Martin hat auf seinem Blog ja die
Review in der New York Times angesprochen, ein sehr hübsches Beispiel von ... na ja, von sehr vielen Dingen auf einem Haufen, die ich nicht sonderlich mag
.
Einen Großteil der Rezi kann ich gerne als "Geschmackssache" abhaken, wobei ich es nie begreifen werde, weshalb man Leute wie die Autorin der Rezi, die "Fantasy" von vornherein scheiße finden (anders als "Fantastik" wahrscheinlich, denn das ist ja Literatur
), damit betraut und dafür bezahlt, solche Besprechungen zu schreiben. Wenn da eine an der Tastatur gesessen hätte, die immerhin in Nebensätzen durchblicken ließe, dass sie sich mit Fantasy oder gar SF auskennt, dann hätte ich mir auch einen Verriss gefallen lassen. So aber hat es etwas Peinliches, diese Rezi.
Darum nervt auch gleich zu Beginn das Geflenne, dass in GoT so viel Geld reingesteckt wird, während Mad Men immer wieder aus Geldgründen auf der Kippe stand. Ach herrjeh.
Dazu muss ich sagen, dass ich Mad Men großartig finde und GoT natürlich nicht gesehen habe, nur die Bücher und die gefühlten 50 Trailer kenne.
Die Äußerung, die in der Rezi wohl am meisten irritiert und auch am meisten kommentiert wurde (weshalb die NYT wohl die Kommentarfunktion zu dem Artikel blockiert hat
), ist ganz offensichtlich unter aller Kanone: Bei Martins Büchern handle es sich um boy fiction, in der möglichst viel Sex vorkommt, damit man sie auch an Frauen verkaufen kann.
Neben diesem offensichtlichen Schwachsinn rätsle ich aber vor allem am Fazit, den letzten beiden Absätzen der Besprechung, herum. Wenn die Serie, die ich ja nicht gesehen habe, nur zu einem Bruchteil das wiedergibt, was in den Büchern steht, dann verstehe ich nicht, was die Autorin hier will. Sie sagt:
HBO has distinguished itself as a corporate auteur committed, when it is as its most intelligent and dazzling, to examining the way that institutions are made and how they are upheld or fall apart: the Mafia, municipal government (“The Wire”), the Roman empire (“Rome”), the American West (“Deadwood”), religious fundamentalism (“Big Love”).
Schön, ja, richtig, auch wenn es in den Serien zum Glück auch noch um mehr geht.
Dagegen wird GoT aber vorgeworfen:
“Game of Thrones” serves up a lot of confusion in the name of no larger or really relevant idea beyond sketchily fleshed-out notions that war is ugly, families are insidious and power is hot.
Da frage ich mich, wieso sollte GoT aus diesen Gründen negativ aus dem HBO-Kanon herausstechen? Denn wir haben:
war is ugly -- "Band of Brothers", "The Pacific", "Generation Kill"
families are insidious -- "Sopranos", "Big Love", "Six Feet Under"
power is hot -- "Oz", "Sopranos", "Big Love", Rome", "Deadwood"
Und andersrum: das -- "the way that institutions are made and how they are upheld or fall apart" -- findet sich ja nun weiß Gott auch in GoT. Zumindest im Buch. Und ich kann mir beim Besten Willen nicht vorstellen, dass das in der Serie überhaupt nicht mehr rüberkommen soll.
Von daher bin ich doch wieder erstaunt, dass Leute gewisse Themen wahrnehmen und ernst nehmen, solange sie in einem Rahmen präsentiert werden, der für sie "real" erscheint. Sobald aber ein fiktiver, fantastischer Rahmen gesetzt wird, ist das offenbar nicht mehr erkennbar. Obwohl die Welt von "Rome" im Grunde genauso fantastisch und fremd ist (und die Serie ja auf einem ganz schönen Kalauer herumreitet
), stört sich der intellektuelle Hunger hier nicht daran. Kommt allerdings das Label "Fantasy" ins Spiel, dann ist plötzlich alles ganz, ganz dumm.
Und die letzten zwei Sätze der Rezi muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:
If you are not averse to the Dungeons & Dragons aesthetic, the series might be worth the effort. If you are nearly anyone else, you will hunger for HBO to get back to the business of languages for which we already have a dictionary.
D&D-Ästhetik? Die Autorin hätte sich mal über D&D informieren und sich ein neues Wörterbuch anschaffen sollen
.