Das Mondmeer
Kurzzusammenfassung
Vier Piratenfraktionen, darunter so illustre Zeitgenossen wie Untote und „ägyptische“ Götter kämpfen in einer Fantasy-Version der Karibik um die Vorherrschaft.
Präsentation
Das Mondmeer besteht aus 12 Seiten. Inhaltsverzeichnis, Seiten- und Kapitelnummerierungen gibt es nicht, dafür nette Bilder, die leider sehr stark komprimiert sind. Das trifft auch auf die drei Seiten mit den Charakterbögen der NSCs zu, die so klein und verpixelt sind, dass man sie nicht benutzen kann. Der Beginn des Textes wirkt etwas wirr, später wird die Struktur und Sprache klarer.
Inhalt
Der Text beginnt mit dem Expose, dass kurz und schörkellos auskunft darüber gibt, was einen beim Mondmeer erwartet. So wünscht man sich das. Leider geht es danach etwas durcheinander, Textbausteine werden wiederholt, Sachen kommen umformuliert nochmal, das ist alles sehr wirr. Nach dem zweiten Ende des Exposes hat diese Verwirrung aber zum Glück ein Ende.
Das nächste Kapitel widmet sich der Entstehung des Mondmeers durch einen Kampf der Götter. Das ist nur in sofern interessant, weil es den Hintergrund zum zweiten Kapitel liefert, „Wie der Gott Blechbüchse zum Namen kam“. Das ist eine nette kleine Geschichte, auch wenn ich einen lebenden Gott, der unter Piraten lebt und sich mit ihnen die Hucke vollsäuft nicht passend für das Genre empfinde.
Auf den nächsten vier Seiten wird dann jeweils eine der Hauptinseln vorgestellt, die gleichzeitig die Zentralen der vier Piratenfraktionen sind. Auf der Doppelinsel Hope der Bruderschaft der 1000 Inseln gibt es Konflikte mit den ansässigen Bauern, der Vulkankrater Caribia der Gesellschaft der freien Piraten protzt mit einer freischwebenden Kneipe, der Knochengarten der Tas La Mani Gesellschaft bildet den gruselig-dekadenten Gegenpol, und die Hunde der See haben sogar ihre eigene Dimension, die man durch ein riesiges Marmortor erreicht und wo ihr Anführer, der schakalköpfige Tut-Ra in einer Pyramide haust. Diese vier Seiten sind der Glanzpunkt dieses Beitrages. Die beschreibenen Schauplätze sind farbig, phantasievoll und bieten Konfliktpotential, und die vorgestellten NSCs haben eigene, widersprüchliche Pläne, die als Abenteueraufhänger herhalten können. Für meinen Geschmack kommt nur die Sichtweise des einfachen Mannes zu kurz.
Auf der nächsten Seite folgen Spielwerte der Fraktionen für Reign und ein großes C-Web mit den Fraktionen und NSCs, das der Benutzer selbst ausfüllen kann: Das nenn ich dem Spielleiter Arbeit abnehmen!
Auch das nächste Kapitel mit Monstern weiß zu begeistern. Neben den Klassikern dreiköpfiger Affe, Zombie und Riesenkrake werden auch Skelette und Riesenkrokodile fluff- und wertemäßig behandelt. Gut, gut, gut!
Auf den letzten drei Seiten befinden sich jeweils die Charakterbögen der drei vorgestellten NSCs der Gesellschaft freier Piraten, der Tas la Mani Gesellschaft und der Hunde der See. Die Idee finde ich zwar gut, die Durchführung ist allerdings mangelhaft. Die Schrift ist so klein und verpixelt, dass man sie nur mit Müh und Not entziffern kann – fürs eigentliche Spiel ist das unbrauchbar.
Fazit
Das Mondmeer ist eine handwerklich gut gemachte Settingbeschreibung, und man merkt, dass es mit dem tatsächlichen Spiel in Hinterkopf geschrieben wurde. Trotzdem hat es einige Mängel. Ich hätte mir noch eine kurze (ultrakurze) Beschreibung der umliegenden Länder gewünscht, Details über den Schiffsverkehr und den Ablauf vom Seegefechten oder wie sich der Schutz vor Feuerwaffen konkret auswirkt. Einige Settingelemente wie die sieben Artefakte des Stürz den Becher wirken auch aufgesetzt, hier hätte noch eine kurze Erklärung gutgetan. Alles in allem ist das Mondmeer ein gutes Setting, und wenn ich mal eine kurze „Monkey Island“-Kampagne plane, dann werde ich sicher auf das eine oder andere Element davon zurückgreifen. Trotz der Schwächen schicke ich das Mond-Meer in die Endrunde; das war aber eine ganz knappe Entscheidung.