1. Die Powers die man hat, haben zwar regeltechnisch einen tollen Namen. Das heisst nicht, dass im Setting diese Power so heisst, oder dass sie überhaupt einen Namen hat.
Der Name ist auch unwichtig.
Nehmen wir mal einen Kämpfer der Stufe 5 mit Dizzying Blow.
Meine Kameraden haben schon mehrmals gesehen, wie ich mit einem heftigen Schlag einen Gegner bewegungsunfähig geschlagen habe.
Wir sind gerade auf der Flucht vor 2 extrem starken typen und man sagt mir: Schlage doch die beiden bewegungsunfähig, dann können wir abhauen. Daraufhin meine Antwort: "Tut mir leid, ich kann nur einen von beiden bewegungsunfähig hauen. Beim zweiten wird mir das nicht gelingen."
Mein Kamerad fragt mich: "Warum nicht?"
Was soll ich ihm antworten?
Oder etwas später auf Level 9 bekommt mein Kämpfer dann die Power "Shift the Battlefield".
Es stehen zwei Wachen vor der Brücke und mein Kamerad schlägt mir wieder vor: "Du besitzt doch diese tolle Fähigkeit: Renne doch hin und stoße sie die Klippe hinunter."
Daraufhin meine Antwort wieder: "Tut mir leid: Ich kann nur einen herunterstoßen. Beim zweiten gelingt mir das nicht."
Auch hier haben wir wieder einen Immersionsbruch.
2. Selbst wenn Deine Power auch mit Namen als Deine Signaturfähigkeit bekannt ist, kann Dein Charakter weiterhin den Schlag verwenden. Er trifft halt nicht. Schliesslich ist der Gegner vorgewarnt.
Ja, wenn der Gegner vorgewarnt ist.
Was ist aber, wenn ich gerade gegen einen Gegner gekämpft habe und mir der zweite Gegner den Rücken zugewendet hat? Oder wenn er durch den Kampfeslärm alarmiert gerade aus dem Haus rennt. (Natürlich erst, nachdem ich die Power bei jemand anderem benutzt habe.)
Oder was ist, wenn mein Mitspieler und ich zwei eineiige Zwillinge spielen und der erste hat seine Power bereits eingesetzt und der zweite noch nicht: Sind die Gegner jetzt vorgewarnt oder nicht?
Bei 4E muss man zwischen Spielregeln und an die Fiktion gebundene Bedingungen unterscheiden.
Genau! Darum geht es doch die ganze Zeit:
Bei einem immersiven Regelwerk gehen diese beiden Sache Hand in Hand: Es gibt keinen Widerspruch zwischen Spielregeln und Fiktion.
Bei D&D4 widersprechen sich diese beiden Sachen jedoch. Das heißt, man muss sich jedesmal aufs neue entscheiden: Entweder ich erhalte jetzt den Effekt, der von der Immersion her sinnvoll ist oder ich erhalte den Effekt, der von den Spielregeln her sinnvoll ist.
Beides zusammen funktioniert nicht.
Spielregeln brauchen keine Begründung. Vor allem muss man als Spielender diese Begründung nicht kennen. Gerade D&D lässt sich gut spielen, ohne dass man weiß, warum man immer einen w20 benutzt. Oder weshalb ein Fighter mehr HP hat als ein Wizard.
Ich muss diese Begründung nicht kennen. Aber ich denke schon, dass sich die Autoren etwas dabei gedacht haben, wieso der Fighter mehr HPs hat.
Die Regeln liefern keine Gründe, weshalb etwas passiert.
Das laste ich den Regeln ja auch gar nicht an. Das ist ganz normal.
Was ich den Regeln anlaste ist, dass die D&D Regeln (hauptsächlich, was Powers und Healing Surges anbelangt) im Widerspruch zur Immersion stehen.