Es war bereits mittag, als die drei an einem Hügel ankamen. Ein paar Stunden waren sie einem Zufluss des Maire gefolgt. Die wilde Elfe war vorangegangen und hatte ausgekundschaftet - sie hatte die besten Augen für die Wildnis und ihre Gefahren, und im Falle von Begegnungen mit den Khaleanern wäre ihr Skalp für sie nicht von Interesse gewesen.
Auf dem Hügel musste der Quell des Zuflusses entspringen. Über viele große Steine ergoss sich das noch saubere Wasser in Kaskaden, bildete hier und da an den Steilhängen kleine Wasserfälle, und wo immer der Fels es zuließ hatte der Urwald sich eine Nische erkämpft und sproß aus Nischen und zerfraß mit seinen Wurzeln den Fels. Riesige Farne reckten sich entlang der Ufer empor, Palmblätter hingen in die Wasserfälle, und hier und da hatte sich sogar eine Mangrove ihr Territorium inmitten der Nässe erkämpft.
Die Idylle und Malerischkeit könnte einen fast einlullen - wären da nicht die aufgestellten Nackenhaare und das Gefühl von unzähligen hungrigen Augenpaaren beobachtet zu werden, wenn man in die Dunkelheit des Urwaldes blickt.
Die Elfe blickt einen Moment vom Rand des Zuflusses den Hügel hinauf, dann wendet sie sich ihren Begleitern zu.
"Hier beginnen wir. Von Mittag zu Mittag soll der Test anhalten.
Ich werde mich zurückhalten - ich werde erst sehen wie weit ihr kommt, wenn ihr auf eure Körper und euren Verstand angewiesen seid, um gegen die Wildnis zu bestehen. Ich werde euch sicher nicht in euer Verderben gehen lassen, und ich werde mein eigenes Gewicht tragen statt euch zur Last zu fallen, aber es werden vor allem eure Fähigkeiten sein die entscheiden wie gut ihr übersteht. Ihr werdet Schmerz empfinden, ihr werdet Enttäuschung empfinden, aber auch urtümlichen Triumph wenn ihr es schafft aus eigener Kraft etwas zu erreichen, anstatt es von euren Höflingen auf dem Silbertablett überreicht zu bekommen. Ihr werdet diesen Tag nicht vergessen, denn ihr werdet so tief empfinden wie schon lange nicht mehr - und ihr werdet mehr über euch wissen und darüber, wie weit ihr auf euch selbst angewiesen besteht.
Beginnen wir damit dass ihr euch von allem reinigt, was ihr aus der Zivilisation mitgebracht habt. Gebt mir alles was ihr bei euch trägt, samt eurer Kleidung, damit ich es sicher verwahren kann. Es wird euch ohnehin so lieber sein, als wenn ihr sie anbehaltet, denn diesen Tag in der Wildnis wird sie wohl kaum überleben.
Eure erste Aufgabe wird es sein hier in der Natur Ersatz zu finden, zumindest für's erste. Ich bereite in der Zwischenzeit etwas vor - kommt dann einfach wieder hierher."