Der Lernprozess war nach zwei Spielesitzungen vorbei. Mehr hatte dsa System nicht zu bieten. Ich hatte als Anfänger sogar mehr Spaß, als ich ihn später hatte.
Also wenn du nach 2 Sitzungen aufgehört hattest zu lernen, dann postuliere ich daraus mal, dass der verlorengegangene Spaß nicht am lernen liegen kann. Also wird es wohl an etwas anderem liegen: Ich schätze mal Monotonie.
Wobei noch gilt: ganz am Anfang ist es halt noch die Euphorie des neuen. Die legt sich automatisch. - Aber das hat nichts mit lernen zu tun: Egal, ob man lernt oder nicht lernt: Die Euphorie des Anfangs legt sich immer.
Desweiteren bezweifle ich, dass ich nach 2 Sitzungen alles gelernt habt. Was für Abenteuer habt ihr damals gemacht? Ich wette ihr habt damals Abenteuer gespielt, die ihr heute nichtmal mehr mit der Kneifzange anfassen würdet. Also gab es Sachen dazuzulernen. (Sei es, dass es auch noch andere Formen von Abenteuern gibt, sein es eine Anleitung, wie man selber coole Abenteuer bastelt.)
Ich sage aus eigener Erfahrung: der Spaß ist unabhängig vom Lernprozess, solange ein System keinem Gelegenheitsspieler Klötze in den Weg legt. Gute Beispiele für Systeme, die das nicht tun sind: DSA1, D&D1 und Talislanta. Hier ist der Lernprozess binnen kürzester Zeit abgeschlossen (zwei bis drei Spielsitzungen reichen).
Und ich sage: Wenn man nach 2-3 Spielsitzungen den Lernprozess abschließt, dann bleibt nur ein mittelmäßiger Spielspaß.
Wenn man jedoch rangeht und anfängt, sich weiterzuentwickeln, neue Methoden zu lernen, dann kann man auch mit DSA1 wahre Glanzstücke erleben und noch lange Spaß haben.
Das Problem bei DSA1 ist, dass man halt alles autodidaktisch lernen muss. Es gibt keinerlei Hilfe in den Basisheften, die dich beim Lernen unterstützen. Du bist hier vollkommen auf dich alleine gestellt. - Und das perfide daran ist: Man merkt nicht, dass man noch mehr lernen kann. - Man hat die ersten 2-3 Abenteuer gespielt und meint, man hätte alles gelernt, was es zum Rollenspiel gibt. Und erst, wenn man dann Kontakt zu anderen Rollenspielgruppen hat und dort als gast mitspielt, erkennt man plötzlich, was es noch alles zu lernen gibt.
Und man fängt auch an, Methoden zu lernen, die die drohende Langeweile verhindern. (Es ist keine echte Monotonie. Es ist halt einfach das normale Spielgefühl, nachdem die Euphorie verschwunden ist.)
Auch andere Rules-Medium-Systeme zeigen: wenn der Lernprozess (i.S.v. Regeln-Lernen) abgeschlossen ist, ist noch immer eine Spaßsteigerung möglich
1) Da kommt dein Problem. Du denkst, der Lernprozess umfasst nur die Regeln, die im Buch geschrieben sind.
Aber das ist ein Irrtum. Die regeln, die im Regelheft stehen, sind noch am leichtesten zu lernen. Deswegen sollte man die regeln ja auch alle ins Regelheft schreiben: Weil es leichter ist, die regeln aus dem Regelheft zu lernen als autodidaktisch.
2) Wenn der Lernprozess abgeschlossen ist: Woher kommt dann die Spaßsteigerung?
Nö, widerlegt. Wir haben uns durchgebissen, weil wir das mussten und hatten vorher viel Spaß (ich habe den Spielern das notwendige abgenommen und sogar Programme dafür geschrieben, damit sie sich nicht damit befassen müssen) und hinterher viel Spaß.
Wie hatte unser Mathelehrer mal gesagt: "Man muss nicht wissen, wie eine Formel lautet, man muss nur wissen, wo man nachschlagen muss."
(Und man sollte wissen, wie man sie notfalls herleiten und/oder beweisen kann.)Ansonsten bei der Chargenerierung benutze ich auch bei fast jedem System den Computer einfach weil das komfortabler ist. (Und man muss die Tabellen wirklich nicht auswendig lernen, sondern nur wissen, wo man nachschauen muss. - Wobei ich Systeme bevorzuge, die keine Tabellen haben. Aber ich schweife ab...)
Während des Spiels ist so etwas jedoch nervig. Da sollte ich die Regeln schon kennen, da es störend sein kann, andauern nachzuschlagen.
Aber das ist ja nicht das Thema: Regeln, die ich nachschlagen kann, sind in Ordnung. Die muss ich nicht erst umständlich erlernen. Es geht um die Regeln, die man (noch) nicht nachschlagen kann.
Siehst du? Das ist genau der Begriff vom Lernprozess, der mir gegen den Strich geht.
Das ist aber genau der Begriff von Lernprozess, um den es in diesem Thread ursprünglich ging.
Es wäre auch gut Rhetorikkurse zu belegen, seine Mitspieler zu kennen, etc. Aber das hat doch mit der Frage nichts zu tun, denn bei dem Lernbegriff ist alles ein Lernprozess.
Genau. Es wäre gut, einen Rhetorikkurs zu besuchen. Da das aber extrem viel Aufwand wäre, wäre es hilfreich, wenn der Autor ein paar rhetorische Tipps in sein Regelheft schreiben würde.
Oder nehmen wir mal an, ich habe mir jetzt das Basisbuch von DSA gekauft und finde es so toll, dass ich da länger spielen will.
Jetzt habe ich die Wahl: Entweder ich kaufe mir ein Zusatzuch für DSA oder ich kaufe mir ein Rhetorikbuch. (Für beides zusammen reicht das Geld nicht aus.)
Am Anfang würde ich noch zu den Zusatzboxen raten. - Wenn man sich aber die n. Zusatzbox kaufen will, ist es irgendwann tatsächlich sinnvoller, lieber das Rhetorikbuch zu kaufen.
Weil die Informationen, die ich in der Zusatzbox finde, helfen mir nur minimal weiter. Die Informationen aber, die ich in einem Rhetorikbuch finde, können mir extrem weiterhelfen. (Und zwar nicht nur bei DSA, sondern auch bei anderen Rollenspielen.)
Damit kann der kauf eines Rhetorikbuches eine sinnvollere Investition in mein Lieblingshobby sein, als das x. Regelwerk.
Rhetorik ist nun ein eigener Wissenschaftszweig, den man auch außerhalb des Rollenspiels anwenden kann. Daher ist es hier nicht unbedingt hilfreich, rhetorische Ergüsse unreflektiert in ein Rollenspielbuch zu schreiben. (Wenn man aber die rhetorischen Erkenntnisse auf das RPG anwendet und aufs RPG bezogen ins Regelwerk schreibt, dann sind diese Sachen plötzlich wieder hilfreich.)
Und das gilt halt nicht nur für Rhetorik, sondern auch für Spiel-Genres, Atmosphäre erzeugen etc.