Thema: [Gebabbel]Challenge08 - Halbzeit

[Dammi]

Huhu!

Ich finde es interessant dass ich bisher der einzige bin, der die Option in Anspruch genommen hat, auf einem bestehenden System aufzubauen. Wenn ich an einige Beiträge der letzten Jahre denke, die sicher von einem bestehenden System statt von einem notdürftigen Eigenbau profitiert hätten (z.B. Murphys Höhle, Edaphon), hätte ich eigentlich erwartet dass sie mehr Nutzung erfährt.

Ich hatte eigentlich das gleiche vor, nur sind mir bei der Umsetzung soviele Änderungen eingefallen, das ich praktisch nichts mehr vom Originaltext verwenden konnte. Die Ähnlichkeit bleibt natürlich bestehen, auch wenns nicht mehr das gleiche ist.


Gruß,

Dammi

[der.hobbit]

Für mich war es ja ein erstschuss in Sachen RPG, da wollte ich mich dann auch gleich am Ganzen versuchen, und nicht auf einem freien System aufbauen. Andererseits wollte ich die Stichwörter auch im Regelwerk zentral einbauen, und nicht nur im Setting - denn das ist ja die RPG Challenge und nicht die Setting-Challenge. Aber um die Stichwörter so einzubauen hätte ich ein vorhandenes System wahrscheinlich so stark anpassen müssen, dass ich damit mehr Arbeit gehabt hätte...

[Skyrock]

Ich hatte eigentlich das gleiche vor, nur sind mir bei der Umsetzung soviele Änderungen eingefallen, das ich praktisch nichts mehr vom Originaltext verwenden konnte.

Bei mir war es genau umgekehrt: Ich wollte erst was eigenes machen und habe dann gesehen dass es so viel Zeit kosten würde, dass ich besser ein paar kleine Abstriche mache und ein ausgereiftes System nehme, das meiner Vision nahe genug kommt

Ich nachhinein war das sogar die klügere Entscheidung. Mit einem ausgefeilteren eigenen System hätte ich zuviel Platz und Zeit verloren um mit einem befriedigenden Ergebnis fertig zu werden, und Risus' breite Gleichmacherkeule hat vieles vereinfacht was in einem klassischeren System, wie es mir vorher vorgeschwebt ist, komplizierter umzusetzen gewesen wäre (etwa Konflikte zwischen Siedlungen und Charakteren).

[reinecke]

Beyond entlehnt schon ziemlich viel von Shades.
Aber eindeutig zu wenig, um darauf aufzubauen.

Das so wenige Autoren davon Gebrauch machen, liegt bestimmt darin, dass so eine gewaltige Änderung im Regelwerk erstmal von der Community verdaut werden muss, bevor sie sich dran wagt.
(Vergleiche Demokratie in der Weimarer Republik)

[wjassula]

Ich möchte mal loswerden, dass mich das breite und konstruktive Feedback freut, das zu den Spielen kommt  . Schön, dass sich einige tatsächlich die Zeit nehmen, die Spiele anzuschauen und etwas zurückzumelden. Ich hoffe, auf den Zug springen noch mehr auf.

[Dammi]

Huhu!

Jo, alleine deswegen ist die Challenge schon ein Erfolg.


Gruß,

Dammi

[reinecke]

Es sind überwiegend Erzählspiele und spielleiterlose Mechaniken geworden.
Das finde ich sehr interessant.

Muss echt an den eher ... spirituellen Wörtern Farbe und Verlangen liegen.

Oder ist das eine aktuelle Mode?

[Celdorad]

Wir wollen halt alle ganz modern und innovativ sein.

Nee, ehrlich gesagt hatte ich keine Lust meine Zeit damit verbrauchen zu müssen all diesen Standartkram noch einmal runterzubeten. SL-los und Erzählerisch ist einfach noch "unbelasteter".

[Enkidi Li Halan (N.A.)]

Oder ist das eine aktuelle Mode?

Ich denke, das liegt auch sehr stark daran, dass klassische Rollenspiele im Design wesentlich anspruchsvoller sind (oder: sein sollten). Die Mechaniken sind generell komplexer und wesentlich testintensiver, es muss zudem viel Wert auf ein stimmiges Setting gelegt werden. Damit es einigermaßen zeitgemäß ist, braucht man eine gute Spielanleitung, in der Aufgaben und Pflichten von Spielern und SL zusammengefasst werden, sowie hilfreiche Tipps zur Spielorganisation und zum Plotdesign geliefert werden. Das in 72h auch nur ansatzweise sinnvoll abzudecken, ist sehr sehr schwer.
Bei einem Erzählspiel ist es hingegen fast Pflicht, einen Fokus auf eine bestimmte Thematik oder einen bestimmten Spielmechanismus zu legen. Man läuft hier weniger Gefahr, sich in Details zu verzetteln. Ergo kann man in 72h imho wesentlich konsitentere Erzählspiele entwerfen, als klassische Systeme.

[der.hobbit]

Das kann ich unterschreiben - für das Setting hat mir bei meinem eher klassischen System schlicht die Zeit (und seien wir mal ehrlich: auch die Ausdauer) nicht mehr gereicht. Trotzdem kann man auch da noch innovative Mechanismen entwickeln, finde ich. Wobei natürlich immer alles schon einmal dagewesen ist

[Ein]

Nee, das kann ich nicht so unterschreiben.

Durchaus ist es möglich die Grundlagen eines TradGames innerhalb von 72h zu schreiben. nur wird das Resultat keineswegs ein typisches (überladenes) TradGame der Moderne mit seinen 300 und mehr Seiten werden. Das ganze wird nur angeschnitten werden. Ein komplettes Setting wird durch Settingsblurps ersetzt, anstatt einem ausgefeilten Regelsystem mit zig Optionen und Sonderregeln, wird man sich auf das wesentliche beschränken.

Aber ja es ist machbar. Jedes Rollenspiel, dass man auf 2 Seiten zusammenfassen kann, kann man in 72h sogar in 24h schreiben. Und das trifft auf alle mir bekannten TradGames zu.

Daher TradGames sind dieser Tage einfach nicht sonderlich populär bei den Teilnehmern der Challenge. Alles muss neu und frisch sein, darum schreiben halt fast alle AltGames. Vor ein paar Jahren hätten wahrscheinlich alle cinematische oder darke Rollenspiele geschrieben, heute sinds halt thematisch. Daher: Ja, es ist eine Mode.

[Yvo]

Ihr habt alle recht... ...ich auch, ich werfe noch mal eine weitere Theorie in den Raum:

Mit 72h-Rollenspielen wird man, zumindest in der Form wie sie bei der Challenge abgegeben werden, aller Voraussicht nach keine riesigen Kampagnen über ein halbes Jahr spielen. Aber das ist ja eigentlich das, was man mit klassischen Rollenspielen macht. Insofern entwirft man eher Spiele mit einem Thema, dass man in 1-3 Spielabenden abhandeln kann. Erzählspiele sind einfach "fertig", insofern ist es einfach motivierender.
Bei klassischen Spielen sitzt man entweder noch 3 Jahre dran, damit sie auf 300 Seiten wachsen, oder hat das Gefühl, sie sind irgendwie "unfertig". Das heißt nicht, dass sie nicht auch so funktionieren würden. Aber wer würde DSA, DnD oder Shadowrun spielen, wenn man nur die Grundregeln und Aurüstungslisten und das wichtigste aus dem Setting (quasi nur die Einleitung) auf 20 Seiten haben würde? (Und die Regeln nichtmal gebalanced aus mangelndem Spieltests u.s.w.)
Ein Erzählspiel kann man auch mit ´ner 20 Seitenversion mal eben kurz ausprobieren.

Bye,
Yvo

[reinecke]

Ihr habt alle recht... ...ich auch, ich werfe noch mal eine weitere Theorie in den Raum:

Dito.

Also bei der letzten Challenge gab' es auch "TradGames", so wie auch diese.
DIE LEGENDEN VON XIA WU haben aber durch die Vorsehung (super feature!) allerdings etwas, das sie von TradGames wieder abhebt.
Letztes Jahr gab es Edaphon, Jungle Kingdoms of Venus, Vapor State, Melancholia, Knights of the Coin, Einsatzkommando Schwarzes Gold, Retaliatoria, -> Das waren alles TradGames.

Diesmal gibt's bisher die Legenden, Masterplan, RARA (vllt.), The Roo und Schwerter des Schicksals.
Ein anderes Verhältnis, denn dieses Mal gib's insgesamt mehr Beiträge.


Das Argument: 72h sind zu wenig für ein TradGame zieht also nicht, schließlich gab es sie letztes Jahr und dieses Jahr.
Auch waren es letztes Jahr nicht überwiegend cineastische und darkige Spiele.

Ich gebe euch allen Recht, aber es sind keine erschöpfenden Erklärung für dieses Phänomen. (Allerdings ist es ja jetzt auch eher marginal)

[1of3]

Celdorads Erklärung halte ich naturgemäß auch für deutlich sympathischer. Im Ernst, sog. klassische Rollenspiele, in denen "natürlich immer alles schon einmal dagewesen ist", bau ich am Tag im Dutzend.

[Xanten]

Mit 72h-Rollenspielen wird man, zumindest in der Form wie sie bei der Challenge abgegeben werden, aller Voraussicht nach keine riesigen Kampagnen über ein halbes Jahr spielen.

Vermutlich nicht, aber der Gedanke steckt schon hinter Die Farben der Macht. Ich sehe mich auch nicht in der "Erzählspiel"-Ecke, nur weil ich wenige Werte und Conflict Resolution habe. Aber na ja, Spielleiterlos und mit Szenen ist halt irgendwie "in" hier in Tanelorn, und vielleicht rechnet man sich damit ja auch größere Siegchancen aus.

Und Kathy hat natürlich nicht unrecht, aber Ein auch nicht. Man kann schon auch in 72 h eine ordentliche Alpha-Version für ein TradGame auf die Beine stellen. Aber es ist im Zweifel mehr Arbeit, als bei einem hochfokussiertes Erzählspiel.

[Skyrock]

Ich denke neben Mode ist der Grund vor allem, dass Hippiespiele durch den Minimalismus, die hochgradige Abstraktion und der Abwälzung vieler Aufgaben von System auf Spielteilnehmer inzwischen zu den am einfachsten und am schnellsten designbaren Spielen gehören (siehe auch Binnendiskussionen im Forgedunstkreis um Überschwemmung mit halbgaren Spielen und Ashcan-Front).
Außerdem ist das die Designschule wo der Einsteiger am ehesten brauchbare Bastelanleitungen findet.

Durchaus ist es möglich die Grundlagen eines TradGames innerhalb von 72h zu schreiben. nur wird das Resultat keineswegs ein typisches (überladenes) TradGame der Moderne mit seinen 300 und mehr Seiten werden. Das ganze wird nur angeschnitten werden. Ein komplettes Setting wird durch Settingsblurps ersetzt, anstatt einem ausgefeilten Regelsystem mit zig Optionen und Sonderregeln, wird man sich auf das wesentliche beschränken.

Da weiß ich wieder, warum mein Beitrag mehr ein Spät-70er-TradGame als ein Mitt-90er-TradGame geworden ist.

Im Ernst, sog. klassische Rollenspiele, in denen "natürlich immer alles schon einmal dagewesen ist", bau ich am Tag im Dutzend.

Kommt darauf an. Es gibt TradGames, und es gibt TradGames wo tatsächlich nachgedacht und/oder arbeitsintensives Material wie taktische Subsysteme oder Zufallstabellen reingesteckt wurde.

[Yvo]

Ein "klassisches Rollenspiel" muss ja nicht zwangsläufig uninnovativ sein. Wenn ich jetzt ein Bluessong schreibe, kann ich das auch kreativ, spannend und innovativ machen, obwohl das Blues-Genre schon recht alt ist. Ein neu aufgekommenes Musikgenre wirkt unverbraucht und somit zwangsläufig innovativer, ist aber nicht unbedingt der bessere Song. Zu guterletzt ist sowas ja auch immer geschmacksabhängig.

Zudem gibt es weder das "absolut klassische Rollenspiel" (auch wenn ich das vielleicht letztes Jahr mit dAwn probiert habe) noch das "typische Erzählspiel", das eine enthält vielleicht ein paar Einflüsse vom anderen, mal mehr mal weniger und wo genau die Grenzen auszumachen sind weiß auch noch niemand wirklich... (...achja... ...Erzählspiele sollten auch alle disqualifiziert werden, ist ja eine Rollenspiel-Challenge!  ).

Bye,
Yvo

[Ein]

Im Ernst, sog. klassische Rollenspiele, in denen "natürlich immer alles schon einmal dagewesen ist", bau ich am Tag im Dutzend.

Selbiges kann man auch über AltGames sagen. Moralischer Konflikt, gestreamlinter Spielablauf, roll some funky dice -- nix, was sich nicht mal eben bei einer Klositzung überlegen lässt.

Gott sei Dank, ist aber echtes Design, sowohl von TradGames als auch von AltGames, ein bißchen mehr als so etwas.

[Celdorad]

Genau so will ich es auch verstanden haben.

Um das Beispiel aufzunehmen haben alle Teilnehmer sicher mehr als einmal ein kleines Häufchen gemacht und dann nur noch an den Rändern modeliert.

Was ich mit "unbelastet" bei Erzählspielen meinte ist, dass man nicht so viele Allgemeinplätze beschreiben muss. Ich muss nicht wieder den alten Mechanismus von Attribut + Fertigkeit beschreiben obwohl jeder der dies liest eigentlich schon längst weiß worum es geht usw.

Außerdem gibt es bei Klassischen Systemen einen verdammt festen Kanon, was an Einzelelente rein muss. Wenn eines dieser Elemente nicht drin ist, so wirkt gleich das ganze System unvollständig obwohl das gar nicht so ist.

Und Schlussendlich hatten wir ja alle Begriffe einzubauen, da ist es doch klar, dass man sich auf den Mikrokosmos konzentriert anstatt eine "Grabbelkiste" zu bauen, die dann jeder beliebig füllen kann.

[Ein]

beschreiben obwohl jeder der dies liest eigentlich schon längst weiß worum es geht usw.

Richtig. Darum kann sowas auch mE einfach weg lassen. Ich habe bisher auch kein "Was ist Rollenspiel?" gesehen.

einen verdammt festen Kanon, was an Einzelelente rein muss.

Echt? Verrat mir mal wie der aussieht.

anstatt eine "Grabbelkiste" zu bauen, die dann jeder beliebig füllen kann.

Ach, das kommt drauf an, was man will. Gewinnen? Dann ja. Ansonsten kann man die Stichworte als Ideengeber nutzen und sich darauf konzentrieren, ein gutes Spiel zu designen, anstatt ein gefälliges.

[Tequila]

Im Ernst, sog. klassische Rollenspiele, in denen "natürlich immer alles schon einmal dagewesen ist", bau ich am Tag im Dutzend.

Solche Sätze sind der Grund, warum meine Meinung von dir das Gegenteil von Gut & Symphatisch ist...

Das war jetzt zwar reiner Rant und quasi null zum Thema, aber das musste raus, sonst wäre ich geplatzt...

[1of3]

Solche Sätze sind der Grund, warum meine Meinung von dir das Gegenteil von Gut & Symphatisch ist...

Stets zu Diensten.

Selbiges kann man auch über AltGames sagen. Moralischer Konflikt, gestreamlinter Spielablauf, roll some funky dice -- nix, was sich nicht mal eben bei einer Klositzung überlegen lässt.

Auch das ist korrekt. Der Vorteil ist, dass da die Überflüssigkeit und Grauseligkeit direkt von selbst offenbar wird.

[Skyrock]

Selbiges kann man auch über AltGames sagen. Moralischer Konflikt, gestreamlinter Spielablauf, roll some funky dice -- nix, was sich nicht mal eben bei einer Klositzung überlegen lässt.

Was mich dazu bringt dass ich unbedingt mal noch das hypothetische WW1-Grabenkampf Story-Game ausformulieren wollte, das mal auf theRPGsite angerissen wurde:

A Boredom Scene, a Boredom Scene, a "How much it sucks at home because They Don't Get It" scene, a Terrifying Bomabardment Scene, a Boredom Scene, and finally an Inglorious Death Scene.

Roll d6:
1-5 You die
6 Roll again

Optional cinematic replacement:
Roll d6:
1-3 You are shot dead and rot in the mud.
4 You are shot and go to surgery. You end up with amputated limbs/reconstructed face/no wedding tackle/all of the above.
5 You are gassed and spend the rest of your short life coughing up bits of lung.
6 Roll again

Vielleicht im nächsten Challenge

[1of3]

Der Vorteil ist, dass da die Überflüssigkeit und Grauseligkeit direkt von selbst offenbar wird.

A Boredom Scene, a Boredom Scene, a "How much it sucks at home because They Don't Get It" scene, a Terrifying Bomabardment Scene, a Boredom Scene, and finally an Inglorious Death Scene.

Roll d6:
1-5 You die
6 Roll again

q.e.d.

[Fredi der Elch]

Hm, dieses Wochenende ist es echt ruhig. Sonst haben immer Freitag Abend reihenweise neue Designtagebücher auf der Matte gestanden... Was ist los? Keiner mehr Lust? Oder wollen nur alle das lange Wochenende nutzen, das noch vor uns liegt?