Lieber TAFKAKB,
hinsichtlich der Thesen zu den strukturellen Problemen, die dafür sorgen, dass die GROSSEN DINGER (tendentiell, habe Deine Einschränkung schon mitbekommen) nicht so toll werden, bin ich Dir ja noch eine Antwort schuldig.
Vorab: ich halte Deine Erklärung für ausgesprochen stichhaltig.
Trotzdem will ich noch ein paar Bemerkungen und eine eher inhaltliche Alternativthese beitragen.
Bemerkungen:
Ich will hier nicht auf das vermutlich schon an sich schwierige Problem, im Rollenspielbereich Geld zu machen, eingehen.
Das Problem für ein Unternehmen, das von der Schaffung geistigen Eigentumes lebt, stellt sich für mich als Laie normalerweise so dar: man versucht ständig neues auf den Markt zu bringen und hofft, dass die Bestseller die vielen Verlustbringer kompensieren. Dies ist angesichts des geringen Kapitals und der auch nicht so berauschenden Auflagen der Bestseller im Rollenspielbereich so ohne weitere wohl nicht möglich. Zumal ja vermutlich schon das Geld fehlt, um sinnvoll Feedback zu den eigenen Innovationen zu bekommen. Dies schränkt den den Weg kleinteiliger Verbesserungen bei ständigem Messen der Zufriedenheit der (potentiellen) Käufer schon einmal sehr ein.
Mir scheint, dass sich dies zumindest teilweise durch einen Visionär an der Spitze (was oft zu geschäftlichen Problemen führt) kompensieren lässt. Die Frage lautet: ist da so jemand?
Noch zwei weitere Bemerkungen: den Verlust der begabten Ungarn sehe ich nicht so tragisch. Ich fand allerdings die grafische Gestaltung der DSA-Produkte nie schlecht. Klar, Ulisses kann es sich nicht leisten, mit den von Blizzard gezahlten Beträgen mitzuhalten. Dafür hat man aber ein treues Fandom, das zwar viel motzt, aber letztlich doch da meiste kauft. Das ist ja auch eine Chance: man muss halt immer bemüht sein, Talente früh zu erkennen und damit leben, dass man eher Starthilfe ist und die später weggehen. Ist bei kleinen Labels ja auch so.
Alternativthese:
Es gibt gar kein Problem. Es ist von außen ja gar nicht so ohne weiteres zu erkennen, ob die Sachen überhaupt allgemein schlecht ankommen. Erstens ist die Internetszene nur begrenzt repräsentativ -- und die Borbaradkiste ist ja auch hier auf Platz eins. Die Abenteuer werden sowieso viel weniger gespielt als gelesen. Letztlich kaufen doch nur die Spielleiter, richtiger: die Meister, Abenteuer. Und da ist das, was ich hier mal Rollenspielwichserei nennen möchte, viel wichtiger. Die Abenteuer bei DSA haben sich für den Spielleiter immer gut gelesen und erlauben lange Tagträumereien darüber, was für tolle Abenteuer man erleben könnte. Dass diese dann nie am Spieltisch stattfinden, stellt demgegenüber da kleinere Problem dar. Der SL schimpft über die dummen Spieler und diese reden sich das im Nachhinein schön; kaufen würden sie es ja eh nicht.
Diesen Markt kann man recht bequem und zielsicher bedienen.
Noch ein letztes
Ich denke auch, dass wir womöglich eine andere Vorstellung von einem guten Abenteuerautor als der Verlag haben. Während für uns die Spielbarkeit im Vordergrund steht, ist es für jenen vielleicht viel wichtiger, dass der Autor pünktlich liefert und keine Ansprüche hat. Zudem es vermutlich auch naiv ist anzunehmen, die Großkampagnen wären die wichtigen Projekte, an die man den besten Mann wirft. Der wird vermutlich an dem (für den Verlag) viel wichtigeren Basisbuch für DSA5 sitzen.
Grüße
kirilow