Autor Thema: [Letzter Envoyer] Analyse des Rollenspiel-Marktes, Artikel von Frank Heller  (Gelesen 45743 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Meine Fresse, klar wird das auf ihrer Homepage stehen.
Wo sonst würdest Du etwas vermuten, daß man gemeinhin Werbung nennt?
Da muß ich Greifenklaue zustimmen: Glaubst Du denn, irgendwer würde im Werbebereich keine "Hoheitsansprüche" stellen?
"Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt."
"Die längste Praline der Welt."
"Keiner wäscht reiner."
usw. usf.

Wenn Du Eigenwerbung nicht von ernstzunehmenden Anspruchsforderungen unterscheiden kannst, wird es echt schwierig... Und auf der eigenen Verlangsseite hat Eigenwerbung nun mal ihren Platz - zumal, wenn man damit nicht mal "lügen" muß, sondern durchaus zutreffendes (allenfalls ein wenig aufpoliert) zu sich zu sagen hat.

Ranor

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Ja nun lies aber bitte nochmal, was ich zitiert habe. Da ging es keineswegs nur um die eigenen Produkte.

Herrje, es ist WERBUNG! Merlin hat dazu eigentlich schon alles gesagt.

Offline AlexW

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Ich gebe diesbezüglich zu, dass ich mich mit dem Begriff "Deutungshoheit" etwas "unglücklich" ausgedrückt habe. Der Begriff klingt etwas "arrogant" und autoritär. Gemeint war das nur zum Teil. Teilweise wird diese "Deutungshoheit" auch eher (von Dritten) zugeschrieben - dann handelt es sich m.E. um "Macht". Es geht also nicht unbedingt nur darum, dass sich jemand diese Macht "nimmt", sondern auch darum, wer sie ihm zugesteht. Dies trifft sicher auf den dritten Punkt zu. Diesbezüglich bin ich mir nicht sicher, inwieweit Fangirls und Fanboys wirklich für alle RollenspielerInnen sprechen. ;)

Was du "Deutungshohheit" nennst, nenne ich Marketing-Geschwurbel. @:)

(Ooops, andere waren schneller - sorry. :) )
« Letzte Änderung: 7.12.2008 | 20:55 von AlexW »

Kleiner 4. Mann

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Dann empfehle ich Dir dringend, Deine Manieren zu überdenken.
... darauf erstmal mit wüsten Beschimpfungen zu antworten, findest Du kein bißchen selbstironisch?
Aber wenn es denn per PM sein soll: Immer her mit der Quelle. Wie gesagt, besonders die Druckerei, die 2000 Bücher für insgesamt weniger Geld liefert als 10000, interessiert mich brennend.

Hier geht es nicht um den Weltfrieden oder die Globale Klimakatastrophe, sondern höchstens um ein paar statistische Fragen mit eher unwichtiger Relevanz.
Mich würden konkrete Zahlen wirklich mal interessieren. Aber leider laufen Diskussionen über den Rollenspielmarkt praktisch immer so ab, daß ohne seriöses Datenmaterial lediglich festgefahrene Meinungen ausgetauscht werden. Und wenn man dann dieses bemängelt, wird man auch noch angepißt. Gab's schon des öfteren.

Seriöse Zahlen wären beispielsweise: "Rollenspielverlag X hat Regelwerk Y 10000 Mal drucken lassen, davon wurden bis heute nur 2137 verkauft".
Wenn man solche Zahlen nennen kann, und zwar nicht nur für ein Beispiel, sondern für deren mehrere, dann hätte man eine Diskussionsgrundlage. So wird hier mal wieder nur im Nebel herumgejammert.

[OT: Das wir Gästen den Schreibzugriff auf die meisten Bereiche des Boards gewähren, geschah übrigens aus einer Good Will - Idee heraus.]
Das ging ja wohl ganz schön daneben.
(Und nein, für den Fall, daß Du nicht nachgeguckt hast, ich habe mich nicht gerade eben erst angemeldet.)
« Letzte Änderung: 8.12.2008 | 10:57 von Kleiner 4. Mann »

Offline Arbo

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Also irgendwie ist das doch widersprüchlich und albern: Wenn die Aussagen der Verlage als wertlose Marketingsprüche abgetan werden, dann fragt auch nicht nach Belegen dafür, wo Verlage irgendwie, irgendwas von sich behaupten!

Außerdem ist "Werbung" nicht unbedingt gleich "Marketing". Zu Letzterem gehört auch "Imagebildung". Insofern ist das schon nicht unrelevant, was bestimmte Verlage immerhin selbst (!) behaupten; denn das sind Aussagen, von denen (a) eine Aussenwirkung ausgeht und die (b) nicht zufällig sind (sein sollten), d.h. einem gewissen Ziel folgen.

Jetzt kann natürlich jemand daher kommen und sagen: Ja, aber gerade weil das so tendenziös ist, ist es nicht ernst zu nehmen. Bleiben wir dabei konsequent, sind letzten Endes alle Aussagen von Unternehmen/Verlagen zielgerichtet/tendenziös. Es gibt also keine wirklich „objektiv wahren“ Aussagen. Wenn das aber so ist, ist es unseriös, Belege zu verlangen, die es gar nicht geben kann.

Deshalb besitzt es einen außgesprochen halbseidenen Charakter, erst Belege von Unternehmen/Verlagen für bestimmte Behauptungen zu fordern, um dann damit zu kommen, dass das ja alles nur „Werbung“ sei!
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Dammi

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Huhu!

Aber leider laufen Diskussionen über den Rollenspielmarkt praktisch immer so ab, daß ohne seriöses Datenmaterial lediglich festgefahrene Meinungen ausgetauscht werden. Und wenn man dann dieses bemängelt, wird man auch noch angepißt. Gab's schon des öfteren.

Kann ja sein, das das anderswo so läuft, aber mit solch einem Vorurteil hier reinzuplatzen und erstmal rumzublöken ist nunmal ziemlich daneben. Da musst Du Dich nicht wundern, wenn Du ne Antwort im gleichen Tonfall bekommst und den Mods gemeldet wirst.

Es geht immer auch freundlich--auch wenn man etwas zu bemängeln hat. ;)


Gruß,

Dammi

Ranor

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Also irgendwie ist das doch widersprüchlich und albern: Wenn die Aussagen der Verlage als wertlose Marketingsprüche abgetan werden, dann fragt auch nicht nach Belegen dafür, wo Verlage irgendwie, irgendwas von sich behaupten!
Die beiden Sätze der Verlage, die immerhin du angeführt hast, sind natürlich eine wohlwollende Beschreibung der Bedeutung des eigenen Produktes. Was genau sollen die denn belegen? Das beide Verlage sich bzw. ihr Produkte als wichtige Teile des Rollenspielmarktes sehen? Klar, machen sie. Da kann man nun so viel oder wenig "Deutungshoheit" hineininterpretieren, wie man möchte.
Zitat
Außerdem ist "Werbung" nicht unbedingt gleich "Marketing". Zu Letzterem gehört auch "Imagebildung". Insofern ist das schon nicht unrelevant, was bestimmte Verlage immerhin selbst (!) behaupten; denn das sind Aussagen, von denen (a) eine Aussenwirkung ausgeht und die (b) nicht zufällig sind (sein sollten), d.h. einem gewissen Ziel folgen.
Und? Natürlich folgen sie einem gewissen Ziel: Das eigene Produkt soll gekauft werden. Mir ist nicht so richtig klar, auf was du eigentlich hinaus willst...
Zitat
Jetzt kann natürlich jemand daher kommen und sagen: Ja, aber gerade weil das so tendenziös ist, ist es nicht ernst zu nehmen. Bleiben wir dabei konsequent, sind letzten Endes alle Aussagen von Unternehmen/Verlagen zielgerichtet/tendenziös. Es gibt also keine wirklich „objektiv wahren“ Aussagen. Wenn das aber so ist, ist es unseriös, Belege zu verlangen, die es gar nicht geben kann.
Nochmals: Und?
Kinshasa Beatboy wollte Beispiele. Du hast dann diese beiden Zitate geliefert, die weder für mich noch für einige andere hier sonderlich überzeugend waren.
Zitat
Deshalb besitzt es einen außgesprochen halbseidenen Charakter, erst Belege von Unternehmen/Verlagen für bestimmte Behauptungen zu fordern, um dann damit zu kommen, dass das ja alles nur „Werbung“ sei!
Es waren wohl eher deine "Belege" halbseiden...

Offline Merlin Emrys

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Also irgendwie ist das doch widersprüchlich und albern: Wenn die Aussagen der Verlage als wertlose Marketingsprüche abgetan werden, dann fragt auch nicht nach Belegen dafür, wo Verlage irgendwie, irgendwas von sich behaupten!
Argh... *schudder*
Daß Verlage in verschiedenen Kontexten verschiedene Formulierungen gebrauchen, hatte ich für selbstverständlich gehalten. Ich meine, wer wird denn in einer Rede zum 50. Geburtstag die volle Wahrheit über einen Menschen zu erfahren hoffen? Aber genauso wenig darf man eine Haßpredigt zur Basis dessen nehmen, was man über das dem Prediger Verhaßte denken sollte.
Also sucht man sinnvollerweise an Stellen nach Aussagen, die weder von Lobhudelei noch von Haß geprägt sein werden - oder man zieht mit in die Betrachtung ein, von was eine Quelle nun beeinflusst ist und in welche Richtung sie aller Wahrscheinlichkeit nach tendenziös sein wird: "Cui bono?"
Ist das denn nicht selbstverständlich?

Offline Mondbuchstaben

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Was du "Deutungshohheit" nennst, nenne ich Marketing-Geschwurbel. @:)

Ja. Und dabei stehen die beiden Zitate weder im Widerspruch zueinander, noch sind sie unwahr oder auch nur übertrieben.

Naja, einmal gibt es solche Aussagen wie ...
Zitat
Seit den frühen achtziger Jahren ist Das Schwarze Auge ein fester Bestandteil der deutschen Fantasy- und Rollenspielszene und hat sich seitdem zum größten und beliebtesten deutschsprachigen Rollenspiel entwickelt.
Quelle: http://www.dasschwarzeauge.de

und
Zitat
Dungeons & Dragons oder kurz D&D ist das Rollenspiel, das das gesamte Genre definiert und seit über dreißig Jahren Standards für das Hobby insgesamt definiert.
Quelle: http://www.feder-und-schwert.com

Die erste Aussage beschreibt, dass DSA das beliebteste deutschsprachige Rollenspiel ist. Das kann niemand ernsthaft anzweifeln wollen, selbst DSA-Gegner müssen erkannt haben, dass D&D bis zur Amigo-Ausgabe von AD&D nur schwer überhaupt ein Bein an die Erde bekommen hat.

Und genau so wahr ist es, dass D&D weltweit als das Modell eines Rollenspiels gilt. Das erste DSA war eine nur schwach verhohlene Kopie jener Standards, die D&D definiert hat - Spielleiter/Spieler-Split, Charakterklassen, Erfahrungsstufen, Attribute, Ausflüge in Keller (von Gasthäusern oder Schlossruinen)...

Das ist nicht "Deutungshoheit" - jeder Journalist, der die Geschichte des Rollenspiels in den USA und Deutschland recherchiert, müsste eigentlich diese beiden Sätze (oder ähnlich lautende Variationen) in seinem Artikel verwenden.
Aber chronologisch, deshalb in umgekehrter Reihenfolge.

Kleiner 4. Mann

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Kann ja sein, das das anderswo so läuft,
Es kann auch sein, daß es hier so läuft. Deswegen stand das auch am Ende der mal wieder vergeblichen Fragen nach vernünftigen Quellen (oder auch nur nach gesundem Menschenverstand... ich suche immer noch die Produktionsmethoden mit negativen Stückkosten) und nicht am Anfang.

Aber als Gastposter (was ja hier ein Irrtum war... und auf Grofafo hatte ich noch einen viel älteren Account) ist man ja sowieso nix wert.  ::)

Offline Greifenklaue

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Nebenan wurde er mit Erlaubnis des Envoyer veröffentlicht!

"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Carabas

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Danke für den Link :) So konnte ich mir dann doch noch ein eigenes Bild von dem Artikel machen.

Der Artikel wird tatsächlich vom Hauch des Lobbyismus umweht. Vielleicht lag das auch daran, dass Frank Heller "nur" Informationen von Ulysses, Feder & Schwert und Pegasus zur Verfügung hatte. Es fällt mir auf, dass er besonders häufig Oliver Hoffmann von F&S zitiert. Ich wage zu unterstellen, dass Oliver Hoffmann da eine sehr eigene und einseitige Perspektive entwickelt, was daran begründet liegt, das F&S meiner Meinung nach finanziell schwer angeschlagen ist und vermutlich um sein Überleben kämpft.

Ich bewerte die Szene anders als der Autor. Die großen deutschen Rollenspielverlage haben schwere Zeiten hinter und vor sich. FanPro hat dicht gemacht, F&S verliert hat alle Lizenzen verloren, an denen sie die alleinigen Rechte hatten, Pegasus ist (in meinen Augen) kein klassischer Rollenspielverlag. Ulyssess muss mit einer DSA Edition kämpfen, die alles andere als einsteigerfreundlich ist. Eigentlich hat keiner der großen Rollenspielverlage mehr ein Einsteiger-RPG im Angebot. Alles viel zu komplex.

Daher findet jetzt eine Verschiebung der Szene statt. Hinzu den neuen Verlagen wie 13Mann und Prometheus (mit mehreren Spielen und Lizenzen) einerseits und Nackter Stahl und Sighpress (mit einem Haussystem) andererseits. Die Verlage bieten den professionellen Fan-Publikationen eine Basis für Veröffentlichungen. Ich unterstelle aber auch, dass bei diesen Verlagen die Zahl der Personen, die alleine damit ihr Geld verdienen gering oder gar null ist. Von deren Beschäftigten hat bestimmt jeder noch einen "Day Job".

Den brauchen Mitarbeiter von Ulysses, F&S und Pegasus vielleicht demnächst auch wieder. Das dieser Umstand den Betroffenen stinkt, kann ich mir gut vorstellen. Deswegen kling für mich da auch ziemlich viel Frust raus, wenn Frank Heller schreibt: "Ich vertrete die These, dass jeder, der mit seinem Verlag heutzutage ausschließlich oder überwiegend von Pen&Paper zu leben versucht, entweder wahnsinnig ist (...) oder schlichtweg keine Ahnung hat." Denn ich unterstelle, dass die neuen Kleinverlag nicht alleine von ihren Verlagen leben. Damit sind sie natürlich eine echte Gefahr für die großen Verlage, weil damit die Wirtschaftlichkeitsrechnungen anders ausfallen. Aber Frank Heller sollte bedenken, dass die großen Verlage teilweise auch so angefangen haben. Nur weil ihre Rollenspiele und Lizenzen populär wurden, sind dort full-time jobs entstanden.

Die neuen Kleinverlage machen dieses Kunststück jetzt nach. Das gefällt etablierten Verlagen natürlich nicht. Denn sie müssen jetzt um ihre Umsätze und nachgelagert um ihre Existenz fürchten. Dabei sind die großen Verlage ihre Misere doch selber schuld. Denn nach den Gesetzen des Marktes werden die Produkte gekauft, die attraktiv für den Verbraucher sind. DSA, Shadowrun und Cthulhu sind halt nicht mehr so attraktiv, weil entweder die Regel zu komplex sind (DSA), das Genre seine besten Zeiten hinter sich hat (Shadowrun) oder die Spielregeln aus den 80er stammen (Cthulhu). Oder sie schaffen es sich die Lizenzen zu verspielen (F&S).

Demgegenüber stehen junge und hippe Systeme wie Arcane Codex, Elyrion, Opus Anima, welche Teil des Regeldiskurses in der Indie-Szene in ihre GRWs integriert haben, und die Systeme sind zugänglicher, weil noch nicht viel Material (vs. Shadowrun oder DSA) existiert. Oder man besorgt sich Retro-Lizenzen, mit dem man bei dem älterwerdenden Publikum punkten kann (Traveller, Rolemaster).

Womit Frank Heller allerdings recht hat, ist der Faktor der Überalterung der Szene. Das kann dem Markt unterm Strich gefährlicher werden als der "Verlagskrieg". Allerdings verschärft der schrumpfende Markt die Verdrängungseffekt im Wettstreit der Verlage um die Käufer.

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

sehr schön das man den Artikel jetzt auch Mal lesen konnte.

Ich denke die grundlegende Analyse ist leider durchaus richtig. Es gab schon immer nicht besonders viele Rollenspieler und die direkten Konkurrenzprodukte wie Computerrollenspiele und Internetrollenspiel sind deutlich besser geworden wärend die Pen&Paper Rollenspiele eigentlich nur unhandlicher geworden sind was Regelumfang und Hintergrund angeht.

Die wirtschaftliche Analyse möchte ich nicht anzweifeln.
Was mir ein wenig fehlt ist die Analyse der Zwickmühle der großen Verlage, also nach Frank Heller Verlage die vom Verkauf ihrer Produkte wirtschaftlich leben müssen.
Denn soweit ich das überblicke hat jeder im Atikel genannte Verlag ein Standbein im Rollenspielsektor. Dieses System ist meistens schon länger auf dem Markt und hat eine gewisse Fanbasis.
Das führt leider dazu das die Fans, die man als Kunden ja nicht vergraulen möchte, gewisse Dinge von "ihrem" System erwarten was Regeloptionen, Hintergründe und Kampagnen angeht.
Das steht wiederum dem Wunsch nach einem einfachen Einsteigerrollenspiel entgegen. Denn für Einsteiger wäre eine intensive Werbekampagne und viel Support nötig. Gleichzeitig ist aber nicht sicher das ein Einsteiger tatsächlich ein regelmäßiger Kunde oder gar als Spielleiter ein Multiplikator wird. Ich habe also am Anfang einen kleinen Kundenstamm der aber eine intensive und damit teure Betreung erfordert.
Die Fans der eingeführten Systeme kaufen sich ein solches System vielleicht Mal als Test oder als Bier&Brezel Rollenspiel um auch in Situationen spielen zu können wo man für mehrere Regel- und Quellenbücher + Zubehör keinen Platz oder keine Transportkapazitäten hat. Sie werden sich aber irgendwann aus den Verkäufen ausklinken. Denn die grundlegende Neugier auf das neue System wurde gestillt und zusätzliches Material macht man lieber selbst.
So wird es für die großen Verlage schwierig. Der Riollenspielsektor bringt schon wenn überhaupt nur wenig Gewinne. Ein Einsteigerrollenspiel erfordert eine intensive Förderung die Geld kostet aber nur einen unsicheren Erfolg hat.
Die eingeführten Systeme einsteigerfreundlich zu verschlanken wird wahrscheinlich auf wenig Gegenliebe der Altkunden treffen die eben "ihr" System haben möchten.
Denn auch innerhalb eines Verlags können ja zu viele Produktlinien dafür sorgen das eine dieser Linien vernachlässigt oder eingestellt wird. Hier würde man sich mit einem Einsteigerrollenspiel Konkurrenz im eigenen Haus machen.

Frank Heller unterscheidet sehr wohl zwischen den Verlagen und der Fanszene. Er sagt an keiner Stelle das das Rollenspiel untergeht.
Er sieht ein Schrumpfen der kommerziellen Produktlinien innerhalb von 10 Jahren. Ich denke auch das spätestens da viele der jetzt neu oder wieder auftauchenden Systeme gestorben sein werden.
Ob jetzt die großen Verlage tatsächlich das Aushängeschild der Rollenspielszene sind indem sie Werbung und Marketing betreiben und ganz eventuell ihre Produkte auch Nichtrollenspielern bekannt sind ist diskussionswürdig.
Wenn ich im Beruf sage ich sei Rollenspieler sagen fast alle Kollegen "Häää?". Wenn ich sage ich spiele "DSA oder auch Das schwarze Auge" tauchen tatsächlich schon Mal Kollegen auf die sich daran Erinnern das ihre Kinder so was gespielt haben oder auf dem Computer spielen.

Gruß Jochen - Änderung: Rechtschreibung
« Letzte Änderung: 10.08.2020 | 09:00 von Arkam »
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Carabas

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...wärend die Pen&Paper Rollenspiele eigentölich nur unhandlicher geworden sind was Regelumfang und Hintergrund angeht. ... Dieses System ist meistens schon länger auf dem Markt und hat eine gewisse Fanbasis. Das führt leider dazu das die Fans, die man als Kunden ja nicht vergraulen möchte, gewisse Dinge von "ihrem" System erwarten was Regeloptionen, Hintergründe und Kampagnen angeht. ... Die eingeführten Systeme einsteigerfreundlich zu verschlanken wird wahrscheinlich auf wenig Gegenliebe der Altkunden treffen die eben "ihr" System haben möchten.

Hier würde man sich mit einem Einsteigerrollenspiel Konkurrenz im eigenen Haus machen.

Interessanter Standpunkt. Die Beobachtung, das viele etablierte Großsysteme immer komplexer werden (von den Weltbeschreibung gar nicht mal zu reden), stimmt leider.

Daran sehe ich den größten Fehler der etablierten Verlage. Ihre Innovationskraft nimmt ab. Man bastelt halt immer weiter am bestehenden und verliert die Neukundengewinnung aus dem Blick. Das eine Vereinfachung der Regeln zuerst einmal auf wenig Gegenliebe stoßen wird, ist auch richtig.

Fallstudie White Wolf. Der Verlag hat sich mit der (nicht mehr ganz so) neuen World of Darkness die Innovationskraft zurückgeholt und sich aus dem Dilemma der Einsteigerunfreundlichkeit gerettet. Begleitet von Wehklagen der alten Fans.
Das deutsche Verlage dieses Risko scheuen, kann ich verstehen, wenn ich mir die Widerstände gegen diverse neue Regeln in Deutschland anschaue (D&D, nWoD).

Andererseits wage ich immer noch zu argumentieren: wieviel Regeln braucht ein Spiel damit ich damit Spass haben kann? Die Antwort erfolgt dann irgendwo entlang der Achse Narrativist vs. Simulationist. Hier bieten v.a. die alten Regelmonstren keinerlei Neuerung. DSA, Rolemaster, Traveller, Shadowrun sind nicht beliebig skalierbar. Degensis, Nornis, Elyrion und Engel hingegen schon.

Persönlich denke ich, ein GRW darf nicht komplexer sein als World of Darkness oder Degenesis.

Und, es gibt ein Einsteiger GRW: "Narnia: Das Rollenspiel". Oder Runenklingen von Midgard.

Offline tartex

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Und, es gibt ein Einsteiger GRW: "Narnia: Das Rollenspiel". Oder Runenklingen von Midgard.

Und anscheinend auch Der Kult der Goldenen Maske von DSA.
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
Kumpel von Raven c.s. McCracken

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

also ich gehe noch einen Schritt weiter.
Ein Regelwerk mit maximal 40 DIN A4 Seiten inklusive einem minimalistischen Hintergrund ist ein Einsteigerrollenspiel.

Skalierbarkeit was den Regelumfang angeht ist zwar nett aber gerade als Anfänger will man ja "Das Spiel" spielen und nicht als erstes bestimmen müssen was für eine Art von Spiel man genau spielen will.

Gruß Jochen
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Ein

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Zitat
Denn auch innerhalb eines Verlags können ja zu viele Produktlinien dafür sorgen das eine dieser Linien vernachlässigt oder eingestellt wird. Hier würde man sich mit einem Einsteigerrollenspiel Konkurrenz im eigenen Haus machen.
Außer man realisiert endlich einmal, dass die Hauptzielgruppe für Rollenspiele 14-25 Jahre alt ist. Und dass das Produkt XY daher nur eine Lebenszeit von max. 10 Jahren hat. (Eher von 5) Und dass daher Investitionen in ein überaltertendes Produkt immer weiter sinkende Gewinne erzielen, während neue Rollenspiele zwar ein größeres Risiko darstellen, aber auch eine höhere Rendite bieten.

Dann müsste man noch abschätzen, inwiefern die Produktionskosten für überalterte Rollenspiele höher liegen als für Neuprodukte für weniger anspruchsvolle Neukunden inkl. deren Etablierung am Markt.

Bei dem Einstellen der alten Serie verliert man dann zwar einen ganzen Teil seiner Kunden (wobei sicherlich auch ein ganzer Teil zum neuen Produkt wechseln wird), da diese aber eh potentiell geringere Gewinne einbringen (gerade eingeschränkte Trendsetter-Funktion), sollte das einen Verlag nicht wirklich treffen. Wobei das natürlich eine Frage ist, wie risikobereit man ist.

@Einsteigerrollenspiel
Ein gutes Einsteigerrollenspiel muss vor allem eines haben: Ein vernünftiges Image. Es muss neue Käufer begeistern können. Gerade Jugendliche ansprechen.

Offline Arbo

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@Einsteigerrollenspiel
Ein gutes Einsteigerrollenspiel muss vor allem eines haben: Ein vernünftiges Image. Es muss neue Käufer begeistern können. Gerade Jugendliche ansprechen.

Oder bisher nicht ins Auge gefasste Kundengruppen. Ich will das Fass "Frauenrollenspiel" nicht aufmachen, aber wenn RS immer noch mit den ollen 0815-Tittenmäusen im 80'er-Jahre Manowar-Schlüpfermetal-Stil daher kommen ... darf sich niemand wundern, dass sich a) ein bestimmtes Negativ-Image immer noch beständig hält und b) bestimmte Kreise abschreckt.

(Ähnliches gilt für Gewaltverherrlichung.)

Arbo
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 11:23 von Arbo »
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Ein

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@Arbo
Ja, das Fass Frauenrollenspiel wollte ich nicht aufmachen, denn wer es schafft, in diese Zielgruppe oder andere nicht beachtete Zielgruppen (Rentner!) vorzudringen, wird den Rollenspielvogel abschießen und das Hobby ganz neu definieren.

Bis dahin ist aber meiner Meinung erst einmal überhaupt notwendig, dass sich selbst als professionell titulierende Verlage realisieren, dass Rollenspiel auch nur ein Produkt wie jedes andere ist. Dafür ist es dann halt notwendig, dass man Rollenspiele nicht mehr für sich selbst und seine alternden Freunde produziert, sondern für den (potentiellen) Markt.

Offline Arbo

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Jup, das meine ich im Grunde auch. Und dass da bisweilen ziemlich "rückständige" Tendenzen am Werke sind, bestätigt sich ebenso bisweilen in manchem Artwork.

Ansonsten wäre es natürlich auch ein passables Kunststück, neue Wege zu gehen, d.h. neue Kundengruppen zu erschließen, dabei aber auch - zumindest Teile der - alten Kunden mitzunehmen. Ich denke, dass das prinzipiell möglich wäre. Aber wie Du schon sagst: Das ist mit "Risiko" verbunden und dazu ist mensch wohl nicht bereit.

Arbo
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Samael

  • Gast
Jup, das meine ich im Grunde auch. Und dass da bisweilen ziemlich "rückständige" Tendenzen am Werke sind, bestätigt sich ebenso bisweilen in manchem Artwork.


Für die einen ist es rückständig, für die anderen klassisch.

Kinshasa Beatboy

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Beim Artwork stimme ich Euch zu. Dummerweise ist gutes Artwork wahnsinnig teuer. Erheblich teurer jedenfalls als Text. Dennoch: sehe ich auch so. Mit der Forderung nach Frauen- und Rentnerrollenspielen wagt Ihr Euch aber ziemlich weit aus dem Fenster, finde ich  :D Vielleicht war aber auch nur ein Spaß, den ich nicht verstanden habe. Mir jedenfalls wäre schleierhaft, wie sowas aussehen konkret könnte/müsste.

Über den Einsteigeraspekt habe ich mir für DSA schon mal ein paar Gedanken gemacht. Modularität ist da aus meiner Sicht das Zauberwort für die Kundenbindung. Man kann mit einem kostengünstigen Einsteigerpaket anfangen, dann jedoch nach Belieben upgraden. Somit umgeht man den leidigen Punkt, dass man sich Konkurrenz mit den eigenen Produkten macht und unnötige Parallelschienen unterhält.

Dazu hatten wir hier 2007 schon eine Diskussion und ich habe das bei Ulisses zusammenführend dargestellt. Wens interessiert: hier.

Ranor

  • Gast
Vielleicht war aber auch nur ein Spaß, den ich nicht verstanden habe.
Das war kein Spaß.

Es existieren allerdings schon einige Rollenspiele, die ohne "0815-Tittenmäusen im 80'er-Jahre Manowar-Schlüpfermetal-Stil" auskommen. Und erklär uns doch mal, was du unter einem "Frauenrollenspiel" verstehst, schließlich hast du das Fass aufgemacht  :P

Ein

  • Gast
@Kinshasa
Zitat
Mir jedenfalls wäre schleierhaft, wie sowas aussehen konkret könnte/müsste.
Wenn ich das wüsste, würde ich Boba den Server finanzieren und ansonsten momentan das Wetter in den Tropen genießen. Aber ich melde mich, wenn ich soweit bin. ;)

Zitat
Modularität ist da aus meiner Sicht das Zauberwort für die Kundenbindung.
Nein, gerade Kundenbindung ist meiner Meinung nicht weiter interessant. Denn wie die Gegenwart zeigt, scheitert ja gerade dieser Ansatz. Während sich die Kunden durch die demographischen Gruppen entwickeln, entwickelt sich auch ihr Geschmack weiter. Was steigende Entwicklungs- und Produktionskosten bedeutet, bei gleichzeitig abnehmender Bereitschaft der gebundenen Kunden zu kaufen.

Daher lieber immer wieder dieselbe Chose immer wieder für die neue Generation auflegen. Selber Inhalt, andere Verpackung. Dabei könnte man dann auch direkt teuren Vierfarb-Hardcoverdruck durch Taschenbuch ersetzen.
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 12:05 von Ein »

Offline Arbo

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@ "Frauenrollenspiel":

Och, mensch. Auch, wenn's schwer fällt: Stellt Euch doch mal nicht so doof!

Erstens: Wie gesagt, ich will das Fass nicht aufmachen, weil das durchaus ein eigenes Thema wäre.
Zweitens: Deutet der von Ein eingeworfene Begriff "Rentnerrollenspiel" durchaus sehr deutlich an, dass es um mehr geht als nur ein Quotenrollenspiel!

Mit "Frauenrollenspiel" war also nur ein Beispiel gemeint, mit dem ich nur etwas illustrieren wollte. Nämlich das Bestreben, sich vielleicht auch mal andere Kundenschichten zu erschließen!!!

Ein hat oben schon richtig darauf hingewiesen, dass sich dies auf "neue Kundengruppen" hinsichtlich des Alters beziehen kann. Es kann sich aber auch auf ein und dieselbe Kundengruppe beziehen, die aber ihren Geschmack verändert hat. Und es kann sich eben auch auf ganz andere Kundengruppen beziehen. Wie sind z.B. Leute zu begeistern, die bisher hauptsächlich Krimis oder Fantasy-Literatur lesen? Also die, die aus der Literatur-Ecke kommen?

Und jetzt bitte nicht in Emo-Manier "durch den Monsun" jammern, dass die sich ja gefälligst mit "unserem Hobby" auseinandersetzen und "uns" gegenüber "toleranter" sein sollten. Wir sind ja ein so unverstandenes und missgedeutetes Hobby, nicht war? ;)

Es geht darum, vielleicht mal etwas anders zu machen. Wie das ginge, weiß ich jetzt auch nicht. Aber mir scheint klar, dass es die bisherigen Produkte offenbar nur spärlich vermögen, entsprechend neue Kunden zu erschließen.

Arbo

P.S.: Und nochmal "Frauenrollenspiel" ... das bezieht sich just auf jene Jammerei, dass "Frauen" im RS immer unterpräsent sind. Das mag sicherlich auch soziologische Ursachen haben. Es kann (!) aber auch zum Teil (!!) sein, dass die Produkte einfach nicht "stimmen".
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 13:17 von Arbo the Checker »
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