Autor Thema: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel  (Gelesen 8060 mal)

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Kinshasa Beatboy

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #25 am: 7.10.2008 | 20:01 »
Da sind wir offenbar unterschiedlicher Ansicht.

Echt? Das ist der Knackpunkt? Interessant. Magst Du mir sagen, was genau Dich stört (gern auch als PM)? Finde ich spannend. Mir fällt im ganzen Thread nur eine Stelle auf, die auch für mich etwas komisch riecht, aber den Rest empfinde ich als hilfreich und konstruktiv.

Offline Beral

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #26 am: 7.10.2008 | 20:08 »
Von mir gibt's großen Lob für das Experiment! 

Ich schließe mich aber auch der sachlichen Kritik an, dass aufgrund der Umstände keine generalisierbaren Schlüsse aus dem Experiment gezogen werden können. Die Diskussion darüber finde ich jedoch gelungen und fruchtbar. Da sind Aspekte genannt worden, auf die man ohne das Experiment vielleicht nicht gekommen wäre und die für kommende Testversuche produktiv genutzt werden können.

Möge die Experimenteirfreude sich weiter ausbreiten und zu einem offenen Dialog zwischen gegensätzlichen Konzepten beitragen. :)
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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #27 am: 7.10.2008 | 20:23 »
Das richtige Spiel ist immer das, das dem SL und den Spielern Spaß macht.

Ich glaube nicht mehr an Brachiallösungen, besonders nicht, wenn eine Gruppe einen festen Stil gewöhnt ist und sich damit bestens auskennt. Zu forsch vorgetragene Neuerungen werden da oft mit Misstrauen aufgenommen oder per se abgelehnt, weil es in den Augen der Spieler gut ist, wie es zur Zeit gemacht wird. Mich würde also im speziellen interessieren, was du dir von den Veränderungen im Einzelnen versprochen hast. Du wirst ja Gründe gehabt haben, an diesen speziellen Schrauben zu drehen.

Zusätzlich ist für mich interessant, was für Rückschlüsse aus den einzelnen Änderungen gezogen hast. Wenn ich deinen Eingangspost lese, dann meine ich, dass du positive und negative Aspekte gefunden hast und frage mich, wie du damit umgehst. Eine Analyse wie du sie hier tätigst, sollte aufzeigen, was von den verwendeten Sachen für dich ein Zugewinn an Spaß, Arbeitserleichterung oder Wohlfühleffekten bedeutet, bzw.wo in deinen Augen noch Potential für mehr ist. Das sollte man dann entsprechend ausbauen.

Entgegen der Überzeugung von vielen Rollenspielern, dass man ein laufendes System nicht anfassen sollte propagiere ich immer die Freude am Neuen und am Verbessern von Guten. Eine gut laufende Runde die allen Spaß macht bietet ein gutes Umfeld um Neues aus zu probieren, weil man die Spieler vorsichtig an andere Sachen ranführen kann.

Natürlich kann man immer so weiter machen, wie es bisher war und weiter Spaß haben. Doch wieso sollte man die Gelegenheit eventuell noch mehr Spaß zu haben verstreichen lassen? Wenn alle so denken würden, wären wir noch bei DSA1, D&D und Tecumel.
« Letzte Änderung: 7.10.2008 | 20:25 von Jörg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Kinshasa Beatboy

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #28 am: 7.10.2008 | 20:53 »
Mich würde also im speziellen interessieren, was du dir von den Veränderungen im Einzelnen versprochen hast. Du wirst ja Gründe gehabt haben, an diesen speziellen Schrauben zu drehen.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Palette unterschiedlicher Methoden und Techniken, die ein SL beherrscht, viel zu einem positiven Spielerlebnis beiträgt. Deshalb habe ich mir angeschaut, wo und wie ich nach meinem Eindruck am meisten hinzulernen könnte und das Ergebnis war: weniger festgelegten Plot bei parallel mehr ergebnisoffenem Leiten und eine grösseren Regeltreue. Die Hoffnung war, dass ich bei erfolgreichem Ausgang des kleinen Experiments eine facettenreichere Klaviatur zur Verfügung gehabt hätte, mir der beispielsweise der Illusionismus noch besser gegriffen hätte  ;)

Gelernt habe ich erstens, dass ein Plot nicht nur ein enges Korsett, sondern auch einen wunderbaren Leitfaden bietet, mit Hilfe dessen zumindest mir ein kreatives und funktionales Improvisieren erheblich besser gelingt. Daher werde ich auch in Zukunft weiterhin anhand fester Plots vorbereiten. Das ist eine für mich wichtige Erkenntnis.

Gelernt habe ich zweitens, dass ich auch zu Anfang vollkommen abwegig scheinenden Spielerideen mehr Raum zur Entfaltung bieten sollte als bisher. Wenn ich also in Zukunft denke "Was für eine Scheiss-/Schwachsinnsidee!", werde ich dennoch nicht passiv oder aktiv dagegen agieren, sondern an einer Ausformulierung so lange mitwirken, wie die Spieler den Faden verfolgen möchten. Da kann durchaus was Spannendes draus entstehen. Das ist ein positives Ergebnis.

Gelernt habe ich drittens, dass eine grössere Regeltreue für unsere Gruppe keinen wirklichen Sinn macht. Das liegt aber nach meiner Ansicht in erster Linie an Spezifika unserer Gruppe in Verbindung mit dem benutzten System. Mehr gern bei Interesse.

Das eigentliche Spielleitern fühlte sich für mich übrigens zwar in der Vorbereitung anders an, weil ich weniger vom Plot als vielmehr von der zu formulierenden Herausforderung an die Sache herangegangen bin. Während des Spiels haben sich die Unterschiede, obwohl in der Ausrichtung deutlich verschieden, extrem ähnlich angefühlt. Es ist also beim Spielen für mich als SL kein Unterschied im Feeling, ob ich den illusionistischen, würfeldrehenden Plottreiber oder den ergebnisoffenen, regeltreuen Facilitator gebe. Das war für mich anfangs überraschend, erklärt sich mir aber im Nachhinein dadurch, dass sich die wesentlichen SL-Aufgaben, nämlich das Spielen von NSC, die Beschreibung des Geschehens und eine Art Supervision des Gewürfels eigentlich nicht unterscheiden.

Ansonsten auch hier herzlichen Dank, Jörg. Durch Deine Fragen konnte ich mich noch einmal etwas konkreter fassen. Vielleicht wirds so ja auch für den Rest etwas verständlicher  ;D

Online Saffron

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #29 am: 7.10.2008 | 21:22 »
Hi,
mich würde noch etwas interessieren. Bin mir nicht sicher, ob du das an dieser Stelle genauer erklären kannst oder willst, aber neugierig wäre ich auf jeden Fall:

Wenn du sagst, dass du vorher eher einen festen Plot hattest und nun in Richtung einer relativ flexiblen Handlung gegangen bist, kannst du an Beispielen deutlich machen, wie groß der Unterschied war bzw. auf welche Weise du improvisiert hast? Hast du z.B. ein Bausteinsystem benutzt, in dem bestimmte Schlüsselszenen, wichtige Encounter, bedeutende NSC's durchaus vorgegeben sind, aber zu einem beliebigen Zeitpunkt und ggf. in etwas abgewandelter Form eingebracht werden? Oder hast du wirklich große Teile der Handlung je nach den Entscheidungen der Gruppe improvisiert?

Der Grund aus dem ich frage, ist folgender: Unter bestimmten Begriffen versteht ja manchmal jeder was anderes. Ich hab mich z.B. schonmal mit einem SL unterhalten, der mir erzählt hat, wie unglaublich flexibel er leitet. Für ihn bedeutete das aber was anderes als für mich: Er hat übertrieben gesagt wirklich jeden Fliegendreck vorher festgelegt, und flexibel war für ihn, wenn er bei einem geplanten Kampf kurz vorher einen Gegner gestrichen hat, weil einer der Spieler krank geworden ist war und deshalb die Gruppe einen Charakter weniger hatte. Für mich bedeutete flexibel eher, wenn man mitten im Abenteuer mal locker den gesamten Plot über den Haufen wirft, weil die Charaktere einen anderen Weg eingeschlagen haben als erwartet.

Womit ich natürlich nicht deine Fähigkeit zur Selbsteinschätzung anzweifeln will, also bitte nicht missverstehen. Wie gesagt, ich probiere selbst gern mal was Neues und bin deshalb neugierig auf deine Erfahrungen.

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #30 am: 8.10.2008 | 15:27 »
Wenn du sagst, dass sich das Leiten selbst gar nicht groß anders angefühlt hat, dann ist mein Verdacht, dass du dies hier schon vorher berücksichtigt hast:

Zitat
Spiele mit den Spielern
Ihr spielt dieses Spiel zusammen. Du bist nicht das Spielfeld, auf dem die Spieler spielen. Die Spieler sind nicht die Schauspieler in einem Stück, bei dem du Regie führst. Ihr spielt zusammen. Dein Kampagnenhintergrund (bzw. Abenteuerhintergrund) und deine NSCs treffen auf die Spielercharaktere, und keiner gibt nach oder verbiegt sich. Sie sind wie ein Paar auf der Tanzfläche, und mal führt der eine, mal der andere. Sie befruchten sich, bereichern sich gegenseitig. Sei nicht zu passiv, sei nicht zu dominant. Du führst etwas ein und gibst es dann an die Spieler ab. Sie machen etwas damit, spielen es vielleicht untereinander hin und her, und geben es dir dann zurück. Ganz zwanglos, ganz selbstverständlich. Es ist keine Frage von miteinander oder gegeneinander. Mal kannst du ihnen knallhart contra bieten, ein andermal ihnen die Welt zu Füßen legen. Aber immer zieht ihr gemeinsam an einem Strang. Ihr spielt einander zu, nicht aneinander vorbei. Ihr baut aufeinander auf, statt euch gegenseitig zum Einsturz zu bringen.

Oder irre ich mich?
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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #31 am: 8.10.2008 | 19:41 »
Ich kann das Problem aus dem Eingangspost nru bestätigen.

Wir spielen mit denselben Spielern aber zwei unterschiedlichen SL beide Leitungsstile parallel. Das eine System ist DSA 4.0 mit  gekauften Abenteuern (Phileasson) und einem Spielleiter, der das Zepter in der Hand hat. Er hat vorgefasste bzw. für die Handlung anscheinend notwendige Handlungspunkte und Lösungswege. Der beist man sich schon manchmal die Zähne aus, wenn es ans kreative lösen auf anderen Wegen gehen soll.

Das andere System ist Harnmaster. Hier werden vom SL die Situationen freier und offener gestaltet. Auch dabei gibt es Probleme, weil es Spieler gibt, denen die Enge Orientierung fehlt.

Ich glaube, du solltest deine Spieler langsam auf eine Veränderung vorbereiten. Zunächst kleinere Bereiche des freien Handelns, diese immer weiter ausbauen. Ansonsten kann es passieren, das du den ein oder anderen "verlierst", er irgendwann nur noch auf seinen Einsatz wartet und sich nicht mehr am finden von Lösungs-/Handlungswegen beteiligt.

Ehrlicherweise muß ich aber auch sagen, das der DSA SL versucht, die Chars frei agieren zu lassen, wenn es seiner Meinung nach geht und auch der Harnmaster SL seinen Hintergrundplot hat. Vielleicht ist es ja doch in den meisten eine Misachung zwischen beiden Stilen, wenn die Waage nie wirklich ausgewogen ist.

Ich verstehe sowieso nicht, weshalb man sich da über Stile streiten muß. Ich glaube vielmehr, daß jede Spielrund (Spiler,SL und System) ihren Weg finden muß und die Spieler wesentlich dafür verantwortlich sind, wie frei ihr Handlungsrahmen ist. Natürlich mit Einschränkungen.

Jeder Gruppe ihren Stil - und dafür muß sie ein Gespür entwickeln. Ich fände es ziemlich daneben, jemanden als für seine Prioritäten zu verurteilen.

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #32 am: 8.10.2008 | 19:53 »
Was mir so gerade einfällt (und noch nicht so bewußt und breit ausprobiert wurde) um Spieler an neue Möglichkeiten zu gewöhnen ist sie quasi als CoSpielleiter an der einen oder anderen Entwicklungs der Welt, z.B. ihres Heimatortes etc zu beteiligen, bzw. das ruhig in einer ruhigen Stunde gemeinsam zu machen. Das gibt dem Spieler Sicherheit und einen gehörigen Anteil an Wissen, welches der Char auch haben sollte, aber mit dem Spieler als nicht letztendlich alles gestaltendem auch noch genügend im eigentlichen Spielleiterbereich Schatten, dass die eigene Geschichte nicht bereits abgekartet und langweilig erscheint.
Außerdem gewinnt der Spieler so einen Einblick in die Arbeitsweise dieses SL´s und kann so Verständnis und Vertrauen aufbauen - oder die Erkenntnis in einer anderen Runde besser bedient zu sein.

Kostet natürlich auf beiden Seiten etwas Zeit, gibt aber vielleicht auch einen Hinweis, in wie weit der Spieler mit den neuen Möglichkeiten  bzw. Verantwortlichkeiten überhaupt umgehen kann/will.
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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #33 am: 8.10.2008 | 19:59 »
Was mir so gerade einfällt (und noch nicht so bewußt und breit ausprobiert wurde) um Spieler an neue Möglichkeiten zu gewöhnen ist sie quasi als CoSpielleiter an der einen oder anderen Entwicklungs der Welt, z.B. ihres Heimatortes etc zu beteiligen, bzw. das ruhig in einer ruhigen Stunde gemeinsam zu machen. Das gibt dem Spieler Sicherheit und einen gehörigen Anteil an Wissen, welches der Char auch haben sollte, aber mit dem Spieler als nicht letztendlich alles gestaltendem auch noch genügend im eigentlichen Spielleiterbereich Schatten, dass die eigene Geschichte nicht bereits abgekartet und langweilig erscheint.
Außerdem gewinnt der Spieler so einen Einblick in die Arbeitsweise dieses SL´s und kann so Verständnis und Vertrauen aufbauen - oder die Erkenntnis in einer anderen Runde besser bedient zu sein.

Kostet natürlich auf beiden Seiten etwas Zeit, gibt aber vielleicht auch einen Hinweis, in wie weit der Spieler mit den neuen Möglichkeiten  bzw. Verantwortlichkeiten überhaupt umgehen kann/will.

Haben wir schon einige Male gemacht und es klappt ausgesprochen gut. Allerdings haben sich nie alle Spieler beteiligt, entweder aus Zeitmangel oder weil sie keine Lust daran hatten.

Auf jeden Fall ein super Vorschlag. Probiert es ruhig mal aus.

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #34 am: 8.10.2008 | 21:15 »
Das andere System ist Harnmaster. Hier werden vom SL die Situationen freier und offener gestaltet. Auch dabei gibt es Probleme, weil es Spieler gibt, denen die Enge Orientierung fehlt.
Meine Spieler kennen das nur aus Momenten, bei denen ich als SL nicht genug bei der Sache war.
Als Spielleiter biete ich den Spielern fast immer (s.o.) mehrere Vorgehens- und Handlungsweisen an, die sie benutzen können, oder auch nicht. Damit fällt das Problem der Orientierungslosigkeit weitestgehend weg.
Und: Es macht natürlich einen Unterschied, für welches Vorgehen sich die Spieler entscheiden. Sogar meine eigenen Vorschläge haben das Potential ein Abenteuer in eine ganz andere Richtung zu lenken, als ur-ursprünglich geplant.







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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #35 am: 9.10.2008 | 00:32 »
1. Verzicht auf eine vorherbestimmte Plotlinie. Stattdessen habe ich mit der gleichen Intensität wie vorher den Rahmen der Geschichte aufgezogen, um auf dieser Basis zu improvisieren.

2. Ergebnisoffenes Leiten. Anstelle einer sanften Beeinflussung der Spieler habe ich durch die NSCs weniger Hinweise auf von mir präferierte Alternativen des weiteren Handlungsverlaufs gestreut.
Also zu mindest diese Beiden Punkte funktionieren bei mir seit Jahren sehr, sehr gut. Und das ich immer wieder gedrängt werde als SL zu fungieren, scheint es zu bestätigen, daß es nicht nur mri so Spaß macht.

Klar ist es doof, wenn die SC alle Hinweise auf die entführte Freundin des einen SC ignorieren, den Anrufbeantworter nicht abhören, die verzweifelte beste freundin knebeln und erstmal einen trinken gehen. Aber wer bin ich, die Spieler dazu anzuhalten, nun endlich die Frau zu retten, wenn die Charaktere vielleicht wirklich so drauf sind und froh, das die meckerziege weg ist? Solange die Leute mit ihren Charakteren auch bei nem Bier Spaß haben, solls mir recht sein :)

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #36 am: 9.10.2008 | 10:55 »
Meine Spieler kennen das nur aus Momenten, bei denen ich als SL nicht genug bei der Sache war.
Als Spielleiter biete ich den Spielern fast immer (s.o.) mehrere Vorgehens- und Handlungsweisen an, die sie benutzen können, oder auch nicht. Damit fällt das Problem der Orientierungslosigkeit weitestgehend weg.
Und: Es macht natürlich einen Unterschied, für welches Vorgehen sich die Spieler entscheiden. Sogar meine eigenen Vorschläge haben das Potential ein Abenteuer in eine ganz andere Richtung zu lenken, als ur-ursprünglich geplant.


habe mich wahrscheinlich undeutlich ausgedrückt: Es wurden mehrere mögliche Vorgehens- und Handlungsweisen wie auf einem Tablett dageboten, aber es gibt Spieler, denen das zu viel des "Guten" ist. Mag einfach auch eine Frage der Persönlichkeit sein - es gibt nun einmal Menschen denen es schwer fällt Entscheidungen zu treffen. 

@URPG: Ich bevorzuge auch denselben SL Stil wie du, aber ich finde jeder SL sollte seinen Stil entwickeln und nur weil er anders leitet macht ihn das nicht zu einem schlechteren SL. Jede Gruppe wird sich, wenn sie überhaupt die Möglichkeit hat einen SL suchen/schaffen der zu ihren Bedürfnissen passt.

 ~;D... und äh, auch wenn ich wenn ich wollte jeden Abend leiten könnte, glaube ich nicht das das nur an meinen natürlich absolut überragenden Fähigkeiten liegt, sondern schlicht und ergreifend daran, daß es einfach an SL mangelt. ~;D


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« Letzte Änderung: 9.10.2008 | 11:09 von Hawk Inc. »
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Offline mat-in

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #37 am: 9.10.2008 | 11:20 »
Jep, ich bin der letzte, der versuchen wird allen und jedem auszuschwätzen was er tut. Geht mir ja selbst auf den Keks, wenn andere es tun. Wollte nur anmerken, das es durchaus sehr gut funktionieren kann :)

Offline D. M_Athair

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #38 am: 9.10.2008 | 21:46 »
Mag einfach auch eine Frage der Persönlichkeit sein - es gibt nun einmal Menschen denen es schwer fällt Entscheidungen zu treffen. 
Da hillft es, wenn man als SL deutlich macht: Jede Entscheidung ist besser als keine. Und: "Ich, der SL, bin nicht euer Feind. Mir liegt etwas daran, dass alle gemeinsam Spaß haben."
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Kinshasa Beatboy

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #39 am: 10.10.2008 | 11:51 »
So, vielen Dank für die Kommentare! Das hat mir viel gebracht und neuen Input gegeben. Insbesondere ist mir währenddessen aufgefallen, dass wir in unserer Stammrunde über die Jahre eine sehr grosse Bandbreite von "offenerem Rollenspiel" beobachten konnten. Habe daraufhin noch einmal ein wenig nachgedacht und würde meine Beobachtungen gern präzisieren:

Mein Leitstil entwickelt sich scheinbar nicht nur gruppenspezifisch, sondern auch und vielleicht sogar vor allem system-/settingspezifisch. Das obige Experiment habe ich im Zuge der Borbaradkampagne durchgeführt, wo das Geschehen bislang recht stark entlang der von mir vorausgeplanten Plotlinie (die allerdings vom offiziellen Faden erheblich abweicht) verlief. Wir hatten allerdings in der Vergangenheit auch schon andere Konstellationen.

Beispielsweise haben wir jahrelang Vampire gespielt und da, so fiel mir nun retrospektiv auf, lief die Spielleitung vollkommen anders. Es gab ein bis ins kleinste Detail vorbereitetes Setting (eine Stadt), in dem die Charaktere und die NSCs miteinander, nebeneinander und gegeneinander agierten. Ohne Plot, ohne Vorgaben und ohne Manipulationen der Spieler durch den SL. Ich hatte immer ein paar Intrigen, Plothooks und Geschehnisse parat, die in der Stadt abliefen und die ich ad hoc aus dem Hut zaubern konnte, aber die SCs konnten immer völlig frei wählen, was sie zu unternehmen gedachten. Selten hatte ich ein klassisches Abenteuer vorbereitet; und wenn, dann fügte sich Handlungsfaden eigentlich immer extrem organisch und ohne Widerborstigkeit in das Setting. Zumindest musste ich als SL nie Druck ausüben, Würfel drehen oder die Spielrealität biegen, um back on track zu kommen.

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Das Spiel bei Vampire manchmal mit und meistens ohne Abenteuer funktionierte über knapp 10 Jahre jedenfalls hervorragend und war vermutlich die beste Runde, die wir jemals hatten. Die Borbaradkampagne läuft nun ebenfalls schon über Jahre und gefällt uns ausgesprochen gut, aber irgendwie hat sich im Laufe der Zeit ein vollkommen anderer, von seiten des SL erheblich direktiverer Stil ergeben, den zu ändern oder besser: erweitern sich wie beschrieben schwierig gestaltete und dessen Ergebnis entsprechend unbefriedigend verlief.

Und nun frage ich mich, woran das liegt. Eine Erklärung mag darin bestehen, dass die Spieler bereits aufgrund der Tatsache der Existenz der vier dicken Kampagnenschinken der Borbikampagne davon ausgehen, dass der SL sie schon mit Story bombardieren wird. Eine alternative Interpretation könnte lauten, dass mir das Jonglieren der Interessen und Persönlichkeiten bei Vampire viel leichter fällt als in einem Fantasysetting. Jahrhundertealter Kainit hin oder her: so ein Lope de Vega (nen bedeutender Toreador der Kampagne; wir haben weitestgehend in Marseille gespielt) erscheint mir in seiner Motiv-und Wertestruktur einfach plausibler und nachvollziehbarer als ein Saldor Foslarin oder eine Gwiduhenna von Faldalon. Oder vielleicht raubt mir als SL auch einfach die stärkere Klischee- und Archetypenorientierung der auftretenden Figuren und die größere Enge klassischer Szenen eines Fantasysettings Spielraum bei der Ausgestaltung der Möglichkeiten der Spielwelt. Was meint Ihr? Würde das gern besser verstehen und hoffe, ein wenig klärend gewirkt zu haben.

Offline Lord Verminaard

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #40 am: 10.10.2008 | 13:57 »
Es spricht ja auch viel dafür, dass die Charaktere, wenn sie bisher duch die Borbi-Kampagne gekommen sind, eher stromlinienförmig sind und keinen Widerstand bieten. Wenn man dann plötzlich versucht, von SL-getriebenem Spiel auf Spieler-getriebenes Spiel zu wechseln, dann fehlt es den Charakteren dafür einfach an Substanz – und dem Kampagnenhintergrund auch! Dafür müsste man dann eher neue Charaktere und eine ganz andere Ausgangssituation nehmen.

Man kann übrigens auch SL-getrieben und trotzdem ergebnisoffen leiten.
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Kinshasa Beatboy

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #41 am: 10.10.2008 | 14:06 »
Es spricht ja auch viel dafür, dass die Charaktere, wenn sie bisher duch die Borbi-Kampagne gekommen sind, eher stromlinienförmig sind und keinen Widerstand bieten. Wenn man dann plötzlich versucht, von SL-getriebenem Spiel auf Spieler-getriebenes Spiel zu wechseln, dann fehlt es den Charakteren dafür einfach an Substanz – und dem Kampagnenhintergrund auch! Dafür müsste man dann eher neue Charaktere und eine ganz andere Ausgangssituation nehmen.

Hm, kann sein. Das meinte ich mit den Klischees und so.

Beispiel: Wir haben einen Kor-Geweihten aus dem Bornland in der Runde, der natürlich kräftig heckseln kann, für einen Fantasycharakter einen reichhaltig ausgearbeiteten Hintergrund mit massig Flags bereitstellt, in der Welt fest verwurzelt ist, jede Menge Leute kennt: aber das Ausspielen und die Interaktion mit der Welt bleibt dennoch bisweilen verkürzt, weil die wirkliche Identifikation mit dem Charakter sowohl von Spieler- als auch von SL-Seite einfach erheblich schwieriger ist als bei einem vertrauteren Mix aus Setting und Charakter. Und das wirkt sich reduzierend auf die wahrgenommenen Storyoptionen aus. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass ich für eine Stadt wie Marseille erheblich besser Alltäglichkeiten improvisieren kann als für Beilunk.

Man kann übrigens auch SL-getrieben und trotzdem ergebnisoffen leiten.

Wie meinste das? Erklär doch mal, wenn Du Zeit hast!

Offline Lord Verminaard

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #42 am: 10.10.2008 | 14:32 »
Na ja, eigentlich ganz einfach, du gibst den Charakteren z.B. Aufträge durch höher gestellte NSCs, setzt Gegner auf sie an, vor denen sie sich schützen müssen, klagst sie eines Verbrechens an, das sie nicht begangen haben, oder so was. Aber dann lässt du sie eben machen und hast nicht schon vorher geplant, wie sie das Problem lösen, das du ihnen eingebrockt hast.
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Kinshasa Beatboy

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #43 am: 10.10.2008 | 14:34 »
Danke, verstehe ich :-)

Offline Crimson King

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #44 am: 10.10.2008 | 14:35 »
Ich würde darunter zwei Aspekte verstehen:

dass man den Charakteren individuelle, auf deren Flags zugeschneiderte Probleme anbietet, die Lösung derselben aber offen lässt. Man liefert das Setup, baut dann aber auch den Entscheidungen der Charaktere auf.

dass man innerhalb des Abenteuers kein Player Empowerment in dem Sinne erlaubt, dass Spieler eigenhändig Storyelemente hinzufügen können wie z.B. neue NSCs oder Eigenschaften vorhandener NSCs.

Zusammenfassung: der Plot baut so weit möglich auf den Flags der NSCs auf, wird aber bis auf SC-Aktionen vollständig vom SL gesteuert.

Edit: Vermi war schneller.
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Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #45 am: 10.10.2008 | 15:04 »


Beispiel: Wir haben einen Kor-Geweihten aus dem Bornland in der Runde, der natürlich kräftig heckseln kann, für einen Fantasycharakter einen reichhaltig ausgearbeiteten Hintergrund mit massig Flags bereitstellt, in der Welt fest verwurzelt ist, jede Menge Leute kennt: aber das Ausspielen und die Interaktion mit der Welt bleibt dennoch bisweilen verkürzt, weil die wirkliche Identifikation mit dem Charakter sowohl von Spieler- als auch von SL-Seite einfach erheblich schwieriger ist als bei einem vertrauteren Mix aus Setting und Charakter.


Der Korgeweihte dürfte aber im Spiel selbst dann aber relativ weit von Zuhaus eweg gewesen sein, diese Bande also zumindest über weite Teile des Spiels zumindest zeitweilig zertrennt gewesen sein und dann kommt noch die Frage wo die anderen Charaktere herkamen.

Wenn einer von den Marseiler Vampiren sich plötzlich in NewYork mit ein paar anderen Vampiren aus sonst wo wiedergefunden hätte, hätte derselbe Char auch ein paar Akklimatisierungsprobleme mehr gehabt vermute ich.

Vertrautheit der Umgebung und aktive soziale Bindungen sind wohl ein paar der wichtigsten Elemente für proaktiveres Spiel und die werden bei reiseintensiven Szenarien sehr belastet.
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Online Saffron

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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #46 am: 10.10.2008 | 15:07 »
Zitat
Und nun frage ich mich, woran das liegt. Eine Erklärung mag darin bestehen, dass die Spieler bereits aufgrund der Tatsache der Existenz der vier dicken Kampagnenschinken der Borbikampagne davon ausgehen, dass der SL sie schon mit Story bombardieren wird. Eine alternative Interpretation könnte lauten, dass mir das Jonglieren der Interessen und Persönlichkeiten bei Vampire viel leichter fällt als in einem Fantasysetting.

Hi,
ich könnte mir vorstellen, das es dir bei der Borbi-Kampagne schwerer fällt zu improvisieren, weil so viel vorgegeben ist: Aventurien ist ja eine sehr stark ausgearbeitete Welt. Wenn du dann auch noch ein fertiges Abenteuer mit fertigen (und leider recht stereotypen) NSC's vor dir hast, dann kann das die eigene Kreativität schon hemmen. Einerseits, weil man nichts improvisieren muss - ist ja alles vorgegeben. Andererseits, weil man beim Improvisieren immer im Hinterkopf hat, dass die eigenen Ideen sich in das vorgegebene Setting und Abenteuer einfügen müssen.

Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass man je nach individuellem Geschmack durch manche Settings mehr zum Improvisieren angeregt wird als in anderen.

Das nächste, was ich mir denken könnte, ist dass das Improvisieren je nach den Charakteren leichter oder schwieriger sein kann. Ein interessanter Charakter bietet sicherlich mehr Anreiz, auf ihn einzugehen als ein eindimensionaler Charakter ohne große Tiefe.

Ciao
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Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #47 am: 12.10.2008 | 06:29 »
Was mich bei DSA immer wieder irritiert ist die Feststellung, dass die Nachteile (aber auch die Vorteile) kaum,
bzw. keine Flags darstellen. Trotzdem gehören sie zu einem Charakter.

Möglicherweise nur meine Wahrnehmung - oder aber wirklich eine Stelle, an der Sand ins Getriebe läuft.
« Letzte Änderung: 12.10.2008 | 06:32 von Dealgathair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

ChristophDolge

  • Gast
Re: [Ein paar Eindrücke] Offeneres Rollenspiel
« Antwort #48 am: 12.10.2008 | 08:16 »
Bei DSA sollen die Spieler ja einfach konsumieren,was der SL vorgibt. Ihr Einfluss auf den Verlauf des Plots ist i.d.R. nur so groß, dass am Anfang eine Situation gefunden werden muss, die alle SCs mehr oder minder dazu zwingt, den Ploteinstieg zu machen und loszuspielen.

Flags einbauen scheint mir aber auch das richtige Rezept. Allgemein Bass Playing.