welche Erfahrungen Ihr damit gemacht habt, das Alltägliche zu überspringen und immer mitten in der Action zu landen.
Sehr gute, aber man darf es auch nicht übertreiben. Eine Aneinanderreihung von Actionszenen ist genauso Gift für eine gute Geschichte, wie eine Aneinanderreihung von Einkaufsszenen. Wie bei vielen Dingen macht es auch hier die Mischung.
Spielt Ihr Tavernenbesuche, Einkaufstouren oder Begegnungen mit Dörflern gar nicht mehr aus?
Selten, es sei denn solche Szenen wären relevant für die Geschichte oder dafür, einen Aspekt eines Charakters zu beleuchten. Für mich ist folgendes Kriterium ausschlaggebend: kann man eine Szene weglassen, ohne dass darunter die Geschichte oder der gemeinsame Spielspaß leidet? Wenn ja, dann kann man sie getrost streichen.
Entscheidet Ihr als Spielleiter nach Gutdünken, ob eine Reise in einem Halbsatz vergeht oder ob man sich mit den anderen Karawanenmitgliedern beim Lagerfeuer unterhält?
Manchmal. Lieber ist es mir, wenn die Entscheidung, eine Szene zu spielen oder zu cutten von der gesamten Gruppe getroffen wird. Andererseits hat man es als SL oft auch im Gefühl, wann und welche Szene man schneiden kann; setzt vorraus, dass man seine Spieler und deren Bedürfnisse gut einschätzen kann. So gibt es eben Spielabende, an denen Spieler gerne ausgeprägte Color-Szenem haben wollen, sei es eine Einkaufstour über den lokalen Markt oder geselliges NSC-Palaver am Lagerfeuer. Dann wiederum gibt es Spielabende, an denen jeder voller Spannung die Entwicklung der Geschichte vorantreiben will - da hat man dann eine raschere Folge von Szenen, in denen der Fokus eindeutig nicht auf unwichtigem Seitengeplänkel liegt.
Wie verhindert Ihr, dass Color zu kurz kommt?
Color kommt bei mir nie zu kurz, denn sie ist für mich die Bühne, auf der die Handlungen und Entscheidungen der Charaktere inszeniert werden. Color bedeutet aber nicht stundenlanges Ausspielen von Nichtigkeiten.
Gute Color zeichnet sich durch kurze, aber präzise und aussagekräftige Wortbilder aus, die sofort Assoziationen bei den Spielern wecken. Insofern sind sie vom Schnitt erst mal unabhängig, denn auch eine Actionszene kann durch minitiöses Beschreiben von Kampaktionen öde werden.
Und wie setzt Ihr das dann sprachlich um?
Ganz banal: Szenenübergänge werden bei mir mit einem "Cut" oder "Schnitt" beendet oder aber sprachlich so gestaltet, dass jedem sofort klar ist, dass eine neue Szene beginnt - z.B. indem ich beim framen der Folgeszene einen Perspektiven-Wechsel einbaue, der den Auftakt der Szene aus der Sicht eines NSCs beschreibt. Beliebt sind bei mir auch "Totalen", also "Kamerafahrten" die zunächst das Gesamtbild einer Szene einfangen und das Setting beschreiben, ehe die Charaktere wieder handeln können. Wenn sich die Totale deutlich vom Setting der vorangegangenen Szene unterscheidet, wird schnell klar, dass man in eine neue Szene geschnitten hat.
Auch bewährt hat sich der Zeitsprung als Übergang zwischen Szenen, also ein "24h zuvor..." oder "Drei Wochen später..."