So, wir haben es über das verlängerte WE ausgeliehen und durchgespielt. Die Vorfreude war groß und die Erwartungen nicht gering: endlich sollte der Duke wieder in Erscheinung treten!
Nun, hier also meine kurze Bewertung:
Grafik: Die Grafik reicht von "mittelmäßig, kann man sich aber ansehen" bis zu "huch, spiele ich hier auf der alten Xbox?". Viele Szenarien sind erschreckend lieblos gestaltet worden und nie hat man das Gefühl, den aktuellen Standard zu betrachten. Wirklich sehr schade
Sound: Es dröhnt uns zumindest nicht die ganze Zeit Musik laut ins Ohr, das als positiver Punkt. Negativ sind die doch eher seltenen Sprüche, auf die wir immerhin gewartet haben. Dazu noch seltener eingesetzte Musik, was teilweise stark irritiert, z.B. in einem Striplokal, in dem andächtiges Schweigen die Runde macht. So geht das nicht! Und die Musik, die man zu hören bekommt, ist nicht gerade der Rede wert.
Spielverlauf: Die Steuerung ist schwammig, die Waffen wirken seltsam kraftlos und unpräzise und die Tatsache, dass man nur zwei Waffen gleichzeitig tragen kann und somit auf Munitionskisten für unbegrenzten Nachschub angewiesen ist, nervt mich persönlich gewaltig. Die Auswahl ist dabei nicht einmal besonders klein, aber letztlich rennt man einen Großteil der Zeit mit dem Ripper herum, gefolgt von der Schrotflinte bzw. der Pistole, weil der Rest es nicht bringt. Munition findet ihr nur sporadisch oder eben im Überfluß, was kaum eine Planung erfordert oder auch nur ermöglicht. Duke kann nicht mehr treten!!!
Stattdessen bekommen wir generische Schläge präsentiert, welch eine Enttäuschung.
Bossstrategien braucht ihr kaum, weicht einfach aus, feuert den Raketenwerfer (der meist in unmittelbarer Nähe liegt) und füllt alle fünf Sekunden an den magischen Kisten nach (sofern die Steuerung sich nicht weigert).
Das Spiel ist so gesehen ziemlich leicht, da ihr euch kaum verlaufen könnt. Ihr werdet brav an die Hand genommen und den Schlauch runtergeschubst, Bewegungsfreiheit habt ihr nirgends und es würde auch nichts bringen. Geheimnisse gibt es nicht zu entdecken und Bonusräume praktisch nicht zu finden, lauft einfach weiter, bis irgendwann wieder Gegner kommen. Diese sehen genauso unschön aus wie die Level selbst: kaum Höhepunkte, wiederholend und teilweise zum Weinen häßlich.
Erinnert ihr euch noch an all die Gimmicks des Duke? Tja, heuer haben wir eine wenig spektakuläre Nachtsicht (auch wenn die Sonnenbrille als Symbol ganz nett ist), Bier als Schadensreduzierung (schlechter kann die Zielerfassung ja nicht werden), Steroide für härtere Schläge (wie bei Doom das Berzerkpack, nur langweiliger) und den Holoduke. Letzterer ist sehr nützlich, da ihr selbst unsichtbar werdet und die Gegner in Ruhe beseitigen könnt, während diese euer Konterfei attackieren. Und das war`s! Kein Jetpack, keine Tauchausrüstung (bloß keine Erkundungen zulassen!
), kein Schutz gegen gefährliches Gelände und auch kein Medkit. Sicher, wir können jederzeit Haftminen und Rohrbomben werfen, aber gerade die Minen sind suboptimal. Wozu Hinterhalte legen, wenn die Gegner eh strunzdumm sind bzw. euch nur selten jagen? Wirklich schade um eine weitere verpasste Gelegenheit, dem Spiel Tiefe zu geben.
Statt der alten Lebensenergie hat es nun einen tollen Schutzschild, Ego genannt, den ihr durch diverse Blödeleien aufbessern könnt. Naja... wenigstens hier gibt es dann etwas zu suchen.
Geschichte: Tja, der Duke hat all die Jahre nicht faul herumgesessen, sondern die Erde neu bevölkert (wenn ich das richtig in Erinnerung habe), diverse Heldentaten vollbracht und sein eigenes Imperium aufgebaut. Zu Beginn bekommt ihr vom Präsidenten das Verbot, gegen die einmal mehr einfallenden Aliens vorzugehen. Dreimal dürft ihr raten, wie die Duke darauf reagiert. Die ersten beiden Versuche zählen nicht. Man hat sich Mühe gegeben, Anspielungen einzubauen und ein bißchen Humor einfließen zu lassen, was ich auch für bitter nötig halte. Mir kam die ganze Sache aber traurig farblos vor und die Geschichte dümpelt so vor sich hin. Mal hüpft ihr ein bißchen herum, mal fahrt ihr, oh und einmal dürft ihr sogar ertrink... ähem, schwimmen/ tauchen gehen. Die Überlebenden, auf die ihr trefft, sind weder schön anzusehen, noch hilfreich. Aber immerhin dürfen sie Türen öffnen, für die ihr nun keine Keycards mehr suchen müsst.
Wirklich gelacht haben wir beim öden Ende, als selbst der Duke fragte, was denn das jetzt bitte schön sollte...
Fazit: Dafür haben wir jetzt so lange gewartet?! Das ist alles?!?! Elend lange Ladezeiten nach wirklich jeder Szene bzw. jedem Ableben trotz Installation, häßliche Grafik, verbockte Steuerung und schlechtes Leveldesign hat der Duke schlicht nicht verdient! Es fehlt massiv am alten Charme: der Duke sollte alle fünf Minuten einen markigen Spruch ablassen (mit mehr Abwechselung), die Gegner sollten mehr sein und besser aussehen und die Musik sollte nicht nur sporadisch einsetzen, wenn ein Kampf stattfindet.
Besonders traurig stimmt mich hierbei der Nachtclub: man erwartet wenigstens Eyecandy zu flotter Musik und die Möglichkeit, sich zu beschäftigen
(ein Schelm, wer da nicht Jugendfreies denkt) Was bekommen wir? Ein dümmliches Suchspiel, und vier/ fünf Spielchen, eines davon Airhockey. Letzteres ist dermaßen verhunzt worden, dass ich persönlich an Absicht glaube. Himmel, der Amiga (!!) hat das besser, schöner und vor allem präziser hinbekommen
Man hat nach wenigen Minuten genug von dem Laden und will einfach nur noch schnell verschwinden. Und das im Striplokal des Duke Nukem! *trauriges Kopfschütteln*
Hier herrschte große Betroffenheit, als der Abspann sich über den Bildschirm quälte. Welch ein Ende für den Duke
Nach
der Nummer steht es finster um eine weitere Folge.
Doch Halt! Noch sind wir nicht am Ende, es gibt noch Licht am Horizont! Denn die modernen Egoshooter sind nicht mehr angewiesen auf den altbackenen Singleplayer, sondern stürzen sich wonnevoll in die Onlineschlacht!
Oder?
Nein, die Ladezeiten sind teilweise noch fürchterlicher als im Solomodus, die Level sind ebenso farb- wie einfallslos und die Waffenauswahl kommt ebenfalls nicht in Fahrt. Immerhin könnt ihr hier das Jetpack finden.
Gesamturteil: Leiht es euch aus, spielt zwei Tage etwas intensiver (so in sieben Stunden solltet ihr durch sein, ohne euch zu verausgaben) und überlegt euch dann in Ruhe, ob ihr dringend dieses Spiel braucht. Wenn ihr zu dem Schluß kommt: "JA, ich will Duke Nukem!", dann werft einen Blick Richtung Ebay und Co. Dort könnten in naher Zukunft etliche der begehrten (?) Sammlereditionen zu ergattern sein.
Ich für meinen Teil bin mit dem Spiel durch und kann einfach keinen Grund finden, es erneut zu spielen. Es ist traurig, was man letztlich daraus gemacht hat, denn einige der Trailer und Teaser sehen wirklich nicht schlecht aus (teilweise wesentlich besser als das eigentliche Spiel!).