Übertrag aus dem Tech-Thread.
Also, zu dem Thema "Planet vs. Raumflotte" hatte ich schon einmal eine längere Diskussion. Konsens war, was hier auch schon angeklungen ist: Wenn die Raumflotte will, kann sie den Planeten (oder vielmehr Teile desselben) einäschern, weil sie aus großer Entfernung mit aller Zeit der Welt nach Belieben Steine schmeißen kann.
Nun wurde hier eingewandt "Aber das wollen die ja nicht ihren eigenen Kolonisten antun", oder sonstige Skrupel. Schön, aber: Wenn das angesichts der fortgeschrittenen Abwehrlaser die einzige Möglichkeit ist, dann wird es trotzdem passieren. Ganz definitiv. Kein Militär der Welt(en) läßt sich von solchen Erwägungen komplett die Butter vom Brot nehmen.
Das ist so eine Art "Tit for tat". Gab es auch in der Realität, selbst bei Gegnern, die sich wirklich spinnefeind waren - beispielsweise basierte der Nichteinsatz von Giftgas im 2. Weltkrieg auf solchen Erwägungen.
Teils, teils. Die Alliierten haben den Nazis angedroht, deutsche Städte mit Giftgas zu bombardieren, wenn sie in der Hinsicht auf schwache Ideen kommen. Das ist richtig. Ein kleines Schmankerl stellt die Episode dar, als deutsche Forscher ein extrem potentes Nervengas entdeckten, und dessen Existenz rundheraus verschwiegen, weil sonst die Deppen da oben womöglich noch verrückt genug gewesen wären, das einzusetzen. (Das auf ein paar V2 gepackt hätte ganz London ausgelöscht)
Immerhin wurden dann nach dem WK2 nie wieder Kernwaffen im Krieg eingesetzt, selbst wenn kein atomarer Gegenschlag zu befürchten war. Beispielsweise Vietnam, da wurde der Einsatz zwar angedacht aber bekanntlich nicht umgesetzt, aus verschiedenen Gründen.
Und schließlich hatten sich USA und USSR auch darauf verständigt, keine umfassenden Verteidigungssysteme gegen ICBMs zu entwickeln, um die "Mutual Assured Destruction" aufrechtzuerhalten. Da man damals aber technologisch sowieso noch nicht soweit war, fiel der Verzicht nicht schwer. Kann man also kaum gelten lassen.
Umgekehrt haben die Russen angeboten, auf den Ersteinsatz von Atomwaffen zu verzichten, und von den Amis das gleiche erhofft -- die jedoch fühlten sich konventionell so unterlegen, dass sie auf die Option zum Ersteinsatz nicht verzichten wollten.
Nur so ein paar historische Vergleiche ohne subjektive Schlußfolgerung.
In diesem SF-Szenario hingegen ist jedoch erstmal keine direkte MAD-Situation gegeben: eine Seite steht im System der anderen Seite und hat alle Fäden in der Hand. Sie drohen den Planeten zu slaggen, aber der Planet kann sich mangels Planetarlaser nicht wehren. Das einzige, was der Verteidiger nun machen kann, ist seine Schiffe per FTL ins Heimatsystem des Gegners zu schicken, um dort mit Slagging zu drohen. Jetzt ist eine MAD-Situation herbeigeführt, erschwert um die Tatsache, dass es keinen FTL-Funk gibt, was ausgefeilte Protokolle auf beiden Seiten erfordert, damit niemand den Kopf verliert.
Führt also zu einem noch ekligeren Deadlock als wenn man einfach planetare Laser zulässt und fertig.
Schließlich und endlich lehrt die Geschichte, dass der Vorteil oft bei dem liegt, der die Regeln bricht. Nach den ungeschriebenen Gesetzen der Antike hätte Rom sich nach der dritten Niederlage gegen Hannibal ergeben müssen. Haben sie aber nicht. Wer hat am Ende gewonnen? Das gab auch in Karthago große Empörung. "Frechheit, wehren sich einfach."
Kurzum, spätestens seit den punischen Kriegen ist man allemal besser beraten, wenn man sich nicht auf die Beachtung von Tabus verlässt.
Wie dem auch sei -- grundsätzlich habe ich in dem Setting ja die Möglichkeiten zum Slagging schon stark eingeschränkt, vor allem weil die Angreifer immer an einem bekannten Sprungpunkt ankommen müssen - erst wenn sie dort sämtliche Verteidigungsmaßnahmen überwinden, können sie überhaupt daran denken, irgendwelche Planeten anzugreifen.
Das ist eine etwas schräge Defintion von "Mission Kill" (andererseits kann man vermutlich "Unit Kill" im Weltraum auch nicht im üblichen Sinne verwenden.) Wo hast Du die her?
Zuerst glaub ich auf Project Rho, aber es scheint in der SF-Umgebung ziemlich gebräuchlich zu sein. Finde ich auch überhaupt nicht schräg, sondern sinnvoll. Es ist kein Mobility Kill, weil das Schiff ja sogar noch kämpfen und sogar in Sicherheit springen kann. Es kann lediglich seinen Auftrag nicht mehr ausführen, weil es z.B. das Ziel nicht mehr rechtzeitig erreichen kann.
Alternativ: der Kommandant muss zu gegebenem Zeitpunkt die Entscheidung treffen, ob er den für den Sprung reservierten Treibstoff umdisponieren will, um wieder genügend Delta-V übrig zu haben. Das kommt im günstigsten Fall einem Vabanquespiel gleich und im ungünstigsten einem Kamikazeangriff.
Mobility Kill kann es freilich auch geben, nämlich wenn die Manövriertriebwerke nicht mehr einsatzbereit sind. ^^