Im Großen und Ganzen dürfte das Feuer der Serie jetzt ausgeraucht sein.
Ich möchte gerne kurz rekapitulieren.
Unmissverständlich, unaufhaltsam wie Valar Morghulis zeichnet sich Folgendes ab:
Die ersten vier Staffeln, die Martin als Buch jahrelang geschrieben hatte, bilden ein faszinierendes, hochkomplexes Fantasy-Universum aus grauen Charakteren, deren Motivationen stets nachvollziehbar bleiben. Zu recht führte dieses Meisterwerk zu einer der größten und populärsten Franchises aller Zeiten. An dem Narrativ von Season I-IV werden sich künftige (Fantasy-) (TV)-Produktionen messen müssen.
Nach dem Abschied von Martins Vorarbeit zeigt sich, dass eine Serie zu adaptieren, doch etwas anderes ist, als diese selbst zu schreiben. Dies wird v.a. daran deutlich, dass komplexe Charaktere, an denen Martin Ewigkeiten feilte (Tyrion, Jaime, Cersei, Jon), von den Autoren ohne Martins Federführung entweder verhindert werden, sich wesentlich effektiv einzubringen (Sir Davos), oder gar verhunzt (Tyrion) bzw. ins stumpfe Aus geführt werden (Jaime, Cersei). Dies gilt nicht für rundum alle Charaktere der Serie, wird aber gerade bei den großen Protas sehr augenfällig.
Die einfacher gestrickten Nebenfiguren wie Hound, Dondarrion, Quiborne, Gendry, Melisandre, kommen hingegen besser weg, weil sie nicht dieselbe epische Schwungweite wie die großen Protas mitbringen. Sie bringen meist ein klares Motiv und weniger Charakterzüge mit (Rache an X, Zweck: supporte Y) und lassen sich daher mit weitaus weniger Screentime effektiv so vorantreiben wie es ihrem Wesen entspricht. Das sind regelmäßig auch extrem beliebte Charaktere wie Old Bear Mormont, Leanna Mormont, Ser Barristan Selmy), etc.
Alles in allem eine wahrlich große Serie, mit einer "joah"- tauglichen Abschlußstaffel ohne viel Mysterium oder simpler Verarschung der Zuschauer
. Gut, manchmal etwas stümperhaft, nicht kongenial zu Martin ohne Martins Vorgaben, manchmal schwächelnd und oft zu voreilig.
AGoT aber immer noch der charismatische, ehemalige Klassenbeste, der sich in der Abschlußprüfung zu einer "2" zusammengerauft hat, nachdem er sich in der Vergangenheit doch ziemlich verändert hatte.