@ TW
Du machst es dir jetzt mit deiner pauschalen Relativierung etwas zu leicht. Wenn du alles ignorieren möchtest was bisher zu der Diskussion "Was ist Rollenspiel" in den letzten Jahren schon sinnvolles gesagt wurde, dann kannst du das gerne machen. Dann sag uns doch einfach selber wie deine Version von Rollenspiel lauten muss, jeder andere pfeffert seine Version daneben, und dann können wir den Thread nach 12 Seiten endlich vergessen.
Einige deiner Schlüsse oder Annahmen stimmen nämlich so nicht.
Was ist denn SIS genau?
Die offizielle Definition lautet: "The fictional content of play as it is established among participants through role-playing interactions."
Das habe ich auch schon im oben verlinkten Thread geschrieben. Auch in dem bereits ebenfalls von mir verlinkten Post von Vermi, das hier immerhin seit über 2 Jahren in der FAQ steht enthält genau diese Erklärung:
Shared Imagined (auch: Imaginary) Space, kurz SIS, umschreibt alles, was sich die Mitspieler beim Rollenspiel vorstellen. Er ist das imaginäre Spielgeschehen, das aus der Exploration entsteht.
Der SIS ist also ein fester Begriff der nur
für das Rollenspiel gilt. SIS definiert sich über Rollenspiel. Man kann deshalb rein logisch das Rollenspiel nicht wieder über den SIS definieren (das wäre zirkulär), weswegen ich das auch nicht getan habe.
Nur um das mal zu betonen, damit hier nicht plötzlich der SIS "entführt" wird.
SIS kann man mit sinngemäß und einfach mit "geteilter Vorstellung" übersetzen. Der SIS ist also die geteilte Vorstellung
im Rollenspiel. Jetzt kann man sich natürlich fragen was das Rollenspiel selbst da noch für Eigenschaften des SIS beiträgt.
Der Akt des Rollenspiels wurde bei Forge "Exploration" genannt und das ist definiert als:"The imagination of fictional events, established through communicating among one another." Neben der gemeinsamen Vorstellung die wir ja auch im SIS schon haben ist also hier Kommunikation enthalten, was im Prinzip schon in der Teilung der Vorstellung enthalten ist, denn ohne Kommunikation kann man nichts teilen.
Außerdem wissen wir dass Rollenspiel ein "System" braucht. Das System ist nun nach lumpley (verkürzt):"System is defined as the means by which the group agrees to imagined events during play."
Der einzige Punkt der hier noch dazu kommt ist das "agree" also die Einigung auf die kommunizierte, geteilte Vorstellung. Diese Einigung findet mit Hilfe irgendwelcher Mittel (means) statt, die auch zum Rollenspiel gehören.
An der Stelle war einige Zeit unklar wie nun SIS und System zusammenhängen. Wenn man sich überlegt welche Mittel eine Rollenspielgruppe so zur Einigung nutzt, dann kommt man neben jeder Menge Bücher und Absprachen, Konventionen, Regeln und Würfel und dem ganzen Kram natürlich auch auf den SIS selbst, bzw. allgemeiner auf jede Menge Fiktion. Ein wichtiges Merkmal des SIS ist es also auch dass er selbst wieder als Mittel der Einigung herhalten muss. Das ist eigentlich nur die nicht ganz so offensichtliche Herleitung der Offensichtlichkeit: Was die Spieler sich vorstellen hängt (auch) davon ab was sie sich schon vorgestellt haben.
Daraus kann man jetzt mit ein bisschen Überlegen das kondensieren was ich in meinem ersten Post bereits sagte:
Rollenspiel ist ein Spiel um das Schaffen und Bewerten einer gemeinsame Fiktion.Da ist alles drin was ich oben gesagt habe. Die gemeinsame Fiktion muss kommuniziert werden, damit sie gemeinsam wird muss man sich irgendwie drauf einigen, das ist da nun implizit enthalten. Das Bewerten der Fiktion ist nötig, um sie als Mittel der Einigung für den Fortgang des Spiels zu nutzen, man muss sich also auch hier einigen (auf eine Bewertung), sonst kann man sich nicht weiter einigen (auf weitere Fiktion).
Und das ist auch das was schätzungsweise die meisten hier meinen wenn sie sagen der SIS müsse im Rollenspiel eine Auswirkung aufs Spiel haben, oder auf die Regeln, aufs System oder ähnliches.
Der Aspekt des "Spiels" kommt dann noch hinzu um den Unterhaltungszweck und den sozialen Sinn und Rahmen des Rollenspiels zu definieren. Aber immerhin ist Spiel ohnehin schon im Namen drin, also sollte das klar sein.
Ich denke also schon, dass man auch außerhalb des Rollenspiels von SIS sprechen kann.
Das kann man nicht, wie ich nun gezeigt habe. Man kann natürlich davon ausgehen, dass sich Menschen immer irgendwas vorstellen können. Sie haben also eine Vorstellung, die vielleicht auch von der Realität abweicht oder darüber hinaus geht, also eine Fiktion ist. Wenn sie diese Fiktion kommunizieren, dann sind wir schon nah am SIS. Aber es ist kein SIS weil das System fehlt. Es fehlt die Einigung die die Fiktion zur
gemeinsamen Vorstellung werden lässt. Natürlich ist hier nicht einfach nur gemeint dass man sich das vorstellen kann was man gesagt bekommen hat, sondern dass man bereit ist es auch als Grundlage weiterer Einigungen über den Fortgang der Fiktion zu akzeptieren und dass man dazu bereit ist sich zu diesem Zwecke einer gemeinsamen Interpretation anzunähern. All das gehört nämlich zum Rollenspiel und damit zum SIS.
In allen anderen Spielen kann eventuell eine persönliche Vorstellung existieren. Sie kann eventuell sogar kommuniziert werden (was durchaus auch über Figuren oder nicht-sprachliche Mittel geschehen kann), obwohl das schon viel seltener geschieht. Aber niemals einigt man sich wirklich auf diese Fiktion, zum Zwecke der Einigung auf den weiteren Verlauf. Das macht man nur im Rollenspiel.