Mir geht es ja auch nicht so sehr um die "Übersetzungsklopse" (gibt eh einen eigenen Thread dafür), sondern um den sprachlichen Ausdruck im Deutschen!
Das fängt bei GANZEN SÄTZEN an. Also einer Ansammlung von Buchstaben, die man irgendwie als Satz identifizieren kann. Leider liegt diese Art der schriftlichen Äußerung nicht jedem, der sich als Übersetzer berufen fühlt.
Dann das Problem, das über einen neutralen, aber immerhin als Deutsch erkennbaren, Satz hinausgeht: Die Stimmungsvermittlung.
Schreibt man einen deutschen Satz (egal ob als Übersetzung oder als neue Entwicklung) für ein Film-Noir-Detektiv-Rollenspiel, dann erwarte ich einen ANDEREN Tonfall im Deutschen, als wenn es sich um ein Sword&Sorcery-Rollenspiel oder ein Hard-Sci-Fi-cum-Technobabble-Rollenspiel handelte.
Allein diese sprachliche Versiertheit geht - ganz offensichtlich - vielen an solchen Produkten Beteiligten ab. - Und das ist schade!
Durch eine packende "Schreibe", durch einen dem Setting, dem Genre angemessenen Stil kann man ein Rollenspiel dem Leser weit SYMPATHISCHER machen (auch trotz mancher Übersetzungsungeschicktheiten), als wenn man immer in demselben, lahmen, uncoolen, öden Monotonfall vor sich hin schreibt.
Und auch DAS macht eine Übersetzung so schwierig. - Im Deutschen den TON zu treffen, den das Original im Englischen hatte, ist SAUSCHWER!
Man sieht es an den alten Deadlands Classic Büchern, die den Ton, der hierzulande durch die Western-Film-Synchronisation geprägt ist, bestens treffen, auch wenn die Übersetzung manchmal schwächelt. In den neueren ist die Übersetzung zwar auch noch schwächer, ABER es ist der Tonfall, der zu wenig Western ausstrahlt, der mich daran nicht so begeistern kann, wie es die ersten deutschen Übersetzungen vermochten.
Sieht man sich das vor dem Hintergrund an, daß Verlage für Übersetzungsarbeiten - und erst recht für redaktionelle Tätigkeiten, Lektorat, Korrektorat - kaum etwas zu zahlen bereit (oder auch imstande ) sind, darf man eigentlich schon froh sein, daß ÜBERHAUPT mal ein Produkt übersetzt wird.
Offengestanden ist hier auch das eigentliche Problem mit dem deutschen Rollenspielmarkt.
Die Deutschen sind es GEWOHNT von Fernsehen über Kino bis Computerspiel ALLES, aber auch wirklich ALLES synchronisiert bzw. übersetzt dargeboten zu bekommen.
Das ist im Kino und Fernsehen schon lange so - im Rollenspiel war das früher ANDERS! - Ich hatte z.B. in der Schule Englisch abgewählt, weil ich lieber Latein und Russisch mochte. Aber mein Englisch ist durchweg geübt, weil es damals (außer Midgard und Abenteuer in Magira) NUR ENGLISCHSPRACHIGE Rollenspiele gab!
Wer Rollenspiele spielen wollte, der MUSSTE Englisch lernen! (Und als alter CoSim-Intensivspieler mußte ich das natürlich für die CoSims erst recht.)
Somit war das früher anders. Die Rollenspieler auf den ersten Cons im Norden (STARD kennt man sicher noch), hatten NICHT "rumgezickt", wenn es ein neues Spiel gab, dessen Regeln nur auf Englisch zu haben waren. Bis auf den A5-Bänden von Midgard 1 und AiM waren ALLE Rollenspiele auf Englisch!
Ich finde daher das Gejammer, was von den DSA-Monokultur-Verzärtelten Jungspunden immer dann angeschlagen wird, wenn ihnen mal ein neues Spiel vorgestellt wird, welches auf Englisch daher kommt, geradezu PEINLICH! - "Oh, das ist ja Englisch! Gibt's das nicht auf Deutsch? Dann habe ich keine Lust das zu spielen."
Peinlich.
Früher sind wir bei brusthohem Schnee zum telefonzellenkleinen Laden gestapft (kennt jemand heutzutage überhaupt noch Telefonzellen, post-gelb, mit Tür, nicht solche freistehenden Verbal-Urinale, wie man sie heute findet). Dort haben wir dann englische Rollenspiele gekauft und daheim mit dem Schulwörterbuch daneben liegend versucht aus den geheimnisvollen Texten den tieferen Sinn zu erschließen, der es uns erlauben würde in neue, fremde, phantastische Welten einzutauchen. Diese Spielerfahrung war all die Anstrengung vor der ersten Spielsitzung wert. Es waren MAGISCHE ZEITEN für die jungen Rollenspieler hierzulande.
Heute kommt das Rollenspiel aus der Konsole. Und selbst die Anleitung für solche Computerrollenspiele zu lesen, scheint schon zuviel erwartet zu sein.
Das mehr oder minder aufwendige sich ERSCHLIESSEN von Rollenspieltexten ist im Rahmen einer generellen "Convenience-Haltung" verloren gegangen. Und damit auch die MAGIE darin.