Autor Thema: Geschichten erzählen ist langweilig...  (Gelesen 15450 mal)

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Offline Hr. Rabe

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Geschichten erzählen ist langweilig...
« am: 13.11.2007 | 11:26 »
In einem anderen Thema nebenan hat Jörg gerade die Aussage geprägt, daß viele D&D und SR Runden für ihn eher in den Bereich des Tabletops als in den des Rollenspiels einzuordnen sind, mit der Begründung dort würden keine Geschichten erzählt werden.

Ich habe mir diese Aussage ein wenig auf der Zunge zergehen lassen und dachte mir dann, der Mann hat recht, was das Geschichten erzählen angeht, aber wenn das deshalb kein Rollenspiel sondern TT ist, was ist es dann, das mir am meisten Spaß macht?

Persönlich finde ich das Rollenspiel welches einem Plott folgend eine Geschichte erzäht zwar nicht schlichtweg langweilig, aber sagen wir mal 'ganz nett'.
Was mich wirklich begeistert sind Rollenspielrunden, in denen gar keine Geschichten erzählt werden, sondern aus den Aktionen der PC und NPC Reaktionen der PC und NPC resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren [repeat].

Meine Lieblingsszenarien haben einen interresanten Aufbau und ein paar Dinge, die es 'zu tun' gibt, wenn das Spiel beginnt. Das können grße Dinge sein, wie zum Beispiel die Zerschlagung eines Drogenrings, oder kleine unscheinbare Dinge, wie der Erwerb eines fahrbaren Untersatzes o.ä.
Aus der inneren Logik des Szenarios müßen sich dann ---wenn die Charaktere anfangen die einen oder anderen Dinge anzupacken--- Konsequenzen herleiten lassen, die dann neuer Teil der Spielrealität werden und die Gesamtsituation wieder verändern.
So entstehen neue Spannungen, neue Dinge die es zu tun gibtTM, neue Freunde und Feinde, kurz: neue Verhältnisse.

Wohin das alles führt weiß ich nicht, außer daß die Veränderungen immer komplexer und weitreichender werden, wenn das Szenario gut genug ist.

Um vollends zu befriedigen, muß ein Szenario nach einiger Spielzeit dann auch eine Art ultimatives TODO bieten, mit dem man einen Ausgang aus dem Szenario in seiner bisherigen Form schafft.
Dieses TODO kann Jahre lang weder bekannt sein, noch in Anspruch genommen werden, es kann von jedem Spieler oder dem Settingauthor definiert werden.
Wichtig ist lediglich, daß es auftaucht, bevor das Setting ausgelutscht ist.

Das ganze Spiel, die ganze Spannung und Dynamik entsteht bei diesem Spielstiel lediglich auf Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen.

Geschichte? Fehlanzeige!


PS:
So, ich muß gestehen, ich weiß weder warum ich das jetzt geschrieben habe, noch ob jemand mein (doch ziemlich ungeordnetes) Geblubber verstanden hat, aber Gut.
Im Grunde wollte ich nur einmal einen anderen RPG Ansatz präsentieren, den ich in diesem Forum bisher noch nicht so sehr vertreten gesehen habe.

Habe die Ehre.
Gruß,
Hr. Rabe
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Pyromancer

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #1 am: 13.11.2007 | 11:39 »
Persönlich finde ich das Rollenspiel welches einem Plott folgend eine Geschichte erzäht zwar nicht schlichtweg langweilig, aber sagen wir mal 'ganz nett'.
Was mich wirklich begeistert sind Rollenspielrunden, in denen gar keine Geschichten erzählt werden, sondern aus den Aktionen der PC und NPC Reaktionen der PC und NPC resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren [repeat].

[...]

Das ganze Spiel, die ganze Spannung und Dynamik entsteht bei diesem Spielstiel lediglich auf Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen.

Ich stimme dir da zu 100% zu. Nur...

Zitat
Geschichte? Fehlanzeige!

...sagt unsereins zu dem, was da passiert auch "Geschichte" dazu.

Dem Erzählonkel-SL zuhören, wie er seinen Plot erzählt, das ist laaangweilig.
Selber machen ist spannend!

Offline Vash the stampede

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #2 am: 13.11.2007 | 11:40 »
...
Das ganze Spiel, die ganze Spannung und Dynamik entsteht bei diesem Spielstiel lediglich auf Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen.
...

Sowas nennt man Geschichte.

Was du meinst ist, das man vorher nicht eine Geschichte plant und abläuft, sondern du willst sie komplett frei entwickeln. Während des Spiels sozusagen. Aber in dem Augenblick wo du annahmen triffst, planst schon mögliche Geschichten. ::)
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Offline Joerg.D

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #3 am: 13.11.2007 | 11:43 »
Tja Herr Rabe,
du erzählst auch eine Geschichte und treibst diese über Logische Konsequenzen und kausale Zusammenhänge vorran. Das ist ungefähr mein Stil zu leiten, bloß das ich das ganze noch mit persönlichen Komponenten würze um etwas Dramatisches in die Geschichte zu bringen.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Offline Hr. Rabe

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #4 am: 13.11.2007 | 11:44 »
Sowas nennt man Geschichte.

Was du meinst ist, das man vorher nicht eine Geschichte plant und abläuft, sondern du willst sie komplett frei entwickeln. Während des Spiels sozusagen. Aber in dem Augenblick wo du annahmen triffst, planst schon mögliche Geschichten. ::)

Nein,
Denn wenn dabei eine Geschichte entsteht (was man erst Rückblickend sehen kann), dann ist das Zufall. Quasi ein Abfallprodukt.
Denn der Fokus liegt eben nicht darauf eine solche zu schaffen, sondern mit den Situationen und Gegebenheiten zu experimentieren.
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Pyromancer

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #5 am: 13.11.2007 | 11:53 »
Nein,
Denn wenn dabei eine Geschichte entsteht (was man erst Rückblickend sehen kann), dann ist das Zufall. Quasi ein Abfallprodukt.
Denn der Fokus liegt eben nicht darauf eine solche zu schaffen, sondern mit den Situationen und Gegebenheiten zu experimentieren.


Wie kann denn aus interessanten Charakteren und einer konfliktgeladenen Ausgangssituation etwas anderes als eine "Geschichte" entstehen?
Mit Zufall hat das sehr wenig zu tun.

Offline Joerg.D

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #6 am: 13.11.2007 | 11:58 »
Richtig!

Es ist ein fast so klassicher Ansatzpunkt wie die Geschichte mit einem vorbestimmten Plott.
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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #7 am: 13.11.2007 | 12:04 »
Wie kann denn aus interessanten Charakteren und einer konfliktgeladenen Ausgangssituation etwas anderes als eine "Geschichte" entstehen?
Mit Zufall hat das sehr wenig zu tun.
Richtig. Da liegt der Herr Rabe einfach falsch; man kann nicht zufällig eine Geschichte erzählen. Jegliches Berichten über eine Aktion-Reaktion-Folge ist als eine Geschichte anzusehen, auch wenn die Bezeichnung variieren mag (z.B. Nachricht, Bericht, Erzählung, whatever). Ob das ganze spannend ist, steht auf einem anderen Blatt.

Offline Haukrinn

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #8 am: 13.11.2007 | 12:21 »
Wie kann denn aus interessanten Charakteren und einer konfliktgeladenen Ausgangssituation etwas anderes als eine "Geschichte" entstehen?

Eine langweilige Aneinanderreihung von Ereignissen? Ein gutes Fundament (Charaktere und Ausgangssituation) kann nur ein notwendiges, aber niemals ein hinreichendes Kriterium für eine Geschichte sein. Wenn die Gruppe lahmt und es am Einsatz entsprechender geeigneter Techniken fehlt, kommt auch beim besten Fundament keine Geschichte dabei heraus.
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Offline Hr. Rabe

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #9 am: 13.11.2007 | 12:33 »
Der Punkt ist doch:
Selbst wenn dabei nur eine Geschichte oder eine 'langweilige aneinandereiung von Ereignissen' entstehen kann, dann ist das für unseren Spielstiel vollkommen trivial.

In dem Moment, in dem die entstandene Geschichte erzählt werden könnte, ist sie 'kalt' und damit uninterresant. Deshalb ist es lediglich ein Nebenprodukt unseres Spiels, daß man manchmal hinterher eine Geschichte erzählen kann. Aber darauf lege ich es nicht an, denn es interresiert mich nicht.
Was mich interresiert, ist was aktiv und 'life' in der Realität der Spielsituation geschieht. Was mich interresiert, ist wie sich die Welt um meinen Charakter verändert und mein Charakter mit ihr. Was mich interresiert ist, welche Ziele mein Charakter hat, welche davon er verfolgen kann und welche er zurücklassen muß.
Mich interresiert lediglich die aktive Ich-Perspektive des Charakters innerhalb der virtuellen Welt.

Das man das ganze hinterher nacherzählen kann ist richtig, aber sinnfrei, weil egal.
Tatsächlich kommt in der Nacherzählung dabei doch eher eine monotone Aneinandereihung von Ereignissen herraus, als eine Geschichte mit Spannungsbögen, Auflösung, etc.
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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #10 am: 13.11.2007 | 12:43 »
Persönlich finde ich das Rollenspiel welches einem Plott folgend eine Geschichte erzäht zwar nicht schlichtweg langweilig, aber sagen wir mal 'ganz nett'.
Was mich wirklich begeistert sind Rollenspielrunden, in denen gar keine Geschichten erzählt werden, sondern aus den Aktionen der PC und NPC Reaktionen der PC und NPC resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren.

Das ganze Spiel, die ganze Spannung und Dynamik entsteht bei diesem Spielstiel lediglich auf Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen.

Geschichte? Fehlanzeige!

Du verwendest den Begriff "Geschichte" ein bisschen... unkonventionell :)
Als alter Immersionsspieler und Method Actor kann ich dir aber sagen, dass der Begriff "Geschichte" beim Drehbuch- oder Romanschreiben tatsächlich im Groben so definiert wird: "Charakter trifft auf Umgebung/Situation = Story". Kurz: "character is story".
Das heißt, dass die Art und Weise zu spielen, die du vorhin angemerkt hast, voll und ganz erzählerisches Spiel ist, voll und ganz.

Wir spielen übrigens genauso. Charaktere erschaffen, in ganz groben Zügen. Nachschauen, was die Spieler interessiert (wenn unklar, dann direkt nachfragen). Szenen ins Spiel bringen, in denen genau das vorkommt, was die Spieler interessiert. Die Charaktere handeln, und genau das ist die Geschichte.

Offline Vanis

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #11 am: 13.11.2007 | 12:45 »
Ich glaube, du hängst dich schlicht an der Formulierung "eine Geschichte erzählen" auf. Ändern wir das in "Geschichte erleben" oder "Geschichte schreiben". In dem Moment, wo du etwas in der Gegenwart beschreibst, ist es bereits Vergangenheit, du siehst die Konsequenzen, von dem was du gemacht hast, du spielst, weil du die Reaktionen auf die Geschichte bei dir selbst magst. Für mich besteht da kein großer Unterschied. Natürlich erzählt man im Rollenspiel, gleichzeitig erlebt man auch, da man aktiv eingreifen kann.
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Offline Vash the stampede

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #12 am: 13.11.2007 | 12:56 »
@Norbert: Du sprichst mir aus der Seele.

@Ehron: Ich unterstütze deinen Antrag.

PS: Ich sollte meine Signatur ändern.
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Online Maarzan

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #13 am: 13.11.2007 | 12:59 »
Sind wir wieder soweit, dass alles Geschichte ist?

Dann wäre im Extrem das Shadowrun oder D&D HackUndSlash ja auch Geschichte und wir bräuchten die Diskussion hier nicht.

Da aber doch Leute Probleme mit Rollenspiel und Geschichten erzählen haben, ist die Frage dann nicht eher: Was sind "gute" Geschichten?
(Zu deren Erreichung dann Forderungen an die Mitspieler gestellt werden)

Diw zweite Frage wäre dann: Ist diese Qualität rollenspielrelevant?
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Offline Hr. Rabe

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #14 am: 13.11.2007 | 13:02 »
@Vanis
Ja und Nein.
Ich hänge mich daran auf, daß ---zumindest in den Formulierungen hier im Forum so rauszulesen--- der Fokus der meisten Spieler hier darauf liegt, was hinterher dabei raus kommt. Dafür nehmen die Leute dann in Kauf, daß zeitweilen ein Bösewicht unlogischerweise ungehindert entkommen kann, oder Dinge einfach passieren, obwohl die Spielercharaktere vorher ausreichend dafür gesorgt haben, daß das nicht passiert.
Eine 'Geschichte' in diesem Sinne braucht die waage Annäherung an die ---zumindest von Vash oft zitierte--- Heldenreise, mit der Gewohnten Umgebung, dem Aufbruch, dem Scheitern, usw. bis hin zum Finalle.

Der Spielstiel meiner Gruppe braucht eben genau das nicht und wenn man das Erlebte dann als Geschichte nacherzählt, ist es sogar oft der Fall, daß diese Attribute einer klassischen Geschichte garnicht oder nur marginal eingebracht werden können, da unser Fokus einfach nicht darauf liegt, Spannungsbögen zu spinnen und 'Geschichten zu erkählen', sondern eine spannende und kausal stimmige Welt zu erleben.

@Rest: später ;)
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Offline Blizzard

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #15 am: 13.11.2007 | 13:06 »
In einem anderen Thema nebenan hat Jörg gerade die Aussage geprägt, daß viele D&D und SR Runden für ihn eher in den Bereich des Tabletops als in den des Rollenspiels einzuordnen sind, mit der Begründung dort würden keine Geschichten erzählt werden.
Womit er absolut recht hat. Denn D&D ist im Grunde genommen nichts anderes als eine etwas komplexere Version von Descent.Und das Rumgeplane in SR, wie man jetzt in das Gebäude bzw. an die Disk im 3.Stock kommt, und das ca. 80% des Abenteuers ausmacht ist im Grunde genommen auch nicht viel mehr als ein bisschen komplexer zu sein als Das Verrückte Labyrinth.

Zitat
Ich habe mir diese Aussage ein wenig auf der Zunge zergehen lassen und dachte mir dann, der Mann hat recht, was das Geschichten erzählen angeht, aber wenn das deshalb kein Rollenspiel sondern TT ist, was ist es dann, das mir am meisten Spaß macht?
Ich denke diese Frage kann jeder nur für sich selbst beantworten. ;)

Zitat
Persönlich finde ich das Rollenspiel welches einem Plott folgend eine Geschichte erzäht zwar nicht schlichtweg langweilig, aber sagen wir mal 'ganz nett'.
Das ist der Fall, in dem der SL den Märchenonkel mimt, und die Spieler brav zuhören, und-aus welchen Gründen auch immer- selbst nichts Beisteuern zur Geschichte und deren Verlauf.

Zitat
 
Was mich wirklich begeistert sind Rollenspielrunden, in denen gar keine Geschichten erzählt werden, sondern aus den Aktionen der PC und NPC Reaktionen der PC und NPC resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren, aus denen wieder Reaktionen resultieren [repeat].
Diese Runden gibt es nicht. Sie existieren nicht. Egal, wie du es auch drehst und wendest oder anders zu erklären versuchst: In RPG-Runden wird immer eine Geschichte erzählt.

Zitat
Meine Lieblingsszenarien haben einen interresanten Aufbau und ein paar Dinge, die es 'zu tun' gibt, wenn das Spiel beginnt. Das können grße Dinge sein, wie zum Beispiel die Zerschlagung eines Drogenrings, oder kleine unscheinbare Dinge, wie der Erwerb eines fahrbaren Untersatzes o.ä.
Aus der inneren Logik des Szenarios müßen sich dann —wenn die Charaktere anfangen die einen oder anderen Dinge anzupacken— Konsequenzen herleiten lassen, die dann neuer Teil der Spielrealität werden und die Gesamtsituation wieder verändern.
So entstehen neue Spannungen, neue Dinge die es zu tun gibtTM, neue Freunde und Feinde, kurz: neue Verhältnisse.
Dazu ist es aber nötig, dass der SL kein Märchenonkel ist, und die Spieler nicht entmündigt dasitzen und nur zuhören, sondern selbst aktiv werden und am Abenteuer und dessen Verlauf mitgestalten!

Zitat
Um vollends zu befriedigen, muß ein Szenario nach einiger Spielzeit dann auch eine Art ultimatives TODO bieten, mit dem man einen Ausgang aus dem Szenario in seiner bisherigen Form schafft.
Dieses TODO kann Jahre lang weder bekannt sein, noch in Anspruch genommen werden, es kann von jedem Spieler oder dem Settingauthor definiert werden.
Das ist doch nichts anderes als das Ende. Das kann der große ultimative Showdown/Endkampf sein, den alle erwartet haben. Es kann aber auch ein überraschendes Ende oder gar ein offenes Ende (Stichwort:Cliffhanger) sein. Wichtig ist nur, und da gebe ich dir recht, daß
Zitat
es auftaucht, bevor das Setting ausgelutscht ist.

Zitat
Das ganze Spiel, die ganze Spannung und Dynamik entsteht bei diesem Spielstiel lediglich auf Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen.
Ja. Im Prinzip ist es einfach ein Geben&Nehmentm

Zitat
Geschichte? Fehlanzeige!
Ähm Nein. Die Geschichte ist trotzdem vorhanden, denn sie ist ja die Summe aus Spannung&Dynamik sowie den Reaktionen aus Reaktionen und den sich daraus ergebenden Spannungsverhältnissen. Das Ganze Spiel ist die Geschichte.Das ist das ganze Geheimnis. ;) Oder frei nach Aristoteles: " Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile".

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #16 am: 13.11.2007 | 14:41 »
Ein bisschen sollte man schon schauen, was man als Geschichte ansieht. Ein echter Multiplot ohne roten Faden muss nicht unbedingt als Geschichte bezeichnet werden, eher als Geschichtensammlung. Ein roter Faden ist meines Erachtens notwendig, wenn man wirklich Dynamik in die Story bringen will. Eine Aneinanderreihung von Konflikten, die jeder für sich dramatisch sind, die aber in keinem Zusammenhang zueinander stehen, würde ich nicht als eine Geschichte bezeichnen.

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #17 am: 13.11.2007 | 14:46 »
Hallo zusammen,

ich würde auch sagen das in jeder Rollenspielrunde eine Geschichte erzählt wird.
Wichtig ist aber auch wie diese Geschichte erzählt wird.

Gerade bei fertigen Abenteuern ist der Verlauf der Geschichte häufig sehr starr vorgegeben. Man findet also häufig Beschreibungen in der Form "Wen das getan wird wird das das Ergebniss sein."
Aus verschiedenen Gründen gibt es immer wieder Spielleiter und Spieler die sich recht stur an diese Vorgaben halten wollen und dafür auch Mal Regeln biegen, ignorieren oder außer Acht lassen.
Der Ausgang eines solchen Abenteuers ist dann eigentlich nicht davon abhängig was die Charaktere getan haben und wieviel Erfolg sie damit hatten sondern nur davon welche Kapitel des Abenteuers sie in welcher Reihenfolge abgeklappert haben.

Je nach Wachheit der Gruppe und der Vorbereitung der Spieler können beide Methoden ein Rollenspielabenteuer zu erleben nett sein
Wir spielen gerade eine fertige D&D Kampagne und es ist als Spieler nett zu wissen das im Zweigelsfalle immer ein fertiger Strang vorhanden ist.
Da kommerzielle Produkte immer einen Handlungsstrang vorgeben können sie leider nicht eine totale Handlungsfreiheit bieten. Das heißt aber nicht das man sich sklavisch an die Vorgaben halten muß sondern beitet eben eher ein Notfallsystem.

Gruß Jochen
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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #18 am: 13.11.2007 | 16:50 »
Ich habe mir noch überlegt ob ich diesen Post in Jörgs Theoriethread setze oder hierher, aber da es in Jörgs Thread wohl etwas OT wäre setze ich es mal hier rein obwohl ich auf einen Beitrag im anderen Thread Bezug nehme:
Es geht mir hier um Geschichten und nicht um Runs. Ich neige inzwischen dazu, viele D&D Gruppen und SR Gruppen als Table Top zu bezeichnen. Der Meister stellt eine Aufgabe und die Spieler simulieren den Weg zum Ziel. Einzelne Gegenstände müssen über Rollenspiel freigespielt werden und das wars.

Ich habe mit so einer D&D Runde viel Spaß, aber Rollenspiel ist das für mich nicht. Es ist keine Geschichte die erzählt wird, sondern Biertrinken und Metzeln. Table Top mit Rollenspieleinlagen halt.
Das meinst du nicht ernst, oder?
Klar, bei ARS-nahen Abenteuern stehen erst einmal nicht Charaktere und Drama im Mittelpunkt, sondern ein Ziel und die Herausforderungen auf dem Weg zur Erreichung dieses Ziels. Allerdings kommt alleine schon durch die Abfolge der Herausforderungen und deren (Nicht-)Bewältigung eine Geschichte mit triumphalsten Erfolgen, niederschmetterndsten Niederlagen, haarscharfen Entscheidungen, Rückschlägen und Gewinnen heraus, genauso wie ein Turnierverlauf einer Fußballmannschaft wo eigentlich auch "nur" auf dem grünen Rasen das Runde ins Eckige befördert wird, sich daraus aber Dramen, Tragödien, erbitterte, langjährige Feindschaften und andere denkwürdige Ereignisse ergeben können.

Ansonsten bereite ich gerade selbst einen Dungeon für ein FtA-Conabenteuer vor, der definitiv Potential für mehr als Table-Top bietet: Es gibt drei Fraktionen von denkenden Wesen die untereinander in Beziehung stehen, so dass Spieler sich auch erstmal über das Geschehen im Dungeon schlau machen und etwas Diplomatie betreiben können, anstatt alle Probleme mit der Keule zu lösen.
Zusammen mit der üblichen Exploration des Dungeons und ein paar von mir eingebauten Geheimnissen, Mysterien und Überraschungen auf die man dabei stoßen kann ist da weitaus mehr drin als stumpfstes Hacken&Schlachten. (Nicht dass es ein Abenteuer für pazifistische und würfelscheue Teetrinker wäre ;))

Und selbst bei meinen stumpfsten und geradlinigsten SR-Abenteuern kam das sogenannte "richtige Rollenspiel" nicht zu kurz, wo man sich Feinde gemacht hat indem man Leute um ihre Keycards erpresst hat und wo man sich mit neutralen Charakteren verbündet hat, Aktionen aus denen Freunde und Feinde über ganze Kampagnen erwachsen sind.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

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- Ludwig von Mises

Offline Hr. Rabe

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #19 am: 13.11.2007 | 16:56 »
Ok, es geht nicht um Geschichte, denn ich sehe ein, daß das ein so weit gefasster Begriff ist, daß er hier unbrauchbar wird. Auserdem habe ich damit eine mißverständliche Argumentation gebracht.
Viel besser ist: Es geht mir um das erzählen in 'Geschichten erzählen' im Gegensatz zu erleben.

Ich versuche das mal gerade zu biegen:
Viele Rollenspielgruppen die ich kennenlernen durfte —und wie es scheint, die überwiegende Mehrheit hier im Forum— spielen RPG indem sie ihre Charaktere in einem vorgegebenen Setting einer Hand voll Zielen hinterherlaufen lassen. Hierbei liegt die Quelle des Spielspasses darin, auf diese Weise eine Handlungskette zu konstruieren, die sich zu einer spannenden Geschichte ausformt.

Ich wiederum spiele mit meiner Hausgruppe RPG indem wir unsere Charaktere in einem vorgegebenen Setting einer Hand voll Zielen hinterherlaufen lassen. Hierbei liegt die Quelle des Spielspasses allerdings auf dem Erleben der akuten Entscheidungen und Handlungen der Charaktere innerhalb der definierten Realität.

Da ich mir bewußt bin, daß auch die obrige Erklärung den Nagel nicht genau auf den Kopf trifft, ich aber gerade keine bessere zur Hand habe, bitte ich darum, den Abschnitt vor dem weiterlesen nochmal zu lesen und kurz darüber nachzusinnen, denn irgendwo dort liegt der Hund begraben.

Daraus resultiert eine Verschiebung des Aufmerksamkeitsfokus. Weg vom Handlungsstrang als 'epische StoryTM' und hin zum Leben der Charaktere selbst.

Es ist ein bischen wie der Unterschied, ob ich Autofahre, um schneller anzukommen als mit dem Zug, oder ob ich Autofahre, weil ich es mag auf der Landstraße die Kurfen zu polieren, die Kilometer zu guter Musik unter meinen Reifen zu 'fressen' und die Landschaft an mir vorrüber ziehen zu sehen; weil ich es mag Autozufahren.

@Ehron
Ein Szenenwechsel sähe bei den meisten Gruppen wohl ähnlich aus: Der SL übernimmt und präsentiert die neue Szene.
Der Unterschied (siehe der obere Teil dieses Posts) liegt darin, worauf wir unseren Fokus legen.

Gruß,
Hr. Rabe
« Letzte Änderung: 13.11.2007 | 16:58 von Herr Rabe »
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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #20 am: 13.11.2007 | 17:13 »
Also willst du darauf hinaus, dass es Leute gibt, die Rollenspiel betreiben mit dem Ziel, am Ende eine gute Geschichte zu haben, während dich und andere nur das Erleben der Momente interessiert?

Ich glaube, das eine geht mit dem anderen Hand in Hand. Die Gleichung Character = Story sagt genau das aus. Die Konzepte, die man verwenden kann, um eine dichte und spannende Story zu erzeugen, sind genau die, die die Momente im Spiel erlebenswert machen.

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #21 am: 13.11.2007 | 17:31 »
Womit er absolut recht hat. Denn D&D ist im Grunde genommen nichts anderes als eine etwas komplexere Version von Descent.Und das Rumgeplane in SR, wie man jetzt in das Gebäude bzw. an die Disk im 3.Stock kommt, und das ca. 80% des Abenteuers ausmacht ist im Grunde genommen auch nicht viel mehr als ein bisschen komplexer zu sein als Das Verrückte Labyrinth.
Es gibt eine Descent-Erweiterung wo ich die Fraktionen die den Dungeon bewohnen gegeneinander ausspielen kann, indem ich sie mit süßen Worten, Täuschungen und Illusionszaubern in einen Krieg gegeneinander stürze, oder wo ich Fraktion A hinter mich stellen kann wenn ich ihnen dafür den von Fraktion B besetzten Raum mit der magischen Heilfontäne reinige so dass Fraktion A die Fontäne wieder nutzen kann?

Es gibt eine Version vom verrückten Labyrinth wo ich eine Sekretärin am Auto abfangen kann um ihr eine Pistole in die Nase zu stecken, damit sie Schlüssel für das Büro und alles was sie weiß herausrückt, und wo ich mir dann überlegen muss wie ich sie so neutralisiere dass weder ihre Aussage noch ihre Leiche auf mich zurückfallen?

Kannst du mir dafür konkrete Brettspieltitel nennen?
Bisher habe ich nämlich gedacht dass ich Rollenspiel betreibe und die Stärken dieses Mediums nutze, aber wenn es inzwischen auch Brettspiele gibt die das können macht ein Umstieg vielleicht Sinn.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

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Offline Lord Verminaard

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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #22 am: 13.11.2007 | 17:48 »
Ich verstehe dich, Herr Rabe! Geschichte als Definition taugt nicht als Abgrenzungsmerkmal, das haben wir nun festgestellt. Geschichte ist jede Aneinanderreihung von Szenen. Vor allem taugt es nicht, um das was Jörg meint von dem was du meinst abzugrenzen, da Jörg den Begriff anders gemeint hat als du.

Ich glaube, Jörg bezieht sich auf die fehlende Identifikation mit der Spielsituation und den Spielfiguren in manchen D&D- oder SR-Runden. Auf Runden, in denen die Vorstellung der Spielenden vom Setting nicht über die Minis und die Battlemap hinausgeht. In denen die Charaktere sich über ihre Ausrüstung und ihre Fähigkeiten definieren und nicht darüber, wie sie denken und fühlen und was sie erlebt haben. „Geschichte“ ist da das falsche Wort. Ich würde von Identifikation oder vielleicht von „imaginativer Tiefe“ sprechen.

D.h. wir sprechen hier nicht unbedingt über den Unterschied zwischen der Spielrunde von Herrn Rabe und der von Jörg. Das wäre aus dem Weg. Ist das daher alles neben der Sache, was der Rabe geschrieben hat? Nein, absolut nicht!

Ich erlaube mir mal in meinen Worten zu sagen, wie ich dich verstehe. Es gibt diese sogenannten „Story-Spieler“, die legen Wert auf Dramatik, Spannungsbögen, erzählerische Stilmittel und so weiter. Die lehnen sich mit ihrem Spielinhalt an Vorbilder aus Buch und Film an und versuchen, ihre Charaktere im Rollenspiel ein Geschehen erleben zu lassen, das auch die Handlung eines Romans oder Kinofilms (oder Comics oder TV-Serie oder oder oder) sein könnte. Für diese Spieler sind Konflikte ein Bestandteil des Plots, der Dramaturgie und Charakterentwicklung fördert.

Und dann gibt es andere Spieler, die auf all diese Dinge keinen gesteigerten Wert legen, die aber trotzdem eben Rollenspiel nicht „wie ein TT“ spielen, also ohne imaginative Tiefe, sondern für die eher die Spielwelt und die aus dieser erwachsenden Situationen Gegenstand des Interesses sind. Diese Situationen fortzuspinnen und die Ereignisse in ihrer Wechselwirkung zueinander zu erforschen, dabei bestimmte Ziele zu verfolgen und Herausforderung darin suchen, diese zu erreichen, am Ende zurückblickend erkennen, wie das Geschehene die Spielwelt verändert hat. Für diese Spieler sind Konflikte ein Bestandteil der Spielwelt, und zwar ein erforderlicher Bestandteil, um die Situation interessant und herausfordernd zu machen.

Das sind beides existierende Spielstile, die mir schon begegnet sind. Welcher davon verbreiteter ist, kann wohl niemand zuverlässig beurteilen. Ich würde aber auch auf den letzteren tippen.
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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #23 am: 13.11.2007 | 17:51 »
Das schreit nach einer Umfrage :)
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Re: Geschichten erzählen ist langweilig...
« Antwort #24 am: 13.11.2007 | 18:37 »
Und an welcher Stelle erzählt Ihr da nicht die Geschichte von den Entscheidungen und Handlungen Eurer Charaktere?

Vermutlich an all den Stellen, an denen Storyteller Änderungen verlangen oder es als schlechtes Rollenspiel deklarieren, weil irgendeine Definition von Geschichte zu kurz kommt.

Ich nehme einmal an, das Herr Rabe mit seinem Spielstil ganz zufrieden ist. Fragt diejenigen Leute, welche im Namen von Story missionieren gehen oder einfach nur meckern (z.B. die Leute, die DSA radikal verändert sehen wollen, um mehr Story hinein zu bringen).
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...