Kannst du mir eine oder zwei Bands empfehlen, die so in die Musikrichtung Marillion gehen, also teilweise so episch und textorientiert sind?
DIE Vorbilder schlechthin von Marillion waren Genesis 1970-74. Wurden ja schon genannt.
Marillion prägten einen Stil, der als Neo-Prog(ressive Rock) bekannt geworden ist. Andere bekannte Bands aus der Ecke sind Pallas, Twelfth Night, Arena, Pendragon und vor allem IQ. Die sind allerdings nach meinem Empfinden durchwegs kompositorisch wie auch textlich schwächer als die ersten drei Marillion, und Fish ist sowieso nicht zu ersetzen. Die ersten beiden Arena-Alben klingen extrem nach Marillion.
Und weil der Hendrik sie entweder wegen Unkenntnis (es sei dir verziehen) oder schlechtem Geschmack (mögest du in der Hölle verrotten, Elender) genannt hat: unbedingt mal Van der Graaf Generator anhören. Atmosphärisch sehr dichter Progressive Rock aus den 70ern mit einem Sänger (Peter Hammill), der wie Fish und Gabriel nicht durch eine sauber ausgebildete Stimme, sondern durch extrem eindringliche Interpretationen gefällt. Hammill hat auch solo sehr schöne Sachen gemacht.
Von Jethro Tull würde ich zuvorderst Thick as a Brick empfehlen. Minstrel in the Gallery und Aqualung sind ebenfalls sehr starke Alben. Und natürlich Yes, die haben den symphonischen Bombastrock der 70er auf die Spitze getrieben. The Yes Album, Fragile, Close to the Edge, Tales from Topographic Oceans, Relayer, Awake sind alles starke Alben. Allerdings sind Yes unemotionaler, intellektueller. Was aber noch viel mehr für King Crimson gilt. Die sind weniger symphonisch, da ist dann mehr Jazz und Avantgarde drin. Nicht jedermanns Sache. Camel sind auf den Anfangsalben begnadete Melodieschreiberlinge, die malen Musik eher als dass sie sie spielen, ein Ton ein Pinselstrich. Mirage und The Snow Goose sind Hammeralben. Rush haben einige gute Alben in der Richtung gemacht zwischen 1976 und 1980.
Daneben gibt es immer noch einen Haufen Bands, die derartige Musik machen. Allerdings kann man die heute nicht mehr groß verkaufen, es gibt aber eine nicht zu unterschätzende Underground-Szene. Einige wenige schaffen es, richtig erfolgreich zu sein, indem sie den 70er Stil mit aktuellen Stilelementen kombinieren, Porcupine Tree und Tool vor allem.
Wenn du gezielt nach Story-Konzeptalben (im Gegensatz zu Themen-Konzeptalben) suchst, würde ich mal folgende vorschlagen:
Genesis - The Lamb lies down on Broadway
Ayreon - The Final Experiment, Into to Electric Castle (mit Fish in einer Gastrolle)
Echolyn - Mei (schwer zu kriegen, ziemlich unbekannte Band)
Eloy - Power and the Passion, Dawn, Ocean, Planets, Time to turn (wenn man mich fragt, Eloy sind Pink Floyd für Arme
)
Fields of the Nephilim - Elizium (Pink Floyd meets Gothic Rock)
Gentle Giant - Three Friends (etwas naiv, die Story, musikalisch aber gelungen, wobei GG weniger symphonisch sind als vielmehr stark auf mehrläufige Melodien setzen)
Grobschnitt - Rockpommel's Land
Jethro Tull - Thick as a Brick, A Passion Play (letzteres ist deutlich schwächer)
Nektar - Journey to the Center of the Eye, A Tab in the Ocean, Remember the Future (eher psychedelisch als symphonisch)
Pink Floyd - The Wall
Spock's Beard - Snow
Peter Hammill - The Fall of the House of Usher (mit Herbert Grönemeier in einer Gastrolle)
IQ - Subterranea
Clive Nolan & Oliver Wakeman - Jabberwocky, The Hound of the Baskervilles (Vorsicht Kitsch)
Coheed and Cambria - The second Stage Turbine Blade, In Keeping Secrets of Silent Earth:3, Good Apollo I'm Burning Star Volume IV Teil 1 und 2 (Die Alben stellen die Teile 2 bis 4 eines einzigen Konzeptes dar. Sinnigerweise wurde Teil 1 für den Schluss aufgehoben)
Daneben haben die Spacerocker Hawkwind meines Wissens eine Reihe Konzeptalben geschrieben. Allerdings habe ich von denen tatsächlich garnichts, obwohl sie eigentlich ziemlich bedeutend sind und auch meinen Geschmack treffen müssten.
Von Magma gibt es einen Haufen Konzeptalben. Allerdings sind diese in einer selbst entwickelten Kunstsprache (Kobaianisch) vorgetragen. So richtig kommt die Geschichte da nicht rüber.
Ansonsten muss man sagen, dass die Storyteller unter den Musikern wirklich eher im Metal zu finden sind.
Ich werde zum Treffen wenn möglich meinen Laptop plus Boxen und Subwoover und ein paar CDs mitnehmen. Da wär's cool, wenn du auch kommst.
@Hendrik: mit der Ahnung ist das so eine Sache, die kann man meines Erachtens garnicht gering genug bewerten. Ich kenne z.B. sauviel abgefahrenen Progressive und Art Rock. Dafür darfste mich nix zu Chartmucke der letzten 20 Jahre fragen, nichtmal zu Britpop oder Alternative. Und das Singstar-Mikro wird in meinen Händen zu einer grausamen Waffe.
Meines Erachtens zählt da am Ende nur, wie man sich mit der Musik auseinander setzt.
BTW: wer sind Rare Earth?
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