Autor Thema: Konstruktiv im Internet diskutieren  (Gelesen 16304 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Konstruktiv im Internet diskutieren
« am: 31.12.2007 | 10:54 »
Geht das überhaupt? Zurzeit sehe ich hier in Tanelorn wieder mal ein paar Leute, die es versuchen, und ein paar andere, die es ihnen verdammt schwer machen. Da geht einer hin und eröffnet einen Thread, in dem er essentiell sagt: Ich will Sache A erreichen, und dazu habe ich mir B, C und D überlegt. Dann kommen andere und sagen: Sache A ist doch scheiße, Sache X ist viel besser, weil Y und Z.

Sowas macht mich wütend. Genauso wie es mich wütend macht, wenn Leute in Diskussionen provozieren und bewusst die Grenzen dessen ausloten, was sie sich leisten können. Wenn Leute sich an einem Gespräch nicht beteiligen, weil sie interessiert sind, was die anderen zu sagen haben, sondern nur, weil sie sich profilieren wollen oder weil es ihnen Spaß macht, Kerben an ihrem Keyboard zu sammeln.

Diese Leute nenne ich Trolle. Sie machen es nicht so flach und offensichtlich, dass es jeder erkennt, aber sie trollen. Sie machen es nicht so eindeutig, dass man sie ohne weiteres moderieren und sanktionieren könnte. Und es findet sich auch in jedem verdammten Thread irgendeiner, der auf sie eingehen muss. Der sagen muss: Nein, Sache A ist besser als Sache X, weil E, F und G. Der versuchen muss, jede rhetorische Spitzfindigkeit zu kontern, am besten noch unter extensiver Verwendung der Zitat-Funktion.
   
Es heißt nicht umsonst: „Den Troll bitte nicht füttern.“ Wenn ihr konstruktiv bleiben wollt, ist eure einzige Chance, derartige Kommentare komplett zu ignorieren, und wenn es noch so schwer fällt. Und: Es funktioniert nur, wenn alle es tun.

Da gibt es dann nämlich noch die Racheengel, die sich ebensowenig kontruktiv an der Diskussion beteiligen, die es aber zu ihrem persönlichen Ehrgeiz machen, jeden Troll in die Schranken zu weisen, indem sie so lange auf ihn einreden, bis er einsieht, dass er ein Troll ist. Ha ha. Sehr clever. Liebe Racheengel: Ihr seid genauso Teil des Problems wie der Troll. Ihr zerstört kontruktive Diskussionen genauso. Haltet einfach die Klappe.

Und an alle anderen: Gebt die Hoffnung nicht auf! Man kann sich auch im Internet vernünftig unterhalten. Also räumt nicht frustriert das Feld. Ihr seid nicht allein!

In diesem Sinne: Guten Rutsch!

Euer Vermi
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oliof

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #1 am: 31.12.2007 | 11:13 »
Es geht. Zum Thema findet sich bei Kristian Köhntopp ein Artikel, der sogar ein Rollenspiel-Diskussions-Forum referenziert.

Kinshasa Beatboy

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #2 am: 31.12.2007 | 11:28 »
@ Oliof:

Also obwohl ich die von dem verlinkten Menschen zitierten Modelle recht detailliert kenne, konnte ich der Präsentation nur bedingt folgen. Gibts das irgendwo auch ausformuliert? Eine Präsentation nur anhand der Folien zu verstehen, ist echt hart.



@ Lord Vermi:

Hatte noch vergessen, Deiner Ansage voll zuzustimmen. Ein persönliches Problem von mir besteht darin, dass mir das Ignorieren von Trollen sehr schwer fällt. Das geht aber augenscheinlich nicht nur mir so. In einem Thread, an dessen Verlauf ich mich beteilige, halte ich mich aber nach anfänglichem Hin und Her an diese Maxime und stelle fest: es funktioniert! Allerdings isses wirklich schwierig, finde ich. Dennoch: hast nen wichtigen Punkt sehr gut zusammengefasst. Eine Schande, dass Du Rechtsverdreher bist. Hättest bestimmt nen Spitzenlehrer abgegeben! Folge Deinen Posts jedenfalls immer sehr gerne und verstehe sogar auch noch alles!
« Letzte Änderung: 31.12.2007 | 11:35 von Kinshasa Beatboy »

Offline AlexW

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #3 am: 31.12.2007 | 11:45 »
Ich werde langsam besser daran, mich zurueckzuziehen, wenn kein Erkenntnisgewinn mehr zu erreichen ist. Frueher hab ich das auf's Blut ausgefochten, mittlerweile schreibe ich einfach an meinem Kapitel weiter. Ist besser. :)

Joe Dizzy

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #4 am: 31.12.2007 | 11:47 »
Da geht einer hin und eröffnet einen Thread, in dem er essentiell sagt: Ich will Sache A erreichen, und dazu habe ich mir B, C und D überlegt. Dann kommen andere und sagen: Sache A ist doch scheiße, Sache X ist viel besser, weil Y und Z.

Warum ist es keine legitime Beteiligung an einem Gespräch, wenn man Grundannahmen in Frage stellt? Wenn man als Threaderöffner diese Grundannahmen nicht zur Diskussion stellen will, dann kann man das doch - wenn der Einwurf denn kommt - klarstellen.

Jede Diskussion, egal ob online oder persönlich, muss doch auch erstmal den Gesprächsrahmen abstecken. Die Vorstellung, dass das mit einem einzelnen ausführlichen Eröffnungspost ginge, halte ich für naiv. Dafür treten Leser und Schreiber in Internetthreads meist aus viel zu unterschiedlichen Richtungen an das Thema heran. Der eine liest gerade was über Kommunikationsprozesse, ein anderer über Semiotik und wieder ein anderer kämpft noch mit dem Frust aus seiner letzten Kampagne.

Es stimmt natürlich, dass es einfacher ist Beiträge zu ignorieren, über die man nicht reden will, aber du merkst ja selbst, dass irgendwer immer was dazu zu sagen hat. Dann lieber als Diskussionsstarter die Diskussionsleitung übernehmen und auch mal einen Strich ziehen, wenn das Gespräch in eine uninteressante Richtung geht.

Nun gut. Damit genug der Widerworte, ich gelobe für's nächste Jahr nur noch Antworten zu schreiben die genehm sind. Wenn wir das alle machen, wird die Diskussionskultur bestimmt wieder besser.

Offline JS

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #5 am: 31.12.2007 | 11:49 »
Eine Kategorie derer, die (mir) das Mitlesen und Diskutieren verleiden, wurde aber noch vergessen: Diejenigen, die sich darin gefallen, ständig mit ellenlangen Postings ihre Lieblings"theorien" mitsamt "Netzfachwörtern", bekloppten Kürzeln und unnötigen Fremdwörtern kundzugeben und selbst banalste Sachverhalte kompliziert zu präsentieren. Dieses Kokettieren nervt (mich) einfach nur noch, da es in fast jedem interessanten Thread zuhauf auftritt und zeitweise von zweifelhafter Produktivität ist. Man merkt, daß es dem Schreiber nur um seine tolle Theorie geht und gar nicht so sehr um Sinn und Zweck des Threadthemas bzw. um das Anliegen des Threaderöffners.
Aber vielleicht hast du das ja unter den Trollen zusammengefaßt.
« Letzte Änderung: 31.12.2007 | 12:05 von JS »
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Offline Lord Verminaard

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #6 am: 31.12.2007 | 12:00 »
@ Georgios: Wenn man wirklich Grund zu der Annahme hat, dass die Grundannahme unreflektiert und vielleicht die Wurzel des Problems sein könnte, dann kann man das natürlich ansprechen. Aber dann besteht immer noch ein himmelhoher Unterschied zwischen "Sache A ist doch scheiße, Sache X ist viel besser, weil Y und Z" (lies: "Sache A finde ich scheiße") und: "Bist du sicher, dass du Sache A willst? Ich sehe da nämlich einen Widerspruch in O, P und Q. Sache X könnte vielleicht besser zu dir passen, weil Y und Z."

@ JS: Stimmt, auch das ist nicht konstruktiv.
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Offline JS

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #7 am: 31.12.2007 | 12:06 »
Selbst wenn es inhaltlich konstruktiv ist, ist es der Diskussion meistens abträglich durch die Darstellungslänge und Wortwahl.
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Kinshasa Beatboy

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #8 am: 31.12.2007 | 12:20 »
Hm, also es überrascht vermutlich nicht, wenn ich JS in diesem Punkt nicht zustimme. Es gibt nämlich einfach Sachverhalte, die sich nicht in wenigen kurzen Worten ausdrücken lassen. Das trifft insbesondere auf solche Themen zu, die noch nicht in Gänze durchdrungen wurden oder die halt naturgemäß komplizierter sind.

Wenn beispielsweise Lord V. sich seit Jahren mit Forge beschäftigt, schüttelt er in Verbindung mit einer pädagogischen Befähigung dazu recht locker eine eingängige und verständliche Zusammenfassung aus dem Ärmel. Während allerdings Forge entwickelt wurde, fiel das allen Beteiligten bestimmt nicht so leicht. Und da die meisten theoretischen Themen ein wenig sperrig sind, werden zusätzlich mehr Worte benötigt als in anderen Threads. Ob das nun Lieblingstheorien oder was auch immer sind, ist mir dabei egal, solange ein nachvollziehbarer Bezug zum Rollenspiel herstellbar ist.

Offline JS

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #9 am: 31.12.2007 | 12:24 »
Es gibt sehr wohl einfach Zusammenhänge, die man sehr kompliziert ausdrücken kann. Lies politikwissenschaftliche oder soziologische Texte, die sind manchmal voll davon. Und hier ist es nicht anders. Das heißt aber nicht, daß es nicht auch schwierige Zusammenhänge gibt, die nur schwierig zu beschreiben sind. Hab nichts Gegenteiliges behauptet.
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oliof

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #10 am: 31.12.2007 | 12:32 »
Kinshasa Beatboy: Für den vollständigen Vortrag mußt Du Dich wohl an Kris direkt wenden. Ich kenne auch nur die Folien, weil mir aber einige der betrachteten Gruppen bekannt sind, hat es mir gereicht. Der Link diente auch nur, um Interesse zu wecken und aufzuzeigen, daß das Problem sicherlich keines ist, das sich auf ein Forum beschränkt. Ich hörte durchaus schon von Hundezüchter- und Kampfkunst-Foren, in denen es teilweise (leider, leider) nicht besser ist als in den schlimmsten Trollhöhlen in Hannover … (ja, ich meine die heise-Foren).

Offline Blizzard

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #11 am: 31.12.2007 | 13:12 »
ich kann dem Lord da nur beipflichten. Was ist aber denn mit Leuten, die bewusst provozieren, jedoch nicht um des Provozierens Willen oder deswegen um ihre eigene Meinung kundzutun, sondern weil sie vielmehr die Diskussion mit der Provokation anregen wollen-also etwas vermeintlich Konstruktives zur Diskussion beitragen? Gelten solche Leute auch als Trolle?

Kinshasa Beatboy hat auch nicht Unrecht, wenn er sagt, dass manche mit ihrem "Forgekauderwelsch" oder irgendwelchen anderem "Rollenspielslang", den sie absolut selbstverstänmdlich in ihren Beiträge einbauen andere davon abhalten, sich sinnvoll an der Disksussion zu beteiligen, da sie mit den ganzen Fachbegriffen-und Termini nichts anfangen können. Das wäre dann in etwa so, wie wenn ich als totaler Noob an einen WoW-Junkie gerate, der mich mit allerlei Strategien&Techniken volltextet, und ich das Spiel noch nie gespielt hab ::)
ergo es verwirrt viel mehr als dass es hilft.

Und damit kommen wir, denke ich, zu einem generellen Problem in Internetforen: Der allgemeinen Verständigung bzw. Kommunikation untereinander. Oftmals ist es doch so, dass das was man geschrieben hat beim anderen Leser anders ankommt/verstanden wird als vom Autor gedacht. Einerseits sollte man sich da eben vor dem Antworten überlegen was man schreibt; andererseits ist man jedoch in keinem Forum vor Trollen gefeit, die einen absichtlich missverstehen wollen, und denen es Spaß macht, zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen.

Ich hab in all den Jahren, in denen ich jetzt im :T: bin 3 wichtige Dinge gelernt:
1)Man muss nicht zwingend in jedem Thread posten, nur um des Postens Willen.
2)Wenn es für mich ersichtlich ist, dass nix Konstruktives mehr bei einer Diskussion herauskommen wird halte ich mich raus. Ähnliches gilt für Themen, in denen irgendwelche Trolle meinen auf eine äusserst billige Art&Weise mir klugscheisserisch begegnen zu müssen. Da antworte ich nicht mehr drauf, das ist erstens unter meinem Niveau und zweitens ist mir die Zeit dafür viel zu schade.
3) Im Gegensatz zum Blutschwerterforum wird im :T: zumindest ansatzweise sachlich & konstruktiv diskutiert. :P
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

oliof

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #12 am: 31.12.2007 | 13:33 »
ich kann dem Lord da nur beipflichten. Was ist aber denn mit Leuten, die bewusst provozieren, jedoch nicht um des Provozierens Willen oder deswegen um ihre eigene Meinung kundzutun, sondern weil sie vielmehr die Diskussion mit der Provokation anregen wollen-also etwas vermeintlich Konstruktives zur Diskussion beitragen? Gelten solche Leute auch als Trolle?

Das ist das große Problem bei der ganzen Angelegenheit. Im Zweifel gilt: Nicht antworten. Hin und wieder hilft es, vorangegangene Postings der betreffenden Person zu lesen[1] und kritisch zu bewerten. Wenn man dabei körperliche Schmerzen spürt, handelt es sich um eine Person, mit der man besser nicht ernsthaft diskutiert. Wenn man feststellt, daß bei aller argumentativer Kraftmeierei doch was Interessantes dabei ist, kann sich eine Diskussion dennoch lohnen (Hi, Setti!). Man darf sich dann nur nicht selbst zum Troll machen.

[1] die findet man in einer wunderbaren Übersicht im Profil.

WitzeClown

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #13 am: 31.12.2007 | 14:07 »
Warum ist es keine legitime Beteiligung an einem Gespräch, wenn man Grundannahmen in Frage stellt? Wenn man als Threaderöffner diese Grundannahmen nicht zur Diskussion stellen will, dann kann man das doch - wenn der Einwurf denn kommt - klarstellen.

Jede Diskussion, egal ob online oder persönlich, muss doch auch erstmal den Gesprächsrahmen abstecken. Die Vorstellung, dass das mit einem einzelnen ausführlichen Eröffnungspost ginge, halte ich für naiv. Dafür treten Leser und Schreiber in Internetthreads meist aus viel zu unterschiedlichen Richtungen an das Thema heran.

Genau das ging mir auch durch den Kopf.

Allzu eifriges aus dem Thread herauskomplementieren halte ich nämlich für ziemlich kontraproduktiv. Ich hab immer das Gefühl da steckt sich jemand die Finger in die Ohren und singt "LaLa mein Weltbild!". Aber gut vielleicht sehe ich das etwas zu drastisch.

Das von Vermi beschriebene Verhalten (mit böser Zunge könnte man es oberlehrerhaft nennen) ist zwar bei weitem nicht so schlimm wie ewiges herumtrollen, aber ich frage mich ob das abschotten nicht immer mal wieder zu früh einsetzt und dadurch interessante Wendungen in der Diskussion abwürgt.

Aber gut. Nur meine 2 cent.

Christoph

Joe Dizzy

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #14 am: 31.12.2007 | 14:16 »
Aber dann besteht immer noch ein himmelhoher Unterschied zwischen "Sache A ist doch scheiße, Sache X ist viel besser, weil Y und Z" (lies: "Sache A finde ich scheiße") und: "Bist du sicher, dass du Sache A willst? Ich sehe da nämlich einen Widerspruch in O, P und Q. Sache X könnte vielleicht besser zu dir passen, weil Y und Z."

Es wird dich vermutlich überraschen, aber mit Ausnahme des Kraftausdruckes ist mir die erste Variante lieber als die zweite. Ich will andere Standpunkte lesen und verstehen und keine Meinungsvorschläge verarbeiten. Schon gar nicht wenn mir jemand erzählen will, was besser für mich wäre. Das kann ich absolut nicht abhaben.

Letztendlich scheint es mir vor allem eine Frage des Tonfalls, den man im Post erkennt, zu sein. In 9 von 10 Fällen hilft es einfach mal entgegenkommend zu lesen und nicht gleich einen Unwillen zum Erfahrungsaustausch anzunehmen. Nicht jeder Widerspruch oder Einspruch ist auf eine Konfrontation ausgerichet; und nicht jede Konfrontation wird nur aus Spaß an der Selbstdarstellung oder als Teil eines "politischen Kreuzzuges" angetreten.

Es wäre schade, wenn man sich nicht mehr direkt über Standpunkte austauschen könnte, weil man befürchten muss als Troll abgeschrieben zu werden.

Offline Lord Verminaard

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #15 am: 31.12.2007 | 14:54 »
Die Frage ist doch: Was will der Thread-Ersteller? Wollen sie ihre Meinung zu einem bestimmten Thema kundtun? Dann sollten sie sich auch Gegenmeinungen anhören. Wollen sie ein ganz bestimmtes Ziel erreichen und fragen dabei um Rat? Dann ist ihnen im Zweifel schlecht damit gedient, wenn man stattdessen versucht, ihnen dieses Ziel auszureden. Zumal es oft eben nicht aus lauter Hilfsbereitschaft erfolgt. ::)

Letztendlich ist das dann einfach OT für den gegeben Thread. Und wenn man dann doch davon anfängt, erstickt man damit schnell das eigentliche Thema. So jedenfalls meine Erfahrung in fünf Jahren GroFaFo/Tanelorn.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #16 am: 31.12.2007 | 15:16 »
Jaja, die bösen Trolle...

Ich glaube die Trolle im Internet haben viel mit ihren Verwandten in unserer Welt gemein: Sie existieren größtenteils in unserer Fantasie.
Es sind die bösen Monster in der Dunkelheit, vor denen wir laufen oder nach denen wir schlagen.

Die meisten Leute die trollen merken es vermutlich selbst nicht so richtig. Vielleicht haben sie sich einfach nur mal einen Moment oder auch einen längeren Moment nicht unter Kontrolle, man versteht sie nicht, sie verstehen die anderen nicht, oder sie wissen grade selber nicht warum sie das eigentlich machen was sie machen, oder sie sind Idioten und können nichts dafür (ach bin ich wieder versönlich) ;D

Das schlimmste sind eigentlich die "Racheengel". Das ist wie eine Hexenjagd. Man jagt etwas das es vielleicht gar nicht gibt, dafür aber umso entschlossener. Nein, ich meine nicht dich Vermi. ;)


Ich weiß z.B. genau dass ich einer von denen bin auf die die Beschreibung von JS passt, ich schreibe diese bösen langen Posts mit den kompi... komple... schwierigen Fachwörtern.
Mache ich das um andere zu ärgern? Bin ich ein Troll? Ich will den Mythos nicht zerstören, aber es ist nicht so. Glaubt hier jemand dass es wirklich Spaß macht Tage und Wochen andere zu nerven? Jemand investiert um andere auf die Palme zu bringen? Jemand schreibt damit er der einzige ist der es versteht oder den es interessiert?!

Selbst alle die ich für Trolle halte und alle die mich für einen Troll halten, werden fröhlich in diesen Thread schreiben wie Recht Vermi doch hat. Und das nicht um weiter zu trollen, sondern weil alle denken es sind die anderen gemeint ;)

Was Vermi sagt stimmt natürlich wie immer. Nur still halten hilft wirklich. Nur dann halten wir den Troll in uns unter Kontrolle :ctlu:

killedcat

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #17 am: 31.12.2007 | 15:58 »
Ich schaffe es allmählich meine Klappe zu halten. Meistens läuft es so ab, dass ich eine bitterböse und sarkastische Antwort schreibe, diese aber dann wieder lösche, weil das Schreiben selbst meinen Ärger gelöst hat. Ich klicke dann das Fenster weg und denke mir, dass es doch keinen Sinn hat. Es tut mir manchmal um die zwei, drei kleinen Argumente leid, die in meinem Zynismus versteckt waren, aber es geht ja schließlich darum, das Threadthema voranzubringen. Und wenn ich das nicht oder in nicht ausreichendem Maße tue, dann sollte ich meinen Post nicht abschicken.

Ich arbeite an mir. Versprochen.


Der ist für mich:
><(((°>

Edit:
die Seite ist schon sehr alt, aber es gibt auch Neuzugänge, sowohl bei Flamewarriors als auch hier. Sich selbst einzuordnen mag vielleicht mal helfen ;)
http://redwing.hutman.net/%7Emreed/index.htm
« Letzte Änderung: 31.12.2007 | 16:07 von killedcat »

oliof

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #18 am: 31.12.2007 | 16:37 »
Ich empfehle einfach mal Greasemonkey und das Ignore Script, mit dem man die Vertreter ausblenden kann, die einem am meisten auf die Nerven gehen. Aktives Ignorieren kann sehr hilfreich sein und einfacher als passives Hinnehmen.

Ganz persönlich time ich solche Ignorations-Funktionen auf einen Tag, eine Woche oder einen Monat, bevor ich sie wieder deaktiviere. Schließlich glaube ich an das Gute im Menschen und es ist nicht schwierig, wieder auf "(ignore)" zu klicken.

Offline grasi

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #19 am: 31.12.2007 | 16:40 »
Ich habe mir vorgenommen ab sofort an keinen allgemeinen Rollenspieldiskussionen im Internet mehr teilzunehmen. Oft schreibt man aneinander vorbei, man regt sicht sinnlos auf und bekommt davon nur noch mehr graue Haare. Ich für meinen Teil werde mich nur noch zu spielespezifischen Themen äußern und die gewonnene Zeit in etwas (für mein Empfinden) Konstruktives reinstecken.
Ich habe zunehmend das Gefühl, dass viele Leute das Hobby und sich selbst einfach viel zu ernst nehmen ... ich habe das bei mir inzwischen auch schon gemerkt ... wird Zeit die Handbremse zu ziehen. ;)

Offline Lord Verminaard

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #20 am: 1.01.2008 | 11:56 »
Ich sehe das sehr ähnlich wie du, Grasi: Abstrakte Diskussionen haben ein viel höheres Sinnlosigkeitspotential als Diskussionen mit einem konkreten Bezug und einer konkreten Zielsetzung.
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Offline Patti

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #21 am: 1.01.2008 | 15:26 »
Ich seh noch gar keine Widerworte an Georgios' Adresse wenn er sagt, dass der Diskussionsstarter die Diskussionsleitung übernehmen soll.
Das halte ich jetzt wiederum für naiv.

Denn
a) kann ich als Starter eines Threads ja die Hoffnung hegen, dass ich einfach nur eine kurze klare Antwort kriege und das Thema schnellstens wieder gegessen ist. Dann bricht aber eine Diskussion über 5 Seiten los, mit der ich nicht gerechnet habe. Zieh ich mich da vielleicht lieber kopfschüttelnd zurück und wundere mich, wie die alle so umständlich sein können? Zumal, wenn ich mit Worten möglicherweise gar nicht so gut umgehen kann, um den Thread im Zaum zu halten?

b) kann ich auch erwarten, dass auf die Frage hin ziemlich der Punk abgeht und Antworten im Minutentakt reinschneien. Ich kann mich darauf vorbereiten, die Diskussion auf meiner gewünschten Linie zu halten. Aber wenn das über zwei Tage geht, soll ich mich dann wirklich mit literweise Kaffee auf die Lauer legen, vielleicht sogar Urlaub nehmen, damit nicht alles genau dann außer Rand und Band gerät, wenn ich grade nicht da bin?

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oliof

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #22 am: 1.01.2008 | 15:43 »
Naja,

ab vom Diskussionsstarter weiß halt niemand, worum es geht: kurze Frage oder langer Diskurs. Wenn der Diskussionsstarter erinnert, was er eigentlich will, obwohl alle anderen abschweifen, kann das genauso helfen wie die kurze Info, daß man alles weiß, was man gerade wissen wollte. Ohne diese Info kann Selbstmoderation (Reflektion über die Fragen "sollte ich hier meinen Senf noch dazugeben? Bin ich am Thema?") sehr schwierig werden.

Das verbleibende Problem sind Diskussionen, die Trolle selbst anstoßen.

Offline Patti

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #23 am: 1.01.2008 | 15:57 »
Ja, das ist mir auch klar.
Dann müssen die Leute nur noch auf den Starter hören, wenn er sowas schreibt wie "Jetzt ist gut. Macht mal halblang. Ich weiß nu bescheid." 
Da hab ich gegenteilige Erfahrungen gemacht.

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Joe Dizzy

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Re: Konstruktiv im Internet diskutieren
« Antwort #24 am: 1.01.2008 | 17:04 »
Denn
a) kann ich als Starter eines Threads ja die Hoffnung hegen, dass ich einfach nur eine kurze klare Antwort kriege und das Thema schnellstens wieder gegessen ist. Dann bricht aber eine Diskussion über 5 Seiten los, mit der ich nicht gerechnet habe. Zieh ich mich da vielleicht lieber kopfschüttelnd zurück und wundere mich, wie die alle so umständlich sein können? Zumal, wenn ich mit Worten möglicherweise gar nicht so gut umgehen kann, um den Thread im Zaum zu halten?

b) kann ich auch erwarten, dass auf die Frage hin ziemlich der Punk abgeht und Antworten im Minutentakt reinschneien. Ich kann mich darauf vorbereiten, die Diskussion auf meiner gewünschten Linie zu halten. Aber wenn das über zwei Tage geht, soll ich mich dann wirklich mit literweise Kaffee auf die Lauer legen, vielleicht sogar Urlaub nehmen, damit nicht alles genau dann außer Rand und Band gerät, wenn ich grade nicht da bin?

Strawman.

Ich sage lediglich dass man die Ziele, die man mit einer Diskussion verfolgt, deutlich machen soll. Das Vermitteln dieser Ziele ist mit einem einzelnen Post nicht getan, da muss man schon auf ein paar Kommentare direkt eingehen und konkretisieren was innerhalb und was ausserhalb der gesteckten Ziele liegt.

Das habe ich "Diskussionsleitung" genannt, weil es unter diesem Begriff am geläufigsten ist. Aber eigentlich ist es nur ein notwendiger Einstieg in jede Art des themenbezogenen Erfahrungsaustausches. Ich muss schliesslich erstmal klar machen über welches Thema ich genau spreche, bevor ich irgendwelche Argumente in den Raum werfe. Bei einem Monolog nennt sich das Einleitung, bei einem Dialog (oder der Massenkeilerei die so ein Thread oft ist) muss man sich halt zusammen auf eine gemeinsame Grundlage einpendeln. Das geht halt nur wenn jeder deutlich seine Interessen äußert und dann auslotet wo diese sich überlappen und worüber man gemeinsam reden will. Das klingt kompliziert, langwierig und anstrengend verkopft; findet aber in der Praxis schnell und beinahe intuitiv statt, solange die Gesprächspartner genug Sozialkompetenz mitbringen. Die wilden Themenwechsel bei einem tollen Gespräch auf einer Party sind nichts weiter als dieser Vorgang in Aktion. Mit der Einschränkung, dass in einem solchen Ambiente selten jemand genug Motivation aufbringt um an einem einzigen Thema festzuhalten. Daher die häufigen Wechsel.

Darum teile ich auch nicht Vermis Ansicht, dass sich alle Beiträge nach den Interessen des Threadstarters zu richten haben. Ich halte nichts von Posts die verfasst werden um anderen gefällig zu sein. Entweder man redet auf gleicher Augenhöhe miteinander (d.h. jeder darf einen Vorschlag zum Inhalt machen) oder man lässt den ganzen Schmus bleiben. Dem Threadstarter entgegenzukommen ist löblich, aber nichts worauf man pochen darf und was man einfordern kann. Wenn dem so wäre, würde man die Moderationspolitik der Forge überall als Glanzlicht der gehobenen Diskussionskultur anerkannen. (Ich halte sie für effizient, aber nicht unbedingt einladend.)