begriffe zu ersetzen) kam hier einfach rote Materie (was zum Kuckuck ist das denn?) zum Einsatz (und bietet hier auch nochmal eine nette Anspielung zum "Unentdeckten Land").
Was ich sehr sehr schade finde, sind die Implikationen für die "reelle Zeitlinie":
Kein Romulus mehr? Die Romulaner schwach und dumm? Das wäre ein sehr unnötiger Abgang. Und dann auch noch der "echte" Spock in der "falschen" Zeitlinie - das ist wirklich blöd.
Zur Diskussion "Star Trek ist der heilige Gral vs. nette Unterhaltung wie vieles Andere auch":
Natürlich ist Star Trek Unterhaltung. Darüber hinaus versucht es immer wieder zum Nachdenken (über philosophiosche Themen und Dilemmata) anzuregen. das macht es in meinen Augen besonders. Natürlich kann das Anreißen eines solchen Themas verpackt in 45 Minuten Unterhaltungsserie selten eine vernünftige Tiefe erreichen, als Denkanstoß ist es dennoch geeignet. Ich selbst bin mit der "Next Generation" aufgewachsen und es hat mir zumindest ein insgesamt hoffnungsvolles Gefühl für die Zukunft gegeben und Werte wie Kooperation und Konsens nähergebracht, ohne dass es je groß diskutiert wurde. Für viele Fans mag es auch mehr sein, als "gewöhnliche Unterhaltung", dann kann man sich mit einigen von Eins Aussagen halt in die Nesseln setzen.
Letzten Endes ist es das, wofür man sich selbst entscheidet, dass es sein soll. Und bei diesem Franchise haben die Fans noch Einiges bewegen können, als der Rest der Welt es für tot hielt.
Gruß, p^^
PS: Ich finde den Film insgesamt toll, weil er mir wieder Lust auf Star Trek insgesamt vermittelt hat (was seine beiden Vorgänger nicht ansatzweise erreicht hatten).