Die Abenteuer sind gerade heraus und auf das Wesentliche reduziert, damit sie eben NICHT mit der Vision des SLs von der Spielwelt kollidieren. Es soll jeder aus ihnen machen können, was für seine Runde passt.
Viele sind nicht richtig verortet, was ein "Kulturspiel" schwierig macht. HF ist ein hartes, kampforientiertes Setting, so wie in den nordisch-isländischem Sagen. Da ist Ruhmsucht und Gewalt Teil des Alltags. Wie der jeweilige Charakter darauf reagiert ist aber eine andere Sache und eigentlich jedes der fertigen Abenteuer kann man auch auf friedlichere Weise beenden, nur wird es da nicht immer gut für die restliche Bevölkerung ausgehen...
Es gibt eine Reihe von Abenteuern, die man relativ gewaltlos und mit Köpfchen lösen kann, wie etwa große Teil von Pirates of Crystalflow, Teile von The Heart of Winter, Descent into Madness, Web of Deceit, Sins of the Fathers, Blood of Godhammer und (insbesondere) The Eostre Festival.
Nimm die Abenteuer einfach als Gerüst, auf das die Spieler das Fleisch aufbringen. Es gibt genügend Material, das die Kulturen, ihre Sicht auf die Götter, die Götter selbst, die Regionen und Siedlungen, andere Welten, den Abgrund usw im Detail erklärt. Drück es deinen Spielern in die Hand und lass sie machen. Das muss nicht auch noch in die Abenteuer eingebracht werden, wenn es entweder für die Haupthandlung keine Rolle spielt oder zu den 90% Informationen gehören, die die Spieler NIE mitbekommen. Du machst einfach den Tippgeber und spielst die Antagonisten. Das ist das Praktische an einem offenen Setting: Es ist Euer Spiel und man kann eigentlich nichts falsch machen. Einfach laufen lassen...
Praktisch ist auch die Integration von Abenteuern anderer Systeme in die Welt. Viele Spieler weltweit haben alte D&D Abenteuer schon in Hellfrost gespielt, aus Pathfinder, selbst Glorantha, Hârn und einigen kleineren Settings die eigentlich kaum oder keinen nordischen Charakter haben. Das ist kein Problem, denn Hellfrost ist bis auf seine Versatzelemente eine typische Fantasywelt, die man leicht bespielen kann. Wenn du schon immer ein bestimmtes Abenteuer spielen wolltest, aber nie die Leute zusammenbekamst, dann konvertiere es Quick and Dirty für Hellfrost. Das ist schnell gemacht, Namen angepasst, Kreaturen ersetzt und los gehts. Arbeit von vielleicht einem Nachmittag - wenn es hoch kommt. Hab ich andauernd gemacht.
Es gibt dann auch noch ein Encounter Book mit 50 ausgearbeiteten Szenen, einem Söldnermissiongenerator und eine Liste mit Abenteuernuggets. Die kann man leicht in größere Abenteuer einbauen, skalieren, abändern, kombinieren und substituieren. Hier gibt es viele Begegnungen, die nicht zur Gänze von Gewalt geprägt sind...
Hellfrost ist ein großes, vielfältiges Setting, das dem SL etwas mehr Arbeit als SW abverlangen könnte.
Dafür macht es aber verdammt viel Spaß und ist nicht nach einer PPK im Wesentlichen durchgespielt.