Also irgendwie wirkt das Thema auf mich irgendwie befremdlich. Ich meine, was für ein Rollenspiel spielt "Ihr" denn sonst?
Jedenfalls habe ich es noch nie erlebt, dass im Rollenspiel "moralische Fragen" außen vor blieben. Meiner Meinung nach ist es doch gerade ein Element, um dem Spiel an sich Tiefe zu geben. Es sind die moralischen Dilemmata, die berühren: z.B. Selbstjustiz, Krieg, Intrigen und Mord. Aber eben auch Diskriminierung per Rasse, Geschlecht usw. Die Beschäftigung mit diesen Themen ist auch keinesfalls so zu verstehen, dass die Charaktere diese Probleme auflösen müssen. Das "tragisch-heroische Moment" liegt ja u.a. darin, es nicht auflösen zu können ... aber dennoch dagegen anzugehen. Es geht um's (fiktiv-konstruierte) Erleben dieser Situationen!
Ganz praktisch habe ich es also immer erlebt, dass sich meine SpielerInnen mit moralischen Fragen auseinandersetzten. Und zwar auf verschiedenen Ebenen: u.a. Spielweltebene vs. persönliche Ebene, persönliche Ebene und Charakterebene, Spielweltebene und Realweltebene usw. Interessant war es auch, wenn Charaktere durch bestimmte Orden usw. einer "Moral" verpflichtet waren, diese dann aber in Frage stellten. Und dabei sollte auch nicht der Fehler gemacht werden, zu denken, es gäbe nur EINE Spielweltlogik. Händler, Priester, Königstreue usw. ... alle haben eine Moral, aber vielleicht nicht die selbige.
Wie gesagt, wenn das außen vor lässt, verliert das Spiel für mich an Tiefe.
Arbo
P.S.: Das schließt nicht aus, dass bestimmte Aspekte "ausgeblendet" werden. Der "böse Ork" ist eben ein "böser Ork" - das mag eine dogmatische Ideologie sein, eine unhinterfragte Moral, die einem Charakter zu Grunde liegt. Aber dass diese "Moral" fehlerbehaftet, inkonsequent, unreflektiert o.ä. ist, heißt nicht, dass es keine Moral wäre.