Autor Thema: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen  (Gelesen 50966 mal)

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Offline Backalive

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #175 am: 23.02.2009 | 21:54 »

Die Sache mit dem Dachverband ist in meinen Augen auch nicht so einfach. Nicht umsonst treten z.B. verdammt viele Milchbauern wieder aus ihrem Dachverband aus weil sie nur zahlen und nichts davon haben.


Da bei dem Bauernverband ist einiges schiefgelaufen. Stimmt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und großteils auf die inzwischen starken politischen Verstrickungen zurückzufühen.

Aber auch in anderen Verbänden gab es Probleme. Auch bei unserem Verband ist vor ein paar Jahren einiges aus dem Ruder gelaufen. Nichtsdestotrotz möchte ich auch heute nicht auf unseren Fachverband verzichten.

Er bietet für uns (das Handwerk - hier speziell Heizung/Sanitär) beinahe die einzige Möglichkeit, Stärke zu zeigen. Und eben Dinge wie z.B. Radio- und neuerdings sogar Fernsehwerbung zu realisieren, die jeder einzelne von uns allein nie zu Wege bringen könnte.

Es ist zumindest ein Überlegung wert, vor allem dann, wenn eben wie oft beschrieben, die vielen Kleinverlage nicht die finanziellen Mittel haben, gezielt auch außerhalb der Szene Marketing zu betreiben.

Schöne Tage - nicht weinen, daß sie vergangen, sondern lächeln, daß sie gewesen (Rabindranath Tagore)

Offline Finarfin

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #176 am: 23.02.2009 | 22:28 »
Und ein Verband der Verlage hätte im Gegensatz zu einem Verein der Fans mehr Geldmittel zur Verfügung. Mal ehrlich: wieviele Spendengelder bekäm ein Verein denn zusammen? Da sind Verlage deutlich eher bereits, einen kleinen Teil zu geben, als Spieler, die stönen, wenn der neue Regionalband 2 Euro teurer ist als die älteren.

Offline Enrico Pallazzo

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #177 am: 23.02.2009 | 23:06 »
Wie würdet Ihr denn einen Verband bezahlen wollen?
Ich arbeite in dem Bereich und wenn man vernünftig arbeiten will, braucht man schon 1 bis 2 Mitarbeiter, die die arbeit von einer Geschäftsstelle aus organisieren bzw. machen.
Sprich Gehalt plus Kosten für Büro/Reisen etc.

Dazu kommen die Kosten für Anzeigen/Flyer/Broschüren.

Wieviele Verlage/Firmen gibt es in der Branche, die sich die zusätzlichen Kosten ( ~ min. 2000€) leisten können?
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Offline Backalive

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #178 am: 27.02.2009 | 19:05 »

Die Frage nach der Finanzierung stellt sich natürlich.
Es ist klar, daß es ohne Koordinierungsarbeit nicht geht. Das dies von einer - oder mehreren Personen - übernommen werden muß, ist ebenfalls unstrittig.

Nur muß man nicht gleich in die vollen gehen und aus dem Stand einen Riesenverband gründen wie z.B. den Bauernverband oder den ZVSHK.

Viele, ich würde meinen fast alle heute tätigen Verbände haben klein angefangen und manche sind so klein geblieben, daß man bis dato noch nie was von ihnen gehört hat. Das heißt aber nicht, daß sie bedeutungslos sind.

Bei den Rollenspielverlagen kann ich mir als ersten Schritt bei der Gründung eines Fach-/Dachverbandes eine reine Zweckgemeinschaft für Werbung und Marketing vorstellen.
Die Koordination bzw. Verbindung halten untereinander ist unbestritten viel Arbeit, aber wenn alle an einem Strang ziehen, bringt es sie auch weiter.
Diese Aufgabe muß nicht zwingend, zumindest nicht anfangs von einer Vollzeitkraft erbracht werden. Es kann eine Teilzeitkraft sein oder eine von den Mitgliedsverlagen ehrenamtlich akzeptierte Person, die dies für einen kleinen Unkostenbeitrag für Telefon, Porto und Benzin erledigt.

Erst im zweiten Schritt wäre dann zu überlegen, sofern es sich bewährt hat, es weiter auszubauen mit Vollzeitkraft, Budget etc.pe.pe.

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Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #179 am: 27.02.2009 | 20:01 »
Wie würdet Ihr denn einen Verband bezahlen wollen?
Ich arbeite in dem Bereich und wenn man vernünftig arbeiten will, braucht man schon 1 bis 2 Mitarbeiter, die die arbeit von einer Geschäftsstelle aus organisieren bzw. machen.
Sprich Gehalt plus Kosten für Büro/Reisen etc.

Dazu kommen die Kosten für Anzeigen/Flyer/Broschüren.

Wieviele Verlage/Firmen gibt es in der Branche, die sich die zusätzlichen Kosten ( ~ min. 2000€) leisten können?

Fang klein an und setz auf die Hilfe engagierter Rollenspieler. Gib den Helfern ein paar Gimmicks, wie Rollenspiele für lau oder sonstwas nettes. So spart man sich die Gehälter.

Und mal zwei Fragen an jene, die meinen, daß Verbände nichts bringen und Werbung nichts bringt (denn kaputtreden kann man alles, aber ich will mal was konstruktives aus der Ecke lesen):
-Was ist denn die Alternative zu einer Marktentwicklung?
-Was würdet ihr denn tun, um das kommerzielle RPG zu erhalten?

Offline Maarzan

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #180 am: 27.02.2009 | 22:20 »
Nachdem mein erster Versuch beim Senden irgendwie verloren gegangen ist kurz:

Für Verlage, also eine Rollenspielindustrie ist das Problem doch weniger "mehr Rollenspiele" sondern mehr mit vertretbarem Aufwand produzierbare Produkte, die von Leuten in angemessener Menge gekauft werden.

Damit die Leute kaufen, muss es ihnen einen Mehrwert bieten, welcher insbesondere in Nutzen wie zusatzaufwand zu anderen Vergnügungen zu messen ist, aber auch zu dem, was es umsonst gibt oder sie selber Produzieren (zu) können (glauben).

Bloße Ideen sind damit nicht vermarktbar, sondern nur Werke, welche dem Betreffenden auch Arbeit abzunehmen scheinen.

Eine einzelne Art von Werk wird auch kaum den verschiedenen Zielgruppen an potentiellen Rollenspielern gerecht werden, werden diese doch bei der Breite an dem was Rollenpiel darstellen kann durchaus andere Reizpunkte und damit Ansprüche wie Vergleichskonzepte haben.

Vor allem die angepriesenen Minimalwerke, aber auch die Imitation von PC-Spielen erscheinen mir daher zumindest für sich alleine gesehen ungeeignet den notwendigen Umsatz zu generieren.
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Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #181 am: 28.02.2009 | 10:16 »
Vor allem die angepriesenen Minimalwerke, aber auch die Imitation von PC-Spielen erscheinen mir daher zumindest für sich alleine gesehen ungeeignet den notwendigen Umsatz zu generieren.

Gute Argumentation, der ich mich in Teilen anschließen kann. Allerdings denke ich, daß gerade diese Minimalwerke und auch die Imitation von PC-Spielen nicht dazu dienen sollen, die Vorlieben bereits jener Kunden zu stillen, die schon Rollenspieler sind, sondern vor allem dazu dienen die Kundschaft an sich zu vergrößern.

Das Problem bei der Kundschaft an sich ist oftmals die Zeit. Familie, Studium, Arbeit, Schule, aber auch Computerspiele, Brettspiele,... all diese Dinge benötigen Zeit. Zeit ist heutzutage ein knappes Gut. Rollenspiele wiederum benötigen Zeit. Um konkurrenzfähiger zu anderen Freizeitbeschäftigungen zu sein, halte ich es für notwendig diesen Aufwand zu reduzieren.

Ebenso eine Ähnlichkeit zu anderen Freizeitbeschäftigungen könnte Interesse wecken bei z.B. den Online-Zockern, die langsam aber sich vereinsamen und mit ihrer Situation unzufrieden sind. Sie hätten somit die Möglichkeit weiter ihrem Hobby nachzugehen, ohne die negativen sozialen Nebenerscheinungen.

Der Mehrweit der Freizeitbeschäftigung RPG generiert sich allerdings aus anderen Dingen, wie kooperatives Spiel mit einer hohen Vielfalt, Förderung der Vorstellungskraft, Bewegungsfreiheit,... Also sind auch Ähnlichkeit mit z.B. MMORPGs allenfalls oberflächlich.

Ich bin übrigens der Ansicht, daß man sich nicht auf RPGs verlassen sollte, wenn es um Umsatz geht, sondern mehr auf komplementäre Produkte setzen sollte. Ich denke hierbei vor allem an Romane. Die RPGs würden lediglich dazu dienen, die Leute dazu bringen, diese Dingen zu kaufen.
« Letzte Änderung: 28.02.2009 | 10:20 von Ludovico »

Offline Roland

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #182 am: 28.02.2009 | 10:41 »
Fang klein an und setz auf die Hilfe engagierter Rollenspieler. Gib den Helfern ein paar Gimmicks, wie Rollenspiele für lau oder sonstwas nettes. So spart man sich die Gehälter.

Würdest Du es machen?
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Offline Maarzan

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #183 am: 28.02.2009 | 11:59 »
Gute Argumentation, der ich mich in Teilen anschließen kann. Allerdings denke ich, daß gerade diese Minimalwerke und auch die Imitation von PC-Spielen nicht dazu dienen sollen, die Vorlieben bereits jener Kunden zu stillen, die schon Rollenspieler sind, sondern vor allem dazu dienen die Kundschaft an sich zu vergrößern.

Mein Eindruck ist, das der Ruf nach Minimalsystemen auch nur aus dem Kreis der bestehenden Rollenspieler stammt... .

Was ich aber primär sagen wollte:
Neue Rollenspieler (welche mit einem leichten Einsteigerwerk durchaus anzufixen wären - ich zweifel die generelle Haltekapazität an) zählen für einen Verlag nur, wenn diese auch genügend kaufen.
Nehmen wir jemanden an, der von der leichten Erzählseite her kommt, bzw. daran interessiert ist. Wieso sollte dieser für ein Minimalwerk einen Preis zahlen, der reguläre Vertragsmitarbeiter ernährt? Zu Anfang der Geschichte, als man "offizielle" Rollenspiele nur aus Amerika bekam, haben auch Leute problemlos ähnliche Werke selbst erstellt, nachdem sie die Grundidee einmal erfasst haben, und dazu mußten sie das Original auch nicht kaufen.
Dazu habe ich die Vermutung, dass die Leute, die z.B. in Foren Geschcihten schreiben und aus irgendeinem Grund das am Tisch und etwas formeller machen wollen, wohl weniger Aufwand und Probleme haben dürfte im Netz ein leichtes freies Spiel zufinden als den nächten Laden, der so etwas von Verlagen verkauft.


Zitat
Das Problem bei der Kundschaft an sich ist oftmals die Zeit. Familie, Studium, Arbeit, Schule, aber auch Computerspiele, Brettspiele,... all diese Dinge benötigen Zeit. Zeit ist heutzutage ein knappes Gut. Rollenspiele wiederum benötigen Zeit. Um konkurrenzfähiger zu anderen Freizeitbeschäftigungen zu sein, halte ich es für notwendig diesen Aufwand zu reduzieren.

Das stimmt so maßgeblich sicher, aber erstens liegt der Aufwand nicht nur im Regelwerk und zweitens muss etwas nicht nur wenig Aufwand erfordern, sondern sich auch zu lohnen versprechen sowie genügend Stützräder bieten und den Anfangsreiz aufrecht erhalten können, bis der Betreffende eigenständig läuft.
Einen leichteren Einstieg zu ermöglichen ist sicher eine Notwendigkeit, aber eben alleine nicht ausreichend, insbesondere auch, wenn wir wieder die Bedürfnisse eines Verlags nach Umsatz berücksichtigen.

Jemandem, der freies Erzählspiel präferiert oder wahrnehmungsschmeichelnde Effektorgien wie sie ein PC bieten kann, der ist eben kein wirklicher Kandidat für Rollenspiele, genauso wie jemand, der untereiner bestimmten Schwelle Zeit zu investieren plant. Er ist mit den anderen Medien besser bedient und so bleibt eigentlich nur der soziale Faktor mit Freunden etwas gemeinsam machen zu wollen, und das ist eigentlich keine Frage des Rollenspiels - das geht ggf. auch besser mit einem thematisch ähnlichen Brettspiel.

Die potentielle Zielgruppe ist also klein und ist seit den Anfängen kleiner geworden, nicht weil weniger Leute Interesse haben könnten, sondern weil viele Leute weniger Zeit zu haben scheinen (Schulreform?) und die Konkurrenz eben größer geworden ist. Viele Leute werden dort eben für ihre spezifischen Interessen noch besser bedient, die früher nur die Rollenspielgruppe gehabt hätten um etwas ähniches zu machen. 

Zitat
Ebenso eine Ähnlichkeit zu anderen Freizeitbeschäftigungen könnte Interesse wecken bei z.B. den Online-Zockern, die langsam aber sich vereinsamen und mit ihrer Situation unzufrieden sind. Sie hätten somit die Möglichkeit weiter ihrem Hobby nachzugehen, ohne die negativen sozialen Nebenerscheinungen.

Das ist aber eine eher theoretische Fallkonstruktion denke ich und würde wohl auch nur Exrollenspielern so einfallen meinem Gefühl nach.
Norms würden dann doch wohl eher wieder in die sozialen Kreise ihrer Schul- oder was auch immer Kameraden zurückkehren wollen, als eine Rollenspielgruppe zu gründen, die auch nicht für ihr so riesiges soziales Umfeld (und Frauendichte als potentiell treibendes Argument :) ) bekannt ist.


Zitat
Der Mehrweit der Freizeitbeschäftigung RPG generiert sich allerdings aus anderen Dingen, wie kooperatives Spiel mit einer hohen Vielfalt, Förderung der Vorstellungskraft, Bewegungsfreiheit,... Also sind auch Ähnlichkeit mit z.B. MMORPGs allenfalls oberflächlich.

Und genau dass muss man dann eben auch herausstellen und unterstützen - die Option durch ein leichtes Regelwerk nicht zu verbauen hilft dabei nicht. Dem potentiellen Umsteiger muss klar aufgezeigt werden: dies kann Rollenspiel spezifisch mehr als das was du bisher gemacht hast und hier kannst du sehen wie das erreicht wird.
Im Prinzip ist WoW der H&S-Kindergarten, den früher die einfachen Dungeons darstellten. Durch die Trennung der Medien und die hohe Reizsättigung, welche der PC ermöglicht ist, ist nur eine erhebliche Hürde für eine Umentwicklung auf andere Rollenspielarten, welcher Form auch immer aufgebaut worden.

Aber letztlich heißt das Kunden müssen von dem dem Preis angemessenen Nutzen des Produkts überzeugt werden und individuell da abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden. Das Problem könnte nur sein, dass sich dies real wirtschaftlich nicht lohnen dürfte
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Offline Dirk Remmecke

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #184 am: 28.02.2009 | 14:59 »
Würdest Du es machen?

Grandiose Replik.

Ich glaube, darauf kann man die Antwort wirklich reduzieren.

Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.

"Put your money (or your Arbeitskraft) where your mouth is!"

Ich habe selbst jahrelang öffentlich genörgelt, dass es kein breitentaugliches Einsteigersystem mehr gibt, dass die Verlage (teilweise aus Blindheit und Bequemlichkeit, teilweise aus wirtschaftlichen Zwängen heraus) die nächste Generation aus den Augen verloren haben.
"But warum?" um die Worte eines meiner ehemaligen Ladenangestellten zu verwenden. Als Ladeninhaber hatte ich selbst noch ein handfestes wirtschaftliches Interesse daran, dass das Rollenspiel floriert. Damals gehörte die Nachwuchsförderung ganz klar in den Verantwortungsbereich der Verlage, mir Handwerkszeug an die Hand zu geben, um Nachwuchs zu schaffen und mit Produkten zu versorgen. Glücklicherweise gab es damals noch Einsteigerboxen der drei Systeme AD&D (Amigo), DSA (Schmidt/FanPro) und Midgard (Klee/Pegasus), aber die Komplexitätszunahme der Systeme zeichnete sich schon ab.

Seit ich Abstand vom Markt gewonnen habe, habe ich erkannt, dass mir am Erfolg und Fortbestand des Hobbys Rollenspiel immer noch einiges liegt, dass es jetzt aber nicht mehr an mir liegt, zu nörgeln. "Die Verlage" oder "der Markt" sind mir nichts schuldig, ich bin nicht mehr von ihnen abhängig, sollen sie machen, was sie wollen. Ich kann immer noch beobachten und analysieren, aber fordern werde ich nichts mehr.

Stattdessen setze ich meine Zeit und meine Möglichkeiten ein, das Hobby auf die Weise zu fördern, die ich für nötig halte und zu der ich Zugang habe. Das sind sicherlich nur Nadelstiche, aber es sind die gleichen Nadelstiche, die ein Dachverband mit erheblich mehr Verwaltungsaufwand und Streuverlusten erreichen würde. Aber ich füge die Nadelstiche bereits heute zu und nicht erst in einem Jahr, wenn dieser noch nicht einmal im Planungsstadium befindliche Verband anfängt zu arbeiten.

Es wird niemand davon abgehalten, das gleiche zu tun - und durch positives Beispiel andere zu motivieren.

Und es gibt heute mehr Leute als je zuvor, die genau in diesem Geist handeln. Dom mit seinem BASIS- Einsteigerspiel, Moritz mit der Labyrinth Lord-Übersetzung (eine Gruppenaktion, die sich so schnell vollzogen hat, dass mir heute noch die Kinnlade runterhängt), Christians Dungeonslayers, und noch mehr. Auch die Verlage sind rührig wie schon lange nicht mehr - Freelancer Hexxagon von Ulisses, Quest von Pegasus, und ich würde mich nicht wundern, wenn Truant/Ulisses auch bei Thomas Denmarks Dungeoneer "Gewehr bei Fuß" stehen...



Zu der Skandalpresse:

In den Neunzigern haben sich zwei Vereine durchaus als Sprachrohr der Szene gesehen und teilweise kooperiert: GFR e.V. und 252 e.V. Sie waren in gewisser Weise eine Keimzelle einer Interessenvertretung, und es waren auch Leute aus der Laden- und Verlagsszene (jeweils als Privatpersonen) Mitglieder (auch in den führenden Gremien).
Beide Vereine haben sich auch als Bollwerk gegen negative Presse verstanden; 252 hat eine umfangreiche Materialsammlung zu dem Themenkomplex gehabt.

Das absichtliche Herbeiführen von Skandalmeldungen in Explosiv (oder heute eher SAM, taff oder Akte 09) wäre schon der erste Tagesordnungspunkt, der einen neuen Verband entzweien und für Monate lähmen würde.

Wer allerdings der Meinung ist, dass so ein Vorgehen der Sache dienlich wäre, kann es ja versuchen.
"Put your money (or your Ansehen) where your mouth is..."

Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #185 am: 28.02.2009 | 18:55 »
Würdest Du es machen?

Nö, bin aber auch bloß Zuschauer. Für mich hat die ganze Geschichte einen gewissen Unterhaltungswert und RPG ist nicht maßgeblich für mein Leben. Wenn das kommerzielle RPG untergeht, kratzt mich das genauso sehr, wie die Problematik von Goldminen in Alaska (die ich aber auch sehr interessant finde.
Aber es gibt sicher genügend Leute insbesondere Fans, die es machen machen würden (wenn ich da nur an Fanzines denke).

@Dirk
Na jut, dann sach doch mal, was Du vorschlagen würdest. Im Moment lese ich von Dir nur, was alles nicht geht und was nicht gut ist. Was wäre denn gut?

@Marzaan
Interessanter Post! Schreib ich später was zu.



Offline Mustafa ben Ali

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #187 am: 28.02.2009 | 19:19 »


Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.
Hervorhebung durch mich
Dirk hat schon geschrieben, was geht.
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Offline Glgnfz

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #188 am: 28.02.2009 | 19:45 »
Ich habe neulich spontan auf einer 6-stündigen Zugfahrt nach einer Klassenfahrt ein Abenteuer für meine Kollegin und zwei Schüler einer 9. Klasse geleitet. Wir hatten einen Wahnsinnsspaß und es gibt wieder drei Menschen mehr, die vorher noch nie von Rollenspielen gehört hatten und jetzt gefragt haben, wo sie die Regeln herbekommen.
« Letzte Änderung: 28.02.2009 | 19:59 von Glgnfz »
Visionär: "Geht weg ihr Rabauken mit eurer Rockmusik und den Rauschgifthaschischspritzen!"

Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

Offline Skyrock

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #189 am: 28.02.2009 | 20:58 »
Wenn all die Nörgler und Kritiker am gegenwärtigen System selbst das tun würden, was sie von anderen erwarten, und statt stundenlang in Foren zu spekulieren die gleiche Zeit nutzen würden, um ein Abenteuer in der örtlichen Bibliothek oder einem Jugendclub anzubieten, würde genau das passieren, was sie sich wünschen. Ganz ohne Dachverband mit unvermeidlichen internen Interessenkonflikten, Verwaltungs-Wasserkopf, Bedingungen und Schuldzuweisungen.
Ich war heute abend eigentlich dran, noch einen Schwung Vorbereitungsarbeit für die Kopikala-Kampagne zu erledigen, die ähnlich wie Jeff Rients' Cinder im öffentlichen Raum stattfinden und prinzipiell jedem interessierten offenstehen soll...
Ich ziele zwar nicht gezielt auf völlige Neulinge, sondern mehr auf meine Probleme, trotz beruflichen und studientechnischen Terminproblemen meinen Sack Flöhe von Spielern irgendwie zum regelmäßigen Spiel zu bekommen, indem die Kampagne unabhängig von einzelnen SCs funktioniert und ich mir einen großen Spielerpool heranzüchte, aber wenn ein Neuling darauf aufmerksam wird und sich das ansehen will, dann wäre ich der letzte, der ihn wegschickt.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #190 am: 1.03.2009 | 11:25 »
Mein Eindruck ist, das der Ruf nach Minimalsystemen auch nur aus dem Kreis der bestehenden Rollenspieler stammt... .

Das halte ich für sehr verständlich, denn diese Diskussion findet nur innerhalb von Rollenspielerkreisen statt.

Zitat
Nehmen wir jemanden an, der von der leichten Erzählseite her kommt, bzw. daran interessiert ist. Wieso sollte dieser für ein Minimalwerk einen Preis zahlen, der reguläre Vertragsmitarbeiter ernährt? Zu Anfang der Geschichte, als man "offizielle" Rollenspiele nur aus Amerika bekam, haben auch Leute problemlos ähnliche Werke selbst erstellt, nachdem sie die Grundidee einmal erfasst haben, und dazu mußten sie das Original auch nicht kaufen.
Dazu habe ich die Vermutung, dass die Leute, die z.B. in Foren Geschcihten schreiben und aus irgendeinem Grund das am Tisch und etwas formeller machen wollen, wohl weniger Aufwand und Probleme haben dürfte im Netz ein leichtes freies Spiel zufinden als den nächten Laden, der so etwas von Verlagen verkauft.

Aber die Zeiten, in denen RPGs aus den USA kamen und man vieles selber machte, sind schon über 20 oder 30 Jahre her. Die Gesellschaft sowohl hier als auch dort hat sich stark verändert und ist konsumorientierter geworden (so zumindest mein Eindruck). Außerdem bedeutet ein Minimalsystem ja nicht bloß, daß es wenig Regeln aufweist. Es gehört auch noch ein Setting dazu.

Zitat
Das stimmt so maßgeblich sicher, aber erstens liegt der Aufwand nicht nur im Regelwerk und zweitens muss etwas nicht nur wenig Aufwand erfordern, sondern sich auch zu lohnen versprechen sowie genügend Stützräder bieten und den Anfangsreiz aufrecht erhalten können, bis der Betreffende eigenständig läuft.
Einen leichteren Einstieg zu ermöglichen ist sicher eine Notwendigkeit, aber eben alleine nicht ausreichend, insbesondere auch, wenn wir wieder die Bedürfnisse eines Verlags nach Umsatz berücksichtigen.

Gutes Argument! Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Minimalsysteme etc. können nur fördernd wirken.

Zitat
Jemandem, der freies Erzählspiel präferiert oder wahrnehmungsschmeichelnde Effektorgien wie sie ein PC bieten kann, der ist eben kein wirklicher Kandidat für Rollenspiele, genauso wie jemand, der untereiner bestimmten Schwelle Zeit zu investieren plant. Er ist mit den anderen Medien besser bedient und so bleibt eigentlich nur der soziale Faktor mit Freunden etwas gemeinsam machen zu wollen, und das ist eigentlich keine Frage des Rollenspiels - das geht ggf. auch besser mit einem thematisch ähnlichen Brettspiel.

Das Argument ist auch sehr gut und ich finde, Du hast recht. Wenn man allerdings RPGs derart konzipiert, daß sie komplementär zu dem Hobby Online-RPG arbeiten, dann könnte man imho durchaus Kundschaft gewinnen. Ich gründe diese Meinung auf die Beobachtung, daß unter Rollenspielern auch viele Online-RPGler zu finden sind. Deshalb denke ich, daß unter Online-RPGlern auch viele potenzielle P&P-RPGler zu finden sein müßten.

Regelleichtgewichte sollen allerdings lediglich für eine niedrige Einstiegshürde sorgen.

Zitat
Das ist aber eine eher theoretische Fallkonstruktion denke ich und würde wohl auch nur Exrollenspielern so einfallen meinem Gefühl nach.
Norms würden dann doch wohl eher wieder in die sozialen Kreise ihrer Schul- oder was auch immer Kameraden zurückkehren wollen, als eine Rollenspielgruppe zu gründen, die auch nicht für ihr so riesiges soziales Umfeld (und Frauendichte als potentiell treibendes Argument :) ) bekannt ist.

Zugegebenermaßen bin ich Ex-Online-RPGler, kenne aber noch andere, die mittlerweile das Medium Online-RPG komplementär nutzen. Ok, dann gibt es noch solche, die eher ein Fall für die Suchtberatung sind.  :-\

Zitat
Und genau dass muss man dann eben auch herausstellen und unterstützen - die Option durch ein leichtes Regelwerk nicht zu verbauen hilft dabei nicht. Dem potentiellen Umsteiger muss klar aufgezeigt werden: dies kann Rollenspiel spezifisch mehr als das was du bisher gemacht hast und hier kannst du sehen wie das erreicht wird.
Im Prinzip ist WoW der H&S-Kindergarten, den früher die einfachen Dungeons darstellten. Durch die Trennung der Medien und die hohe Reizsättigung, welche der PC ermöglicht ist, ist nur eine erhebliche Hürde für eine Umentwicklung auf andere Rollenspielarten, welcher Form auch immer aufgebaut worden.

Gutes Argument! Allerdings sehe ich nicht, wieso Minimalsysteme hier problematisch sein sollten. Diese sollen vor allem auf die Leute abzielen, die nur über relativ wenig Zeit haben und somit eine geringe Motivation, sich in schwere Regelsysteme einzuarbeiten.

Zitat
Aber letztlich heißt das Kunden müssen von dem dem Preis angemessenen Nutzen des Produkts überzeugt werden und individuell da abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden. Das Problem könnte nur sein, dass sich dies real wirtschaftlich nicht lohnen dürfte

Deshalb denke ich, daß man neben RPGs als wirtschaftlich arbeitender Verlag auch noch auf andere Produkte setzen sollte wie etwa Romane, Hörspiele, etc. RPGs sollen dann eher verkaufsfördernd wirken, denn jene die RPGs kaufen, kaufen auch eher die Romane zum RPG.

@Mustafa
Ich kenne einige Fälle unter anderem ein Onkel von mir, der hatte einen Handwerksbetrieb. Mein Onkel hat es richtig drauf und seine Arbeit war erstklassig und zu fairem Preis. Der Handwerksbetreib ist pleite gegangen, weil er nichts in Marketing investiert hat.

Damit will ich sagen, daß Mund zu Mund-Propaganda so ziemlich die schlechteste und unzuverlässigste Werbeform ist, zumal Dirk ja auch noch meint, daß Rollenspieler, die sich über die jetzige Lage mockieren, Promotion-Runden freiwillig anbieten sollten. Das halte ich für durchaus sinnvoll, aber dann sollte auch an diese engagierten Leute eine gewisse Form der Entlohnung zurückkommen (und hier bin ich der Ansicht, daß diese nichtmonetär sein sollte).
« Letzte Änderung: 1.03.2009 | 13:01 von Ludovico »

Offline Mustafa ben Ali

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #191 am: 1.03.2009 | 11:30 »
@Mustafa
Ich kenne einige Fälle unter anderem ein Onkel von mir, der hatte einen Handwerksbetrieb. Mein Onkel hat es richtig drauf und seine Arbeit war erstklassig und zu fairem Preis. Der Handwerksbetreib ist pleite gegangen, weil er nichts in Marketing investiert hat.

Damit will ich sagen, daß Mund zu Mund-Propaganda so ziemlich die schlechteste und unzuverlässigste Werbeform ist, zumal Dirk ja auch noch meint, daß Rollenspieler, die sich über die jetzige Lage mockieren, Promotion-Runden freiwillig anbieten sollten. Das halte ich für durchaus sinnvoll, aber dann sollte auch an diese engagierten Leute eine gewisse Form der Entlohnung zurückkommen (und hier bin ich der Ansicht, daß diese nichtmonetär sein sollte).
Dann kann man sich bei Pegasus oder Ulisses oder ein anderer Verlag, der sowas anbietet, als Demogeber bewerben. Da kriegt man dann auch Naturalien und kein Geld. Wie da aber die Bezahlung genau aussieht, habe ich keine Ahnung.
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Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #192 am: 1.03.2009 | 12:56 »
@Mustafa
Das finde ich auch, ist eine gute Idee. Es gibt engagierte Leute in der RPG-Szene, die man auch mit Regelwerken bezahlen kann (ok, bei der Sonderedition des Dark Heresy-Regelwerkes wäre das eine verdammt gute Bezahlung gewesen). Wenn die Verlage kein Geld für Werbung haben (ok, bin eher der Ansicht, daß sie kein Geld für Werbung ausgeben wollen, denn die Erfolge sind nur ungenau meßbar).

Aber ich denke halt, daß mehr gemacht werden muß. Ok, vielleicht sollte eh der Markt erstmal bereinigt werden. Es gibt so viele Anbieter und so viele Regelwerke... Ich denke, daß über kurz oder lang das große Sterben beginnt, wenige große Verlage überbleiben, die RPGs nebenbei vertreiben und viele Hobby-RPG-Bastler, die ihre Werke für lau anbieten. Vielleicht wird es auch einen Verlag geben, der aus einem Zusammenschluß kleinerer Verlage entstanden ist und dann mit mäßigem Erfolg eine gewisse Anzahl an Rollenspielen vertreibt.

Aber viele RPGs, die es jetzt zu kaufen gibt, werden imho eingestellt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Entwicklung. Das wird sicher interessant zu sehen, wer bleibt und wer geht.

Offline Maarzan

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #193 am: 1.03.2009 | 13:07 »
Das halte ich für sehr verständlich, denn diese Diskussion findet nur innerhalb von Rollenspielerkreisen statt.
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern". Was man eben den aktuell Mainstream-Rollenspieldesignern auch vorwirft.

Zitat
Aber die Zeiten, in denen RPGs aus den USA kamen und man vieles selber machte, sind schon über 20 oder 30 Jahre her. Die Gesellschaft sowohl hier als auch dort hat sich stark verändert und ist konsumorientierter geworden (so zumindest mein Eindruck). Außerdem bedeutet ein Minimalsystem ja nicht bloß, daß es wenig Regeln aufweist. Es gehört auch noch ein Setting dazu.

Was ich so an Kleinsystemen gesehen habe, waren es eher abgespeckte Heartbreaker, nur dass der Rest, der in einem Heartbreaker mit 0815 gefüllt wird, hier ganz weggelassen wird und oft genug auf den SL verwiesen wird - der ist aber potentiell auch Anfänger.
Meines Erachtens benötigt ein Anfänger eher Struktur als Ideen. Dazu finde ich die meisten Setting ebenfalls unzulänglich - zu viel "große Politik", zu wenig da, wo die ersten Abenteuer spielen sollen.
Und ob diese "Ideen" dann von einem Anfänger entsprechend gewürdigt werden können, der sich mit den Grundelementen alleien gelassen fühlt ...?


 
Zitat
Gutes Argument! Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen. Minimalsysteme etc. können nur fördernd wirken.

Ich bin nicht sicher, ob ich da richtig verstanden wurde:
- reduzierte Systeme erleichtern den Einstieg in das Rollenspiel, sind heutzutage wahrscheinlich sogar fast zwingend.
aber
- nicht alles was reduziert ist, ist wirklich anfängerfreundlich- es muss gezielt gekürzt und dafür auch ggf. andere Dinge verstärkt werden, vorzugsweise die, wo man speziell für diesen Kandidatentyp gegenüber dessen Stammedium Vorteile hat.
- Die Leute müssen auch lange genug bei der Stange gehalten werden um sie über den ersten Innovationsreiz hinaus zu binden, bis sie selbst vertraut genug sind sich selbst zu orientieren/versorgen.
Und für diese Diskussion maßgeblich:
- Damit hat man (hoffentlich) erst einmal einen neuen Rollenspieler geschaffen. Das bedeutet noch lange nicht zusätzlichen oder ausreichenden Umsatz um einen Verlag mit am Leben zu halten.   

bez. komlementär:
Unter der Annahme das richtig verstanden zu haben:
Diese über das alte Medium hinausgehende Möglichkeit muss dem Betreffenden dann aber auch entsprechend klar gemacht werden und auch entsprechend aktiv unterstützt werden - auch das kostet Aufwand/Seiten. Nur der Hinweis in PnP Rollenspielen kannst da all das zusätzlich machen, du must nur selbst entwickeln- reicht nicht, zumindest wenn man etwas verkaufen will. 


Zitat
Allerdings sehe ich nicht, wieso Minimalsysteme hier problematisch sein sollten. Diese sollen vor allem auf die Leute abzielen, die nur über relativ wenig Zeit haben und somit eine geringe Motivation, sich in schwere Regelsysteme einzuarbeiten.

Von "Mal ganz nett" zum Spieler ist es eben noch einmal ein Sprung. Der Funke springt nicht mit einem Mal über, sondern die Flamme muss am Anfang sorgfältig gehegt und gefüttert werden, bis das Feuer richtig an ist. Je nach Art des Spielers muss dieser Reiz auch nicht unbedingt in den Regeln zu finden sein, aber er muss da sein in entsprechend reizvollen aber verdaulichen Portionen.
Dazu habe ich den Eindruck, dass Minimalsysteme eben deshalb (manchmal) funktionieren, weil die Betreffenden oder zumindest ein Beteiligter bereits eine Menge anderer Erfahrungen mit anderen Systemen oder über Try und Terror gewonnen hat. Das hat aber auch Zeit und Aufwand gekostet, welcher dem Erlernen eines regulären Regelwerks in nichts nachsteht (und ebenso unmodern zu sein scheint: neben "ich will nichts investieren" steht "ich will eine perfekte Show, jetzt und sofort"). Zu viele Minimalsysteme erinnern mich an Stichwortlisten für Insider, die nur eine kurze Orientierung/Erinnerung/Idee brauchen. Einsteigerförderung muss aber aktiv sein und entsprechend weitergehende Anleitung und Strukturen bieten, vorzugsweise passend zu dem Element, das den Betreffenden zum PnP gezogen hat. In dem Sinne sind Minimalsysteme schlecht.
Außerdem geht es hier ja auch noch um Verlage und deren Belange und die wollen/müssen etwas verkaufen.


Zitat
Deshalb denke ich, daß man neben RPGs als wirtschaftlich arbeitender Verlag auch noch auf andere Produkte setzen sollte wie etwa Romane, Hörspiele, etc. RPGs sollen dann eher verkaufsfördernd wirken, denn jene die RPGs kaufen, kaufen auch eher die Romane zum RPG.

Ich kenne die Zahlen nicht, würde aber annehmen, dass die Zahlen "freier" Fantasyromane deutlich größer sind als die von z.B. DSA-Romanen. Daher halte ich diesen Effekt für begrenzt. Ob sich dafür ein Rollenspiel aufzulegen lohnt?

Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Ludovico

  • Gast
Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #194 am: 1.03.2009 | 15:01 »
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern". Was man eben den aktuell Mainstream-Rollenspieldesignern auch vorwirft.

Bitte verzeih, wenn ich hie und da nachfragen muß (gestern war ein Junggesellenabschied und muß mich noch etwas davon erholen):
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?

Übrigens denke ich auch, daß wir eventuell was anderes unter Minimalsystemen verstehen:
Ich sehe darin, einfache Systeme, die schnell erlernt werden können. Aber dennoch sollten sie konsistent sein und auch viel abdecken. Ok, lt. dem Wort Minimalsystem sollte es sich um ein System handeln, daß mit einem Minimum an Regeln auskommt. Ich denke, so lange es vollständig ist und man nicht andauernd mit Löchern im System und Ungenauigkeiten zu kämpfen hat, dann sind solche Systeme gut.

Zitat
Was ich so an Kleinsystemen gesehen habe, waren es eher abgespeckte Heartbreaker, nur dass der Rest, der in einem Heartbreaker mit 0815 gefüllt wird, hier ganz weggelassen wird und oft genug auf den SL verwiesen wird - der ist aber potentiell auch Anfänger.
Meines Erachtens benötigt ein Anfänger eher Struktur als Ideen. Dazu finde ich die meisten Setting ebenfalls unzulänglich - zu viel "große Politik", zu wenig da, wo die ersten Abenteuer spielen sollen.

Dem stimm ich auch zu. Ich denke allerdings auch an Regelschwergewichte wie Warhammer und auch D&D oder DSA, bei denen sehr sehr viel geregelt ist und die viel Einarbeitungszeit benötigen. Ich denke, die Systeme der Zukunft sollten eher sein wie FATE oder Savage Worlds oder Blue Planet. Wenige Regelmechanismen, die allumfassend wirken und einen leichten Einstieg ermöglichen. Allerdings denke ich auch, daß sich Systeme hauptsächlich an den SL wenden sollten und den Spieler eher vernachlässigen, denn der SL bringt im Zweifelsfall den anderen das System bei. Zusätzlich muß dem SL geholfen werden bei dem Erstellen von Abenteuern oder dem Anpassen von Kaufabenteuern.

Ich muß sagen, daß eines der besten Dinge, die ich bislang so gesehen habe, das Cthulhu-Proberegelwerk ist, inkl. Charaktererschaffung, Probeabenteuer,... Das war klasse. Wieso es sowas nicht öfters gibt, ist mir leider nicht bekannt. Ich hätte das zu diversen Computerspielen gepackt (wie Sherlock Holmes auf der Spur der Erwachten) und öffentlich ausgelegt.

Zitat
Ich bin nicht sicher, ob ich da richtig verstanden wurde:
- reduzierte Systeme erleichtern den Einstieg in das Rollenspiel, sind heutzutage wahrscheinlich sogar fast zwingend.
aber
- nicht alles was reduziert ist, ist wirklich anfängerfreundlich- es muss gezielt gekürzt und dafür auch ggf. andere Dinge verstärkt werden, vorzugsweise die, wo man speziell für diesen Kandidatentyp gegenüber dessen Stammedium Vorteile hat.
- Die Leute müssen auch lange genug bei der Stange gehalten werden um sie über den ersten Innovationsreiz hinaus zu binden, bis sie selbst vertraut genug sind sich selbst zu orientieren/versorgen.

Absolute Zustimmung!

Zitat
Und für diese Diskussion maßgeblich:
- Damit hat man (hoffentlich) erst einmal einen neuen Rollenspieler geschaffen. Das bedeutet noch lange nicht zusätzlichen oder ausreichenden Umsatz um einen Verlag mit am Leben zu halten.

Deshalb sollten sich RPGs hauptsächlich an potentielle SL wenden.    


Diese über das alte Medium hinausgehende Möglichkeit muss dem Betreffenden dann aber auch entsprechend klar gemacht werden und auch entsprechend aktiv unterstützt werden - auch das kostet Aufwand/Seiten. Nur der Hinweis in PnP Rollenspielen kannst da all das zusätzlich machen, du must nur selbst entwickeln- reicht nicht, zumindest wenn man etwas verkaufen will.[/quote]

Aber wie viele Seiten kostet das? Ein Absatz vielleicht oder mit Beispiel eine Seite. Man will die Leser ja auch nicht damit langweilen, was das Werk angeblich alles kann, was sie gerade lesen.

Zitat
Von "Mal ganz nett" zum Spieler ist es eben noch einmal ein Sprung. Der Funke springt nicht mit einem Mal über, sondern die Flamme muss am Anfang sorgfältig gehegt und gefüttert werden, bis das Feuer richtig an ist. Je nach Art des Spielers muss dieser Reiz auch nicht unbedingt in den Regeln zu finden sein, aber er muss da sein in entsprechend reizvollen aber verdaulichen Portionen.
Dazu habe ich den Eindruck, dass Minimalsysteme eben deshalb (manchmal) funktionieren, weil die Betreffenden oder zumindest ein Beteiligter bereits eine Menge anderer Erfahrungen mit anderen Systemen oder über Try und Terror gewonnen hat. Das hat aber auch Zeit und Aufwand gekostet, welcher dem Erlernen eines regulären Regelwerks in nichts nachsteht (und ebenso unmodern zu sein scheint: neben "ich will nichts investieren" steht "ich will eine perfekte Show, jetzt und sofort"). Zu viele Minimalsysteme erinnern mich an Stichwortlisten für Insider, die nur eine kurze Orientierung/Erinnerung/Idee brauchen. Einsteigerförderung muss aber aktiv sein und entsprechend weitergehende Anleitung und Strukturen bieten, vorzugsweise passend zu dem Element, das den Betreffenden zum PnP gezogen hat. In dem Sinne sind Minimalsysteme schlecht.

Dem schließe ich mich an. Allerdings denke ich, daß wir unterschiedliche Sachen unter Minimalsystemen verstehen. Ich denke an einfache Regelmechanismen. Beschreibungen und Hinweise sind da erstmal nicht enthalten.

Zitat
Ich kenne die Zahlen nicht, würde aber annehmen, dass die Zahlen "freier" Fantasyromane deutlich größer sind als die von z.B. DSA-Romanen. Daher halte ich diesen Effekt für begrenzt. Ob sich dafür ein Rollenspiel aufzulegen lohnt?

Rollenspiele lohnen sich nicht. Nur relativ wenig Leute kaufen sie (nämlich die SL) und die verlangen einen guten Support und immer mehr Zusatzbücher, die auch noch entwickelt werden müssen. Hinzu kommt, daß sie kopiert werden können. Bei gerade kleineren Verlagen scheint es mir, daß sie geprägt sind von idealistischen und enthusiastischen Mitarbeitern und Designern, die das Produkt zwar gut kennen, die aber eher über unzureichende wirtschaftliche Kenntnisse verfügen.

Auf der anderen Seite werden Romane aber von vielen gekauft. In einer Runde mit 5 Leuten sitzt meist einer, der das Rollenspiel hat, aber da sitzen auch 5 Leute, die die Romane zum RPG kennen. Kennst Du Rollenspieler, die die Romane zu den RPGs, nicht mal wenigstens in der Hand hatten? Außerdem erreicht man damit auch Leute, die sonst gar kein RPG spielen.

GW hat es, finde ich, richtig gemacht, die Lizenz für DH an FFG abzugeben und nur Black Library behalten, die Romane herausgeben. Alles in allem denke ich durchaus, daß es sich lohnt.

Offline Maarzan

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #195 am: 1.03.2009 | 16:13 »
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.


Bezüglich Umfang von Rollenspielen:
Ich fand von der Tendenz her DSA1 schon recht gelungen - einfacher Einstieg und stetiger aber überschaubarer Nachschub an Spielmaterial ohne einen sich meiner Erinnerung aufzwingenden Bruch - wie bei so einigen abgespeckten Startversionen. Details sind natürlich (z.T. erheblich) verbesserungsfähig und auch die Spielhinweise könnten heute anders aussehen, aber der Funktion nach paßte das.
Bei Minimalsystemen denke ich so an die 2-5 oder auch 10er.inclSetting Seiter.


@ Allgemeinheit:
Ein "Verlag" (was zählt dann als Verlag) muss einen bestimmten Betrag an Überschuß generieren um wirtschaftlich überleben zu können.

Das kann auf Angebotsseite in verschiedenen Kombinationen von Stückzahlen(Preis) * Deckungsbeitrag(Preis) ereicht werden.
Bleibt den Käufer (genügende Zahl) davon (kostengünstig) zu überzeugen, dass das Produkt den Preis (und den selbst noch zu investierenden Aufwand) wert ist und zwar mehr als andere Produkte, die alternativ gekauft oder gar kostenlos besorgt werden könnten- und das kontinuierlich.


Ich kann diese Rechnung nicht mehr aufgehen sehen. Der bisherige Basismarkt auf Dungeonebene ist im Internet versackt und auch wenn Teile davon noch für das Rollenspiel an sich (zurück)gewinnbar wäre, ist die Folge eine solche Spezialisierung der Wünsche, dass die entsprechende Zielgruppe so klein wird, dass der Aufwand einen über den erzielbaren Verkaufspreis treiben würde, bzw. die Bedarfsstruktur dieser Gruppen liegen so, dass ihr kein entsprechend hoch zu bewertender (bzw. wiederholter) Nutzen vermittelt werden kann.

Da könnte ich mir eher so etwas wie "Dungeondinner"+Themenkneipe (angelehnt an Krimidinner) realisierbar vorstellen.






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Offline Merlin Emrys

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #196 am: 1.03.2009 | 19:27 »
Zitat
War schlecht formuliert - damit meinte ich ungesagt noch" und zielen wieder mehr auf ihre Bedürfnisse ab, denn auf die von Neueinsteigern".
Bitte verzeih, wenn ich hie und da nachfragen muß (gestern war ein Junggesellenabschied und muß mich noch etwas davon erholen):
Man wirft den RPG-Designern vor, auf die Bedürfnisse von Neueinsteigern einzugehen?
Mehr ... denn = Mehr... als. Vielleicht ergibt es damit mehr Sinn?


Kennst Du Rollenspieler, die die Romane zu den RPGs, nicht mal wenigstens in der Hand hatten?
Ja.

Offline Feuersänger

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #197 am: 1.03.2009 | 20:19 »
Das mit den Romanen ist echt kein stechender Trumpf. Ich hab zum Beispiel früher DSA gespielt, aber niemals einen DSA-Roman gelesen. Dito Earthdawn (ich nehm einfach mal an, dass es ED-Romane gibt. Seht ihr, so wenig weiß ich davon.) Shadowrun habe ich über viele Jahre mit großer Begeisterung gespielt, und immerhin _vier_ der Romane gelesen, und zwar die ersten der Reihe. Den Rest hab ich nichtmal angeschaut, und wieviele gibt es davon? Ungefähr tausend?
AD&D hab ich auch früher mal gespielt, habe aber von den Romanen damals nur einen einzigen gelesen (Dunkelelf 1) und fand ihn einfach zu schlecht, mir davon noch mehr zu kaufen. (Schließlich und endlich hab ich die FR-Romane dann vor ca. 1 Jahr doch noch gelesen, aus purer Langeweile und weil's geliehen war. Aber da hab ich schon lang kein AD&D mehr gespielt.)
Einen weiteren RPG-Roman hab ich ma "aus Versehen" gelesen, ohne zu wissen, dass er im Birthright-Setting angesiedelt war (und Junge war das eine buchgewordene Scheisse, da war ja Salvatore noch Gold dagegen).

Settings, bei denen das RPG nach dem/n Originalroman/en kam, zähle ich jetzt mal nicht mit.
Falls es zu irgendwelchen anderen von mir bespielten RPGs überhaupt Romane _gibt_, ist das völlig an mir vorbeigegangen.
Beweisführung abgeschlossen.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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Offline Backalive

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #198 am: 1.03.2009 | 22:29 »

Von Marzaan:
Zitat
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.

Im Gegenteil. Ich bin eher der Überzeugung, daß zumindest in der Vergangenheit (vor allem DSA bei FanPro) die Redakteure das Spiel gar nicht mehr gespielt haben, sonder nur noch 'schriftliches' produzierten, weil man damit eben Geld verdiente. Dies erklärt auch die Vielzahl von oft grottenschlechten Abenteuern.

Erst bei Ulisses ließ man wieder junge Redakteure aufkommen, die auch wieder Interesse an der Sache haben.

Es gibt für die einzelnen Verlage sicherlich vielerlei Möglichkeiten und Lösungen, sich im Markt einzubringen, das Marketing zu verbessern und ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern.
Ich finde es wirklich erstaunlich, wieviele Gedanken, Ansätze und konkrete Vorschläge hier bisher eingebracht wurden  :d  .

Was jedoch überhaupt nichts bringt meiner Ansicht nach, ist immer nur aufzuzählen, was nicht geht  :'(  .

Das alles, was hier diskutiert wird großteils nur theoretischen Charakter hat (verfolgen Verlagsbetreiber eigentlich überhaupt irgendwelche Diskussionen in irgendwelchen Foren ?) ist mir ebenfalls so klar wie auch der Umstand, daß es für alle Verlage eine Patentlösung gibt.

Aber: es gibt nichts gutes, außer man tut es  >;D  .

Schöne Tage - nicht weinen, daß sie vergangen, sondern lächeln, daß sie gewesen (Rabindranath Tagore)

Ludovico

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Re: Die wirtschaftliche Lage von Rollenspielverlagen
« Antwort #199 am: 2.03.2009 | 08:41 »
Man wirft den Mainstream-RPG-Designern vor, nur solche Spiele zu kreieren, die ihnen selbst und damit der kleinen Zahl bereits existierenden Rollenspieler gefallen und so die (vermutete) riesige Menge an potentielen Andersrollenspielern auszuschließen/abzustoßen.

Hmm... interessanter Gedanke! Ich würde eher den Marketing-Leuten der Verlage vorwerfen, daß sie Neueinsteiger ausschließen.

Zitat
Bezüglich Umfang von Rollenspielen:
Ich fand von der Tendenz her DSA1 schon recht gelungen - einfacher Einstieg und stetiger aber überschaubarer Nachschub an Spielmaterial ohne einen sich meiner Erinnerung aufzwingenden Bruch - wie bei so einigen abgespeckten Startversionen. Details sind natürlich (z.T. erheblich) verbesserungsfähig und auch die Spielhinweise könnten heute anders aussehen, aber der Funktion nach paßte das.

Tja, ich denke auch, daß wir mehr solcher Systeme brauchen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Zitat
Bei Minimalsystemen denke ich so an die 2-5 oder auch 10er.inclSetting Seiter.

Dann war das also ein Mißverständnis.

@Feuersänger
Also Du hast schon zu diversen RPGs Romane gelesen. Daß Du sie nicht gut fandest, spielt dabei eher weniger eine Rolle. Der Vorteil von Romanen ist halt, daß sie eher preisgünstig in der Herstellung sind und jedermann sie kaufen kann. Zusätzlich steigt die Chance, daß ein Rollenspieler neben dem Rollenspiel auch die zugehörige Roman-Reihe kauft.

Ok, Romane sind auch bloß ein sehr naheliegendes Beispiel. Ich wollte bloß damit ausdrücken, daß ebenso wie Fantasy-Shops praktisch nicht vom RPG-Verkauf alleine überleben können, sich auch RPG-Verlage überlegen sollten, sich mehr als ein Standbein aufzubauen und RPG eher nebensächlich zu vertreiben (und das eher aus Gründen des Idealismus).
« Letzte Änderung: 2.03.2009 | 09:17 von Ludovico »