Nein. Man kann fühlen, dass man mit dem Charakter eins ist und genau das ist Immersion. Die hundertprozentige.
Ich weiss nicht, wie ihr es schafft, einen simplen, ganz irdischen Prozes, so abgehoben zu sehen, dass er unerreichbar wird.
Gut, sehe ich mal durch deine Augen: Ich
kann mich so weit in einen Charakter hineinversetzen, dass ich alles weiß, was er weiß, alles fühle, was er fühlt und alles sehe, höre, rieche und schmecke, was er schmeckt und auch weiß, was er vorher gefühlt und erlebt hat.
Aber - und das gehört imho zu 100% Immersion im Sinne eines Stances dazu - ich kann meine Entscheidungen
nicht allein auf dieser Erfahrung basieren lassen, weil ich
gleichzeitig noch am Spieltisch sitze, meine Mitspieler um mich herum habe, das Würfelgeklapper wahrnehme und weiß, was
ich an diesem Spielabend für den SC erreichen will und was ich denke, wie das Abenteuer weitergeht und auch sonst eine Menge Information zur Spielwelt und ihrer Mechanik habe, die der Charakter nicht haben kann/darf. Das "sich so fühlen als ob" kaufe ich dir sogar ab, das habe ich auch schon erlebt und finde es sehr spannend und erstrebenswert - aber trotzdem bin ich der Meinung, dass das eine Illusion ist.
Aber genau an dem Punkt haben wir eine Ebene erreicht, in der Diskussion nicht mehr hilft, weil dein Erleben der Sache vermutlich doch ganz anders war als meines.
Ohne das JETZT und HIER ausdiskutieren zu wollen und den Thread weiter auszufransen, frage ich mich selbst gerade, wie denn das Zusammenspiel eines 100%-ig immersiven Charakters mit seinem nicht-immersiven SL funktioniert? Da ist ja immer sowas wie eine "Übersetzung" erforderlich. Beisst sich das? Wenn ja, wie weit? Muss ich mal drüber nachdenken... .
Ganz kleinlich betrachtet, ist die Kommunikation mit der Spielgruppe ja sowieso der Punkt, an dem 100% nicht mehr möglich sind, sondern nur noch soweit gehen, wie man sich z.B. in eine Romanfigur hineinversetzen kann. Oder würde irgendwer auch im realen Leben sagen "Ich geh jetzt zum Kühlschrank und hol' mir ein Bier!" anstatt es einfach zu tun.
Wie gerade am Anfang des ursprünglichen Threads angemerkt, würde es bei einem Stance, der auf 100% Immersion beruht, viel zu oft zu dysfunktionalen Situationen im Rollenspiel kommen. Die Kriegerin hat ihre Tage, der Zauberer will viel lieber in seiner Studierstube Tee trinken und der Schurke hat ohnehin wieder nicht vom Rauschkraut lassen können, woraufhin die Gruppe praktisch völlig unfähig ist, das Abenteuer zu beginnen (das wollen die Charaktere ja eh nicht... die Kriegerin hat genug mit Damenhygiene zu tun, der Zauberer muss unbedingt vorher noch die neue Teesorte ausprobieren und der Schurke hat keinen Bock auf einen kalten Entzug) - währen da nicht die Spieler, die wissen, dass man so nicht rollenspielen kann und ihren Charakteren in den Arsch treten, doch mal wieder was heldenhaftes zu tun.