... ist zu erwarten, dass der Spieler ein kolossales Erlebnis der Spielwelt bekommt, das viel intensiver ist, als das, was ein einzelner Spielleiter erzeugen kann.
Wirklich? Davon bin ich keineswegs überzeugt - jedenfalls nicht für
alle Spieler.
Das Problem, daß ich vornehmlich sehe, ist:
- Entweder hat eine Person Weisungskompetenz für alle anderen. Dann halte ich den Begriff der "Leitung" für die anderen für inadäquat. Sie sind dann Handlanger des Spielleiters, aber sie haben (wenn auch eine gewisse eigene Verantwortlichkeit für bestimmte Bereiche) keine Leistungsfunktion. Im widrigsten Fall bekommt der Spieler den Eindruck einer kolossal in sich zerstrittenen und innerlich widersprüchlichen "Spielwelt".
- Oder keiner der Leiter hat höhere Kompetenz als die anderen, sondern jeder versucht den Spieler nach eigener Facon zu "leiten", was (wenn die Spielleiter nicht zufällig Sozialgenies sind) in ein hoffnungsloses Kompetenz- und Aufmerksamkeitsgerangel ausarten dürfte (und wiederum mit dem Eindruck für den Spieler, daß die Spielwelt irgendwie kolossal disparat ist). Denn auch wenn die "Interessen" des letzten verbliebenen Spielers theoretisch über den eigenen stehen sollten, hat ja doch vermutlich jeder Spielleiter den Wunsch, auch etwas von der Spielweltsimulation, die er betrieben hat, "wirksam" werden zu lassen.
Im ersten Fall stellt sich mir die Frage, was daran für die Handlanger so unterhaltsam und befriedigend ist, daß sie das tun würden. Ihre Eigeninteressen stehen ja immer an letzter Stelle hinter den Interessen des Spielleiters und des letzten verbliebenen Spielers.
Im zweiten Fall sieht es auch nicht viel besser aus. Jeder der Spielleiter muß sich fast pausenlos zurücknehmen und den anderen Raum geben. Da halte ich "spielleiterloses " Spiel fast noch für den verträglicheren Ansatz: Da kann man auch "Kompetenzräume" schaffen, aber man hat nicht noch das Element der Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des letzten verbliebenen Spielers.
Angesichts der Mühe, schon für zwei bis sieben Spieler
einen Spielleiter aufzutreiben, der dann immerhin weiß, daß er mit größerer Handlungsfreiheit und Anerkennung (für das Übernehmen der ungeliebten Position) belohnt werden wird, denke ich, daß mehr Spielleiter keinen echten Gewinn bringen. Das Hinzunehmen eines Handlangers für komplexe Situationen mag noch angehen - vor allem, wenn es mehrere Spieler sind (mehr als vier) und die Gruppe dazu eigt, sich zu trennen.