So langsam neigt sich die erste Staffel in überseeschen Gefilden zu Ende. Einzelgänger hat fast alle Folgen gesehen und ist geneigt, hierzu seinen Senf ins Forum hochzuladen.
Die Rede ist von "Legend of the Seeker", der Verfilmung der amerikanischen Fantasy Bestseller-Reihe "the Sword of Truth" von Terry Goodkind (deutsch: "das Schwert der Wahrheit"). Kein einziges der Bücher ist mir bekannt, somit ist mir auch egal, wie eng oder ungenau verfilmt wurde.
Ein schneller Blick bei Wikipedia veranschaulicht, dass bereits elf Bände der Serie erschienen sind. Potentiell könnte das ne Menge Staffeln bedeuten, zumal die Verseriung bis jetzt sehr positiv bei den Zuschauern angekommen ist (wenn auch nicht unbedingt bei der Kritik- Metascores Geheimalgorithmus rechnet 53% aus, die User Meinung wiederum ist mit 7/10 deutlich besser).
Taugt die Serie also was?
Kurz noch zum persönlichen fantastische-Serien-Geschmack:
Connor der Kelte, William Tell, Sindbad,P. Fantaghiro, Mystic Knights sind alle für mich Kernschrott; mangelhaft/ ungenuegend.
Hercules, Xena, Conan(der mit Möller) gäbe ich vielleicht noch ein ausreichend.
die 80er Robin Hood Serie fand ich ziemlich gut, allerdings müsste ich das noch mal mit den Augen eines Erwachsenen sehen.
PRODUZIERT
...wird unter anderem von Sam Raimi, gedreht wird auf Neuseeland mit einem Grossteil der Xena und Herr der Ringe Crew.
Der Pilot lässt einen schnell erahnen, das die Serie über ein anständiges Budget verfügt. Computereffekte sehen gut aus, Kostüme auch, Kamerafahrten, Einstellungen und Matte Paintings sind sehr ordentlich. Jedensfalls zunächst. Denn wie bei so vielen Serien muss der teure Pilot das schöne Geld erst hereinbringen; und das geht vor allen Dingen übers Sparen, also gibts fortan nur noch die gleichen Kostüme und auch die Plastikfelsen werden brav recycelt. Kenner erspähen sogar den ein oder anderen Pappkameraden aus Xena . Na ja.
STORY
Zurück zum Piloten-Plot: Mit kräftig Tempo und Spannung wird eine leider nicht sehr originelle Helden-Saga konstruiert und schnell formiert sich eine wackere Heldentruppe aus drei Hauptdarstellern:
Dem jungen auserwählten Richard, praktisch ein Jedi-Paladin - der "Seeker" eben.
Der ebenso jungen und hübschen Kahlan, einer Art Hexe - "Confessor" -, welche aber bei Gefahr ohne Zaudern mit zwei Dolchen ins Handgemenge zieht.
Sowie dem alten Magier Zeddicus Zu'l Zorander - "Wizard of the First Order" .
Diese Drei lustwandeln durch die Wälder der irgenwie winzigen Welt und bekämpfen den Schurken Darken Rahl und seine Häscher. Rahl ist der fiese Magier/König von D'harra, welches die Midlands okkupiert, (Richard kommt aus Westland). Eigentlich sah es die meiste Zeit ziemlich gut und despotisch aus für den Tyrannen Rahl, aber erstens besagt eine ururalte Prophezeiung, das ein "Seeker" ihn besiegen wird. Diese Heldeninkarnationen tauchen ab und zu im Land auf und tun dann eben solche heroischen Dinge. Zweitens will er noch (all)mächtiger werden und sucht nach den "Boxes of Orden", magischen Artefakten welche unfassbare Macht versprechen.
Die erste Staffel konzentriert sich zunächst auf das Etablieren der Charaktere und ein paar allgemein heroische Befreiungsaktionen oder Taten, später drehen sich die Folgen dann mehr um die Suche bzw Klau der Orden-Kästlein.
Es gibt definitiv mehr roten Faden als in Xena und Konsorten, aber auch seperat kann man die Episoden problemlos gucken.
Wer mit den wichtigsten Epen des 20sten Jahrhunderts vertraut ist (HdRinge, Star Wars), für den gibt es plottechnisch NIX neues hier. Teilweise wird fast schon dreist geklaut.
ATMOSPHÄRE & CHARAKTERE
Der Ton ist relativ ernst, speziell im Vergleich zu Xena et al. Einen permanenten ironischen, klamaukigen Unterton sucht man zum Glück vergebens. (Folge 2 ist ein Tiefpunkt, hier muss man Sam Raimis Bruder Ted erdulden, dessen Karriere im Wesentlichen auf albernen Gastrollen basiert )
Viele Menschen, auch nette Personen, müssen sterben.
Darken Rahl trägt keine Strumpfhose und ist ein Arschloch.
Zu Beginn der Serie wird leider zu häufig zur Zeitlupe gegriffen. Dieser Kunstgriff steht der Serie oft sehr gut, speziell da Kahlan stets mit üppiger Schwarzkopfmodell- Haarpracht und im wehenden Kleid durchs Unterholz joggt (In der Tat DAS visuelle Leitmotiv der Serie, man könnte meinen, hier werden gezielt MMORPG Fantasien bedient).
Schnell wetzt sich der Effekt ab. Die effektvoll choreografierten Slomo Kämpfe wissen oft nicht, ob sie Xena toppen oder "300" kopieren wollen und sitzen so ein wenig zwischen den Stühlen. Trotzdem muss man anerkennen, das die Schwertkämpfe trotz zu vielen Kung Fu Tritt-KOs alle andere Serien toppen.
Wie bereits angedeutet, ist man sehr bestrebt, ständig prophetische Untertöne erschallen zu lassen. Praktisch jedes Episodensujet ist "an ancient prophecy", spielte sich "over two thousand years ago" ab oder ein "powerful magic spell" wirkt unfassbar Böses. Gerade die Zeilen des Magiers Zed drehen sich fast immer um solche Dinge.
Glücklicherweise ist Bruce Spence der richtige Darsteller für solcherlei Gefasel, nach einigen Episoden wächst einem der wirre Fizban-artige Erzmagier am ehesten ans Herz. Die beiden Junghelden machen ihre Sache auch ganz gut, keine Kritik von meiner Seite hier. Darken Rahl braucht allerdings ein paar Episoden um halbwegs zu überzeugen.
Sexualität und Liebe ist im Vergleich zu anderen amerikanischen Produktionen stärker präsent, wenn auch meist sacht und stets mit tragischen Untertönen.
Ein paar klare negative Töne muss ich aber im Hinblick auf einige visuelle Themen und Klischees noch abgeben:
Dörfler sind politisch korrekt schön ethnisch gemischt (aber dennoch sind Pärchen stets sauber weiss/weiss oder schwarz/schwarz gepaart etc). Bösewichte tragen immer den gebügelten dienstlich gelieferten Wams und das Kettenhemd, das gegen Schwerthiebe nie was bringt und mit dem man auch ständig durch die Wälder joggen muss, sitzt korrekt. Frisuren und Schminke sind manchmal grotesk amerikanisch. Etc.
RESUMEE
positiv: Endlich mal wieder eine richtige (Mittelalter) Fantasy Serie!
Ordentlich produziert, aufwendige Kämpfe, zeitgemässe Tricks.
so lala: biedere Geschichte, Darken Rahl und das D'haran Empire ist etwas käsig, das SoT Universum bietet nur ein paar originelle Ideen, diese sind oft nicht sehr konsequent oder glaubhaft inszeniert und ertrinken in Orakelei und schamlosen Deus Ex Ruppigkeiten.
schlecht: ordentlich Fantasy und Amiserien- Klischees
Kann man als Fantasy Freund durchaus gucken, muss man nicht gesehen haben. Eindeutig besser als 90% bisheriger TV Fantasterien...was andererseits nicht viel bedeutet.
>befriedigend<
Edit zur zweiten Staffel:
Mit nur wenigen Folgen etabliert sich ein nahezu genauso altbackener Hauptplot. Wieder gilt es, eine Reise anzutreten um eine böse Macht in die Schranken zu verweisen, die sonst natürlich alles Leben auslöschen würde. Tiefer gestapelt werden darf ja nicht.
Schema F folgt nach des Einzelgängers Rechnung eine klare Abwertung auf dem Fusse.
Tut sie aber nicht! Im Gegenteil - die Serie wird besser:
Wohltuend wird der Seeker vor echte Entscheidungen gestellt, die moralisch keine sauberen Lösungen bieten.
Die Party wird erweitert, Kostüme und Rollen werden zwischendurch gewechselt.
Weiter so!
>(noch) gut<