Das liegt daran, dass du deine Idee nicht allzusehr präzisiert hast.
Zum einen das. Ich kann jedoch nicht besonders weit präzisieren, weil es nur eine vage Idee ist. Zum anderen wird das, was ich präzisiere, nicht aufgenommen. Ich habe zum Beispiel explizit betont, dass es um eine Simulation der Spielwelt geht. Und jetzt als Beispiel deine Reaktion auf meine Erklärungsversuche:
Also: Wie soll das mit den 3-4 SLs funktionieren?
Bei Polaris z.B. spielt ein Spieler den Haupt-SL (alle Gegner, und er kann als einziger mit dem Spieler in Conflict Resolution gehen), einer alle emotional verbundenen NSCs (Familie etc.) und einer alle sozial verbundenen NSCs (Kollegen, Vorgesetzte).
Du fragst damit nach der Aufgabenverteilung der Spielleiter. Dealgathairs Vorschlag geht in die gleiche Richtung.
Mich interessiert das im Moment noch gar nicht. Und ich kann nichts dazu sagen, weil vor dieser Frage noch ein paar andere entscheidende Fragen kommen. Ich sehe die Idee aus einem anderen Blickwinkel und ich weiss nicht, wie ich ihn vermitteln soll.
Vielleicht mit einem Beispiel. Stellen wir uns eine Szene vor, bei der die Spielergruppe, aus 4 Charakteren bestehend, auf der Feier eines hohen Landadeligen eingeladen ist. Diese Feier ist sehr wichtig, hier werden Kontakte geknüpft, Allianzen und Intrigen geschmiedet, größere Pläne ausgehandelt und vereinbart. Die SCs quatschen Graf Langnase an, um mit ihm etwas auszuhecken. Der SL spielt den Grafen. Danach wenden sich die Spieler an jemand anderen, der Spielleiter muss wieder mitspielen. Er ist dauernd in die direkte Interaktion mit den SCs eingebunden.
Stellen wir uns vor, es gibt 3 weitere SL, die das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachten. Sie müssen sich nicht auf die SCs konzentrieren, sondern können sich der Gesamtsituation widmen. Sie stellen fest, dass das Gespräch von SCs und Graf Langnase von Baron Steinfels beobachtet wurde. Steinfels ist mit Langnase nicht gerade befreundet und weil er in den Wochen zuvor den SCs bei irgendeiner Bitte eine Abfuhr erteilt hat, denkt er, die wollen sich nun an ihm rächen. Steinfels ruft eine Magd zu sich, schiebt ihr einen Hunderter ins Höschen und schickt sie aus, den notgeil aussehenden SC Donnerfaust zu umgarnen, abzufüllen und auszuhorchen, was er so im Schilde führt.
Während der Spielleiter weiterhin mit den SCs interagiert und gerade irgendein Gespräch ausspielt, kommt jetzt SL 2 ins Spiel. Er spielt die Magd, die Wein zum Nachfüllen bringt und Donnerfaust anflirtet. Donnerfaust lässt sich drauf ein, er ist in der Tat notgeil. Allerdings ist er nicht dumm und merkt, dass die Magd zu neugierig ist. Er tischt ihr eine Fantasiegeschichte über seine Pläne auf. Nachdem er sie gevögelt hat, tut er so, als ob er einpennt, schleicht jedoch der Magd hinterher und sieht, dass sie Steinfels Bericht erstattet. Er erinnert sich, dass Steinfels ihnen eine Bitte abgeschlagen hatte, geht zu den anderen SCs und berichtet, dass Steinfels etwas gegen sie im Schilde führt. Die Aufmerksamkeit der Gruppe wird plötzlich auf etwas Neues gelenkt, das potentiell bedrohlich ist. Das wird Konsequenzen für das weitere Spiel haben.
Ich denke, dass solche Wendungen schwer zu realisieren sind, wenn es nur einen SL gibt. Er ist einfach permanent in die direkte Interaktion mit den SCs eingebunden. Sein Gehirn hat nicht die Kapazität, in Echtzeit parallele Entwicklungen auszudenken, zu planen und in das Spielgeschehen einzubinden. Die Simulation der Spielwelt beschränkt sich also hauptsächlich auf direkte Interaktionen mit den Spielern.
In diesem Punkt sehe ich den großen Vorteil von mehreren SL. Sie können die Simulation der Spielwelt erweitern, sie können dafür sorgen, dass auch indirekte Interaktionen zum Einsatz kommen. Sie können das soziale Netzwerk, in dem sich die SCs bewegen, deutlich komplizierter und damit interessanter gestalten. In meinem Beispiel glauben sich die SCs und Steinfels schon halb als Feinde, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gibt. Aus den Blicken unbeteiligter NSCs - quasi aus dem Nichts - wird eine Entwicklung eingeleitet, die ganz lustige Blüten treiben kann. Die Spielwelt bekommt dadurch eine ganz eigene Dynamik. Und um das zu realisieren, ist das umgekehrte SL-Spieler-Verhältnis in meinen Augen günstiger.