Jean-Christophe Grangé
Das Schwarze Blut
Jean-Christophe Grangé, der Autor von „ Die Purpurnen Flüsse“ sowie „Die Purpurnen Flüsse 2“ legt mit „Das Schwarze Blut“ einen neuen Thriller vor.
In „Das Schwarze Blut“ geht es um den Pariser Sensationsreporter Mark Dupeyrat, der für ein kleines Pariser Boulevardblatt arbeitet. Eines Tages bekommt er mit, dass Jacques Reverdi, ein ehemaliger Tauchchampion in Malaysia auf seine Verurteilung wegen Mordes wartet. Reverdi ist ein Serienkiller, und seine grausamen und bestialischen Morde erstrecken sich in Südostasien nicht nur auf Malaysia. Mark wittert zum einen, journalistisch mal wieder einen ganz großen Coup zu landen. Zum anderen hat ihn bei solchen Geschichten schon immer „ Das Innere“ eines solchen Menschen wie Reverdi interessiert und fasziniert. Was fühlt so ein Mensch? Was treibt einen solchen Menschen zu solchen Taten? Und vor allen Dingen: Wie fühlt sich so ein Mensch bei solchen Taten? Die Zeit drängt, da Reverdis Hinrichtung nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. Und um diesen dunklen und innersten Geheimnis von Reverdi auf die Spur zu kommen erfindet Mark „Elisabeth“, die mit Reverdi eine Brieffreundschaft anfängt. Doch als Mark Reverdi ein Foto einer Bekannten schickt und Reverdi die Flucht aus dem malayischen Gefägnis gelingt wird nicht nur Mark vom Jäger zum Gejagten...
Das Buch unterteilt sich in 3 große Kapitel und jeweils mehrere Unterkapiteln:
1.Kapitel:Der Kontakt.
Auf den ersten zweihundert Seiten dreht sich zunächst einmal alles um das allgemeine Leben von Mark und Reverdi, jeweils aus ihrer Sicht geschrieben. Zudem handelt das erste große Kapitel von Marks großem Aufwand, einen Kontakt zu Reverdi herzustellen. Schon hier wird etwas deutlich, was sich eine Spur durch das ganze Buch zieht: Grangé hat ein gutes Gespür für Charaktere und vor allen Dingen für Schauplätze. Mark, Reverdi und all die anderen Charaktere im Buch kommen absolut glaubwürdig rüber und bleiben das auch- eine gute Leistung. Die Handlungen der Charaktere sowie die Schauplätze beschreibt Grangé mit einer ziemlich Detailverliebtheit, so dass man sich oft direkt wie vor Ort fühlt. Man fühlt sich schon hier am Anfang zeitweise wie in einen Film versetzt. Leider ist der Anfang stellenweise etwas langatmig und grade bei Reverdi geht Grangé teilweise derart ins Detail, dass der Otto-Normal-Leser mehr erfährt, als ihm vermutlich lieb ist. Aber auch schon hier zeigt Grangé eine ungeahnte zweite Stärke: Immer dann, wenn man das Gefühl hat, dass es nun zu detailiert wird kriegt Grangé gerade noch die Kurve und kehrt zur „Normalität“ zurück.
2. Kapitel: Die Reise
Auf ca. weiteren 190 Seiten wird Marks Reise beschrieben. Sein Ausflug und Aufenthalt in Südostasien, und wie er der Spur des schwarzen Blutes folgt, die Reverdi für ihn ausgelegt hat. Auch hier ist zunächst die detailierte Beschreibung der verschiedenen südostasiatischen Länder, die Mark bereist eine große Stärke des Buches. Man fühlt sich wie ein Tourist, und Mark ist der Fremdenführer, der einen überall hin mitnimmt. Das zweite Kapitel ist im Prinzip eine Art Schatzsuche, in der Mark versucht, den Hinweisen Reverdis zu folgen, und ihn zu verstehen. Stück für Stück setzt Mark die Teile des Puzzles des Schwarzen Blutes zusammen und dabei kann die Geschichte sogar mit der ein oder anderen Wendung aufwarten. Und auch hier schafft es Grangé grade noch die Kurve zu kriegen, bevor sich der Leser zu langweilen anfängt und sich fragt, wo und zu wem Mark denn noch überall hin muss...Das zweite Kapitel ist schneller, kurzweiliger und spannender zu lesen als das Erste, meiner Meinung nach hätten es auch 1,2 Puzzleteile weniger sein dürfen (für Mark).
3.Kapitel:
Die Rückkehr
Die letzten ca. 145 Seiten des Buches erzählen von Marks Rückkehr nach Paris. Dort angekommen wird das „Schwarze Blut“ auf Anhieb ein Bestseller- und erzielt damit mehr öffentliche Aufmerksamkeit, als Mark eigentlich lieb ist. Ganz besonders als er erfährt, dass Reverdi aus dem Gefägnis ausgebrochen ist und nun Jagd auf ihn macht...Das letzte Kapitel stellt einmal mehr die Charaktere denn die Schauplätze in den Vordergrund, und es beginnt eine Hetzjagd, nicht nur zwischen Reverdi und Mark...und endet schließlich mit einem Finale, das für den ein oder anderen etwas überraschend kommen mag, für mich es aber nicht war. Denn hier erweist sich Grangés Stärke als vermeintliche Schwäche: Seine Detailiertheit, die sich über das ganze Buch hin erstreckt, enthält oder verrät leider kleine Hinweise auf das Ende, so dass man nicht völlig überrascht ist. Der ein oder andere wird sogar dazu übergehen, zu sagen, dass man mit einem solchen Ende rechnen musste. Dennoch ist es kein „normales“ Ende- und das ist auch gut so, wären doch noch andere Enden denkbar gewesen. Im Gegensatz zum ersten Kapitel wird das letzte Kapitel relativ schnell abgehandelt und erzählt. Es folgt ein regelrechter Schlagabtausch im letzten Kapitel. Einerseits ist das sicherlich Absicht und so gewollt wegen der Hetzjagd, andererseits wird man das Gefühl nicht los, als ob Grangé hier die Story früher beenden musste als er eigentlich wollte.
Fazit: Mit „Das Schwarze Blut“ ist Grangé ein weiterer guter Thriller gelungen. Die wahre Stärke des Buches ist-wie schon erwähnt- Grangés gekonnte Darstellung von Charakteren und Schauplätzen. Alles wirkt so detailiert, als ob man sich in einem Film befindet. Und das ist auch eine vermeintliche Schwäche des Buches: Grade im 1.Kapitel finden sich manche Nebensächlichkeiten recht detailiert im Buch wieder, die im Film Sinn machen und gut zur Geltung kommen, im Buch aber nebensächlich wenn nicht gar überflüssig sind. So wird man die ganze Zeit das Gefühl nicht los, das Buch zum Film oder eine Art Drehbuch zum Film zu lesen, aber eben nicht ein „Abenteuerbuch“. Dazu ist es einfach zu lang, frei nach dem Motto „ Weniger ist mehr“ hätten 50-100 Seiten weniger dem Buch nicht geschadet, und es wäre trotzdem gleich gut geblieben. Immerhin nimmt nach dem stellenweise zu normalen und etwas langatmigen 1. Kapitel die Story ganz besonders im 2. Kapitel deutlich an Spannung, Überraschungen und Intensität zu. Leider flacht das Ganze trotz-oder gerade wegen der eher rasanten Erzählweise und des (für mich) nicht wirklich überraschenden Endes im 3.Kapitel wieder etwas ab. Immerhin: Wer eine Story oder Anregungen/Ideen für ein richtig düsteres Abenteuer sucht wird im Schwarzen Blut(besonders im 2.Kapitel) garantiert fündig werden.
Eine Verfilmung des Titels mit Jean Reno(als Reverdi) und Vincent Cassel (als Mark) könnte ich mir indessen gut vorstellen.
Titel: Das Schwarze Blut
Autor: Jean-Christophe Grangé
Fassung : Taschenbuch/Softcover
Verlag : Bastei Lübbe
Preis: 8,95,-
Sonstiges: Empfohlen vom RTL-Buchtipp sowie von
der Lesejury. Amazon vergab auch recht gute Kritiken für das Buch. Die Lesejury vergibt folgende Wertungen für Das Schwarze Blut:
Action 5/7
Handlung 5/7
Figuren 5/7
Spannung 6/7
Cover 5/7
Ich gehe mit der Wertung der Lesejury konform, würde jedoch bei Action, Spannung und Cover einen Punkt abziehen.