Ich denke, du und Day After Ragnarok macht da beide einfach in gewisser Hinsicht den zweiten Schritt vor dem ersten: typische andere Settings bieten erst mal eine halbwegs klare Idee davon, wen man da überhaupt "normalerweise" spielt -- sei es nun eine Gruppe von Fantasy-Abenteurern, die Crew desselben Raumschiffs, von den gemeinsamen Erfahrungen zusammengeschweißte Kämpfer gegen das Übernatürliche, ein Team von Superhelden, eine Gang von mehr oder weniger vercyberten Punks usw. usf. -- und kommen danach erst mit den einschlägigen Details wie Auswahlmöglichkeiten zur konkreten Herkunft der einzelnen Verdächtigen und dem Handlungsort des Eröffnungsabenteuers. An diesen ersten Definitionsschritt kann ich mich aber bei DAR im Augenblick wirklich nicht erinnern (okay, natürlich spielt man Leute in der "neuen Welt" nach dem Schlangenfall, aber das sind buchstäblich sämtliche NSC ja auch, was den Kreis also nicht wirklich einengt), also hakt's möglicherweise gerade daran.
Du meinst wie Deadlands, wo man alles von einer Gruppe von Viehtreibern, über eine Soldateneinheit, über einen Steampunk-Konzern, über eine Piratenmannschaft in der Great Maze, über ein Team von Monsterjägern der Regierung, u.v.m. spielt?
Oder 7th Sea, wo man eine Piratencrew spielen kann, aber auch Musketiere bei Hofe, oder eine Widerstandsgruppe gegen den Adel, oder Spione, oder...
Oder Fading Suns, Feng Shui, Degenesis, Exalted, Cyberpunk...
Ich halte es für keine Schwäche, wenn es mehr als nur eine "Core-Story" gibt und alles gleichermaßen funktioniert, die Spieler sich gemeinsam einigen, welche davon sie bespielen. Das macht das Setting deutlich reizvoller für mich, als wenn alles nur auf einen bestimmten Gruppentyp zugeschnitten ist (z.B. Shadowrunner) und der Rest (Ganger, DocWagon, Journalisten...) nur mit massiven Umbauten im System zu bespielen ist und auf diese Möglichkeiten im Hintergrund kaum eingegangen wird.
Wenn es gar keine Core-Story gibt (aka "Was zur Hölle
tut man in diesem Setting?"), dann kann ich dein Problem evtll. noch nachvollziehen, aber DaR liefert mehr als einen Ansatz, wie man sich dem Setting nähern kann und das finde ich gut.