Erfahrungsbericht erster (hoffentlich nicht letzter) Savage Worlds Abend (enthält Spoiler):
Wir haben mit den SW:Ex Regeln gespielt und alles belassen wie es ist. Wir haben von 15 bis 22:30 gespielt.
Geleitet habe ich den Pulp One-Shot "The Eyes of Kilquato".
http://www.dragonsfoot.org/php4/archive.php?sectioninit=SW&fileid=138&watchfile=Ich möchte den Inhalt des Abenteuers (10Seiten) nicht vollständig wiedergeben, da es mir primär nur um den Test der Regeln ging.
Ich hatte 5Spieler, womit jeder vorgefertigte Held benutzt werden konnte. Wir haben an diesem Abend bis zur ersten Kampfszene gegen den Trupp Nazis gespielt.
Nach der üblichen 1Std. des Einspielens bis die Mitspieler größtenteil Scham und Albernheiten hinter sich gelassen hatten kamen alle allmählich ins Spiel.
Bis zur Ersten Verfolgungsjagd (diejenige, gegen die Flusspiraten) passiert nichts Nennenwerstes bzw. Systemspezifisches (ein bisschen Rollenspiel, verlängerte Recherche im New Yorker Museum mit ein paar Skill Rolls).
Auf die Verfolgungsjagd hatte ich mich gefreut. Es hatte sich nur leider herausgestellt, daß es für Einsteige etwas unplatziert im Abenteuer vorkam.
Das Piratenboot war mit 11 Mann besetzt, die Schusswechsel verhältnismäßig Komplex (Deckung und so). Im Nachhinein wäre mir ein Miniaturengefecht zuerst lieber gewesen, da dort ja die dafür gemachten Regeln greifen.
Der Kampf hat im Endeffekt auch über eine Stunde gedauert. Die Piraten hatten sehr lange die Oberhand weshalb ich es unpassend empfand sie schon flüchten zu lassen.
Mit sinkender Entfernung zum Spielerboot fielen die Gegner dann schneller.
Es kam dann auch das Argument auf, daß die Chase Idee an sich gut sei, dies aber nichts Savage Worlds spezifisches sei und man dies ja nach GURPS oder D&D (unsere gespielten Systeme) übertragen könne.
Hier zeigte sich ein "Problem" was den Spielern sofort sauer aufgestoßen ist. Die Extreme Zufälligkeit der Ergebnisse. SW beruht ja darauf, daß z.b. ein W12 im Ganzen besser ist als ein kleinerer Würfel (in SW werden sie hochgewürfelt). Das gilt für Statistische Werte, 100Würfe oder mehr. Auf einzelne Würfe bezogen scheint alles in absolute Zufälligkeit zu verkommen (inklusive des Wild Die).
Auch Bennies, 3 waren viel zu wenig, konnten die Ergebnisse selten verbessern.
Besonders mißfiel mir, daß der Flusspiratenkapitän (Manny) seine Würfe nicht geschafft hat (ich habe ihn als Extra gespielt), womit die Verfolgungsjagd extrem zäh wurde, obwohl das boot ja doppelt so schnell sein sollte. Damit es sich nicht endlos in die Länge zieht musste ich ein paar Proben Faken damit das Boot mal aufholen konnte (die Piraten hatten einen zu guten Stand auf große Entfernung => große Menge).
Die Spieler hatten sich darauf gefreut ein paar Extras in den Hintern zu treten, doch leider zeigte sich, daß die Mali, die relativ schnell sehr hohe Werte erreichen können (häufig -2 bis -4), das Spiel komplett von Raises abhängig macht, entweder man schafft einen Raise oder es passiert nichts. Da die Gegner in der Überzahl waren (inklusive einem Maschinengewehr) trafen natürlich wesentlich mehr Treffer.
Am Ende hatte jeder mindestens eine Wunde.
soweit so gut, als es auf nahe Reichweiten ankam löste sich das Problem in Selbstgefälligkeit auf, weil die Extras schneller fielen.
Die Zufälligkeit schlägt natürlich besonders auf einzelne Skillproben ausserhalb der Kämpfe nieder.
im Darauf folgenden "Choleradorf" war ein Spieler bereits so genervt das er 3 (!!) Bennies rausgworfen hat um einen vernünftigen Healcheck zu erreichen, die reinste Verschwendung. Bennies, die den Spielern in späteren Szenen fehlen sollten (ich habe ihnen für die Rettung des Dorfes je 2 gegeben und wir hatten mit 4 gestartet (statt 1 und 3).
Ich wollte an dem Abend unbedingt noch bis zur Begegnung der Nazis spielen, wir hatten bereits 6Studen gespielt, weshalb ich die Piranya Szene komplett rausgelassen hatte.
Auch habe ich die Nazis nicht fliehen lassen damit es einen kompetten Kampf gab.
Etwas enttäuschte mich die Eintstellung daß immer der SL Schuld ist wenn die Spieler drauf gehen, denn es wurden relativ viele, taktische absurde Entscheidungen im Kampf getroffen.
Gut, es konnten nur Zwei Spieler die Regeln aber die Ansicht, - der SL haut die Spieler schon raus, egal welche Dumme Tat sie machen, ansonsten ist er schuld,- sitzt schon tief. Hier habe ich klargestellt, daß es ums Überlegen geht , das man weder dem System noch den Gegnern (demSL) die Schuld geben kann wenn sie klug handeln.
Leider konnte ich das nicht bekräftigen denn die Misere der "Zufälligkeit" setzte sich fort. Es war ziemlich schnell klar, daß es keinen großen Unterschied macht ob man nun einen W6,W8 oder W10 Skill hat, daß es aber einen sehr großen macht ob man von 4Exteas mit jeweils einem W6 (4W6) angegriffen wird.
Die Abzüge dafür sind zu absurd hoch. Ein Spieler wollte eine stylische Pulp Aktion Starten in dem er einen Intimidate mit einem Frenzy Kombinieren wollte, was natürlich abgrundtief in die Hose ging. So viele Bennies kann ein SL gar nicht verteilen damit die Spieler so etwas herausreissen.
Die Spieler hatten nicht das Gefühl irgendetwas unter Kontrolle zu haben, die Kampfsituationen schienen unberechenbar zu sein (man könnte plötzlich sterben).
für knapp 7Stunden Spielzeit kamen wir nicht viel weiter als in anderen Rollenspielsystemen. Obwohl ich die ganze Zeit verteidigte, daß es sich ja um den ersten Abend handele und wie gut die Spieler die Regeln schon anwendeten, die sie 6stunden vorher noch gar nicht kannten, setzte sich der Eindruck fest, daß es mit GURPS (unserem Haussystem) genauso schnell ging (der Kampf gegen die Nazis, also 5 vs 5 hatte 1 1/2 Stunden gedauert. Das ist standard für ein richtig komplexes Regelwerk, insofern war die Frage berechtigt wieso man dieses System nun brauche). In ihren Augen eignete es sich nicht für Pulp abenteuer weil die Tödlichkeit um ein vielfaches höher rüberkam als in "realistischeren" Systemen (wie eben GURPS).
ich hoffe, daß ich meine Spieler nicht vergräzt habe und das es nur ein falsche Eindruck war, den Savage Worlds vermittelt hat.
Bei diesen Mängeln vielen die Ungereimtheiten wie die der Bystander Regel gar nicht mal ins Gewicht.
was hätte man anders machen können?