Bitte redet mir das Deadlands-CF aus.
Gerne.
Es ist Ulisses. Bücher sind schnell und manchmal lieblos übersetzt (ich sag nur "Kante" statt "Talent") und fast immer im selben Layout gesetzt wie das Original, d.h. die Schrift ist kleiner und dichter gedrängt. Man spart ja so auch ein paar Seiten Papier. Bislang hat Ulisses nach Übernahme des System dem System wenig Liebe geschenkt, warum sollte sich das nach diesem Crowdfunding, das bislang gerade mal 104 Leute angelockt hat, ändern. Rechne also damit, dass dies alles ist, was du jemand bekommen wirst.
Es ist PegInc. Die wärmen nur noch alte Settings auf und produzieren wenig neues und falls doch, wurde das schnell zusammengehauen. Die Zeit der knackigen Plot-Point-Kampagnen ist vorbei. Die regelmäßigen neuen Editionen des Regelwerks betonen immer mehr den Kampf. Die "wann ist man angeschlagen und wann verwundet" Regel schaffen sie dennoch seit Jahren nicht so zu erklären, dass das Gros der Spieler sie auch versteht. Weil selbst Shane Kämpfe manchmal lästig findet, sie aber dennoch nicht ganz abschaffen wollte, gibt es eine Regel, wo man sich gleich den Schaden auswürfelt und den Rest weglassen kann. Das ist Fortschritt.
Es ist SavageWorlds. Würfel explodieren! Der sorgsam durchgeplante Boss-Kampf kann durch einen Freakroll des Spielers zunichte gemacht werden und als SL ist mal dann gezwungen, das nun übel zu railroaden, damit man seinen eigenen Spaß am langsamen Sterben… moment. Egal. Die statistische Progression ist kaputt, denn wer gegen Schwierigkeit 4 mit einem Abzug von 2 würfeln soll, fährt mit dem eigentlich schlechteren W4 (18,8%) besser als mit W6 (16,7%). Man zieht Spielkarten für die Initiative statt zu Würfeln, was Chaos pur ist und man muss auch noch lernen, ob Herz nun vor Pik oder danach kommt. Es gibt Bennies, eine Metaressource, die den Spielern zu viel Kontrolle über das Spiel gibt und der Spielleitung ein schlechtes Gewissen, weil laufend vergessen wird, diese auch im Fluss zu halten. Und ein "du bist super" als Aktion gibt einem Verbündeten +1 auf seinen Wurf und dem eigenen Charakter ein gutes Gefühl.
Es ist Deadlands. Die großen Ebenen mit Abrechnenden von alles inkludierendem Geschlecht wurden für diese neue Auflage ge-retcon-ed, weil Shane Hensley keinen Bock auf Twitter-Lynchmods hatte – oder weil es ein Spiel sein soll, in dem jeder (gleich welcher Couleur) unkompliziert Spaß haben soll und das keine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit der amerikanischen Geschichte ist – und auch nie war. Dann basiert alles auf der Artus-Sage, denn sowas macht jedes Setting besser und natürlich ist das Land, für das sich die meisten UFOs interessieren und in dem man in einer Scheue Gottes neustes Testament finden kann, auch der perfekte Ort für eine Fortsetzung dieses alten Kampfes zwischen gut und böse. Damit alle Spieler wissen, was zu tun ist, gibt es die Legion des Zwielichts, eine Geheimgesellschaft, der die Charaktere angehören und die das Böse bekämpft und in der Nord- und Süd in Harmonie vereint Monster töten. Apropos. Es gibt Zombies. Und andere Untote. Viele davon. Tote Spieler, ich meine natürlich tote Spielfiguren, können sogar wiederkommen und über den Tod hinaus gespielt werden. Man wird sie als SL im sorgsam geplanten Bosskrampf nicht einmal endgültig los. Charaktere töten ist eh sehr schwer, ein weiterer Nachteil von Bennies. Das Setting kennt außerdem nur Menschen. Dabei weiß man seit Shadowrun, dass EDO immer Nicht-EDO (würde noch jemand Cyberpunk kennen, wenn es da nicht eine Firma gegeben hätte, die nach dem Witcher verzweifelt nach einer interessanten Lizenz gesucht hatte und sich das EDOriginal nicht leisten konnte oder wollte) schlägt. Apropos. Es gibt auch keine Orks oder sonst was, das man ohne Gewissensbisse umbringen kann. Zumindest gibt es Zauberer in verschiedenen Geschmacksrichtungen, insbesondere auch Kartentrickser, die doch tatsächlich mit der SL Pokern müssen, um ein gutes Blatt für mehr Magiepunkte zu bekommen.
Unter den inzwischen freigeschalteten Stretchgoals gibt es übrigens zwei Dutzend bebilderte Pregen-Karten, welche die Spieler von einer detaillierten Charaktererschaffung entbinden, weil man damit sofort los spielen kann. Das nimmt vielen auch noch den Spaß an einer stundenlangen min-ge-maxten Charaktererschaffung, wo dann ein Scharfschütze mit dual-wielding gattling-guns und Schießen W12 heraus kommt, der nur Nachteile hat, die garantiert nie im Spiel relevant werden.
PS: Ich mag Savage Worlds und auch Deadlands als Setting, wobei mir ja der Metaplot ziemlich egal ist, solange es sich nach der richtigen Mischung von Wild, Wild West, Maverick und Rio Bravo anfühlt. Aber ich sollte es ja ausreden und nicht lobhudeln.