Welche "anderen Leute" denn? - Es gibt nur eine Goldene Regel bei Savage Worlds: Jeder KENNT die Regeln! Keiner drückt sich!
Ich weiß.
Ich wollte nur ausdrücken, dass ich mich damit nicht beschäftigen will. Da sich mein Mitspieler auch nicht damit beschäftigen will, führt das wohl dazu, dass sich jeder um seine eigenen Regelkram kümmert.
Aber darauf kam es mir an: "Ich kümmer mich nicht um meinen Regelkram, weil es mir Spaß macht. Ich kümmere mich darum, weil den Scheiß kein anderer haben will."
Savage Worlds ist ein Rollenspiel, welches SEHR VIEL Regeltechnisches direkt von den Spielern abwickeln läßt und so den Spielleiter entlastet.
Du sagst es: Regeltechnik ist eine Belastung!
Das ist der zentrale Punkt: Der SL hat keine Lust auf Regeltechnik und der Spieler hat auch keine Lust auf Regeltechnik. Für beide ist es eine Belastung. Also sollte man sie auf ein Minimum reduzieren und es nicht noch weiter auswalzen.
Savage Worlds bietet den Spielern sehr viele Optionen nicht nur bei Charakterbau/-entwicklung, sondern gerade während des Spiels. Diese MUSS der Spieler kennen, denn sein Charakter kennt deren Effekte in der Spielwelt ja auch (Charakterwissen DURCH Spieler-Kenntnis der Regeln!).
Wie gesagt: Wenn die Regeln gut sind, braucht man die Regeln nicht zu kennen.
- Ich muss als Spieler nicht wissen, dass es eine "Nach unten Fall"-Regel gibt. Ich weiß auch so, dass der Apfel nach unten fällt, wenn ich ihn loslasse.
- Ich muss als Spieler keine Meuchelregel kennen. Ich weiß auch so, dass der Gegner tot ist, wenn ich ihm im Schlaf die Kehle aufschlitze.
- Ich muss keine Kletternregel kennen: Ich weiß auch so, dass es leichter ist, über die Mauer zu gelangen, wenn ich ein Seil dabei habe.
- Ich muss keine Alkoholregeln kennen. Ich weiß auch so, dass die Wachen leichter zu besiegen sind, wenn ich sie vorher mit Alkohol abfülle.
Natürlich will ich kein Freeform spielen. Aber das obige zeigt schon deutlich, dass Regeln überbewertet werden.
Der Spieler kann sich sicher sein, dass seien Aktion den selben Effekt hat, den es in einem genretypischen Film oder Buch ebenfalls hätte. Dieses Wissen reicht in den meisten Fällen vollkommen aus.
Aber nochmal: Es ging mir nicht darum, den SL zu belasten. Es ging mir darum darzulegen, wieso ich die Regelbeschäftigung als Ballast empfinde. (Und da du sagst, man solle den SL entlasten, siehst du die Beschäftigung mit der Regelmechanik ja scheinbar auch als Ballast.)
Der Spieler will möglichst wenig Ballast und der SL will ebenfalls möglichst wenig Ballast. Daher ist es nur fair, wenn sich jeder ums einen eigenen Ballast kümmert.
Aber noch besser wäre es, wenn der Ballast allgemein sehr klein gehalten wird.
DEINE "Immersion" scheint ein mimosenhaft zartes Pflänzchen zu sein. MEINE und die die MEINER SPIELER ist nicht so zimperlich, daß sie beim Griff zum Würfelbecher in Staub zerplatzt und unrettbar und unwiederherstellbar verflogen ist.
Ich sage ja nicht, dass sie dadurch zerstört wird. Aber sie wird dadurch verschlechtert.
Natürlich stirbt man auch nicht, wenn man 2 Zigaretten täglich raucht und Abends in eine Raucherkneipe geht. - Man kann trotz allem noch Sport treiben und 100 Jahre alt werden.
Aber nichtsdestotrotz beeinträchtigt das Rauchen trotzdem deine Lungen und deine Gesundheit.
Und mit dem Regelballast ist es halt genau so: Natürlich kann ich auch mit dem Regelballast meinen Spaß haben. Aber ohne ist es halt noch schöner.
Nehmen wir mal an, ich würde dir anbieten, meinen Char zu verwalten. Was würdest du sagen:
1) "Yipieh! Es macht mir Spaß, deinen Char zu verwalten."
2) "Kein Problem. Es macht mir zwar keinen Spaß, deinen Char zu verwalten, aber meine Immersion ist gefestigt genug, um durch die zusätzliche Verwaltung nicht zerstört zu werden."
3) "Nein, kümmer dich mal lieber selber um deinen Char. Wenn ich deinen Char verwalte, würde dadurch nur mein Spielspaß beeinträchtigt."
Dann ist es ein WÜRFEL-Spiel, weil man mit Würfeln die Spielregeln "bedient".
Dann ist es ein ROLLEN-Spiel, weil man Charaktere darstellt und deren innere Motivationen zum Handeln Lassen durch die Spieler berücksichtigt.
Nein. Es ist in erster Linie ein Kartenspiel.
Zumindest sollte es das sein.
Aber es ist bezeichnend, dass du Savage Worlds als Würfelspiel und nicht als Rollenspiel spielst.
Klar, wenn man einfach nur ein schönes Würfelspiel spielen will, kann man mit deiner Regelinterpretation glücklich werden.
Wenn man sich jedoch nicht zu einem Würfelabend, sondern zu einem Rollenspielabend trifft, dann ist deine Regelinterpretation halt unglücklich.
Wenn Du so auf "Immersion" versessen bist, dann ist Savage Worlds garantiert nichts für Dich. Denn bei Savage Worlds stört sich KEIN SPIELER daran, daß er Spielkarten in die Hand nimmt, daß er sein "Schicksal" mit anfaßbaren Bennies in der Hand haben kann, daß er würfelt, Karten zieht, Figuren bewegt, Bennies ausgibt, nochmal würfelt, usw. - Das gehört zum normalen SPIELFLUSS bei Savage Worlds mit dazu.
Daran störe ich mich nicht.
Das alle beeinträchtigt ja auch nicht meine Immersion.
Die immersionsstörenden Sache habe ich weiter oben aufgeführt. Und die gehören eben NICHT zu Savage Worlds dazu. (Es sei denn, man will kein ROLLENspiel, sondern ein WÜRFELspiel oder ein BRETTspiel spielen.)
Wer ein One-Trick-Pony-Spiel für Immersions-Puristen sucht, der ist mit dem lauten Würfelgeknalle, dem Bennie-Geschiebe, dem Kartenstoßmischen und dem Figuren-Bewegen und Szenerie-Umbauen nicht in seinem Wohlfühlbereich.
Komisch. Die Sachen haben mich bisher noch nie in meiner Immersion gestört.
Wie gesagt: SW ist nach meinem Eindruck von Deinen Beiträgen in diesem Thread alles andere als ein Regelsystem, als ein Rollenspiel, welches Dich begeistern könnte.
Seltsam bloß, dass mich Savage Worlds dennoch begeistert. Und seltsam auch, dass ich in meiner Runde keine Probleme damit habe, dass sich die Spieler coole Stunts ausdenken, um ihre Gegner zu besiegen.