S01 E02
The Dig
Eine schäbige Bude, irgendwo in Bug City. Als die Tür sich öffnet strömt Alphonse der bestimmte Geruch von irgend etwas unbestimmbaren entgegen. Der Mann im Türrahmen passt irgendwie ganz genau zu diesem Geruch. Ein Hippie mit Vollbart und langem Haar.
„Herr Schwarz-Gustavson?“ M'Boas Augen mustern den Europäer abschätzend. Ein weißes T_Shirt spannt sich eng über den muskulösen Oberkörper. Es trägt den Aufdruck „Insekticide“ über dem Bild einer großen Spraydose und ist nachlässig in eine abgetragene Armeehose gestopft. In seinen groben Händen hält er eine einfache Wärmebildkamera.
„Thomas Eiffler schickt mich, ich soll mit ihnen über unseren Auftrag sprechen“
Karl Halsten Schwartz-Gustavson nickt, bittet ihn aber nicht herein. „Was für ein Auftrag?“
Alphonse erläutert kurz den Auftrag und was sie zu finden hoffen und deutet dann auf die Wärmebildkamera.
„Ich wäre dafür, wenn wir uns im Vorfeld das Ganze schonmal ein wenig anschaun. Angeblich haben diese Labors der Bugs eine ganz bestimmte Wärmesignatur und vielleicht können sie sich bei dieser Gelegenheit auch schonmal einen Überblick über die Überwachungsvorkehrungen der Ultras machen.
Schwarz-Gustavson verschwindet kurz im Inneren seiner Wohnung und kehrt mit einem langen schwarzen Mantel und seinem Laptop zurück. Erst jetzt fällt Alphonse auf, welch teure Kalmotten der „Hippie“ doch trägt, auch wenn sie schon etwas abgenutzt aussehen.
Gemeinsam schwingen sie sich in M'Boas PickUp und suchen sich ein verlassenes Gebäude nahe des großen Zauns, der das Gelände der Ultras von der Stadt abgrenzt.
Während Alphonse die Gegend mit seiner Wärmebildkamera absucht, hackt sich Karl in die Systeme der Ultras. Personaldateien, Patroulienrouten und vieles mehr läuft flimmernd über den Bildschirm des Laptops.
In der Wärmebildkamera zeigt sich deutlich, dass es sich bei Hangar 13 um eines der Bug-Labors handeln muss. Wie ein Leuchtfeuer zeichnet sich das Gebäude vom Hintergrund ab. Die Türen der Halle sind verschweißt, das Gebäude hermetisch abgeriegelt. Seltsam.
Schwarz-Gustavson merkt kurz von seinem Laptop auf. „Du hattest doch diesen Butgereith erwähnt?“ „Ja?“ „Er war hier. Einer der Ultras, wegen Bestechlichkeit unehrenhaft entlassen. Interessanterweise trifft er sich aber immer noch regelmäßig mit einem der Unteroffiziere zum Pokern.“ „Also doch kein schlechtes Gewissen, wegen der Kriegsgefangenen“ denkt sich Alphonse ärgerlich und wendet sich wieder dem Fenster zu.
Nach einiger Zeit meldet sich Karl wieder. „So, alles erledigt. Hab ihnen ein paar Überraschungen da gelassen, die uns beim Einsatz helfen werden.“ Er grinst.
Als die Beiden gerade zusammen packen fährt draußen ein kleiner Lkw vor. Zahlreiche leicht bekleidete Frauen tummeln sich auf seiner Pritsche. Professionelle, die anscheinend schon von den Ultras erwartet werden. In einer von ihnen erkennt Alphonse eine der Bedienungen aus Cockburns Laden, ein Zufall?
Das Gelände der Ultras leert sich rasend schnell. Ein guter Zeitpunkt um vielleicht jetzt schon einzudringen? Karl und Alphonse beraten sich eine Zeit lang und entschließen sich Kontakt zu dem Digger aufzunehmen.
Sie treffen ihn bei Cockburn, doch er kann sie davon überzeugen doch erst am nächsten Morgen zuzugreifen.
Also treffen sie sich wie abgesprochen im Morgengrauen. Eiffler wirkt übernächtigt und ist sehr wortkarg. Smith fehlt ganz. Alle Versuche ihn zu kontaktieren scheitern. Schweren Herzens entschließt man sich ohne ihn aufzubrechen.
„Marcel“ führt sie zu seinem Tunnel und mit der Sauerstofflanze schneiden sie sich den Weg in den Hangar, während Alphonse den Tunnel mit Dynamit für den Rückzug präpariert. Schwer rumpelt die große Metallscheibe auf den Boden. Schnell wirft Alphonse eine Matte auf die noch glühenden Ränder und zieht sich nach oben.
Die Halle ist gewaltig. Bis unter die Decke stapeln sich gläserene „Särge“ in denen die Körper von Menschen schweben. Jeder Gang verfügt über ein Terminal, kleine Drohnen schwirren durch die Luft. Schwarz-Gustavson und Doc Eiffler folgen. Karl wendet sich sofort den Terminals zu während Thomas proben aus den Tanks entnimmt und sie dem Xsosa nach unten reicht.
Derweil nähert sich Alphonse einem der Tanks. Seine Digitalkamera liefert nur verwaschene Bilder und wird von starken Interferenzen gestört, doch er bekommt ein halbwegs vernünftiges Bild hin. Als er die Kamera auf den Kopf des im Tank treibenden Körpers richtet schlägt dieser plötzlich die Augen auf. Sein Mund öffnet sich zu einem stummen Schrei, Arme und Beine schlagen wild um sich. Alphonse wartet ab und wirft einen Blick zu Karl. Kein Alarm. Eine Drohne summt heran und verabreicht dem Körper eine Injektion, die ihn sofort zur Ruhe bringt.
Dann ein Ächtzen von Karl Halsten. „Es gibt hier einen P`radi`z, in einem der Tanks“.
Sofort stürmten die beiden Männer los. „Im Zentrum der Halle, oberste Reihe“
„Verdammt, wie kommen wir da hin? Das sind locker 20 Meter Höhe und man müsste den Sarg herausziehen, damit man ihn öffnen kann.“
„Es muss hier irgendwo doch so eine Art Lagerkran geben...“
Nach kurzer Suche hatte sie ihn gefunden, doch die Bedienung war eindeutig auf Bugs ausgelegt, völlig fremd. Fluchend widmete sich Karl wieder den unzähligen Daten auf seinem Laptop, während Alphonse vor dem Bedienpult des Lagerkrans verharrte. Irgendwie sah es ganz einfach aus...
Er legte die Hand auf eine Tasche, die darauf aufleuchtete. Dann, wie in Trance, berührte er eine weitere Folge von tasten und der Kran setzte sich in Bewegung.
Krachend kam der Sarg mit dem P`radi`z auf dem Boden zu liegen. Alphonse schüttelte sich, doch machte schnell ein paar schritte zu dem gläserenen Tank hin.
So nah waren sie noch nie einem der Insektoiden gewesen. Der Bug in dem Tank war verkabelt. Dicke Datenkabel reichten in den Tank hinein und waren mit dem Schädel des P`radi`z verbunden.
„Er ist direkt mit dem Main-Server verbunden.“ murmelte Karl und stellte eine Verbindung mit dem Netz her. „Da ist eine unglaublich starke Firewall die den Server schützt, aber...“ es glitzerte in seinen Augen „... vielleicht kann ich ja den Bug hacken“ Wie besessen hämmerte er auf die Tastatur ein. „Wir schaffen es nicht den Bug mitzunehmen, er ist zu groß, zu schwer und zu sperrig für den Gang. Kommst du an sein Hirn ran?“ Keine Antwort von Karl Halsten. „Wenn nichts mehr geht nehmen wir wenigsten diesen hässlichen Schädel mit. Mit ein wenig Bug-Technik lässt sich diesem verdammten Insektenhirn sicherlich noch die ein odere andere Information entreißen.“ „Ich hätte ja lieber Herz oder Atmungsorgane“ warf Karl Halsten ein. „Ich befürchte, wenn ich die Firewall knacke gibt es Alarm, ebenso wenn wir den Tank öffnen.“
„Dann machen wir uns bereit. Du hackst den Server und ich hack den Bug, sobald der Alarm losgeht“ Nervös zückte Alphonse seine Machete.
Karl vertiefte sich wieder in die digitalen Tiefen des Computernetzwerks. Schweiß stand auf seiner Stirn, während die Finger über die Tasten flogen. Alphonse entriegelte derweil den Tank ohne ihn jedoch bereits zu öffnen. „Ich bin drin“ ein triumphierender Ruf Karls, der ihn jedoch nicht daran hinderte weiter zu arbeiten. „Verdammt, ich brauch mehr Speicher. Hier ist alles. Die komplette DNA der Bugs... oh verdammt.“ Der Bildschirm erlosch. Alarm. Alphonse stieß den Sarg auf. Die galertartige Flüssigkeit in seinem Inneren verteilte sich über den Boden. Mit einem mächtigen Hieb traf die Machete auf den Halsbereich des Insektoiden. Krachend zersplitterte Chitin, doch der kraftvolle Hieb trennt den Kopf nicht komplett ab. Die Facettenaugen des P`radi`z erfüllten sich mit Leben, eine der Mandibeln schloss sich schraubstockartig um den rechten Arm des kahlköpfigen, gleichzeitig wurde die Halle in gleißendes Licht getaucht, gefolgt von dem Donnern einer Explosion. Die Ultras kamen! Schnell wechselte Alphonse die Machete in die Linke. In seinem Schädel ertönte eine Stimme. „Erlöse mich“ Mit grimmiger Entschlossenheit hieb er ein zweites Mal zu „Oh ja, das tue ich“. Mit einem kräftigen Ruck riss er den Schädel , sammt einer High-Tech Platine ab. „Schnell!“ kam es von den anderen.
Gerade noch genug Zeit, ein paar Spuren zu verwischen...auf die explosive Art. Eine Dynamitstange in den geöffneten Tank des P`radi`z.
Die ersten Schüsse aus Sonarblastern pfiffen durch die Halle. Gemeinsam stürzten sie alle auf das Loch im Boden zu. Karl Halsten fiel mehr in das Loch als das er sprang, noch schlimmer erging es Alphonse. Er rollte sich so ungeschickt ab, dass er die Platine quasi direkt unter den Stiefeln von Thomas Eiffler plazierte. Krachend barst die High-Tech. „Verdammt. Macht hinne!“ Als Letzter robbte sich Alphonse durch den engen Gang, den Schädel mit einer Hand gehalten immer vor sich. Die ersten Ultras erreichten den Gang. Zeit für die Sprengung.
Sein Finger legte sich gerade auf den Auslöser, als etwas seine Beine traf. Sonarschocker? Sofort wicht jegliches Gefühl aus den Beinen, doch sie setzten die einmal angetretene Bewegung fort und schoben seinen Körper weiter voran. Klickend rastete der Auslöser ein und eine gewaltige Explosion erschütterte den Gang. Von oben dran ein lautes, hämmerndes Geräusch. Schockwellen um die Gänge zum Einsturz zu bringen.
Der Xsosa schwang sich in seinen Wagen und donnerte mit dem Doc davon. Karl Halsten schwang sich ans Steuer von Alphonses Wagen. Nur langsam kehrte das Gefühl in die Beine zurück. Das war kein Sonarschocker gewesen, sondern etwas völlig anderes. Die schweren Armeestiefel und die Hose waren bis zum Knie verschwunden, auch sämtliche Haare, aber an sonsten schienen die Beine nicht verletzt zu sein. Vielleicht sogar etwas zu unverletzt, denn selbst eine alte narbe aus Kindheitstagen war verschwunden.
In den Straßen der Stadt gelang es ihnen etwaige Verfolger abzuhängen und schließlich erreichten sie Alphonses Wohnung, wo sich sich schnell umzogen und frisch machten. M'Boa wechselte noch schnell die Kennzeichen seines Wagen und dann machten sie sich auf in die dunkle Nacht...