Ich wäre auch bei einem Menschen-SC verwundert, wenn dieser als Nachteil -2 Charisma nimmt und dann zum "Knuddelbären" und "Beliebtheitskönig" in der Gruppe entwickelt.
Verwundert kann man da auch sein, jedoch gehören die RASSEN-Nachteile zum Balance-Mechanismus, der Fremdrassen gegeneinander "aufrechnen" läßt. Die Nachteile, die dort hineinfließen, unterliegen in ihrem Einsatzentscheidung NICHT ALLEIN DEM SPIELER.
Sie gehören zur "Weltmodellierung" dazu - sind somit Teil des SPIELLEITER-Entscheidungsraums.
Bei den PERSÖNLICHEN Nachteilen bekommt der Spieler für diese Nachteile seine Charaktererschaffungspunkte. Ausgespielt werden MUSS KEINER dieser Nachteile. Es gibt nur den ANREIZ für das Ausspielen Bennies zu bekommen. Es gibt KEINE VERPFLICHTUNG für den Spieler seine Nachteile auszuspielen.
Klar, die Spieler SOLLTEN die Nachteile, gerade die Charakterzugsnachteile, im Spiel darstellen und ihre Effekte ausspielen. Aber das ist in jedem Einzelfall, in jeder potentiell einen "weichen" Nachteil betreffenden Situation, die Entscheidung des Spielers.
Bei den RASSEN-Nachteilen ist das anders. Sie sind EINGEBAUT, sie unterliegen NUR der Balance-Überlegung zwischen den Spielercharakterrassen für ein faires Spiel für alle Spieler.
Daher gibt es auch KEINEN Bennie-Anreiz bei Rassen-Nachteilen. - Wenn ein Halbork mit Outsider sich nun beim Versuch höflich Informationen einzuholen schwer tut, dann bekommt er KEINEN Bennie dafür. Als Halbork reagiert die SPIELWELT auf ihn AUTOMATISCH.
Ein anderer Charakter, der keiner Rasse mit EINGEBAUTER Outsider-Hindrance angehört, kann auch - durch Wahl des Spielers - die Outsider-Hindrance haben. Jedoch ist das ein Charakterzug, der nur bei diesem Individuum vorhanden ist. Über die INTENSITÄT und über die AUSLÖSER und über die AUSPRÄGUNG entscheidet ALLEIN DER SPIELER.
Nochmal: Die vom Spieler gewählten Hindrances, werden allein vom Spieler geführt. Bei "harten" Hindrances gibt es da nicht viel zu entscheiden, sie wirken eh immer. Andere Hindrances brauchen einen auch vom Spieler oder - je nach Text - vom Spielleiter oder den Regeln festgelegten Auslöser. Ist keine gegeben, dann ist das dem Spieler VÖLLIG FREIGESTELLT. Hindrances haben eine Intensität. Bei solchen mit Minor und Major Varianten sagt das Regelwerk schon etwas dazu. Ansonsten ist es dem Spieler VÖLLIG FREIGESTELLT, wie intensiv er eine Hindrance ausspielen mag. Unterschiedliche Personen mit derselben Hindrance haben unterschiedliche Ausprägungen. Man wird kaum jemals zwei Charaktere finden, die Loyal identisch interpretieren.
Die bei der Charaktererschaffung frei gewählten Hindrances und die individuell durch traumatische Erlebnisse später hinzukommenden Hindrances (siehe Fear Effects und Settingregeln von Tour of Darkness, DL:R usw.) liegen vollkommen in der Hand der Spieler und liefern als Ausspielanreiz, dafür, daß man seinen Charakter nicht ständig sich zusammenreißen läßt, eben Bennies.
Man beachte: Auch ein Außenseiter oder ein Fiesling kann sich mal zusammenreißen. Nicht für lange! Vielleicht gerade lange genug, um bei der Polizeikontrolle die Klappe zu halten, statt die Beamten zu provozieren. - Wenn der SPIELER entscheidet, mein Charakter wird sich aber nicht zusammenreißen, sondern es ist seine Art die Obrigkeit überall anzupissen, dann gibt das natürlich Ärger mit der Polizei und einen Bennie.
Wenn aber ein Charakter einer RASSE, die im Setting als Außenseiter modelliert wurde, bei einer Polizeikontrolle angehalten wird. Dann wird der Charakter, OHNE DASS DER SPIELER ETWAS DAZU TUT(!), peinlichst gefilzt, ruppig behandelt, ihm wird von Anfang an mißtrauisch begegnet, sein Fahrzeug wird zerlegt, "weil dieser Abschaum ja immer irgendwas zu verbergen hat", usw.
Ist denn nicht klar, was eine GLEICHLAUTENDE Hindrance auf Individuen-Ebene (Außenseiter: Eremit, exzentrischer Künstler, Schönheitsoperationssüchtiger, Rollenspieler&Metal-Freak) von einer Hindrance auf RASSEN(Volks)-Ebene (Gungan, Ewok, Pak'mara, Halbork) unterscheidet?
Bei der Hindrance, die JEDEN im Volk betrifft, spielt der SPIELLEITER den von der Hindrance beeinflußten Umgang des Rests der Welt mit den betroffenen Vertretern des Volkes.
Bei der Hindrance, die nur das eine Individuum betrifft, spielt der SPIELER aktiv das der Hindrance angemessene (im Beispiel: Außenseiter-)Verhalten.
Beispiel Fahrzeugkontrole:
Die "Fremdrasse" ist bekannt für Suizidbombenanschläge auf die Friedenstruppen. JEDER Wagen, der entsprechende Turbanträger und vollverschleierte Frauen im Privatzelt aufweist, wird von den für diese Hindrance empfänglichen Teilen der Welt, z.B. einer Polizei- oder Armee-Straßensperre, schwerst und peinlichst kontrolliert. Es herrscht ein GRUNDSÄTZLICHES Mißtrauen gegen JEDEN, der zur Beschreibung dieser "Fremdrasse" paßt.
Das Individuum, der Metal-Freak&LARPer, wird bei der Kontrolle angehalten. Er läßt einfach seine MEGALAUTE Musik weiterdröhnen, weil ihm die Bullen am Arsch vorbei gehen. Den Beamten paßt das nicht, weil sie sich nur schreiend mit dem Fahrzeugführer verständigen können. Barsch fordern sie ihn auf, die Musik leiser zu machen. Er sagt aber, das sei sein gutes Recht Musik zu hören, und sie sollen sich nicht so haben, sie können ja Oropax nehmen. Die Polizei wird jetzt energischer, der Fahrer muß aussteigen, ein Blick in seinen Wagen läßt jede Menge Schwerter, Äxte und andere "gefährliche Waffen" im Kofferraum und auf der Rückbank zwischen alten McDonalds-Tüten entdecken. Nun werden die schon pampigen Beamten noch weiter filzen.
Also ICH finde, der Unterschied zwischen RASSEN-Hindrance und INDIVIDUELLER Hindrance ist offensichtlich.