Unsere Randpatrouille-Session war in dreierlei Hinsicht ein erstes Mal: Ein erstes Mal Randpatrouille, ein erstes Mal nicht DSA für die meisten am Tisch (ua. für mich), und mein erstes Mal spielleiten überhaupt. Vorneweg: es hat Spaß gemacht, wir werdens wieder tun -- und einiges hätte vermutlich etwas besser laufen können, was aber mehr an meiner Unerfahrenheit als am System liegt.
Wir waren vier Mitspieler und ich, und haben zunächst ein Raumschiff erschaffen: die Krebs, ein grob Ufo-förmiges großer (Durchmesser 400 m) Rat-Frachter mit zwei Greifarmen, der immer und immer wieder geflickt wurde, inzwischen gut bewaffnet ist und ein Van-artiges Allianz-Shuttle mit sich führt, die Shrimp. Der viele Platz der Krebs wird für große, allerdings nicht besonders gemütliche (Rost-Charme) Suiten für die Besatzung, für Ladung und für eine hydroponische Farm (Besonderheit des Raumschiffs) genutzt.
Die Brücke wurde ebenfalls im Detail skizziert: Die vier wesentlichen Brückenoffiziere saßen um ein Tischförmiges großes Kontrollpanel, die weiteren Offiziere sowie die Bediener der Railguns etc auf einer Galerie über ihnen.
Kommandant war Andrej Gagarinowitsch Kolmogorov, 40, Zusatzqualifikation: Orientierung im Weltraum, Hobby: Geschichte der Allianz, Stärke: inspiriert Loyalität, Schwäche: aufbrausend, System: Waffensystem.
Kommunikationsoffizier Alan Fury, 26, stellvertretender Kommandant, Hobby: interplanetarisches Recht, Stärke: Kopfrechnen, Schwäche pedantisch, System: Funkanlage.
Schiffspsychologin Elefteria Papadopolous, 39, Zusatzqualifikation: Erste Hilfe, Hobby: Origami, Stärke: charismatisch, Schwäche unkonzentriert, System: Lebenserhaltung.
Pilot Mahmoud Vagary, 43, Zusatzqualifikation: Koch, Hobby: spekulative Philosophie, Stärke: Ruhe, Geistesgegenwart, Schwäche: lukullisch, System: Steuerung.
Das Außenteam bestand aus:
James Bush, Shuttlepilot, Zusatzqualifikation Verhandlungsgeschick, Hobby Archäologie, Stärke: mutig, Schwäche: dogmatisch, Gegenstand: experimenteller Hochleistungsscanner.
Ivan Ivanovitsch Illitsch, 52, Sicherheitsexperte, Zusatzqualifikation Verwaltungsfachmann (hat lange Jahre in der Verwaltung gearbeitet), Hobby: Kryptographie/Entschlüsselung, Stärke: beharrlich, Schwäche: schlecht lügen, Gegenstand: multilinguales Lexikon.
Liao Xing, 31, Wissenschaftsexperte, Zusatzqualifikation Politoffizier, Hobby Botaniker, Stärke: Improvisationstalent, Schwäche: Sammelleidenschaft, Gegenstand: Transportroboter.
Susanna Israel, 23, Ärztin, Zusatzqualifikation Schauspielerei, Stärke: ausdauernd, Schwäche rigid, Gegensatzd: Medkit mit Tricorder-"Labor".
Das Szenario, das ich mir ausgedacht hatte, bestand aus einer Station auf dem RAND von den "Jüngern des heiligen Kreuzes". Die Station steht auf den Ruinen einer V2-Station: an dieser Stelle tritt aus vier Quellen eine grüne, magmaartige Substanz aus dem RAND aus, die in Kanälen (Kreuzform, mit einem Kreis um den Mittelpunkt) zu einem gemeinsamen Zentrum geleitet wird. In diesem Zentrum, einer riesigen Plexiglaskuppel, wird es in durchsichtigen Röhren hochgepumpt und fällt dann in der Mitte in einem riesigen neongrünen Wasserfall herab. Die Plexiglaskuppel hat am Rand eine aufsteigende Rampe, die zu einer Plattform über dem Wasserfall führt; dort werden die Gottesdienste der Sekte abgehalten. Das "grüne Gold" zerfällt bei der Bewegung (besonders durch den Wasserfall, aber schon in den Kanälen), was Wärme, starken Magnetismus und Atmosphäre produziert. Was es ebenfalls produziert ist ein Stoff, der ein klein wenig euphorisch und auf die Dauer abhängig macht. Die Station ist also per Glas/Plexiglasdächer um diese Kanäle herum angesiedelt; in einigen Fällen stehen sogar noch parabelförmige, zweigeschossige Behausungen aus der V2-Kultur, die wieder benutzt werden. Die Jünger vom Heiligen Kreuz haben die alten Überreste der Station also wieder in Betrieb genommen und ausgebaut; es leben 417 Leute dort. Die Organisation der Station ist kommunistisch angehaucht; es gibt ein Gemeindehaus, in dem gemeinsam Mittaggegessen und über die anstehenden Probleme beraten wird; es gibt eine Schule mit kleinem angeschlossenen Museum für V2-Artefakte, und es gibt ein Gästehaus. Die Station ist durch Gewächshäuser weitgehend autark; Wasser kommt von einem Riesenasteroiden, der in der Nähe abgesüzt ist und einen eiskern hat; es wird noch für etwas 1-2 weitere Jarhe reichen. Was importiert werden muß, sind Diamanten für den Bohrkopf, Kleidung und Luxusgüter; exportiert werden dafür Artefakte der V2-Kultur (bisher zwei), Gemüsekonserven und Raumschiff-Bauteile.
Was die Jünger vom Heiligen Kreuz seit 10 Jahren versuchen, ist, ein Loch in den Rand zu bohren, um direkt den HERRN zu schauen. Sie werden dabei unterstützt von Michel Neil Sarkowski, einem Wissenschaftler, der seine These überprüfen möchte, daß der Rand nur einige tausend Kilometer dick ist. Er vermutet, das Universum wäre in einem größeren Universum eingeschlossen. Vor kurzen sind sie auf ein tiefschwarzes Gestein getroffen, das ungeheuer hart, kaum zu durchdringen ist und das der Wissenschaftler nicht mal ansatzweise identifizieren kann.
Der Sektenvorstand, der "Meister", hat drei Frauen; Sophia, kinderlos, Lenora, mit Töchtern Rita (10), Zwillinge Inez und Maria (7) und Laura; die dritte Frau, Theresia, ist gerade zum ersten Mal schwanger, und es gibt Komplikationen. Sophia ist sowieso ihren beiden "Ehe-Schwestern" nicht wohlgesonnen; Lenora dagegen macht sich ehrliche Sorgen um Theresia; sie wird die Randpatrouille bitten, Theresia zu behandeln. Die medizinische Versorgung auf der Station ist nicht grandios; vor allem ist die Sekte generell dagegen, menschliche Körper aufzuschneiden.
Als Aufhänger sollte das unerklärte Verschwinden einiger Raumschiffe in dem Sektor (beta-Quadrant; Sektor 43.527 R9 B166) dienen; die Idee ist, daß durch den starken Magnetismus die Raumschiffe abstürzten. Die Station hat deshalb einen Traktor-Strahl, der die abstürzenden Raumschiffe etwas ablenkt, damit sie nicht auf die Station selbst fallen.
Kurz bevor die Randpatrouille losfliegt, gibt es einen Funkspruch direkt an Andrej Kolmogorov von seinem direkten Vorgesetzten, der ihn nachdrücklich bittet, bei der Mission doch auch nach Pjotr Alexandrowitsch Nikolai, einem guten Freund zu suchen, der in der Gegend verschollen ist. Als Hintergrundgeschichte dazu hatte ich mir überlegt, daß Pjotr ein ziemlich schwieriges Mitglied der Randpatrouille war (cholerisch, Alkoholiker), der desertiert ist, um den Mörder seines Vaters umzubringen, und dann auf der Flucht tatsächlich über der Station abgestürzt ist. Dort hat er seinen Frieden gefunden; würde allerdings, wenn es irgend möglich wäre, gern wieder zurück in die Randpatrouille.
Soweit mein Plan.