Dann mal meine Antworten:
1. In meinen Runden würde es mit absoluter Sicherheit nie ein Skelettdrache auftauchen, der sich durch eine Illusion als Baum tarnt. Für mich klingt das vollkommen bescheuert, aber ich habe gelernt, dass ich meine Tabus ein wenig überdenken lernen muss. Daher die Frage: könnte das bei Euch vorkommen?
In 3.5 könnte bei mir ein solches Encounter vorkommen. Die Zaubersprüche und magischen Gegenstände machen es nötig. Auch aus der Sicht des fiktiven Erbauers. Warum das so ist, muss ich etwas ausholen:
In 3.5 (und noch stärker in den älteren Editionen) läuft ab einem bestimmten Level ein Großteil der Widrigkeiten über Save-Or-Die-Effekte ab. Entweder Du schaffst den Save oder INSERT NEW COIN. Gleichzeitig sind die Fähigkeiten der Charaktere so aufgebaut, dass Du ALLE Schwächen irgendwie verhindern kannst. Du kannst das aber normalerweise nicht immer, sodass Du quasi auf alles eine Antwort hast, diese aber uU 8 Stunden Rast benötigt.
Drittens sind die meisten Monster sehr spezialisiert. D.h. ihre Fähigkeiten sind meistens so aufgebaut, dass sie Synergien bilden. Diese Synergien führen meistens dazu, dass unvorbereitete Charaktere ins Gras beissen.
Dementsprechend habe ich gemerkt, dass die Gruppe bei aufsteigenden Level immer paranoider wird. Ein Encounter läuft dann eigentlich immer nach Schema F1 oder F2 ab:
F1:
- Feindliches Gebiet auskundschaften
- Feinde und Opfer identifizieren
- Mögliche Schwächen der Feinde identifizieren
- Mögliche Gefährdungen der eigenen Gruppe identifizieren
- Vorgehensweise besprechen und ggf. rasten
- Wenn gerastet wird, dann wird so gerastet, dass keinerlei Störungen auftreten können (Ropetrick, Mansion, usw)
- Der eigentliche Angriff
F2:
- Gruppe wird angegriffen
- Sobald die Möglichkeit besteht, Flucht
- Feindliches Gebiet auskundschaften
- Feinde und Opfer identifizieren
- Mögliche Schwächen der Feinde identifizieren
- Mögliche Gefährdungen der eigenen Gruppe identifizieren
- Vorgehensweise besprechen und ggf. rasten
- Wenn gerastet wird, dann wird so gerastet, dass keinerlei Störungen auftreten können (Ropetrick, Mansion, usw)
- Der eigentliche Rückangriff
Ausnahme: Die Gruppe hat vollen Zugriff auf alle WotC-Bücher. Dann können die Charaktere so stark geminmaxt sein, dass eigentlich alle wesentlichen Schwächen soweit ausgemerzt sind. Damit kann die Gruppe unbeschwert in jedes Kampgebiet reinlaufen ohne sich weitere Gedanken um den Gegner zu machen.
Das sind für mich übrigens 2 meiner Hauptkritikpunkte an D&D 3.5. Ein weiterer sind die Würfelorgien auf höherer Stufe. (Schaden und Dispell Magic)
2. Die gesamte Betrachtung der Szene mutet auf mich erheblich technischer an als es für mich momentan vorstellbar wäre. Der mystische Charakter der Welt wird weitgehend durch eine sehr zahlen- und wertebezogene Betrachtung ersetzt. Läuft das Spiel in Euren Runden ähnlich ab?
Je höher die Stufe desto eher.
3. Die entwickelte Kampfstrategie wirkt auf mich absurd. Bestimmt lässt sich die Strategie regeltechnisch so abbilden, aber sie spiegelt eine Sichtweise, in der das Gefühl für Dramatik nahezu komplett durch eine mechanistische Perspektive ersetzt wurde. Wenn die SC das so durchziehen und der SL parallel die NSC ähnlich agieren lassen würde, könnte ich mir eine funktionierende, konsistente und atmosphärisch dichte Welt kaum noch vorstellen. Seht Ihr das anders?
Auf höheren Stufen kommst Du nicht drumrum, so mechanisch (in 3.5) an die Hindernisse ranzugehen. Es ist eine regelinitiierte Rüstungsspirale.
Das Ganze habe ich jetzt aber aus der Sicht von D&D 3.5 beantwortet. Bei 4.0 laufen die Mechanismen anders. Es gibt so gut wie keine Save-or-Die-Effekte. Du kannst Dich also meistens einfach in den Kampf werfen und dort Deine Kampftaktik angepasst an die Situation entwickeln. Du hast dann also die Mechanik-Blubberei nicht mehr vor dem eigentlichen Kampf, sondern während des Kampfes.