Autor Thema: Konferenz Interactive Storytelling  (Gelesen 5392 mal)

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Offline nebelland

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Konferenz Interactive Storytelling
« am: 3.12.2008 | 10:33 »
Für alle, die mal einen kurzen Blick über den Tellerrand riskieren wollen:

Letzte Woche fand in Erfurt eine Konferenz über "Interactive Digital Storytelling" statt, auf der ich eine Einführungsrunde Pen&Paper geleitet habe. Auf der ICIDS kamen Forscher der künstlichen Intelligenz, Narratologie, Games Science sowie eine Handvoll Spielentwickler und Autoren zusammen, um aktuelle Arbeiten vorzustellen und Ansätze für zukünftige Entwicklungen zu diskutieren. Interessanterweise gibt es auch in dieser Szene Strömungen und Debatten, die im Grunde dem "Stimmung vs. ARS vs. Story vs. Ergebnisoffenheit" entsprechen. :)

Das Konferenzprogramm steht (noch) online, auf ning kann man sich die Zusammenfassungen der Einreichungen durchlesen und mit den Autoren diskutieren. Den Tagungsband gibts bei Springer.

Da einige Forscher versuchen, so etwas wie "Spielleiteraufgaben" in ihren Projekten durch Algorithmen abzubilden, habe ich im Rahmen des Konferenzprogramms eine Einführungs-Pen&Paper-Runde angeboten, um ein Beispiel von "non-digital interactive storytelling" zu geben. Verwendet wurde ein simples d20-System, es gab vorgegebene Figuren und der Fokus lag natürlich auf storyorientertem Rollenspiel, was bei dem Konferenzthema ja nicht verwunderlich ist. Selbstverständlich wurde - nach einem hübsch gerailroadeten Intro - nichtlinear und ergebnisoffen gespielt.

Als Ergebnis dieser Aktion bleibt die Erkenntnis, wie überlegen ein Mensch nach wie vor allen künstlichen Ansätzen in dieser Richtung ist. Was aber natürlich umgekehrt nicht heißt, dass Informatiker vom Rollenspiel nichts lernen könnten. :)

Florian
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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #1 am: 3.12.2008 | 10:41 »
Cooool! Wie kommt man denn dazu, an sowas teilzunehmen?

Kannst du ein bisschen genauer berichten? Insbesondere, was diese unterschiedlichen Denkrichtungen angeht? Was waren denn da für Leute? Alles Computerspielentwickler, oder auch andere?

Neidische Grüße
Frank
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Offline Falcon

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #2 am: 3.12.2008 | 10:48 »
storyorientiert und ergebnisoffen?!
Also wenn es storyorientiert war, weil es zum Konferenzthema passte, wieso wurde P&P dann überhaupt angeboten (digital)? ;)
Was war denn der Plot des Abenteuers? Würde mich mal interessieren, was man solchen Leuten denn so anbietet.

tja, da erforschen sie die Spiele von morgen und produzieren digital immer noch weitestgehend Mist.
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Offline Megan

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #3 am: 3.12.2008 | 10:49 »
Ja, da schließe ich mich dem Frank mal an, wobei mein Interesse (bedingt durch den Job und als großer Flashfan) tatsächlich auch beim eigentlichen Thema (Interactive Digital Storytelling) liegen würde.

Offline Merlin Emrys

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #4 am: 3.12.2008 | 10:49 »
Jo. Offenbar (dem Titel Eures Posters nach) hast Du als Programmierer davon erfahren? Aber das Programm klingt schon spannend.
Es ist wirklich ein Jammer, daß solche Tagungsbände für die, die sie dann tatsächlich kaufen müssen, immer so teuer sind...

Und, neugierdehalber: Wie gut war der P&P-Workshop denn besucht?

Offline Beral

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #5 am: 3.12.2008 | 11:25 »
Hoch leben die Uni-Lizenzen!
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Heretic

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #6 am: 3.12.2008 | 13:28 »
Kurze Frage eines Nichteingeweihten:
Was bitte ist "Interactive Digital Storytelling"?

Kinshasa Beatboy

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #7 am: 3.12.2008 | 14:01 »
Jo, finde das auch sehr spannend. Leider treiben sich bei solchen Events fast nur Informatiker rum und ich tue mich meistens recht schwer, mit denen eine gemeinsame Sprach- und Verständnisebene zu entwickeln. Florian hatte mich vor ein paar Wochen freundlicherweise schon mal auf ein paar interessante Artikel hingewiesen und ich fand das Zeug ebenfalls extrem spannend, aber sehr schwer verständlich. Die genutztenTerminologien sind mir beispielsweise nahezu komplett unbekannt und es wird ein fachlicher Hintergrund vorausgesetzt, den ich leider nicht habe.

Trotzdem: klasse! Würde mich freuen, wenn Du mich/uns weiter auf dem Laufenden hälst!

Offline nebelland

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #8 am: 3.12.2008 | 21:36 »
Was bitte ist "Interactive Digital Storytelling"?

Der Begriff stammt von Chris Crawford. Die Bezeichnung ist ziemlich unscharf und meint alle computerbasierten Anwendungen, die interaktiv sind und irgendeine Form von Erzählung erzeugen. Landläufig sind das Spiele, E-Learning-Tools, aber auch Chatsysteme oder computergestützte Geländespiele.

Kannst du ein bisschen genauer berichten? Insbesondere, was diese unterschiedlichen Denkrichtungen angeht?

Da könnte man Seiten schreiben. Da keiner genau festlegen will, was nun "Story" ist und was nicht, gibt es einen Blumenstrauß von Ansätzen. Einige verstehen unter Storys Text, also Buchstaben. Andere programmieren Bots (so wie NSCs in Computerspielen), lassen die aufeinander los und behaupten, das, was entstehe, sei eine Story. Wieder andere nehmen Versatzstücke von Geschichten und lassen einen Algorithmus eine "optimal spannende" Geschichte zusammensetzen. usw.

Es gibt einige Paralellen zur RSP-Theoriediskussion. Einige schwören auf frei agierende Agenten ohne zentrale "Storyführung", das ähnelt einem simulationistischen Ansatz. Andere bauen einen "drama manager" ein, ein eher narrativistisches Konzept. Ob Story gelenkt werden soll oder frei entsteht, wird heiß diskutiert.

Was waren denn da für Leute? Alles Computerspielentwickler, oder auch andere?

Also wir hatten Leute von Ubisoft und Crytek da, aber tatsächlich waren kaum Spieleentwickler anwesend. Das ist nur auf den ersten Blick erstaunlich. Erstens funktionieren Spiele mit linearen oder nur schwach branchenden Storys sehr gut. Zweitens dauert Forschung lange, und die Developer brauchen schnell, jetzt, hier funktionierende Lösungen. Die überwiegende Mehrheit waren also Professoren, Doktoranden und Studenten, die sich auf die eine oder andere Art mit dem Thema beschäftigen. Das ist ein kleiner, aber internationaler Kreis, ca. 200 Leute aus 14 Ländern (auch Übersee).

Wie kommt man denn dazu, an sowas teilzunehmen?

Das ist gar nicht so schwer. Wenn man in dem Gebiet promoviert, wird man sogar regelrecht gezwungen. ;)

Was war denn der Plot des Abenteuers? Würde mich mal interessieren, was man solchen Leuten denn so anbietet.

Die Frage war, was spielt man inhaltlich mit Leuten aus x verschiedenen Kulturkreisen, um Rollenspiel als ernstzunehmendes Modell anzubieten. Ich wollte von Anfang an kein High Fantasy, weil Magier, Zwerge und Drachen das ganze zu sehr Richtung "Kinderspiel" gezogen hätten. Für den Einstieg war also ein Hintergrund gefragt, der auf Menschen und realen Erfahrungen basierte, möglichst noch mit einem international verständlichen kulturellen Code. Wir haben uns dann für eine Gothic Novel entschieden, also britisch angehauchten Grusel im einsam gelegenen Herrenhaus Ende des 19. Jahrhunderts. Die Figuren stranden dort, werden Zeuge seltsamer (aber nicht all zu übernatürlicher) Ereignisse und müssen am Ende ihre Haut retten. Das hat sehr gut funktioniert. Ich hatte einen Tisch von Leuten, die nie zuvor gespielt hatten. Nach erstaunlich kurzer Zeit hatte ich sie "in character", und sie berieten und taktierten, als hätten sie nie was anderes gemacht. :)

Und, neugierdehalber: Wie gut war der P&P-Workshop denn besucht?

Wir hatten etwa 30 Teilnehmer für zwei Spielleiter. Gemessen an der Größe der Konferenz ist das ein ordentliches Ergebnis. Jeder nahm sechs Spieler, der Rest durfte/musste zusehen.

Aufgrund des Erfolges werden wir das nächstes Jahr wieder anbieten, vielleicht sogar mit Videoanalyse. Die nächste Konferenz ist allerdings in Portugal. :-\

Florian
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Kinshasa Beatboy

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #9 am: 3.12.2008 | 22:22 »
Aufgrund des Erfolges werden wir das nächstes Jahr wieder anbieten, vielleicht sogar mit Videoanalyse. Die nächste Konferenz ist allerdings in Portugal. :-\

Kannste da mal den Call for Papers weiterleiten? Mache gerade in einer noch nicht spruchreifen Kooperation mit einer Softwarefirma aus dem Bereich Serious Games ein paar gemeinsame Gehversuche, die nächstes Jahr schon so weit gediehen sein könnten, dass es eventuell für ein Poster reicht. Mal schauen, wie fit die Diplomanden so sind  :D

Offline Beral

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #10 am: 3.12.2008 | 22:57 »
Es gibt einige Paralellen zur RSP-Theoriediskussion. Einige schwören auf frei agierende Agenten ohne zentrale "Storyführung", das ähnelt einem simulationistischen Ansatz. Andere bauen einen "drama manager" ein, ein eher narrativistisches Konzept. Ob Story gelenkt werden soll oder frei entsteht, wird heiß diskutiert.
Wenn wir irgendwann beides im Spiel vereinen, kommen wir der Krone des Rollenspiels ein großes Stück näher. :)
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"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Heretic

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #11 am: 4.12.2008 | 00:39 »
Der Begriff stammt von Chris Crawford. Die Bezeichnung ist ziemlich unscharf und meint alle computerbasierten Anwendungen, die interaktiv sind und irgendeine Form von Erzählung erzeugen. Landläufig sind das Spiele, E-Learning-Tools, aber auch Chatsysteme oder computergestützte Geländespiele.
Keine Computeranwendung ist interaktiv, zumindest mMn nicht, da kein PC einen SL ersetzen kann, nicht im Geringsten, denn ein Mensch verfügt über das Können zur Intuition, Antizipation und Improvisation.
PC-Spiele werden daher immer (mehr oder minder) linear bleiben, denn eine nichtlineare Storyline würde bedingen, dass das Programm einen Menschen ersetzen kann, und das wird es niemals können.
BTW: Hast du Ahnung, was die neuesten Chatbots so können?
Elbot und Jabberwocky waren ja extrem buggy und nicht interaktiv, wie siehts da heutzutage aus?

Offline Merlin Emrys

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #12 am: 4.12.2008 | 10:36 »
Keine Computeranwendung ist interaktiv...
PC-Spiele werden daher immer (mehr oder minder) linear bleiben...
Hurra, ein Dogma ;-) !
Was soll denn "interaktiv" in diesem Zusammenhang bedeuten? Und wie definierst Du "linear"? Ich meine: So wie wir die Zeit wahrnehmen, verläuft jedes Geschehen in der Zeit linear, und wenn es in der Interaktion mit softwaregestützten Systemen dann ebenso ist, ist das kein Manko. Ebenso sind Ursache-Folge-Beziehungen immer (mehr oder minder) linear - wiederum, warum sollte es dann im Bereich der Computeranwendungen nicht ebenso sein sollen?

Online Haukrinn

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #13 am: 4.12.2008 | 10:46 »
Keine Computeranwendung ist interaktiv, zumindest mMn nicht

Deine Meinung interessiert da aber nicht. Jede Computeranwendung, die durch direkte Aktionen des Benutzers gesteuert werden kann, ist per definitionem interaktiv.

PC-Spiele werden daher immer (mehr oder minder) linear bleiben, denn eine nichtlineare Storyline würde bedingen, dass das Programm einen Menschen ersetzen kann, und das wird es niemals können.

Begründe dies? Nichtlinearität ist mathematisch ohne weiteres simulierbar und kann somit auch mit dem Computer umgesetzt werden.
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Offline nebelland

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #14 am: 4.12.2008 | 11:27 »
Keine Computeranwendung ist interaktiv, zumindest mMn nicht, da kein PC einen SL ersetzen kann, nicht im Geringsten, denn ein Mensch verfügt über das Können zur Intuition, Antizipation und Improvisation.

Ich würde mich mit so pauschalen Aussagen nur hervorwagen, wenn ich in der Materie wirkllich bewandert wäre. Man läuft sonst all zu leicht Gefahr, sich zu blamieren. ;) Wir reden hier auch nicht von Konversationssimulatoren, sondern komplexen Techniken wie Finite State Machines, Petri Nets oder Partial-ordered Planners (siehe dazu auch diese Folien). Und in menschlicher Intuition, Antizipation und Improvisation kann man durchaus Muster erkennen und versuchen, sie zu simulieren.

Du bist nächstes Jahr herzlich eingeladen, auf die ICIDS zu kommen und Dich aus erster Hand über den neusten Stand der Forschung zu informieren.

Dass der Mensch allen Simulationsversuchen nach wie vor weit überlegen ist, war ja im Übrigen schon das Fazit meines Eingangspostings.

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Heretic

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #15 am: 4.12.2008 | 13:01 »
Simulation kann niemals Realität ersetzen, digital kann niemals analog sein, es gibt immer einen Verlust.
Mann kann zwar Muster etc. erkennen und versuchen umzusetzen, aber keine Maschine kann und wird jemals den Menschen im Faktor Intuition ersetzen, denn das würde bedingen, dass die Maschine die Handlung des Menschen antizipieren kann, und das kann sie nicht.

Eulenspiegel

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #16 am: 4.12.2008 | 13:08 »
Keine Computeranwendung ist interaktiv,
Du hast ein Betriebssystem, das auf deine Befehle reagiert und das du konfigurieren kannst? Dann hast du ein interaktives System.
Du hast ein Lernprogramm, bei dem du die Schwierigkeitsstufe einstellen kannst und das deinen Lernerfolg misst? Dann hast du ein interaktives Lernprogramm.

Zitat
PC-Spiele werden daher immer (mehr oder minder) linear bleiben, denn eine nichtlineare Storyline würde bedingen, dass das Programm einen Menschen ersetzen kann, und das wird es niemals können.
1) Nichtlinearität ungleich Interaktivität.
2) Es gibt bereits nichtlineare RPGs.
3) Nur weil ein Programm nichtlinear ist, heißt das noch lange nicht, dass es den Menschen als SL ersetzen kann.

bzgl. deines letzten Postes:
In diesem Thread geht es nicht um KI sondern um Interaktivität.
Falls du also über KIs und ihre Leistungsfähigkeit reden möchtest, mach doch einen extra Thread auf.

Ein

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #17 am: 4.12.2008 | 13:09 »
Faszinierende Thematik. Kannst du einige Quellen empfehlen, die es weniger Bedarften ermöglichen würde, sich in die Thematik einzuarbeiten?

Sven

Heretic

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #18 am: 4.12.2008 | 13:21 »
Du hast ein Betriebssystem, das auf deine Befehle reagiert und das du konfigurieren kannst? Dann hast du ein interaktives System.
Du hast ein Lernprogramm, bei dem du die Schwierigkeitsstufe einstellen kannst und das deinen Lernerfolg misst? Dann hast du ein interaktives Lernprogramm.
1) Nichtlinearität ungleich Interaktivität.
2) Es gibt bereits nichtlineare RPGs.
3) Nur weil ein Programm nichtlinear ist, heißt das noch lange nicht, dass es den Menschen als SL ersetzen kann.

bzgl. deines letzten Postes:
In diesem Thread geht es nicht um KI sondern um Interaktivität.
Falls du also über KIs und ihre Leistungsfähigkeit reden möchtest, mach doch einen extra Thread auf.
Ok, Unklarheit meinerseits:
1.)Es gibt kein System, das 100% interaktiv ist, zumindest meiner Ansicht nach, denn das würde bedeuten, dass die Maschine/Programm 100%, also ABSOLUT meinen Wünschen entspricht.

2.)Linear bedeutet für mich, dass es Anfangspunkt X gibt, und das/die feste(n)(!) Ende(n) Y über eine Zahl von Wegen erreicht werden kann. Soll heissen: Nehmen wir an, es geht um ein RPG, was, wenn ich eine Auflösung des Spieles in Betracht ziehe, die nicht bedacht wurde? Dann habe ich weder Nichtlinearität, noch volle Interaktivität, sondern "fahre" wieder "auf Schienen", um es
überspitzt darzustellen.

3.) Ja, aber das ist das Endziel dieser ganzen Sache. Und mir gefällt der Trend nicht, weil ich ihn bescheuert finde. Ein Mensch sollte mit Menschen Rollenspiel betreiben, und nicht vor einem Computer. Aber vielleicht bin ich da zu konservativ und reaktionär in dem Punkt, zugegeben. Ich wünsche mir das Zeitalter zurück, in dem es kein WoW gab, ehrlich.


 

Offline Crimson King

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #19 am: 4.12.2008 | 13:38 »
Ich kenne SLs, die man problemlos durch einen PC ersetzen könnte, ohne dass ein Absinken der Kreativität messbar wäre. ~;D

Davon abgesehen gebe ich Heretic Recht. Auch ich glaube nicht daran, dass man einen Pen&Paper-SL simulieren kann oder irgendwann können wird.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Merlin Emrys

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #20 am: 4.12.2008 | 13:56 »
1.)Es gibt kein System, das 100% interaktiv ist, zumindest meiner Ansicht nach, denn das würde bedeuten, dass die Maschine/Programm 100%, also ABSOLUT meinen Wünschen entspricht.
Ich vermute also, daß es Deiner Ansicht nach auch keinen Menschen gibt, der zu 100% interaktiv ist...? Aber was für eine Definition ist das denn, die von einer individuellen Wunscherfüllung abhängig gemacht wird?

Offline Daniel

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #21 am: 4.12.2008 | 20:27 »
@nebelland: Interessant! An dem Lehrstuhl, an dem ich eine zeitlang als studentische Hilfskraft gearbeitet habe, wird u.a. auch zum Thema Interactive Digital Storytelling geforscht. Hat mich schon gewundert, auf der von dir verlinkten Seite von meinem ehemaligen Kollegen keinen Konferenzbeitrag zu entdecken.   ;D

Offline nebelland

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Re: Konferenz Interactive Storytelling
« Antwort #22 am: 8.12.2008 | 22:53 »
Faszinierende Thematik. Kannst du einige Quellen empfehlen, die es weniger Bedarften ermöglichen würde, sich in die Thematik einzuarbeiten?

Da das Forschungsfeld sehr jung ist, gibt es leider keine umfassende populärwissenschaftliche Einführung (hmmm... gute Idee ;D). Wikipedia gibt sich auch sehr einseitig und ist nicht auf dem neuesten Stand. Hier also ein paar Sachen zum Heranlesen ans Thema:

  • Zur Vorlesung Interaktives Drama von Prof. Hartmann stehen Folien online (Achtung, große PDF-Dateien, und der Server hängt manchmal). Das sind zwar keine Einführungstexte, aber dafür sind von Storyanalyse über Emotionen und Chatbots bis zum narrativen Planen alle wichtigen Punkte abgedeckt.
  • Anfang des Jahrhunderts war das Oz Project eines der umfangreichsten Projekte zum Thema. Die Veröffentlichungen stehen als PDF-Dateien online. Achtung, Englisch, außerdem wird hier das Arbeiten mit KI-Agenten stark in den Vordergrund gerückt. Zum Lesen/Drucken der PostScript-Dateien unter Windows braucht man ghostscript und gsview.
  • Schließlich sind noch die Veröffentlichungen von Ruth Aylett interessant. Auch hier wird viel auf Agentensystemen herumgeritten, was nur einer von mehreren Ansätzen ist. Aber ihre Arbeiten werden viel diskutiert, und ihre Vorstellung von Storification sehe ich auch als wichtig für das Verständnis von RPGs an.

Tut mir leid, dass es so fachlich ist, aber vielleicht hilft es beim Einstieg.

Florian
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