Danke für den Link
So konnte ich mir dann doch noch ein eigenes Bild von dem Artikel machen.
Der Artikel wird tatsächlich vom Hauch des Lobbyismus umweht. Vielleicht lag das auch daran, dass Frank Heller "nur" Informationen von Ulysses, Feder & Schwert und Pegasus zur Verfügung hatte. Es fällt mir auf, dass er besonders häufig Oliver Hoffmann von F&S zitiert. Ich wage zu unterstellen, dass Oliver Hoffmann da eine sehr eigene und einseitige Perspektive entwickelt, was daran begründet liegt, das F&S meiner Meinung nach finanziell schwer angeschlagen ist und vermutlich um sein Überleben kämpft.
Ich bewerte die Szene anders als der Autor. Die großen deutschen Rollenspielverlage haben schwere Zeiten hinter und vor sich. FanPro hat dicht gemacht, F&S verliert hat alle Lizenzen verloren, an denen sie die alleinigen Rechte hatten, Pegasus ist (in meinen Augen) kein klassischer Rollenspielverlag. Ulyssess muss mit einer DSA Edition kämpfen, die alles andere als einsteigerfreundlich ist. Eigentlich hat keiner der großen Rollenspielverlage mehr ein Einsteiger-RPG im Angebot. Alles viel zu komplex.
Daher findet jetzt eine Verschiebung der Szene statt. Hinzu den neuen Verlagen wie 13Mann und Prometheus (mit mehreren Spielen und Lizenzen) einerseits und Nackter Stahl und Sighpress (mit einem Haussystem) andererseits. Die Verlage bieten den professionellen Fan-Publikationen eine Basis für Veröffentlichungen. Ich unterstelle aber auch, dass bei diesen Verlagen die Zahl der Personen, die alleine damit ihr Geld verdienen gering oder gar null ist. Von deren Beschäftigten hat bestimmt jeder noch einen "Day Job".
Den brauchen Mitarbeiter von Ulysses, F&S und Pegasus vielleicht demnächst auch wieder. Das dieser Umstand den Betroffenen stinkt, kann ich mir gut vorstellen. Deswegen kling für mich da auch ziemlich viel Frust raus, wenn Frank Heller schreibt: "Ich vertrete die These, dass jeder, der mit seinem Verlag heutzutage ausschließlich oder überwiegend von Pen&Paper zu leben versucht, entweder wahnsinnig ist (...) oder schlichtweg keine Ahnung hat." Denn ich unterstelle, dass die neuen Kleinverlag nicht alleine von ihren Verlagen leben. Damit sind sie natürlich eine echte Gefahr für die großen Verlage, weil damit die Wirtschaftlichkeitsrechnungen anders ausfallen. Aber Frank Heller sollte bedenken, dass die großen Verlage teilweise auch so angefangen haben. Nur weil ihre Rollenspiele und Lizenzen populär wurden, sind dort full-time jobs entstanden.
Die neuen Kleinverlage machen dieses Kunststück jetzt nach. Das gefällt etablierten Verlagen natürlich nicht. Denn sie müssen jetzt um ihre Umsätze und nachgelagert um ihre Existenz fürchten. Dabei sind die großen Verlage ihre Misere doch selber schuld. Denn nach den Gesetzen des Marktes werden die Produkte gekauft, die attraktiv für den Verbraucher sind. DSA, Shadowrun und Cthulhu sind halt nicht mehr so attraktiv, weil entweder die Regel zu komplex sind (DSA), das Genre seine besten Zeiten hinter sich hat (Shadowrun) oder die Spielregeln aus den 80er stammen (Cthulhu). Oder sie schaffen es sich die Lizenzen zu verspielen (F&S).
Demgegenüber stehen junge und hippe Systeme wie Arcane Codex, Elyrion, Opus Anima, welche Teil des Regeldiskurses in der Indie-Szene in ihre GRWs integriert haben, und die Systeme sind zugänglicher, weil noch nicht viel Material (vs. Shadowrun oder DSA) existiert. Oder man besorgt sich Retro-Lizenzen, mit dem man bei dem älterwerdenden Publikum punkten kann (Traveller, Rolemaster).
Womit Frank Heller allerdings recht hat, ist der Faktor der Überalterung der Szene. Das kann dem Markt unterm Strich gefährlicher werden als der "Verlagskrieg". Allerdings verschärft der schrumpfende Markt die Verdrängungseffekt im Wettstreit der Verlage um die Käufer.