Hallo!
Angesichts der Tatsache, dass L5R mein Lieblingssystem ist, wollte ich hierzu auch mal was sagen. Wenigstens eine Sache von der man Ahnung hat...
Kurz zusammengefasst finde ich folgendes an diesem Spiel
gut:
1. Es bietet ein gut beschriebenes asiatisches Fäntelalter, mit schönem Flair und Fluff, das man spielen kann, ohne Sinologie studiert zu haben. Gleichzeitig ist es aber auch keine Welt, in der man einfach nur statt "Ritter" "Samurai" sagt, sondern es wird immer wieder auch die spezifische für Rokugan typische Weltsicht, Philosophie und Moral betont (an die man sich als Mitteleuropäer des 21. Jahrhunderts erst gewöhnen muss).
2. Es ist ein Setting, in dem Dich das falsche Wort (gerichtet bspw. an die falsche Person) töten kann. D.h. Etikette und Betragen sowie gesellschaftliche Verstrickungen sind sehr wichtig (bzw. können sehr wichtig sein). Ein Charakter ist niemals (nicht einmal als Ronin) vollkommen uneingebunden in die Gesellschaft und "einfach nur auf Reisen" wie der "klassische" Abenteurer.
3. Das wurde schon gesagt, aber: es ist eine sehr breite Spanne von Abenteuern möglich (Horror, Schlachten, Intrigen - manchmal sogar alles zusammen
).
4. Das Kampfsystem ist vergleichsweise schnell und sehr tödlich. Selbst "schwache" Gegner stellen immernoch eine Gefahr dar. Gleichzeitig merkt man aber eine Auswirkung von Erfahrung im Kampf - d.h. das Umgehauenwerden erfahrener Kämpfer durch "schwache" Gegner ist möglich aber die Ausnahme. Kurz: es lässt sich sehr schön chambara damit spielen (siehe Lonewolf & Cub etc.). Mit eimerweise Blut und abgehauen Gliedmaßen.
5. Die Charaktererschaffung funktioniert recht einfach und es ist - da das System skillbasiert ist - eine sehr breite Spanne an Charakteren möglich. Ich kann fünf bushi (Krieger) aus einer bestimmten Familie innerhalb eines bestimmten Clans bauen, die auch diesselbe Schule besucht haben und es werden fünf völlig unterschiedliche Charaktere sein.
Neutral zu betrachten ist:
1. ...dass der Einstieg in diesen mindset (bushido, eine Aussage gilt mehr als ein Beweis, Höherrangige haben - in der Theorie - immer Recht, ritueller Selbstmord etc. etc. etc.) oft vielen Spielern schwer fällt.
Das führt auch dazu, dass viele Spieler (und besonders Spielleiter) dann schnell zur...ähm...Überkompensation neigen: seppuku dauernd und für alle! (Oder es werden nur noch Stereotype gespielt - was schnell langweilig wird.)
2. Der neuere Metaplot ist doof (Meiner bescheidenen, unmaßgeblichen Ansicht nach.). Aber glücklicherweise kann man ja in anderen Zeiten spielen oder ihn einfach ignorieren.
3. Der Kampf erfordert in seiner Tödlichkeit hohes Fingerspitzengefühl. Das gilt auch, wenn man interessante Kämpfe haben will, weil sonst verfällt man schnell in ein Schema von "Ini gewonnen, Angriff, Gegner tot".
Schlecht oder sagen wir
schwierig ist meiner Ansicht nach folgendes (Mal ehrlich, ich muss diesen Punkt aufführen, wenn ich wenigstens den
Anschein eines objektiven Urteils wahren will.
):
1. Das System ist nicht wirklich ausgewogen - insbesondere sind die Schulen (Bushi(Krieger)-Schule, Shugenja(Elemantarpriester)-Schule, Höflingsschule), die von Charakteren in aller Regel besucht werden und die sehr zahlreich sind, durchaus oft unausgewogen.
2. Es gibt inzwischen leider eine Inflation der Schulen, was dem spieltechnischen - teilweise fluffwidrigen - Powergaming/Missbrauch Tür und Tor öffnet. (Das Buch Art of the Duel ist ein gutes Beispiel für teilweise missratenen Crunch - wenn auch der Fluff richtig gut ist.)
3. Die Qualität der (durchaus reichlichen) supplements schwankt stark, was zum Beispiel daran liegt, dass das RPG nunmal nur eine Nebenproduktlinie des CCG. So ist beispielsweise das neue REVISED Grundregelwerk in drei Wochen mit der heißen Nadel zusammengestrickt worden. Folge: massive Fehler (bspw. fehlt eine komplette Schultechnik, hier steht stattdessen die Technik einer anderen Schule...
), halbgare Korrekturen, Fluff nicht der Zeitlinie angepasst usw. Meiner Ansicht nach
fast schon unspielbar - wenn man nicht das vorige 3rd edition Regelwerk hat. Ich hab sie beide - bin halt willenloser Fanboy.
Andere, wie die Bücher der Masters-of-Reihe (3 davon gibt es) schwanken ebenfalls. Das erste "Masters of War" war ein Totalverlust (falsches Buchformat, massive Layout- und Editing-Fehler, fehlender Content, eine fehlende Seite, halbgarer, uninteressanter, uninspirierter Inhalt), während "Masters of Court" und "Masters of Magic" beide sehr sehr gute Bücher sind.
4. Wie die meisten Systeme hat auch dieses seine Lücken und Schwächen, aber die erschließen sich im Spiel und werden nicht immer von allen auch so wahrgenommen, weswegen ich hier erstmal nichts weiter sage - wenn Du noch was wissen möchtest frag bitte.
...
Sagte ich nicht "kurz zusammengefasst"...?
...
Kann es sein, dass ich zu viele Anführungszeichen benutze?