Autor Thema: Machtverhältnis SL zu Spieler  (Gelesen 4675 mal)

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Ludovico

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Machtverhältnis SL zu Spieler
« am: 7.05.2008 | 14:29 »
Der SL ist ein Spieler, genau wie die anderen Spieler auch, oder?
Nicht ganz, denn er besitzt eine Schlüsselposition, die in jeder Runde einzigartig ist und die ihn auch nicht so ohne weiteres austauschbar macht, zumal viele Spieler grundsätzlich lieber spielen als leiten.

Kann sich hieraus nicht ein Herrschaftsanspruch des SL ableiten? Sind in Wirklichkeit die Spieler nicht diejenigen, die das Spiel kontrollieren, sondern der SL?

Offline Edorian

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #1 am: 7.05.2008 | 15:24 »
Mal ganz davon ab, dass dieses Thema schon etliche Male mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen behandelt wurde...  ;D  8)

Der SL ist der SL und kein Spieler. Wie heißt es so schön? Wir können alle Indianer sein, aber nur einer darf Häuptliing spielen. Das heißt (und erklärt, warum viele lieber spielen als leiten):
- der SL stellt die Umwelt und die NSC
- der SL beurteilt die Handlungen der Spieler und entscheidet über die Reaktionen der Spielwelt
- der SL sorgt für die Grundlagen (und je nach Gusto auch mehr) für einen unterhaltsamen Abend und ein spannendes Abenteuer (Idealfall)

Was tun die Spieler?
- sie stellen die Hauptakteure mit all ihren Macken und Fähigkeiten
- sie entscheiden zu einem guten Teil über den Verlauf des Abends und des Abenteuers

Wer daraus jetzt einen Herrschaftsanspruch ableiten will, der kann auch noch ganz andere Dinge... ::) Da aber normalerweise SL und Spieler miteinander und gegeneinander spielen, sollte es (wenn denn unbedingt nötig) folgendermassen lauten:
Der SL ist weisungsbefugt und seine Entscheidungen sind nicht permanent anzweifelbar.

Wenn die Spieler nicht mitmachen, kann ich als SL mich auf den Kopf stellen und es wird nichts draus. Umgekehrt kann ich als Spieler mich noch so sehr einbringen, ohne einen geneigten SL wird das nur leeres Geschwalle. -> Für mehr Kooperation und die Akzeptanz der meisterlichen Authorität, ohne die es imo einfach nicht geht.
Ich weiß, ich weiß. All ihr Freeformer/ Alternativen spielt sowieso völlig ohne alles und diskutiert auch das Wetter aus, wenn es dem Komitee nicht in den Kram passt. Es gibt auch keinen "Meister" weil das ganz ganz pöse ist ::)
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Offline Edorian

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #2 am: 7.05.2008 | 15:34 »
Zitat
erst lesen, dann posten!
Auf derlei Formulierung bitte verzichten -> unnötig. Danke

Einfluß kann jeder nehmen und da ist es jedem selbst überlassen, ob und wie sich das äußert. Der SL hat, wie ich oben angeführt habe, mehr Möglichkeiten, da er für die Grundlagen zuständig ist. Mehr aber auch nicht.
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Offline hexe

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #3 am: 7.05.2008 | 15:49 »
Vielleicht war ich deshalb so lange die einzige Frau, die SL, der erfahrenste Spieler und Gastgeber auf einmal.  ~;D

Offline Lord Verminaard

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #4 am: 7.05.2008 | 16:25 »
Ich hatte die Antwort auf den Eingangspost schon geschrieben und wurde dann abgelenkt, ich poste sie mal trotzdem, ungeachtet der zwischenzeitlichen Diskussion:

Der erste Teil deiner Frage ist ganz einfach: Das Spiel kann nur stattfinden, wenn alle Beteiligten mitmachen. Verweigert sich einer, muss man ihn entweder überzeugen, von seiner Verweigerungshaltung abzurücken, oder man muss ihn vom Spiel ausschließen. Jeder einzelne Mitspieler hat, solange er Mitspieler ist, die Macht, das Spiel jederzeit zu blockieren.

Die Besonderheit beim SL besteht aber darin, dass man ihn nicht ausschließen und einfach ohne ihn weiterspielen kann. Einen einzelnen Spieler auszuschließen und weiterzuspielen, funktioniert hingegen (außer beim 1-on-1), wenn es auch manchmal das Spiel erheblich beeinträchtigt.

Ob der SL deshalb nun – auch außerhalb der ihm vom Regelwerk zugewiesenen Befugnisse – eine Führungsrolle einfordert („ohne mich könnt ihr nicht und ich hab eigentlich gar keinen Bock zu leiten, dann macht wenigstens, was ich sage“), hängt von der Persönlichkeitsstruktur des SL ab. Der zweite Teil deiner Frage, nämlich ob er einen Anspruch darauf hat, ist knifflig. Ich würde sagen, nur wenn es explizit oder implizit so vereinbart ist. Das ist das Wesen des Gruppenvertrages. Pacta sund servanda, und so.

Ich persönlich denke, eine Führungsrolle muss man sich verdienen. Wenn jemand in der Gruppe eine (soziale) Führungsrolle einnimmt, sollte er dies tun, weil es die gesamte Gruppe weiterbringt. Weil er es gut macht, im Interesse aller. Und nicht als Entschädigung für die Mühe des Leitens.
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Offline JS

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #5 am: 7.05.2008 | 16:27 »
ein sl, der das spiel kontrolliert? du meine güte... das muß ich sofort der rollenspielgeheimpolizei melden!
;)
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Offline Maratos

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #6 am: 7.05.2008 | 16:53 »
Meiner Ansicht nach hat der SL auf jeden Fall eine Schlüßelposition inne. Sicherlich ist es so, das Spieler auf jeden Fall in-game eine gehörige Portion Handlung mit tragen, doch schlußendlich agieren sie in einer Welt über die der SL die Kontrolle hat.
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Offline Nth-Metal Justice

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #7 am: 7.05.2008 | 17:11 »
Ja, der SL ist kein Spieler wie jeder andere. Es hängt ein wenig von der Spielweise der Gruppe ab, aber der Spielleiter hat eine herausragende Position mit wesentlich mehr Verantwortung als die anderen Spieler.

Ich gehe jetzt vom herkömmlichen Spiel aus, wie man es bei DSA oder D&D finden:
Der SL bestimmt den fortgang der Geschichte, das Tempo, er trifft viele Entscheidungen. Die Spieler nehmen seine Leitung hin und handeln innerhalb der Grenzen, die er setzt. (Natürlich stellt auch das System gewissen Grenzen bereit und auch die Welt stellt Grenzen dar. An diese sollten sich aber alle Seiten halten, daher betrachte ich nur die Differenz, ausgenommen dieser gleichheiten)

Dem Spielleiter ist es sogar gegeben mit der Welt oder dem System zu brechen. Die Spieler dürfen so etwas normalerweise nicht.

Wenn sich daraus ein Herrschaftsanspruch ableitet, wird die Geschichte (IMO) sehr problematisch. Der SL hat eben höhere Rechte, aber auch eine höhere Verpflichtung. Der SL ist auf seine Spieler angewiesen und ständiges bestimmen über deren Köpfe hinweg zerstört das Spiel. Man spielt nicht mehr mit- sondern gegeneinander. Das soll doch nicht Ziel der Übung sein, oder?
Zum "Sklaven" - oder "Vollservice-GM" sollte der SL auch nicht werden. Bekommt man ejden Wunsch erfüllt, macht sich langeweile breit. Die ganze Geschichte ist also kompliziert und mit viel Verantwortung verknüpft.

Offline Maarzan

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #8 am: 7.05.2008 | 17:15 »
Ein Spielleiter hat zunächst eine Position mit erweiterten Kompetenzen inne, aber nur, weil ihm seine Mitspieler den entsprechenden Vertrauensvorschuß gegeben haben, dass er diese Kompetenzen angemessen und zum Vorteil aller nutzt. Kommen da Zweifel auf, so wird dieser Vertrauensvorschuss früher oder später aufgebracht sein, was zu entsprechenden Reaktionen der Spieler führen wird - sei es Revolte, beginnend mit zunehmendem Widerspruch zu Spielleiterentscheidungen oder später dann auch einfach fern bleiben oder einem Spielleiterwechsel - und damit auch das Ende der Spielleitervollmachten bedeutet.
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Offline Maratos

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #9 am: 7.05.2008 | 19:14 »
Irgendwann wird sich da die Spreu vom Weizen trennen.
Ich kenne viele Spieler die schon Mal versucht haben zu leiten, einige könnes es gut und manchen liegt das so gar nicht. Meine Erfahrung zeigt, das SL meistens ein bestimmer Art Menschenschlag ist.

Das mit dem Vertrauensvorschuß ist auf jeden Fall ein guter Punkt wobei ich es auch schon in vielen Gruppen erlebt habe das ein sehr schlechter SL auch weiterhin SL bleibt, einfach weil niemand anders den Job haben will aber trotzdem keiner aufs Rollenspiel verzichten will.
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Offline hexe

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #10 am: 7.05.2008 | 20:29 »
Hat sich daraus für Dich die ultimative Machtposition ergeben?
Wie hast Du das genutzt? War das befriedigend? Und wenn ja warum?

Oh ja unheimlich... die größte Macht hat man wohl als Gastgeber über die geschmierten Brötchen. Wenn man sie alle schmiert, um diese anschließend den Mitspielern anzubieten, dann darf man sich meist als erster eines aussuchen und bekommt dann das mit der tollsten Wurst/Käse, etc. :)

Vielleicht kann man das auch auf das Rollenspiel übertragen? Wer mehr reinsteckt, darf auch mehr rausholen?

Wolf Sturmklinge

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #11 am: 7.05.2008 | 20:45 »
Kann sich hieraus nicht ein Herrschaftsanspruch des SL ableiten? Sind in Wirklichkeit die Spieler nicht diejenigen, die das Spiel kontrollieren, sondern der SL?
Das ist in jeder Gruppe unterschiedlich. Und manchmal wechselt dieses "Machtgefüge" von Spielabend zu Spielabend.

Offline Feuersänger

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #12 am: 7.05.2008 | 21:06 »
Prinzipiell hänge ich dem alten Kult an: der Meister ist Gott.
Der SL gibt, bedingt durch seinen Leitstil, den Ton für die Spielrunde an. Diese Handhabung finde ich praktisch und zweckmäßig, da der SL sowieso schon die meiste Arbeit hat, und ihm diese am flüssigsten von der Hand geht, wenn er sie nach seinem Gutdünken verrichten kann. Ein SL, der sich ständig sagen muss "Moment, meine Spieler wollen das ja anders", kriegt nicht so viel gebacken.

Wichtig ist dabei, dass etwaige Besonderheiten des Leitstils _vor_ Spielbeginn mit den Spielern besprochen bzw ihnen bekanntgegeben werden. Wenn sich da schon herausstellt, dass SL und Spieler grundverschiedene Vorstellungen haben, lässt man es besser gleich bleiben bzw es muss halt ein anderer leiten.

Auch Änderungen an Welt/Hintergrund und System/Regeln müssen soweit möglich _vorher_ abgeklärt werden. Auch der SL darf nicht aus einer Laune heraus mitten im Spiel z.B. die Thorwaler zu passionierten Sklavenhändlern machen (für Nicht-DSAler: es gibt kaum etwas, was ein Thorwaler widerwärtiger findet als Sklaverei. Höchstens Walfang). Änderungen im Regelsystem sind okay, wenn sie vorher (möglichst vor der Charaktererschaffung) bekanntgegeben werden.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline Edorian

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #13 am: 8.05.2008 | 00:06 »
@Feuersänger: Volle Zustimmung!  :d
Da man ja (meist?) mit Freunden spielt, pendeln sich Dinge wie Leitstil und Hintergrund von allein ein, so dass es zumindest bei uns nur noch wenige Situationen gibt, wo man sich abgleichen muss.
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Offline pharyon

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #14 am: 8.05.2008 | 06:35 »
Hallöchen.
Zu deinen Fragen:
Der SL ist ein Spieler, genau wie die anderen Spieler auch, oder?
Nö, allein wegen der Aufgabenverteilung (und gehen wir mal nicht davon aus, dass nur er allein die Regeln im Detail kennt).

Kann sich hieraus nicht ein Herrschaftsanspruch des SL ableiten?
Herrschaft? Worüber? Zumindest das Ergebnis der Würfel kann er nicht beherrschen (wenns da fähige SLs gibt: ich lerne gern dazu ;) ).

Sind in Wirklichkeit die Spieler nicht diejenigen, die das Spiel kontrollieren, sondern der SL?
Niemand hat die Kontrolle. Oder alle. Allenfalls über sich selbst. Allenfalls.

Ne, im Ernst: Der SL unterscheidet sich deutlich von seinen Spielern und hat vor allem mehr Einfluss und Reaktionsmöglichkeiten. Mehr Kontrolle allerdings nicht. Und Ziel von Rollenspielen ist meines Wissens nach nicht das Herrschen (okay, vielleicht REIGN).

Falls du dabei auf was Bestimmtes raus willst, hab ichs wohl noch nicht ganz verstanden.
^^
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"Lassen Sie uns die leichten Raumanzüge anziehen - schließlich wollen wir ja nicht ins All." (Danke, Bob Miller und Koloth, Sohn des Rodoth)

Offline Dr.Boomslang

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #15 am: 8.05.2008 | 10:46 »
Sind in Wirklichkeit die Spieler nicht diejenigen, die das Spiel kontrollieren, sondern der SL?
Wenn man von einem voll illusionistischen oder einem Spiel mit "der SL hat immer Recht"-Regel ausgeht, dann verändert das wirklich das Spielprinzip. Das mag theoretisch erscheinen, wenn dieses Prinzip aber ernst genommen und durchgeführt wird, hat das tatsächliche Auswirkungen.

Man hat dann nicht Spieler mit unterschiedlichen Aufgaben, sondern nur den SL mit Aufgaben die ihm die Regeln zuweisen. Die Tatsache dass meist der SL der einzige ist der die Regeln wirklich kennt ist also nur konsequent, sie richten sich schließlich auch nur an ihn.
Die Spieler sind in einem solchen Spiel nur in dem Maße wirklich am Spiel beteiligt in dem es ihnen gelingt auf den SL einzuwirken und ihn vielleicht dazu zu bringen bestimmte Regeln oder Fakten anzuerkennen die in einem offiziellen Buch stehen. Dass hier aber die Spieler auch meist wenige Kenntnisse haben, ist entweder wiederum eine Konsequenz aus der Machtverteilung oder vielleicht auch erst eine Ursache dafür.

Tatsache ist dass eigentlich nur der SL wirklich "spielt" und die anderen Spieler reden halt mit dem SL. Der SL ist der Knotenpunkt. Seine Vorstellung ist im Zweifel entscheidend und nicht die gemeinsame.
Das hat natürlich die Konsequenz dass sich das ganze Spiel auf den SL als Person ausrichtet und nicht auf die gemeinsamen Regeln oder Vorstellungen. Da nichts im Spiel außer der Wille des SL verlässlich oder entscheidend für die Spieler ist, geht es nur darum heraus zu finden was den SL dazu bewegt bestimmte Vorstellungen zuzulassen (sei das nun die Berufung auf Regeln, Überredungskünste, oder gefällige Erzählungen etc.). Das kann man durchaus als Macht bezeichnen.

Eulenspiegel

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #16 am: 8.05.2008 | 11:47 »
Noch ein ganz konkretes Beispiel für die Macht des SLs:
Wenn der SL zu einen Termin absagt, dann wird kein RPG gespielt. (Die Spieler können sich treffen und einen Fernsehabend veranstalten. Aber zum Rollenspiel kommt es in der Regel nicht.)

Wenn ein Spieler absagt, dann wird einfach ohne den Spieler gespielt.

Bei der Terminabsprache wird also mehr Rücksicht auf den SL als auf den Spieler genommen. (Zumindest bei uns ist es so, das wir nie einen Termin finden, wo wirklich Alle Zeit haben.)

Außerdem bestimmt bei uns der SL das System. (Bzw. andersrum wird ein Schuh draus: Wenn jemand unbedingt System xyz spielen will, dann muss er den SL machen. - Also derjenige, der das System bestimmt, muss den eSeL machen.)

Offline Stahlfaust

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #17 am: 8.05.2008 | 12:51 »
Der SL ist für mich nur ein weiterer Mitspieler. Ich finde die verbreitete Haltung, dass der SL die volle Verantwortung über den Spielabend hat, dafür aber volle "Weisungsbefugnis" hat, blödsinnig. Mag sein dass unsere Ansprüche an das Rollenspiel mittlerweile stark angewachsen sind, aber in einer solchen Runde hätte ich keinen Spaß mehr.
Stattdessen gehe ich als SL einen anderen Weg. Wir verteilen einen größeren Teil der Verantwortung auf die Spieler. Die Spieler liefern durch spannende, miteinander verwobene und abgestimmte Charaktere (und deren Hintergrundgeschichte/Flags) die Handlung der Geschichte. Dies hat mehrere Vorteile. Zum einen muss sich der SL nicht irgendwas aus den Fingern saugen was den Spielern evtl. gefallen könnte, denn die Spieler wählen die Handlung selbst aus und präsentieren damit dem SL bereits auf dem Silbertablett was ihnen gefallen würde.
Außerdem sind die Spieler auch maßgeblich dafür verantwortlich den Spielabend am Laufen zu halten und Stimmung aufzubauen. Dafür dürfen sie im Gegenzug auch direkten Einfluss auf die Spielwelt nehmen und innerhalb eines bestimmten Rahmens Elemente hinzufügen oder verändern. Ein SL kann sich auf den Kopf stellen um Stimmung aufzubauen, wenn die Spieler nicht mitmachen ist es vergebens. Wenn die Stimmung jedoch direkt von den Spielern ausgeht, braucht man als SL nur darauf einzugehen.
Mein Fazit also: Die Spieler sollten als Hilfs-SLs angesehen werden und aktiv das Spiel mitgestalten, so dass der SL möglichst nur als Moderator aufzutreten braucht.
« Letzte Änderung: 8.05.2008 | 12:59 von Stahlfaust »
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Offline Nth-Metal Justice

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #18 am: 8.05.2008 | 13:21 »
Diese Spielweise hat aber auch eine grosse Gefahr: Die Seifenoper. Das kann schon noch interessant sein, aber auch beliebig.

Offline Thot

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #19 am: 8.05.2008 | 13:29 »
[...]
Das Spiel wird meiner Meinung nach viel besser, wenn jeder Spieler für sich selbst das gleiche Verantwortungsgefühl für das Spiel entwickelt, als sei er SL - dieses Verantwortungsgefühl entwickelt sich aber normalerweise viel besser, wenn man Macht hat. Wer keine Macht bekommt, fühlt sich auch niemals verantwortlich.

Naja, die Macht über das gemeinsame Spielerlebnis hat auch in den allertraditionellsten Rollenspielrunden tatsächlich jeder. Wer kennt nicht die Anekdoten von Spielern, deren Aktionen den Spielspaß aller Anwesenden sabotierten? Insofern ist der Hinweis, dass jeder Mitspieler für die Unterhaltung aller anderen Mitspieler verantwortlich ist, eigentlich in jedem Fall richtig; in jedem Fall, ganz gleich, wie nun die "Macht" am Spieltisch aufgeteilt ist.

Offline Boba Fett

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #20 am: 8.05.2008 | 13:31 »
Noch ein ganz konkretes Beispiel für die Macht des SLs:
Wenn der SL zu einen Termin absagt, dann wird kein RPG gespielt. (Die Spieler können sich treffen und einen Fernsehabend veranstalten. Aber zum Rollenspiel kommt es in der Regel nicht.)
Bei uns kam es früher (als wir noch mehr gespielt haben) oft vor, dass dann eben doch ein anderer SpL einsprang, entweder mit dem gleichen System oder mit was anderem.
Zitat
Wenn ein Spieler absagt, dann wird einfach ohne den Spieler gespielt.
Und es kommt auch noch vor, dass genau deswegen ausfällt - entweder, weil die kritische Masse an Teilnehmenr (bei uns mindestens 3) zu klein wird, weil der Spieler der Gastgeber ist, weil der Spieler derjenige ist, der die anderen chauffiert,
oder eben weil die Kampagne eine Schlüsselsitzung hat und der Spielleiter möchte, dass möglichst alle dran teilnehmen.
Zitat
Außerdem bestimmt bei uns der SL das System. (Bzw. andersrum wird ein Schuh draus: Wenn jemand unbedingt System xyz spielen will, dann muss er den SL machen. - Also derjenige, der das System bestimmt, muss den eSeL machen.)
Auch nicht wirklich...
Wir haben einen Spielleiter der explizit sagt: Sagt mir, was ihr spielen wollt, ich mach alles.
Ansonsten nehmensich bei uns die Spieler auch das Mitspracherecht. Und das nicht zu knapp.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Stahlfaust

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #21 am: 8.05.2008 | 15:41 »
Diese Spielweise hat aber auch eine grosse Gefahr: Die Seifenoper. Das kann schon noch interessant sein, aber auch beliebig.
Ich verstehe nicht ganz was du damit meinst. Es wäre nett, wenn du das etwas näher ausführen würdest.
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Eulenspiegel

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #22 am: 8.05.2008 | 16:56 »
@ Boba Fett
Dass bei uns Spiele ausfallen,w enn weniger als 2-3 Spieler vorhanden sind, stimmt auch bei uns. Bloß sind wir halt meistens ca. 5 Spieler. Wenn da mal einer absagt, können wir trotzdem weiterspielen. (Außer es ist der SL.)
Falls der Gastgeber kurzfristig absagt, ist das zwar ärgerlich, aber hier können wir zur Not auf einen anderen Ort ausweichen.

Mitspracherecht gibt es bei uns in gewisser Weise auch:
Wir haben in unserer Gruppe quasi drei SLs. Jeder SL leitet sein Lieblingssystem. Die Spieler haben nun die Freiheit, zu entscheiden, bei welchem SL sie mitspielen wollen. (Bzw. falls ihnen kein System passt, auch als vierter SL 'ne Runde eröffnen.)
Das heißt, der SL bestimmt bei uns, welches System er leitet, aber die Spieler entscheiden, welches System sie spielen. (Und bis jetzt war noch keine Runde von keinem SL leer.)

@ Stahlfaust
Ich denke, es war gemeint, dass man bei herkömmlichen Abenteuern halt haupütsächlich Mystery oder "Abenteuer" ABs spielt. (Halt so im Stile von Indiana Jones/Star Wars.)
Wenn man dagegen den Fokus zu sehr auf die SCs legt, kommt halt mehr ein AB wie bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" dabei heraus.

Ich will mich jetzt nicht für Teflon-Charaktere aussprechen. Natürlich sollten die Chars auch ihre Kanten haben. (Indis Angst vor SChlangen und seine gepsräche mits einem vater sind herrlich.) Aber die Chars sollten (meiner bescheidenen Meinung nach) halt nicht den Mittelpunkt des ABs bilden, sondern nur das Abenteuer unterstützen.

Die Frage, ob das AB oder die Chars im Mittelpunkt stehen sollen, sagt noch nichts über die Mitspracherechte der Spieler am Spielabend aus.
Sicherlich: Wenn man das AB improvisiert, dann sind viele Köpfe besser als einer. Und das AB nimmt auch viele überraschende Wendungen, wenn sich alle Spieler an der Abenteuergestaltung beteiligen.
Wenn man jetzt aber das AB nicht improvisiert, sondern eine Person vorher einen spannenden Haupplot konzipiert, dann ist das, was im Endeffetk dabei herauskommt, wesentlich spannender. (Vorausgesetzt der SL war mit Elan an dem AB und hat sich nicht nur schnell eins aus den Fingern gesaugt.)

Offline Stahlfaust

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #23 am: 8.05.2008 | 17:40 »
@ Stahlfaust
Ich denke, es war gemeint, dass man bei herkömmlichen Abenteuern halt haupütsächlich Mystery oder "Abenteuer" ABs spielt. (Halt so im Stile von Indiana Jones/Star Wars.)
Wenn man dagegen den Fokus zu sehr auf die SCs legt, kommt halt mehr ein AB wie bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" dabei heraus.

Ich will mich jetzt nicht für Teflon-Charaktere aussprechen. Natürlich sollten die Chars auch ihre Kanten haben. (Indis Angst vor SChlangen und seine gepsräche mits einem vater sind herrlich.) Aber die Chars sollten (meiner bescheidenen Meinung nach) halt nicht den Mittelpunkt des ABs bilden, sondern nur das Abenteuer unterstützen.

Die Frage, ob das AB oder die Chars im Mittelpunkt stehen sollen, sagt noch nichts über die Mitspracherechte der Spieler am Spielabend aus.
Sicherlich: Wenn man das AB improvisiert, dann sind viele Köpfe besser als einer. Und das AB nimmt auch viele überraschende Wendungen, wenn sich alle Spieler an der Abenteuergestaltung beteiligen.
Wenn man jetzt aber das AB nicht improvisiert, sondern eine Person vorher einen spannenden Haupplot konzipiert, dann ist das, was im Endeffetk dabei herauskommt, wesentlich spannender. (Vorausgesetzt der SL war mit Elan an dem AB und hat sich nicht nur schnell eins aus den Fingern gesaugt.)

Genau an diesem Punkt würde ich widersprechen.
Sehen wir den Tatsachen doch mal ins Auge. Wenn man bereits seit vielen Jahren Rollenspiel betreibt, dann hat man fast alle Handlungsschemata schon mal durchgespielt. Das x-te Weltrettungs-Abenteuer bei dem nur der Bösewicht und Art der Weltzerstörung variiert ist halt irgendwie nicht mehr so spannend. Klar, es gibt noch viele weitere Abenteuermöglichkeiten, aber die allermeisten lassen sich doch auf gewisse Grundtypen runterbrechen. Wenn der Plot selbst nicht mehr zu fesseln vermag (der reine plot wird imho von vielen SL überbewertet und zum Selbstzweck erhoben), dann braucht man eine andere Art von Einbinung der Spieler in das Abenteuer. Ein NSC, den sich der Spieler selbst ausgedacht hat, wird sicherlich mehr Anklang finden, weil er eine genauere Vorstellung von ihm hat.

Ich persönlich leite lieber ein Abenteuer, bei dem ich mir der Motivation der Spieler (fast) sicher sein kann, als irgendeinen anderen Plot den ich mir ausgedacht habe und dem die Spieler nur halbherzig folgen, "weil es eben das Abenteuer ist", aber nicht weil es sie interessiert.

Außerdem lässt sich das ja wunderbar verstricken. Oft liefern die Spieler ja wunderbare Bösewichte. Anstatt einen 0815 Bösewicht zu nehmen, zu dem die Spieler keinen Bezug haben, nehme ich einen NSC den sich der/die Spieler ausgedacht haben und zu denen sie einen Bezug haben.
Macht die Arbeit als SL wesentlich leichter.
« Letzte Änderung: 8.05.2008 | 17:42 von Stahlfaust »
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Pyromancer

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Re: Machtverhältnis SL zu Spieler
« Antwort #24 am: 8.05.2008 | 19:04 »
Die Besonderheit beim SL besteht aber darin, dass man ihn nicht ausschließen und einfach ohne ihn weiterspielen kann.

Kleine Anektode zum Thema:
Große Wochenend-Rollenspiel-Session, es sind alle eingetrudelt und das Spiel läuft seit einiger Zeit, da klingelt das Handy des SL. Er geht "kurz raus" zum telefonieren, und als nach ein paar Minuten immer noch kein Ende in Sicht ist rückt ein Mitspieler auf den Platz hinter dem Spielleiterschirm (ja, damals ;) ) und macht nahtlos weiter...
Ihr hättet das Gesicht des Ex-SL sehen sollen, als er nach einer halben Stunde wiederkam. :D