Thema: SUPERSCHURKEN !!!

[Waldviech]

Einer der Hauptkritik-Punkte an Necessery-Evil ist ja, daß man eigentlich keine "echten" Superschurken spielt, sondern praktisch "nur" etwas böse angemalte Superhelden. Aber wie spielt man eigentlich einen richtigen Superschurken ? Wie kann man am Besten eine Plotpointkampagne für Superschurken basteln ? Welche Art von "Superschurken" würdet ihr bevorzugen ? Den Heath-Ledger-Joker ? Einen stellenweise sympathischen Superschurken alá "Dr. Drakken" o.ä. ? Was ganz anderes ?

[MarCazm]

Einer der Hauptkritik-Punkte an Necessery-Evil ist ja, daß man eigentlich keine "echten" Superschurken spielt, sondern praktisch "nur" etwas böse angemalte Superhelden.

Das kommt auf die Spieler drauf an. Nur weil man von einem Dr. Destruction rumkommandiert werden soll, heißt das nicht automatisch, das man das mit sich machen lassen muss.
In erster Linie haben die Schurken ja den Feind Alieninvasoren. Helden sind zwar hinüber aber die Schurken wollen doch bestimmt immer noch Geld, Macht, Einfluss, die Weltherrschaft und was auch noch alles. Und diesmal stehen ihnen halt nicht die Helden im Weg sondern die Aliens. Ergo plotten die Schurken nun gegen die Aliens und nicht gegen die Helden.
Eigentlich bräuchte man im Grunde Dr D. gar nicht um NE vernünftig spielen zu können als Schurke versteht sich. Dr D. ist für mich eher ein Hilfsmittel für eher unerfahrenere Spieler und Gruppen, die nicht genug Eigeninitiative besitzen um die Welt unsicher zu machen und dafür halt noch an die Hand genommen werden müssen.

Bei Solomon Kane ist das ja auich der Fall mit N'Longa. Aber das ist eine andere Geschichte...

[alexandro]

Klassische Superschurken:
1.) Superschurken verfolgen einen "Bösen Plan"(TM), welcher global (idealerweise über abgewandelte Mass Combat Rules) voran getrieben wird. Natürlich hat dieser Plan auch einen entscheidenen Denkfehler (der bei einer "1, regardless of Wild Die" zum Vorschein kommt), welcher es den Helden ermöglicht diesen trotz ihrer Unterlegenheit zu vereiteln.

2.) Superschurken dürfen natürlich fast nie selbst agieren, sondern fast immer über ihre Handlanger, während der Schurke sich in Sicherheit bringt!

3.) Superschurken starten mit wesentlich mehr Bennies als üblich, bekommen aber keine Bennies für das Ausspielen von Hindrances, sondern VERLIEREN sie, wenn sie diese NICHT ausspielen.

[Zornhau]

Klassische Superschurken:
1.) Superschurken verfolgen einen "Bösen Plan"(TM), welcher global (idealerweise über abgewandelte Mass Combat Rules) voran getrieben wird.

Das finde ich eine SEHR GUTE Idee!

Eigentlich sollte JEDER Superschurke (auch wenn sie - meist temporär - zusammenarbeiten) solch einen "Bösen Plan" haben. Und dessen Umsetzung, das Vorantreiben könnte man wirklich als ein über die Dauer mehrerer, oder gar vieler Spielrunden als "Extended Contest" = "Massenkampf" umsetzen. - Hier gibt es ja auch das Handwerkszeug zum persönlichen Einsatz, sowie die "Einsatzmoral", d.h. die Aufopferungsbereitschaft der eigenen Handlanger.

Diese Idee werde ich mal unserem NE-Spielleiter unterbreiten.

2.) Superschurken dürfen natürlich fast nie selbst agieren, sondern fast immer über ihre Handlanger, während der Schurke sich in Sicherheit bringt!

Das ist eine Frage des Stils. - Es gibt manche Superschurken, die lieber persönlich ihre Bösen Taten vollbringen, während es die Evil Masterminds gibt, die andere das böse Tagewerk für sie erledigen lassen.

Hier hätte man entsprechend den "Rollen" von Speedster, Brick, usw. eben auch das Evil Mastermind (welches nicht wirklich gut in NE abgebildet ist - Dr. D. drängt sich da zu sehr auf und nimmt den SCs den Raum, den sie bräuchten, wenn sie SELBST einen Evil Masterplan zur Unterwerfung der Aliens, zur Versklavung deren Dienerrassen, zur Nutzung deren Raumschiffe zwecks Eroberung des UNIVERSUMS!!! umsetzen wollten).

Zur rechtzeitigen Flucht des Superschurken: Hier kann man die z.B. bei DTA für die dortigen Obergegner vorgesehene Regelung verwenden, daß bei Ausgabe eines Bennies dem Superschurken IMMER die Flucht gelingen wird. - Nur könnten dann dessen Gegner, also die Helden-Wildcard-NSCs, für ihren "Zwischensieg" einfach einen Bennie erhalten.

3.) Superschurken starten mit wesentlich mehr Bennies als üblich, bekommen aber keine Bennies für das Ausspielen von Hindrances, sondern VERLIEREN sie, wenn sie diese NICHT ausspielen.

Vom Verlieren von Bennies halte ich grundsätzlich nichts. Das soll eine Ressource sein, die nicht irgendwelchen "Bestrafungen" seitens des Spielleiters unterworfen ist.

[Nocturama]

Suchst du nach Möglichkeiten für Necessary Evil oder generell für Superschurken-Kampagnen?

Das Problem bei Superschurken ist oft, dass sie sehr individualistisch sind und - selbst wenn sie in Gruppen zusammenarbeiten - auch anderen Superschurken nicht vertrauen. Hintergehen ist da an der Tagesordnung. Und warum sollte der Kingpin of Crime, der Geld scheffeln will, mit Thanos, der alles Leben im Universum vernichten will oder mit Dr. Doom, der die Welt beherrschen will/sich an den F4 rächen, zusammenarbeiten? Klar, um den Held zu besiegen, aber hinterher geht man sich an die Kehle.

Man braucht also auf jeden Fall ein gemeinsames Ziel für die SCs - muss ja noch nicht mal Welteroberung sein (kann aber), sondern auch Reich werden, seiner eigenen Minderheit (Mutanten, Magier, atomar Verstrahlte) zu ihrem Recht verhelfen oder endlich die Portale zur Hölle öffnen.

Ich würde mir auch überlegen, welche Grundtönung ich dem Spiel gebe (bzw. in welchen "Age" der Comiczeitalter ich es ansiedele). Bei einer albern-lockeren Silver Age-Runde müssen natürlich käsige Superhelden rein ("Fear not, citizen! Captain Amazing is here to help!"), die von den Superschurken in elaborierte Fallen gesteckt werden (aber diesmal nicht entkommen...). Welteroberung wird mit Doomsday Devices geplant und man erpresst die Welt um EINE MILLIONEN DOLLAR! Und Rache. Rache ist ganz wichtig. "Captain Amazing! Du hast mich in den Tank mit Säure geworfen und mich für immer entstellt! Jetzt musst du dafür bezahlen!"

Spiele ich grim and gritty Iron Age oder Modern Age, dann werden die Superschurken wahrscheinlich tödlicher und subtiler vorgehen. Warum sich auf einen direkten Kampf einlassen, wenn es ungefähr hundert Pläne gibt, wie man den Superheld ohne Konfrontation umbringen kann? Beeinflussung der Regierung und der Öffentlichkeit (ist doch auch schon, wenn einem Macht einfach gegeben wird und man niemanden dafür hauen muss), fiese Psychospiele mit dem Helden, das passt dann mehr.

Mir persönlich wäre eine unernste Silver Age-Runde lieber, weil "hey, töten wir seine ganze Familie und legen ihm den Kopf seines Sidekicks ins Bett, das wird ihm eine Lektion erteilen" nicht so ganz mein Fall ist 

[Waldviech]

Suchst du nach Möglichkeiten für Necessary Evil oder generell für Superschurken-Kampagnen?

Zunächst mal generell - aber für Necessary-Evil kann man diese Überlegungen hier natürlich auch sehr gut verwenden. Im Übrigen ist mir eine lockere und humorige Herangehensweise an den Stoff auch lieber als eine toternste. Schon allein, weil es geradezu zur Parodie reizt, wenn man im Superheldengenre mal die Seite wechselt.

[MarCazm]

Dann darf man die tollen Todesfallen, die extra für die Gegenspieler gebaut werden, auch nich vergessen. Zusätzlich dazu natürlich noch das Gloater Hindrance. Alles andere wär falsch.

[Nocturama]

Es ist auch wichtig, was genau im Zentrum der Kampagne stehen soll - soll nämlich der Kampf gegen die Captain Hammers der Welt den Kern bilden, muss man sich schon mal ein paar Gedanken zu Ersatzhelden machen. Superschurken können nach der Gefangennahme durch Helden aus dem Gefängnis entkommen und weiternerven. Aber wenn Superschurken Helden in die Finger kriegen... uhm, wollen sie die auch richtig loswerden. Und sobald erstmal alle Helden hin sind, wäre für mich das Kampagnenziel erreicht - klar will Dr. Destructo die Welt erobern, aber ich will nicht spielen, wie er neue Gesetze erlässt und Propaganda in Auftrag gibt. Laaangweilig...

Wenn die Spieler damit leben können, kann man natürlich dank Reinkarnation praktisch unsterbliche Helden integrieren (sobald die sterbliche Hülle von Athena stirbt, sucht sie sich eine neue), eventuell gibt es Nachfolger (Amazing Boy übernimmt das Cape von Captain Amazing) oder sogar eine (geheime?) Superheldenfabrik der Regierung*.

Übrigens fand ich auch die in einem anderen Forum vorgestellte Idee ganz großartig, im Dr. Horrible-Universum Mitglieder der "Union of Henchmen" zu spielen  Das Leben eines Minions ist schwer...




* Wobei ich immer das Chaos der zig-Entstehungsgeschichten, von Magie über Training bis hin zum radioaktiven Gürteltier, mag und deshalb nicht so viel für "alle Superhelden sind so entstanden" übrig habe.